Ramadan

Ramadan: Wissenswertes über das islamische Fasten

Während der Anteil der Muslime in Europa zunimmt, fragt man sich immer mehr Menschen zurecht: Was tun die eigentlich genau?

Tariq Mahmood, Toronto, Kanada

Möglicherweise sind Sie ein neuer Muslim, der herauszufinden versucht, was es genau heißt, zu fasten. Vielleicht sind Sie auch ein Berufstätiger, der versucht, seine Kollegen besser zu verstehen. Oder sehr wahrscheinlich sind Sie ein Muslim, der dies liest, um besser zu verstehen, was der Ramadan ist und was er für Sie bedeuten kann.

Was ist der Ramadan?

Ramadan ist der Name des neunten Monats im islamischen Mondkalender, der ebenfalls 12 Monate umspannt. Nach Auffassung der Muslime hat Gott diesen Monat für die Muslime zum Fasten bestimmt. Den Muslimen wird gelehrt, ihre Gaben und Segnungen aufzuzählen und sich vor Augen zu führen, sodass sie auch an diejenigen denken, die weniger wohlhabend sind und dadurch zum Spenden bewegt werden. Ihnen wird beigebracht, den Hunger zu fühlen und zu begreifen, wie es ist, wenn man nichts zu essen hat. Doch vor allem anderen wird den Muslimen im Ramadan nahegelegt, eine Verbindung zu Gott aufzubauen. Das Beten während des Fastens hat für einen Muslim etwas Besonderes: In dem Moment, in dem der Durst einen überkommt und man zu Gott betet, fühlt man sich völlig schwach und wird sich seiner eigenen Menschlichkeit bewusst.

Was bedeutet das Wort Ramadan?

Das Wort “Ramadan” leitet sich von dem arabischen Wort “Ramd” ab, was so viel wie ” glühend heiß” oder “brennend” bedeutet. Einige vermuten, es sei darauf zurückzuführen, dass sich der Muslim wegen des Durstes erhitzt fühlt, während andere annehmen, es beziehe sich auf das Verbrennen der Sünden. Manche meinen auch, dieses Brennen beziehe sich auf die Liebe, die man während des Ramadan für Gott empfindet. Alle diese Erklärungen sind jeweils auf ihre Weise zutreffend.[1]

Was darf man beim Fasten nicht tun?

Vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung dürfen Muslime nicht:

  1. Essen.
  2. Trinken
  3. Geschlechtsverkehr haben
  4. Rauchen

Die Muslime werden auch dazu angehalten, ihre Wut zu kontrollieren. Der Heilige Prophet Muhammad (saw) sagte: “Das Fasten ist ein Schutzschild; wenn einer von euch fastet, sollte er sich weder auf obszöne Weise noch töricht verhalten. Wenn jemand mit ihm streitet oder ihn beschimpft, soll er sagen: Ich faste, ich faste.”[2]

Warum ist der Ramadan so wichtig für Muslime?

Der Zweck des Ramadan ist es, die Menschen mit ihrem Herrn zu vereinigen. Allah, der Allmächtige, sagt: “Das Fasten geschieht für Mich. So will denn Ich (den Fastenden) dafür belohnen, und der Lohn für gute Taten wird um das Zehnfache vermehrt.”[3]

Es ist die einzige Zeit im Jahr, in der den Muslimen beigebracht wird, ihre ganze Aufmerksamkeit Gott zu widmen. Die meisten Muslime beschreiben es als ein “spirituelles Hoch”, bei dem sie sich mit Gott tief verbunden fühlen.

Ist das Fasten Pflicht?

Das Fasten im Ramadan ist für jeden Muslim verpflichtend, der zum Fasten geeignet ist, so wie es der Heilige Qr’ran besagt: “O die ihr glaubt! Fasten ist euch vorgeschrieben, wie es denen vor euch vorgeschrieben war, auf dass ihr euch schützet.”[4]

Obwohl es keine konkret formulierte Strafe gibt, wenn jemand nicht fastet, ist es in den Augen Gottes, des Allmächtigen, eine Sünde, sodass nach muslimischen Glauben das grundlose Auslassen des Fastens eine Strafe im nächsten Leben nach sich zieht.

Müssen Kinder fasten?

Muslime sollten im Alter von 15 Jahren mit dem Fasten beginnen. In diesem Alter müssen sie dennoch nicht alle Fastentage einhalten, sondern sollten sich langsam an das Fasten gewöhnen. Wenn sie 18 Jahre alt sind, sollten sie es als verpflichtend betrachten, den ganzen Monat Ramadan zu fasten.

Eine Geschichte aus Pakistan handelt von einem Kind, das von seinen Eltern zum Fasten gezwungen wurde, indem sie es in ein Zimmer einschlossen. Als sie das Zimmer in der Abenddämmerung aufschlossen, war das Kind bereits verstorben. Wegen solcher Barbarei sollen sich Kinder voll entwickeln dürfen und erst fasten, wenn sie die nötige Kraft besitzen. Das ist die Lehre, die der Islam vermittelt.

Wann ist es erlaubt, das Fasten zu unterlassen?

Man soll nicht fasten, wenn man:

  1. krank ist. Das schließt auch die Einnahme von Medikamenten ein. Diabetiker können zum Beispiel nicht fasten, wenn sie sich Insulin verabreichen müssen.
  2. sich auf einer Reise befindet. Als Reise gilt, wenn sie weniger als 15 Tage andauert.[5]
  3. Prüfungen schreibt, da dies eine starke körperliche Beanspruchung für den Körper darstellt. Wenn man es aushalten kann, kann man es tun. Wenn man nicht in der Lage ist, während des Fastens zu lernen und Prüfungen abzulegen, kann man das Fasten später nachholen.
  4. schwanger ist, stillt oder die Monatsblutung hat. Fasten während der Schwangerschaft kann dem Fötus schaden, und Fasten während der Stillzeit kann dem Körper wichtige Nährstoffe entziehen.

Was passiert, wenn jemand sein (frühzeitig) Fasten bricht?

Wenn jemand sein Fasten aus einem triftigen Grund bricht, besteht die Sühne darin, an einem anderen Tag nachzufasten. In diesem Fall wird es nicht als Sünde angesehen, weil der Grund außerhalb der Kontrolle der Person lag.

Es ist nicht erlaubt, das Fasten ohne Grund abzubrechen. Allah befiehlt uns, dass jemand, der absichtlich ein Fasten bricht, zwei Monate lang hintereinander fasten muss. Wenn man das aus gesundheitlichen Gründen nicht schafft, dann muss man 60 arme Menschen speisen.

Woher weiß man, dass der Ramadan begonnen hat?

Der Ramadan beginnt, wenn der Neumond sichtbar wird. Der Heilige Prophet (saw) hat erklärt, dass man solange nicht mit dem Fasten beginnen sollte, bis man erfahren hat, dass der Neumond erschienen ist.[6] Heutzutage haben wir dank der Wissenschaft die Möglichkeit, den Beginn des Ramadan im Voraus zu bestimmen. Daher beginnen die Muslime den Ramadan, wenn der Neumond erscheint, und der Ramadan endet, wenn der nächstfolgende Neumond wieder gesichtet wird.

Ist das Fasten ausschließlich den Muslimen eigen?

Nein, der Islam ist nicht die einzige Religion, die von ihren Anhängern verlangt, zu fasten. Im Heiligen Qur’an heißt es: “Fasten ist euch vorgeschrieben, wie es denen vor euch vorgeschrieben war”.[7] Hier bezieht sich der Heilige Qur’an auf diejenigen, die den Religionen angehörten, die dem Islam vorausgingen.

Im Judentum gibt es mehrere Fastenzeiträume, z. B. das Fasten an Jom Kippur. Im Hinduismus ist das Fasten unter dem Namen Upavasa bekannt und variiert je nach Individuum in seiner Länge und Art des Fastens. Auch Buddha (as) fastete sein ganzes Leben hindurch, und buddhistische Mönche und Nonnen fasten ebenfalls häufig.[8] Und schließlich heißt es im Neuen Testament, dass Jesus (as) seinen Anhängern in Bezug auf die Erlangung eines hohen Glaubens sagte, dass diese Art von Glauben nur durch Gebet und Fasten erlangt werden kann”[9] Das Christentum enthält also auch Elemente des Fastens. Somit ist das Fasten tatsächlich eine weltweite Praxis, die in allen großen Religionen zu finden ist.

Warum lesen Muslime im Ramadan so oft den Heiligen Qur’an?

Der Ramadan ist eigentlich ein Fest zu Ehren des Heiligen Qur’an. Im Monat Ramadan begann die Offenbarung des Heiligen Qur’an, und im Ramadan wurde der Heilige Qur’an vervollständigt. Allah, der Allmächtige, sagt über diesen inneren Zusammenhang:

“Der Monat Ramadan ist der, in welchem der Qurʼan herabgesandt wurde: eine Weisung für die Menschheit, deutliche Beweise der Führung und (göttliche) Zeichen.”[10]

Allah der Allmächtige schickte ebenso den Engel Gabriel (as) jeden Ramadan, so wie es auch über den Heiligen Propheten (saw) überliefert ist: “Gabriel (as) pflegte ihn jede Nacht im Ramadan zu treffen, um mit ihm den Qur’an zu wiederholen.”[11]

Warum beten Muslime im Ramadan so viel?

Während des Ramadan bemühen sich die Muslime besonders, ihr Gebete zu steigern. Der Begründer des Islam (saw) sagt: “Wer in ihm (dem Monat Ramadan) aus aufrichtigem Glauben und in der Hoffnung auf eine Belohnung von Allah nachts gebetet hat, dem werden alle seine vorherigen Sünden vergeben.”[12] Dies zeigt, dass Allah während des Ramadan verstärkt Vergebung und Liebe zeigt, was die Muslime zu erwidern versuchen, indem sie häufiger beten.

Wohin gehen die Muslime jede Nacht für eine Stunde?

Im Monat Ramadan verrichten die Muslime ein besonderes Gebet, das Tarāwīh, das im Anschluss an das letzte Gebet der fünfmaligen Pflichtgebete des Tages verrichtet wird, wenn das Licht der Sonne in der Nacht verschwindet. Das Tarāwīh wird in der Gemeinschaft verrichtet. In einigen Moscheen wird über den Ramadan hinweg in Tarāwīh-Gebeten stück für stück einmal der gesamte Qur’an rezitiert.

Dieses Verfahren mag anstrengend klingen, aber erstaunlicherweise ist es der leichtere Weg.

Die großartigste Form der freiwilligen Gebete ist das Tahajjud, das verrichtet wird, wenn man sehr früh aufwacht, während es draußen noch völlig dunkel ist. Das Wort tahajjud bedeutet wörtlich, dass man einen Teil der Nacht schläft und dann den Schlaf aufgibt, um zu beten. Daher bemühen sich viele Muslime, während des Ramadan weniger zu schlafen und in der Nacht zu Allah zu beten.

Wenn Sie sich also gefragt haben, warum Ihr Kollege oder muslimischer Freund sich den ganzen Tag die Augen reibt, haben Sie jetzt die Antwort.

Was haben Almosen mit dem Ramadan zu tun?

Der Islam verknüpft den Monat Ramadan mit dem Wohlergehen der Armen. Abgesehen davon, dass die Muslime durch das Fasten mit ihnen mitfühlen, werden sie auch ermutigt, während dieses Monats etwas abzugeben. Der Heilige Prophet Muhammad (saw) wurde einmal gefragt, was die beste Form der Almosen sei, worauf er antwortete: “Die Almosen im Ramadan.”[13]

Über den Heiligen Propheten (saw) selbst berichtet einer seiner engsten Gefährten, dass der Gesandte Allahs (saw) während des Ramadan “im Geben von Almosen am großzügigsten war, gleich einem stark wehenden Wind.”[14]

Was ist das Eid al-Fitar?

Eid bedeutet wörtlich “Fest oder Feiertag”. Das Eid am Ende des Monats Ramadan wird Eid al-Fitr genannt. Al-Fitr bedeutet “Fastenbrechen”, und so markiert dieses Fest das Ende des Ramadan. Muslime verrichten ein spezielles Gebet, das sogenannte Eid-Gebet, und versammeln sich mit ihren Familien, um einen Monat zu feiern, in dem sie sich verbessern konnten. In den Monaten nach dem Eid sehnen sich die Muslime nach den gesegneten Tagen des Ramadan zurück.


Quellen:

[1] https://www.alislam.org/articles/significance-of-ramadan/

[2] Sunan Abi Dawud, Hadith 2363.

[3] Sahih al-Bukhari, Hadith 1894.

[4] Der Heilige Qur’an, 2:184.

[5] ebd.

[6] Sunan Abi Dawud, Hadith 2326.

[7] Der Heilige Qur’an, 2:184.

[8] https://www.alislam.org/articles/significance-of-ramadan/

[9] Die Bibel, Matthäus-Evangelium 17:21.

[10] Der Heilige Qur’an, 2:186.

[11] Sahih al-Bukhari, Hadith 3554.

[12] Sahih al-Bukhari, Hadith 2008.

[13] Jami’ at-Tirmidhi, Hadith 663.

[14] Sahih Muslim, Hadith 2308a.

2 Kommentare

Klicken Sie hier, um einen Kommentar zu posten

  • Sehr interessant! Schreiben Sie auch etwas über die Prügelstrafe in der Kindererziehung entsprechend der Islamischen Religion? Gewalt gegen Kinder dürfte in den meisten islamischen Ländern ziemlich hoch sein (UNICEF Statistiken, wie z.B. erwähnt von Victoria Rationi oder Sultan Califi).

    • Danke für den Kommentar Isabella und die Anregung darauf einzugehen. Wir werden uns bemühen, an so einem Artikel zu arbeiten.
      Wenn es tatsächlich stimmen sollte, wie sie diesen Statistiken entnommen haben, dass Gewalt gegen Kinder (und dann wahrscheinlich auch gegen Frauen und andere) ‘in den meisten muslimischen Ländern verhältnismäßig hoch sein soll, dann stellt sich auch die Frage: Warum ist das in den ‘wenigen’ anderen muslimischen Ländern nicht der Fall. Welche dieser Länder folgen nun eher der tatsächlich islamischen Lehre.
      Auch wenn dieses traurige Phänomen der Gewalt gegen Schwache sich leider wohl nicht auf die sogenannte islamische Welt beschränken wird, ist es immer die Meinung die in diesem Medium vertreten wird, dass diese ‘islamischen’ Länder höchst reformbedürftig sind und sie gerade deshalb nahe dem Abgrund stehen, weil sie der friedlichen islamischen Lehre mit ihren Handlungen nicht entsprechen. Stattdessen sind sie entweder extrem restriktiv oder biedern sich dem Westen an oder beides.

Aktuelle Freitagsansprache

Multimedia

Neueste Kommentare

  1. Mögen die Menschen aus der Geschichte endlich lernen, die Politiker ihre Verantwortung ernst nehmen und das Leben, das höchste Gut…

  2. Dieser Artikel müssten sich alle Politiker bei uns durchlesen und einmal durch das Herz gehen lassen bevor sie andere mit…

Archiv