Jalsa Salana Deutschland

Die Antwort auf gängige Vorurteile gegen den Islam

Ansprache des weltweiten Oberhaupts der Ahmadiyya Muslim Gemeinde an Gastbesucher der Jalsa Salana Deutschland am Samstag, den 2. September 2023

Am 2. September 2023 sprach der Fünfte Kalif und das weltweite Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Gemeinde vor über 880 Gästen und Würdenträgern, die an der Jalsa Salana (Jahresversammlung) in Deutschland teilnahmen, und klärte sie über Missverständnisse und einige der gängigsten Behauptungen auf, die gegen den Islam erhoben werden. Im Folgenden finden Sie die offizielle Abschrift der Ansprache.

*Hinweis: Diese Abschrift darf nicht ohne ausdrückliche Genehmigung vervielfältigt werden, weder im Web noch in Printform.

Nach der Rezitation von tašahhud, ta’awwuḏ und bi-smillāh sagte Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor Ahmad (aba), das weltweite Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Gemeinde und fünfter Nachfolger des Verheißenen Messias (as):

»Verehrte Gäste,
as-salāmu ʿalaikum wa-raḥmatullāhi wa-barakātuhū, Allahs Frieden und Segen seien mit Ihnen allen!

Zunächst möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um all unseren Gästen aufrichtig zu danken, die unserer Einladung zur Jalsa Salana gefolgt sind, obwohl sie keine Mitglieder unserer Gemeinde sind. Ihr Interesse, mehr über den Islam zu erfahren und Ihre Bereitschaft, an dieser religiösen Veranstaltung teilzunehmen, zeugt von Ihren offenen Herzen und Ihrer Toleranz.

Heute möchte ich kurz auf einige wichtige Anschuldigungen eingehen, die häufig gegen den Islam vorgebracht werden, und darauf antworten. So wird zum Beispiel behauptet, dass die Lehren des Islam extremistisch seien und die Muslime dazu ermutigen würden, Gewalt anzuwenden, um Länder zu erobern oder andere Religionen und Glaubensrichtungen zu eliminieren. Es wird auch behauptet, dass Muslime Nicht-Muslime als minder betrachten würden und dass der Islam menschlichen Werten keinen Vorrang einräume oder bestimmten Teilen der Gesellschaft, insbesondere Frauen, keine gleichen Rechte zugestehe.

Wie also gesagt, ist einer der Hauptvorwürfe gegen den Islam, dass er durch das Schwert verbreitet worden und es Muslimen erlaubt sei, Gewalt anzuwenden, um andere zu zwingen, seine Lehren zu akzeptieren. In dieser Hinsicht ist es wichtig, sich zu vergewissern, was der Heilige Qur’an, der die Grundlage aller islamischen Lehren ist, über die Verbreitung des Islam sagt. In Kapitel 10, Vers 100 des Heiligen Qur’an sagt Allah, der Allmächtige: »Und hätte dein Herr Seinen Willen erzwungen, wahrlich, alle, die auf der Erde sind, würden geglaubt haben insgesamt. Willst du also die Menschen dazu zwingen, dass sie Gläubige werden?«

Hier verkündet Allah, dass Er, wenn Er gewollt hätte, alle Menschen hätte zwingen können, den Islam anzunehmen. Er hat jedoch entschieden, dass die Menschen einen freien Willen haben. Danach erklärt Allah, der Allmächtige, dass es für den Heiligen Propheten (Muhammad(saw)), oder seine treuen Anhänger undenkbar war, das Prinzip der Glaubensfreiheit zu verletzen, wenn Er die Menschen nicht gezwungen hatte, den Islam anzunehmen. Dieser Vers allein ist ein eindeutiger Beleg dafür, dass der Islam die Anwendung von Gewalt in religiösen Angelegenheiten nicht zulässt und dass jeder Mensch frei ist, seinen eigenen Weg zu wählen. In ähnlicher Weise heißt es in Kapitel 18, Vers 30 des Heiligen Qur’an:

»Und sprich: ›Die Wahrheit ist es von eurem Herrn: darum lass den gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will.‹«

Dieser Vers bekräftigt zwar, dass der Islam eine wahre Religion von Gott ist und den Gipfel der Wahrheit darstellt, die die Menschheit zur Erlösung führt, aber er bekräftigt auch, dass es jedem Menschen freisteht, seine Lehren anzunehmen oder abzulehnen. Der Islam erlaubt es den Muslimen nicht, ihren Glauben mit der abscheulichen und zerstörerischen Kraft von Schwertern, Bomben oder Gewehren zu verbreiten, sondern fordert sie stattdessen auf, durch Vernunft, Beweise und Liebe die Herzen und den Verstand der Menschen zu gewinnen.

Vor allem lehrt der Islam, dass es von größter Wichtigkeit ist, dass alle Menschen freundschaftlich zusammenleben und dass die Gesellschaft von einem Geist des gegenseitigen Respekts und der Toleranz getragen wird, ungeachtet der unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Darüber hinaus hat Allah, der Allmächtige, den Muslimen wiederholt geboten, das höchste moralische Niveau zu erreichen. Selbst in kleinen oder scheinbar unbedeutenden alltäglichen Angelegenheiten lehrt er die Muslime, dass ihr Verhalten höchsten Ansprüchen genügen muss.

Darüber hinaus fordert der Islam die Muslime nicht auf, ihre Freundlichkeit auf ihre Angehörigen oder Glaubensgenossen zu beschränken. Im Gegenteil, der Heilige Qur’an weist die Muslime an, alle Menschen mit Gerechtigkeit, Wohlwollen und Mitgefühl zu behandeln. In Kapitel 5, Vers 9 des Heiligen Qur’an ist zum Beispiel ein zeitloser und großartiger Maßstab für Wahrhaftigkeit und Integrität verankert. Allah, der Allmächtige, sagt:

»Und die Feindseligkeit eines Volkes soll euch nicht verleiten, anders denn gerecht zu handeln.« Weiter heißt es in dem Vers: »Seid gerecht, das ist näher der Gottesfurcht

Dieser Vers definiert den vom Islam vertretenen Gerechtigkeitsstandard, der verlangt, dass man selbst dann, wenn jemand einen schwer misshandelt oder verfolgt hat, niemals Rache üben oder anders denn verhältnismäßig und fair reagieren darf. Die Geschichte hindurch haben Kriege und Streitigkeiten die Gesellschaft geplagt und dieser traurige Trend hält auch heute noch an. Lässt sich sagen, dass in den internationalen Beziehungen oder zwischen kriegführenden Nationen, unabhängig davon, ob ihre Regierungen säkular oder religiös sind, solche ehrenhaften Standards der Gerechtigkeit eingehalten werden? Die einfache Antwort lautet: nein. Nur im Islam finden wir ein solch unmissverständliches und unvergleichliches Prinzip der absoluten Gerechtigkeit, und es ist sehr bedauerlich, dass selbst moderne muslimische Regierungen nicht diesem islamischen Standard entsprechend regieren.

Eine andere oft wiederholte Anschuldigung ist, dass der Islam eine Religion des Krieges und des Blutvergießens sei. In dieser Hinsicht sollte klar sein, dass Allah, der Allmächtige, den Muslimen niemals freie Hand gelassen hat zu kämpfen oder zu den Waffen zu greifen. Wo der Heilige Qur’an die Erlaubnis zum Kämpfen gab, geschah dies nur unter extremen Umständen und mit strengen Bedingungen und Einschränkungen.

Wenn man die Frühzeit des Islam objektiv und unvoreingenommen betrachtet, wird man zweifellos feststellen, dass die Schlachten, die der Heilige Prophet Muhammad (saw) führte, ausschließlich der Verteidigung dienten. Nachdem der Heilige Prophet Muhammad (saw), und seine Gefährten jahrelang unsägliche Grausamkeiten und anhaltende Verfolgung durch die Ungläubigen in seiner Heimatstadt Mekka standhaft ertragen hatten, wanderten sie in die arabische Stadt Medina aus. Doch auch nach ihrer Übersiedlung konnten sie nicht in Frieden leben, da die mekkanische Armee sie aggressiv verfolgte und beabsichtigte, den Heiligen Propheten Muhammad (saw), zu töten und den Islam ein für alle Mal auszulöschen.

Unter diesen extremen Umständen erlaubte Allah, der Allmächtige, den Muslimen, sich auf eine Verteidigungsschlacht einzulassen. Diese Erlaubnis ist in Kapitel 22, Verse 40–41 des Heiligen Qur’an verankert, wo es heißt:

»Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist denen gegeben, die bekämpft werden; weil ihnen Unrecht geschah – und Allah hat fürwahr die Macht, ihnen zu helfen –, jenen, die schuldlos aus ihren Häusern vertrieben wurden, nur weil sie sprachen: ›Unser Herr ist Allah.‹ Und würde Allah nicht die einen Menschen durch die anderen im Zaum halten, so wären gewiss Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen niedergerissen worden, worin der Name Allahs oft genannt wird.«

Diese Verse zeigen, dass Allah, der Allmächtige, dem Heiligen Propheten Muhammad (saw), nicht befohlen hat, sich zu wehren, nur um den islamischen Glauben zu retten. Vielmehr bezeugt der Heilige Qur’an, dass das eigentliche Ziel der Mekkaner darin bestand, alle Religionen auszurotten und alle Kultstätten zu zerstören. Erst dann befahl Allah, der Allmächtige, den Muslimen, sich zu wehren, um das universelle Prinzip der Gewissens- und Glaubensfreiheit durchzusetzen. Wenn die Anhänger anderer Religionen die Muslime um Hilfe bitten, um die Religionsfreiheit zu schützen und zu bewahren, sollten die Muslime sie unterstützen – so die Lehre des Islam.

Wenn dies die tatsächlichen Lehren des Islam sind, fragen Sie sich vielleicht, warum Terroristen in den letzten Jahren abscheuliche Anschläge im Namen des Islam verübt haben. Die Antwort ist, dass hasserfüllte Extremisten oder Menschen mit politischen Zielen völlig falsche Schlüsse aus bestimmten Versen des Heiligen Qur’an gezogen haben, um ihre eigenen üblen Wünsche und Interessen zu bedienen.

Wer jedoch den richtigen Kontext dieser Verse unvoreingenommen studiert, wird feststellen, dass der Islam keine Form der Grausamkeit zulässt und dass es insgesamt keine Widersprüche im Heiligen Qur’an oder den islamischen Lehren gibt.

Zweifellos stehen alle Qur’an-Verse in perfekter Harmonie zueinander. Ein weiteres goldenes Prinzip zur Sicherung des Friedens in der Gesellschaft findet sich in Kapitel 16, Vers 91 des Heiligen Qur’an, wo Allah, der Allmächtige, erklärt: »Allah gebietet Gerechtigkeit und uneigennützig Gutes zu tun und zu spenden wie den Verwandten; und Er verbietet das Schändliche, dass offenbar Schlechte und die Übertretung. Er ermahnt euch, auf dass ihr es beherzigt.« In diesem Vers gebietet Allah, der Allmächtige, den Muslimen, nicht nur mit Gerechtigkeit zu handeln, sondern darüber hinaus alle Menschen, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit, mit Liebe und Mitgefühl zu behandeln. Er verpflichtet die Muslime dazu, anderen selbstlos zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Darüber hinaus verbietet dieser Vers den Muslimen ausdrücklich, zu rebellieren oder die Gesetze des Landes zu verletzen. Ein echter Muslim kann also keine Bedrohung für sein Land oder sein Volk darstellen. Gleich im nächsten Vers sagt Allah, der Allmächtige: »Und erfüllt den Bund Allahs, den ihr geschlossen habt, und brecht nicht die Eide, nachdem ihr sie fest geschlossen habt, indem ihr Allah zu eurem Bürgen gemacht habt. Und Allah weiß gewiss, was ihr tut.«

Hier erklärt Allah, der Allmächtige, dass Muslime niemals ihr Wort brechen dürfen oder ihre Versprechen nicht einhalten. Diejenigen, die ihre Eide brechen, werden von Allah, dem Allmächtigen, direkt zur Rechenschaft gezogen. Oft wird die Loyalität und Vertrauenswürdigkeit von muslimischen Einwanderern gegenüber dem Westen in Frage gestellt. Doch als Staatsbürger, ob hier in Deutschland oder anderswo, versprechen Muslime ihren Nationen Loyalität und Aufrichtigkeit und geloben, gesetzestreu zu sein. Es ist ihre religiöse Pflicht, dieses Versprechen einzuhalten, ihren Nationen treu zu dienen und sich um deren Wohlstand zu bemühen. Ein bekanntes Hadith, ein Ausspruch des Heiligen Propheten Muhammad (saw), besagt, dass »die Liebe zu seiner Nation ein Teil seines Glaubens ist«. Wie kann man angesichts dessen behaupten, dass wahre Muslime keine loyalen Bürger seien oder die Saat der Spaltung in der Gesellschaft säen könnten? Vielmehr verlangt die Erfüllung ihres Versprechens von den Muslimen, dass sie stets bereit sind, alle möglichen Opfer für ihre Nation zu erbringen. Was kann eine bessere Form der Integration sein, als wenn muslimische Einwanderer mit der tiefen Überzeugung leben, dass sie, obwohl sie anderswo geboren wurden, nun Teil ihrer Wahlheimat sind und bereit sind, für deren Wohlstand große Opfer zu bringen.

Darüber hinaus verpflichten sie sich, jede Form der Rebellion gegen den Staat abzulehnen und alle ungesetzlichen Aktivitäten zu unterlassen. Daher ist es völlig falsch zu behaupten, dass Muslime aufgrund der islamischen Lehren nicht in der Lage sind, sich in nicht-muslimische Nationen zu integrieren. Wenn ein Muslim aufgrund seiner religiösen Überzeugung keinen Alkohol trinkt, nicht in Nachtclubs geht, sich dezent kleidet oder ein Verhalten ablehnt, das seinen moralischen Werten widerspricht, bedeutet das nicht, dass er sich nicht integriert hat. Ich glaube vielmehr, dass Integration von einem Einwanderer verlangt, dass er sich stets um die Verbesserung seiner Wahlheimat bemüht, dass er bereit ist, dafür alle Opfer zu erbringen, und dass er sich bemüht, seinem Volk mit Aufrichtigkeit zu dienen. Eine solche Integration ist ein Mittel, um sicherzustellen, dass die Vielfalt in der Gesellschaft nicht zu Spaltung oder Konflikten führt. Stattdessen wird sie sich als Mittel zur Bereicherung dieser Gesellschaft erweisen, und es werden starke Bande der Einheit zwischen ihren Bürgern geschmiedet.

Im Hinblick auf den Dienst an der Gesellschaft haben Muslime die besondere Pflicht, denjenigen zu helfen und sie zu schützen, die verletzlich sind oder in irgendeiner Weise leiden. So sagt Allah, der Allmächtige, in Kapitel 51, Vers 20 des Heiligen Qur’an: »Und in ihrem Vermögen war ein Anteil für den, der bat, wie für den, der es nicht konnte.« In diesem Vers erklärt der Heilige Qur’an, dass das Merkmal eines wahren Muslims darin besteht, dass er sich um die gesamte Schöpfung Gottes kümmert und diejenigen unterstützt, die in Not sind, ob sie um Hilfe bitten oder nicht. Ein Muslim sollte nicht warten, bis jemand um Hilfe bittet, sondern proaktiv diejenigen in der Gesellschaft ausfindig machen, die in Not sind, und ihnen bei der Überwindung ihrer Herausforderungen oder Probleme helfen. Wo der Heilige Qur’an sagt, dass einige Lebewesen sich nicht artikulieren oder ihre Bedürfnisse geltend machen können, schließt er Tiere mit ein. Manche Menschen denken, der Islam rät davon ab, Haustiere zu halten oder ihnen Liebe entgegenzubringen, aber dieser Vers verlangt von einem Muslim, dass er sich gewissenhaft um die Tiere kümmert, die unter seiner Aufsicht oder Obhut stehen. Ebenso weist dieser Vers darauf hin, wie wichtig es ist, wilde Tiere zu erhalten und die Welt um uns herum zu schützen.

In ähnlicher Weise weist Allah, der Allmächtige, in Kapitel 90, Vers 14 bis 17 des Heiligen Qur’an die Muslime an, die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft zu unterstützen. Er fordert die Muslime auf, die Hungrigen zu speisen und denjenigen zu helfen, die in Armut leben. Den Muslimen wird beigebracht, jenen Menschen zu helfen, die isoliert sind und kein Netzwerk von Familie oder Freunden haben, die sie unterstützen. Darüber hinaus weisen diese Verse die Muslime an, sich um Gerechtigkeit und Befreiung für diejenigen zu bemühen, die in unmenschlicher Weise durch Fesseln der Sklaverei oder Unterdrückung gebunden sind. Die Muslime werden aufgefordert, Waisenkinder mit Liebe zu behandeln, um dafür zu sorgen, dass ihre Rechte geschützt werden, und die in irgendeiner Weise Benachteiligten zu trösten.

Diese erleuchtenden Verse des Heiligen Qur’an sind ein Aufruf an die Menschheit, sich für die Rechte der schwächsten Mitglieder der Gesellschaft einzusetzen und ihnen zu helfen, auf eigenen Füßen zu stehen. In der Tat weisen sie die Muslime an, eine führende Rolle bei der Beseitigung aller Formen von Sklaverei, Armut und Entbehrung in der Welt zu spielen. Im Wesentlichen lehrt uns der Heilige Qur’an, dass der Dienst an der Menschheit ein grundlegendes Mittel für den geistigen Fortschritt ist. Es gibt noch viele weitere Verse im Heiligen Qur’an, die die Bedeutung der Erfüllung der Rechte anderer Menschen hervorheben.

In Kapitel 2, Vers 149 des Heiligen Qur’an spielt Allah, der Allmächtige, darauf an, dass jeder Mensch anders ist und seine eigene Lebensperspektive und persönlichen Ambitionen hat. Dennoch erklärt Allah, dass das oberste Ziel eines Muslims darin bestehen sollte, sich durch Rechtschaffenheit auszuzeichnen, und dass die Grundlage der Rechtschaffenheit darin besteht, anderen gegenüber Liebe und Mitgefühl zu zeigen.

In Kapitel 4, Vers 37 des Heiligen Qur’an wird die Bedeutung der Liebe zu anderen Menschen noch einmal betont. Er schreibt zum Beispiel vor, dass die Menschen ihre Eltern mit Sanftmut und Geduld behandeln sollen. Er nennt auch die Rechte der Verwandten, der Angehörigen und derjenigen, die verarmt oder verwaist sind. Der Vers erkennt auch die Rechte der Nachbarn an, und die Definition eines Nachbarn im Islam ist weitreichend. Zu den Nachbarn gehören mindestens die 40 Häuser, die das eigene Haus umgeben. Dazu gehören weiters Reisegefährten, Arbeitskollegen und Untergebene. Wenn jeder Mensch die Rechte der umliegenden 40 Häuser und seiner Kollegen und Gefährten erfüllen würde, wäre die Gesellschaft zweifellos harmonisch und konfliktfrei.

Ein weiteres goldenes Prinzip zur Sicherung des gesellschaftlichen Friedens findet sich in Kapitel 49, Vers 12 des Heiligen Qur’an, wo Allah, der Allmächtige, erklärt, dass es völlig falsch ist, andere Nationen oder Völker zu verspotten oder zu erniedrigen. Sich über andere lustig zu machen oder sie zu demütigen, führt mit Sicherheit zu Unmut und stört den Frieden in der Gesellschaft. Kürzlich haben in Schweden einige Personen Kopien des Heiligen Qur’an verbrannt und vernichtet und diese verachtenswerte Tat stolz in den sozialen Medien verbreitet. In ähnlicher Weise werden seit vielen Jahren höchst beleidigende Karikaturen veröffentlicht, die den Heiligen Propheten Muhammad (saw), darstellen. Unser Einwand gegen solch verrohte Handlungen beschränkt sich nicht auf Vorfälle, bei denen nur der Islam oder Muslime zur Zielscheibe werden. Wir sind vielmehr der festen Überzeugung, dass die Verunglimpfung dessen, was den Anhängern jeglicher Religion heilig ist, verwerflich ist und auf das Schärfste verurteilt werden muss. Solche Taten provozieren und verletzen unnötigerweise unschuldige Menschen und schüren starke Gefühle der Wut und des Grolls. Sie sind ein Mittel, um den Frieden und den Zusammenhalt der Gesellschaft zu untergraben. Der Islam lehrt, dass es wichtig ist, die Gefühle und Empfindungen der anderen mit Sensibilität und Rücksicht zu behandeln.

Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich noch die Frage der Rechte der Frauen im Islam ansprechen. Wenn es um die Rechte der Frauen geht, ist der Islam häufig falsch dargestellt worden. Die Wahrheit ist, dass der Islam den Frauen ihre Rechte nicht verweigert, sondern dass er sie sogar eingeführt hat, und zwar Jahrhunderte bevor ähnliche Rechte von jenen Nationen gewährt wurden, die heute als fortschrittlich gelten. In einer Zeit, in der die Rechte der Frauen noch nicht einmal für erwägenswert gehalten wurden, haben der Heilige Qur’an und der Heilige Prophet des Islam (saw), unzählige Rechte von Frauen und Mädchen für immer festgeschrieben, darunter das Recht auf Bildung, das Recht auf Scheidung und das Recht auf Erbschaft.

Bei einer Gelegenheit hat der Heilige Prophet des Islam (saw), eine Frau mit einer Rippe verglichen. Als solche sei sie empfindlich und müsste mit Liebe und Zärtlichkeit behandelt werden. Wenn man diese Aussage genau analysiert, wird man erkennen, wie hoch der Status der Frau im Islam ist. Die menschliche Rippe dient dazu, die lebenswichtigen Organe des Menschen zu schützen. Indem der Heilige Prophet (saw), die Frauen auf diese Weise beschrieb, wies er darauf hin, dass Frauen für das Überleben der Menschheit von grundlegender Bedeutung sind.

Ein weiterer berühmter Ausspruch des Heiligen Propheten Muhammad (saw), lautet, dass das Paradies unter den Füßen der Mutter liegt. Frauen haben diesen einzigartigen und erhabenen Status erhalten, weil Mütter die wichtigste Rolle bei der Erziehung der nächsten Generation der Gesellschaft spielen und immense Opfer für ihre Kinder erbringen. Wenn eine Frau ihre Pflichten gegenüber ihren Kindern erfüllt, ermöglicht sie ihnen, sich zu moralischen und rechtschaffenen Menschen zu entwickeln, die einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Auf diese Weise sind Mütter die Grundlage für Erfolg und Wohlstand ihrer Kinder in diesem Leben und führen sie auf den Pfad, der ins Paradies im Jenseits führt.

Was den Heiligen Qur’an betrifft, so bietet Kapitel 4, Vers 20 eine hervorragende Grundlage, um die häuslichen Rechte der Frauen zu etablieren. Der Vers weist die muslimischen Männer ausdrücklich an, ihre Frauen liebevoll zu behandeln und auf ihre Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Er legt fest, dass Frauen freie Individuen sind und nicht in den Besitz eines Mannes gezwungen werden können. Was die Finanzen betrifft, so gehört alles, was eine Frau verdient, ihr und ihr Mann kann keinen Anteil verlangen. Der Islam lehrt, dass Frauen bei einer Scheidung alles behalten dürfen, was ihr Mann ihnen während der Ehe gegeben hat.

Wenn eine Ehe in die Brüche geht, kommt es in der heutigen Welt oft zu langwierigen Konflikten und erbitterten Auseinandersetzungen, weil die Männer versuchen, das zurückzubekommen, was sie ihren Frauen gegeben haben. Der Islam lässt dies jedoch nicht zu. In Kapitel 16, Vers 73 des Heiligen Qur’an wird bekräftigt, wie Frauen zu behandeln sind. Dort heißt es, dass Männer ihre Frauen mit Zärtlichkeit behandeln und diejenigen, die ihre Kinder geboren haben, wertschätzen sollen.

Außerdem sagt Allah, der Allmächtige, in Kapitel 2, Vers 188, dass eine Frau ein Gewand für ihren Mann und ein Mann ein Gewand für seine Frau ist. Das bedeutet, dass ein Mann und eine Frau gleichberechtigt sind und sich gegenseitig behüten. Sie sollten sich gegenseitig lieben und beschützen, anstatt eine Quelle des Schmerzes oder des Leids für ihren Partner zu sein.

In der kurzen Zeit, die mir zur Verfügung steht, habe ich nur einige der vom Islam festgelegten Rechte der Frauen erwähnt. Es genügt zu sagen, dass die Behauptung, der Islam lehne die Rechte der Frauen ab, unbegründet ist und den Tatsachen widerspricht. Es ist in der Tat keine Übertreibung zu behaupten, dass das islamische Konzept der Frauenrechte wirklich in Wahrheit revolutionär war.

Und wie ich bereits erwähnt habe, gibt es noch viele andere Anschuldigungen gegen den Islam, die ebenso alle unbegründet sind. Sicherlich ist es völlig falsch, den Islam als eine Religion der Gewalt oder des Extremismus zu brandmarken oder zu behaupten, dass es dem Islam in irgendeiner Weise an moralischen Werten mangle. Es ist völlig ungerecht zu behaupten, dass der Islam versuche, Unordnung in der Gesellschaft zu stiften. Im Gegenteil, es ist die Religion, die versucht, Brücken zwischen Menschen aller Glaubensrichtungen und Überzeugungen zu bauen. Er ist eine Religion, die Frieden, Liebe und Harmonie fördert. In der Tat bedeutet das Wort Islam wörtlich übersetzt Frieden und Sicherheit.

Wenn einige Muslime die Rechte anderer nicht einhalten, dann ist das ihr persönliches Versagen und nicht die Schuld des Islam oder seiner Lehren. Solche Menschen machen sich schuldig, gegen die Lehren ihres Glaubens zu verstoßen.

Ich hoffe, dass mit diesen Worten alle Fragen, die Sie zum Islam haben könnten, angemessen beantwortet wurden. Sollte jedoch jemand von Ihnen weitere Erklärungen benötigen, können Sie sich später an unsere Missionare in unseren Vertretungen hier und an die Gelehrten wenden.

Zum Schluss bete ich, dass die Menschen auf der Welt ihren Schöpfer erkennen mögen und dass die gesamte Menschheit, unabhängig von ihren religiösen Anschauungen, in Frieden und mit einem Geist des Mitgefühls und des Respekts füreinander zusammenleben möge. Amin.

Abschließend möchte ich Ihnen allen noch einmal dafür danken, dass Sie heute zu uns gekommen sind. Vielen Dank.«

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