Aus dem Archiv

Ein Reformer in vielen Gewändern

Botschaft an die Ahmadiyya Gemeinde im Islam in den Vereinigten Staaten von Amerika

von Hadhrat Mirza Tahir AhmadRH, Khalifatul Masih IV.

Zion, Illinois, ist eine kleine Stadt ein paar Meilen nördlich der Vororte von Chicago. Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts war es eine blühende neue Stadt, die auf der Vision eines damals großen amerikanischen Evangelisten, John Alexander Dowie, aufgebaut wurde. Sein Erfolg als Evangelist war verblüffend und weitaus größer als der von Billy Graham in jüngster Zeit. Innerhalb weniger Jahre hatte er eine Anhängerschaft von etwa 100.000 Menschen erreicht, mit Missionen in der ganzen Welt. Im Folgenden wird ausführlich über die Ereignisse berichtet, die zu einer höchst ungewöhnlichen Herausforderung führten, über die die amerikanische und britische Presse zu jener Zeit ausführlich berichtete.
Im Jahr 2000 hielt die Ahmadiyya Gemeinde eine Konferenz in Zion, Illinois, ab, um den Erfolg ihrer Gemeinde in dieser Stadt zu feiern. Bei dieser Gelegenheit sandte das vierte Oberhaupt der weltweiten Ahmadiyya Muslim Gemeinde, Hadhrat Mirza Tahir AhmadRH, eine Botschaft an die Gemeinde in den USA. Im Folgenden finden Sie die ins Deutsche übersetzte Botschaft.

Die Prophezeiung des Verheißenen Messias (as) und der Fall des falschen Elias

As-salāmu ʿalaikum wa-raḥmatullāhi wa-barakātuhū

Ich bin darüber erfreut, dass unsere Gemeinde in den Vereinigten Staaten von Amerika in der Nähe der Stadt Zion eine Konferenz abhält, um der Erfüllung einer großen Prophezeiung des Begründers der Ahmadiyya Muslim Jamaat, des Verheißenen Messias, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad von Qadian (1835-1908), Friede sei auf ihm, zu gedenken. Ich übermittle allen Teilnehmern dieser Konferenz meine Friedensgrüße und wünsche Ihnen den Segen Gottes, des Allmächtigen.

Die Umstände, die zu dieser großen Prophezeiung führten, die zahlreichen Artikel, die damals in den USA veröffentlicht wurden und die Art und Weise, in der sich diese Prophezeiung erfüllte, werden sich Ihnen durch die Vorträge auf dieser Konferenz und das von den Mitgliedern unserer Gemeinde in den USA zusammengetragene Material erschließen.

Ganz kurz: John Alexander Dowie, 1847 in Edinburgh geboren, erwarb sich einen gewissen Ruf als Heiler. Im Jahr 1888 kam er in die Vereinigten Staaten von Amerika und begann mit der Veröffentlichung der (Zeitschrift) Leaves of Healing. Er gründete eine christlich-katholische Sekte und war ein überzeugter Verfechter des Konzepts der Dreifaltigkeit. Im Jahr 1901 begann er mit dem Bau einer Stadt, die er Zion City nannte und beanspruchte, Elias III. zu sein. Dowie war ein erbitterter Feind des Islam und führte eine offensive, verleumderische und beleidigende Kampagne gegen den Heiligen ProphetenSAW des Islam, Frieden und Segnungen Allahs seien auf ihm, und wollte den Islam auslöschen.

Der größte Schmerz, der das Gemüt des Verheißenen MessiasAS bedrückte, waren die haltlosen Anschuldigungen gegen seinen Meister, den Heiligen ProphetenSAW des Islam, Frieden und Segnungen Allahs seien auf ihm. Während die muslimischen Zeitgenossen um ihn herum nichts unternahmen, um diesem selbsternannten Elias entgegenzutreten, warf der Verheißene Messias Herrn Dowie den Fehdehandschuh hin und schlug ihm 1902 in einer eindringlichen Botschaft vor, dafür zu beten, dass der Falsche von den beiden vor dem anderen sterben möge.

»Man sollte bedenken, dass ich nicht nur ein gewöhnlicher Bürger dieses Landes bin. Ich bin der Verheißene Messias, der von Herrn Dowie erwartet wird. Der einzige Unterschied besteht darin, dass Herr Dowie sagt, dass der Verheißene Messias innerhalb von 25 Jahren erscheinen wird und ich verkünde, dass er bereits erschienen ist und ich diese Person bin … Wenn anstelle der Vernichtung aller Muslime Herr Dowies Zweck allein durch meinen Tod erfüllt werden kann, wird er ein großes Zeichen gesetzt haben, infolgedessen Millionen von Menschen den Sohn Marias als Gott anerkennen werden und auch an Dowie als seinen Apostel glauben werden.« [Review of Religions, Urdu, Bd.1 Nr. 9, S. 342-8]

Diese Herausforderung des Verheißenen MessiasAS wurde in der amerikanischen Presse umfassend publiziert. Die Entgleisung von Herrn Dowie in den Leaves of Healing vom Dezember 1903 zog einem allmählichen Verfall sämtlicher seiner Unternehmungen und seinen elenden Tod, wie ihn der Verheißene MessiasAS prophezeit hatte, nach sich.

Dem einfachen Beobachter mag dies als eine verrückte Behauptung einer Person in Amerika vor fast einem Jahrhundert erscheinen und vielleicht erscheint das Ende auch nur ein Zufall zu sein, aber das wäre so, als würde man die Augen vor der Wahrheit verschließen und solche Dinge nicht auf rationale Weise beurteilen.

Tatsache ist, dass alle großen Religionen die Ankunft einer heiligen Person versprechen, die eine neue Ära der Hoffnung für die Menschheit einleiten und sie unter einem gemeinsamen Glauben vereinen wird. Dieser Zusammenschluss aller großen Religionen ist leider eine Utopie, denn die Gläubigen jeder Religion erwarten eine andere Person, die ausschließlich ihrer eigenen religiösen Ausrichtung angehört und die aus ihren wilden, irrationalen Hoffnungen heraus entstanden ist. 

Die Frage, die sich stellt, ist, ob eine einzige Person verheißen ist oder viele gleichzeitig.

Wenn Gott keine Widersprüche in sich trägt, wird Er entweder eine einzige Person mit einer einzigen Botschaft schicken oder gar keine, denn sonst wäre die Haltung der sich bekriegenden Gruppierungen verschiedener Religionen, die jeweils unterschiedliche Ansichten und Bestrebungen vertreten, unversöhnlich.

Seit Tausenden von Jahren sehnen sich die Juden nach der Ankunft Christi, aber sie erkennen nicht, dass er bereits gekommen und wieder gegangen ist, aber nicht so, wie sie es erwartet hatten und auch nicht so, wie sie sein Erscheinen vermutet hatten. Sie erwarteten, dass er ein kriegerischer Messias sein würde, der mit einer Krone auf dem Kopf und auf einem Königsthron sitzend erscheinen würde. Er sollte die israelitischen Armeen gegen die despotische Herrschaft des Römischen Reiches anführen. Zweitausend Jahre sind vergangen, seit sie Jesus, Friede sei auf ihm, als Messias abgelehnt haben und noch immer ist ihr erwarteter Messias nicht gekommen. Ihr Glaube an die leibliche Rückkehr Elias vor dem Erscheinen des MessiasAS hat den Weg für den von ihnen erwarteten Messias tatsächlich versperrt. Die jüdische Position entpuppt sich also in Wirklichkeit als eine gänzliche Ablehnung der Erscheinung des MessiasAS.

Der Fall aller anderen, die einen Weltreformer erwarten, unterscheidet sich nicht von dem der Juden. Die Akteure sind natürlich andere, aber sie spielen dieselbe Szene in unterschiedlichen Gewändern. Man stelle sich zum Beispiel einen Christus vor, der in großartiger Weise ein zweites Mal der Erde einen Besuch abstattet, wie es sich die Christen vorstellen, die immer noch auf seine buchstäbliche Wiederkunft warten. Ein Sohn Gottes, der seinen himmlischen Thron aufgibt, und nach zwei Jahrtausenden vom Himmel herabsteigt, ist eine Vorstellung, die nur einen blinden Glauben am Leben halten kann. Doch die Christen sehen darin kein Element der Irrationalität, denn das Dogma hat sie blind gemacht.

Dies traf auf Herrn Dowie zu, der so weit ging, die Wiederkunft Christi, eine schier himmelschreiende Verbindung zwischen Geist und Materie, zu erleichtern, indem er behauptete, er sei Elias III. – ein weiterer geplatzter Traum.

Die gleiche Anomalie der Juden und Christen gilt für die unwirklichen und übernatürlichen Erwartungen der Anhänger aller anderen Religionen. Rationalität hätte diesen Anhängern helfen sollen zu erkennen, dass die buchstäbliche Wiederkehr eines Propheten oder eines Sohns Gottes auf die Erde unlogisch ist. Sie hat weder in der Vergangenheit stattgefunden, noch kann sie in der Zukunft stattfinden. Niemals ist der Begründer einer der großen Religionen von oben herab gesichtet worden: Er ist immer auf dem normalen Weg der menschlichen Geburt erschienen.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat akzeptiert die Ansprüche aller Religionen, die das Erscheinen eines universellen heiligen Reformers in der Endzeit versprechen, glaubt aber, dass das Versprechen des gleichzeitigen Erscheinens so vieler Reformer nur metaphorisch und nicht physisch gemeint sein kann: ein Reformer in vielen Gewändern also. Dieser Reformer war nach Ansicht der Ahmadiyya Muslim Jamaat ihr Begründer, Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS von Qadian, zu dessen Gunsten Gott, der Allmächtige, viele Zeichen zeigte, von denen eines die Erfüllung der Prophezeiung über den Tod von Herrn Dowie ist.

Ich lade Sie dazu ein, sich mit dieser Person, die mehr als achtzig Bücher geschrieben hat, auseinanderzusetzen und selbst über die Wahrheit seiner Ansprüche zu urteilen. Möge Allah Sie segnen und Sie dazu befähigen.

Mit friedlichen Grüßen,

Mirza Tahir Ahmad

(Oberhaupt der weltweiten Ahmadiyya Muslim Gemeinde)

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