Eine Lehrerin reflektiert über das Vermächtnis der starken Betonung des Islam auf Bildung, während sie eine von einer muslimischen Frau, Fatima al-Fihri, gegründete Universität besucht.
Vor kurzem wurde ich mit der Gelegenheit gesegnet, Fez in Marokko zu besuchen. Ich ging durch schmale, labyrinthartige Gassen voller Touristen und Anwohner, die alles Mögliche verkauften, von Früchten bis zu Lederschuhen. Mein Mann und ich waren tief in der lebendigen und farbenfrohen Medina (Altstadt), als wir unser Ziel erreichten: eine wirklich historische Stätte. Ohne das Schild hätten wir sie leicht übersehen. Versteckt hinter einer kleinen Tür und den hoch aufragenden Mauern der Medina befand sich der Eingang zur ältesten Universität der Welt, die heute noch in Betrieb ist. Hinter den kleinen Türen und engen Gassen verbirgt sich ein beeindruckender Innenhof, mit schönen Springbrunnen und Treppen zu riesigen Gebetshallen.
Universitäten können bis ins mittelalterliche Europa zurückverfolgt werden, insbesondere die Universitäten von Bologna, Paris, Oxford und Cambridge. Ich besuchte und lernte jedoch eine Hochschule kennen, die sogar älter ist als diese sagenhaften Institutionen.
Die Universität und die Moschee von al-Qarawiyyīn wurde im Jahr 859 gegründet. Zum Zeitpunkt ihrer Errichtung war sie die größte Moschee in ganz Nordafrika. Auch wenn es inspirierend ist zu wissen, dass die älteste Universität mit Hochschulabschluss von einem Muslim gegründet wurde, könnte es für manche überraschend sein zu erfahren, dass diese vor über 1100 Jahren von einer muslimischen Frau initiiert, geplant und finanziert wurde. Als jemand, der die Haltung des Islam zur Stärkung und Bildung von Frauen kennt, war ich weniger überrascht als inspiriert von dieser Frau, die zweifellos von den wahren Lehren des Islam beseelt war.
Fatima al-Fihri war die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns und wird in der Geschichte als eine fromme Muslimin beschrieben. Als sie eine große Summe Geld von ihrem Vater erbte, traf sie eine selbstlose Entscheidung. Anstatt es für eigene Zwecke zu vergeuden, finanzierte und baute sie damit eine Moschee und eine Madrasa (Schule), um ihre Gemeinschaft voranzubringen. Ihr finanzielles Opfer ist das perfekte Beispiel dafür, wie man seinen Glauben über alle weltlichen Dinge setzt und ihre Betonung der Bildung und Religion zeigt, wie sehr sie sich den Lehren des Islam verschrieben hatte. Persönlich empfinde ich als Grundschullehrerin und als jemand, der sein ganzes Leben hindurch lernt, Trost und Wertschätzung für den Nachdruck auf Bildung im Islam. Durch meine Unterrichtserfahrung in einkommensschwachen Wohnvierteln erkenne ich leicht, welche Wirkung eine qualitativ hochwertige Bildung oder das Fehlen derselben auf das Leben einer Person haben kann. Ein richtiger Schulunterricht ist ein Segen, den die meisten von uns bekommen haben, doch viel zu viele Menschen gehen leer aus.
Die Bildung stellt den Schlüssel zum Fortschritt der Menschheit dar. Schulen und Lehrer für alle verfügbar zu machen, bietet mehr Chancengleichheit für alle und stellt uns die Mittel zur Lösung der Probleme in der heutigen Welt zur Verfügung. Sei es die Klimakrise oder die Friedensstiftung zwischen den Nationen, Bildung beleuchtet dabei den Lösungsweg. Deshalb bin ich dankbar, Mitglied der Ahmadiyya Muslim Gemeinde zu sein, die in Bildung investiert und weltweit Schulen in der Hoffnung gebaut hat, die auf Geschlecht und wirtschaftlichen Status basierenden Unterschiede in der Schulbildung zu beseitigen. Diese Gemeinschaft erkennt die grundlegende Bedeutung von Bildung im Islam an, genau wie frühere Muslime auch.
Es ist kein Zufall, dass viele der muslimischen Männer und Frauen, die ich seit meinem Beitritt (zum Islam) im Jahr 2014 kennengelernt habe, zu den am besten ausgebildeten Menschen gehören. Unser Glaube ermutigt uns, ja, verpflichtet uns, nach Bildung zu streben. „Es ist die Pflicht eines jeden muslimischen Mannes und jeder muslimischen Frau, Wissen zu erwerben.“ Mit diesem Hadith (mündliche Überlieferung) gab der Prophet MuhammadSAW bekannt, dass alle Menschen jede Gelegenheit zum Lernen voll ausnutzen sollten. Er war auch dafür bekannt gesagt zu haben, dass man von der Wiege bis zum Tod nach Bildung streben muss, selbst wenn es bedeutet, dass man dafür bis nach China reisen muss. Die hochgelehrte Fatima al-Fihri befähigte ihre Gemeinschaft erfolgreiche Diener Gottes zu sein, indem sie ihnen Ressourcen für mehr Wissen zur Verfügung stellte.
Dennoch ist es unbestreitbar, dass heute viele Menschen die Lehren des wahren Islam missverstehen. Viele glauben, dass der Islam die Unterdrückung von Frauen lehrt, während dies dem Islam, den wir im Heiligen Qur‘an und in den Ahadith vorfinden, völlig entgegengesetzt ist. Vor dem Erscheinen des Heiligen Propheten MuhammadSAW haben Familien ihre kleinen Töchter aus Scham begraben. Aber als er kam, verbot er diese schreckliche Praxis in Arabien. Er transformierte das Volk, indem er Männern lehrte Frauen zu respektieren und ihre Töchter wertzuschätzen. Der Heilige ProphetSAW sagte: „Wer seinen Töchtern die beste Erziehung und Bildung gibt, wird ins Paradies eingehen.“ Auch hier ermutigte er sie, ihre Ressourcen nicht nur für ihre Söhne, sondern auch für ihre Töchter einzusetzen.
Manche sehen Männer als Unterdrücker von muslimischen Frauen, während sie in der Tat dazu aufgefordert werden, sich als eine Quelle der Stärkung und Bildung für ihre Töchter zu erweisen. Während einige Muslime sich offensichtlich im Gegensatz zu den Lehren des Heiligen ProphetenSAW verhalten und Frauen unterdrücken oder ihnen Bildung vorenthalten, wird der Unterschied zwischen ihnen und den Muslimen, die sich an die wahren islamischen Lehren halten, umso deutlicher.
Muslime, die den Anweisungen des Heiligen Propheten MuhammadSAW Folge leisten, sind sich der Bedeutung der Bildung, insbesondere für Mädchen, bewusst. Infolgedessen haben wir unzählige Beispiele für muslimische Frauen, die wie Fatima al-Fihri einen hervorragenden Beitrag für die Gesellschaft im Allgemeinen geleistet haben.
Diese Frau hat ein enormes Opfer dargebracht und eine religiöse und pädagogische Einrichtung gegründet, welche die Geschichte veränderte, und sie ist nicht allein. Starke und gebildete muslimische Frauen auf der ganzen Welt sind Ärztinnen, Rechtsanwältinnen, Pädagoginnen, Politikerinnen und sind in anderen Bereichen genauso erfolgreich. Sie sind beharrliche Leistungsträgerinnen, die ihrem Glauben treu bleiben.
Im Zentrum dieser beeindruckenden Moschee und Madrasa steht ein eleganter Brunnen. Zu Ehren von Fatima al-Fihri geschaffen, ist er eine Erinnerung für uns alle: Vergesst niemals die Lektionen, die man von solch einer frommen Frau lernen kann. Sie hat immense Opfer erbracht, indem sie den Lehren des Islam treu geblieben ist und Bildung für alle in ihrer Gemeinde wertschätzte.
Lasst uns beten, dass wir zu den wahren Anhängern des Islam gehören, die wie Fatima al-Fihri für andere Muslime ein Beispiel sind. Wir müssen erkennen, dass Bildung ein Reichtum ist, der uns nicht genommen werden kann.
„Er gewährt Weisheit, wem Er will; und wem da Weisheit gewährt ward, dem ward wahrhaftig viel Wertvolles gewährt; niemand aber will es bedenken, außer den mit Verständnis Begabten.“ 1
Lasst uns immer Gott dankbar sein für das Wissen, mit dem er uns gesegnet hat, und weiter an unserer Selbstverbesserung arbeiten und für gleiche Bildung für alle auf der ganzen Welt eintreten.
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Über die Autorin: Samantha Issam ist eine Vorschullehrerin in Chicago, Illinois. Sie ist viel durch Marokko gereist, spricht Französisch und studiert Arabisch. Sie nahm den Islam 2014 nach ihrer eigenen unabhängigen Recherche an und schloss sich 2015 Islam-Ahmadiyyat an.
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Referenzen
1. Der Heilige Qur‘an 2:270
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