von Yunus Mairhofer
Kommt Ihnen das bekannt vor?
Die mediale Landschaft scheint zunehmend von Einseitigkeit durchdrungen. Vertraute Quellen, einst als objektiv angesehen, neigen dazu, eine Perspektive zu betonen und andere Standpunkte zu vernachlässigen. Diese Entwicklung beeinflusst maßgeblich die Informationsvielfalt und es ergibt sich die Frage: Was geschieht mit unserer Meinungsfreiheit?
Globale Konflikte intensivieren sich, und nicht nur die Krise in der Ukraine, die Spannungen in Taiwan oder der anhaltende Konflikt zwischen Israel und Palästina tragen zu einer Welt bei, die von Unsicherheit und Spannungen geprägt ist. In solchen Zeiten ist auch die Rolle der Medien mitentscheidend. Doch leider scheint die Objektivität auf der Strecke zu bleiben. Höchste Zeit, den Blick auf die Mechanismen zu werfen, die die Meinungsvielfalt und in direkter Folge ihre Freiheit beeinträchtigen.
Intoleranz und Vorurteile
Gesellschaftliche Gräben, unter denen am Ende alle Beteiligten leiden, haben zwar viele Namen, jedoch ein gemeinsames Muster. Sie basieren auf Voreingenommenheit, die zurückgeht auf Unkenntnis oder Halbwissen. Das Resultat sind Unverständnis oder gar Angst oder Hass auf ein Gegenüber, das zu wenig mit uns gemeinsam hat.
Die zunehmend wahrgenommene Einseitigkeit in den Medien verstärkt – um nicht zu sagen schürt – diese bestehende Vorurteile. Es wird für den Einzelnen immer schwieriger, eine ausgewogene Perspektive zu erhalten. Verlässt man den Platz des passiven Konsumenten und kratzt nur etwas an der Oberfläche der Berichterstattung, zeigt sich indes schnell ein besorgniserregendes Zusammenspiel mächtiger Institutionen. Und es stellt sich die Frage nach den Akteuren und Faktoren, die diese Entwicklungen vorantreiben.
Zentralisierte Medienmacht – Wer zahlt, schafft an
Der freie Markt hat auch vor der Medienlandschaft nicht halt gemacht, finanzielle Abhängigkeiten längst dazu geführt, dass dominante Akteure den Informationsfluss kontrollieren und somit auch den Diskurs formen können. Die Hauptakteure neigen dazu, redaktionelle Entscheidungen zu treffen, die den Mainstream-Ansichten entsprechen, während abweichende Meinungen systematisch vernachlässigt werden. Dies kann auf verschiedene Weisen geschehen, angefangen bei der Auswahl der berichtenswerten Themen bis hin zur Betonung bestimmter Standpunkte.
Durch die Konzentration von Medienmacht in den Händen weniger entstehen sogenannte gatekeeping-Mechanismen, die den Zugang und die Sichtbarkeit alternativer Perspektiven erschweren. Dieses Vorgehen untergräbt nicht nur die Vielfalt der Meinungen, sondern bedroht auch die Grundprinzipien der Meinungsfreiheit, indem es den Raum für einen offenen und informierten Diskurs einschränkt.
Riesige Medien-Agenturen und digitale Plattformen wie Google, Facebook, Wikipedia, YouTube, X, etc. spielen eine entscheidende Rolle in der heutigen Informationsvermittlung. Gleichzeitig aber stellen sie eine komplexe Herausforderung für die Meinungsfreiheit dar. Diese Gatekeeper, also Torwächter, entscheiden neben anderen gesponserten Playern darüber, welche Inhalte sichtbar sind und welche unterdrückt werden.
In vielen Fällen können allein algorithmische Entscheidungen und Community-Richtlinien den Fluss von Informationen stark beeinflussen. Während die Absicht oft vordergründig darin besteht, schädliche Inhalte zu begrenzen, gibt es zunehmende Bedenken darüber, wie diese Plattformen auch legitime Meinungsäußerungen und kontroverse Standpunkte unterdrücken können. Gleichzeitig tragen Algorithmen auch dazu bei, dass Nutzer in Filterblasen gefangen sind, wo sie nur Informationen erhalten, die ihre bestehenden Ansichten bestätigen.
Immer wichtiger wird aber die Frage nach der Kontrolle über diese Plattformen. Technologiegiganten und deren Algorithmen haben einen erheblichen Einfluss darauf, welche Ansichten in der digitalen Öffentlichkeit überhaupt Gehör finden, indes ist als Anbieter auf einem freien Kapitalmarkt bei ihnen auch vieles käuflich. Jene, mit dem nötigen finanziellen Einfluss haben so auch die Macht, gezielt alle möglichen Medien zu nutzen, um ihre Narrative zu verbreiten und ihre Agenda voranzutreiben. Plattformen, die eigentlich als Werkzeuge für Meinungsaustausch dienen sollten, können nun zu Verstärkern von Desinformation und Einseitigkeit werden.
Diese Gemengelage verstärkt wiederum die Polarisierung in einer bunten Gesellschaft und scheint gleichzeitig jeglichen Versuch, eine objektive Berichterstattung zu erhalten, im Keim zu ersticken.
Maßnahmen zum Selbstschutz
Es bleibt die zentrale Frage, was der oder die Einzelne tun kann, um sich diesem Einfluss zu entziehen. Um dieser polarisierenden Meinungsmache zu entgehen, kann man als Konsument einige Schritte unternehmen:
Diversifizierung der Nachrichtenquellen: Das Nutzen unterschiedlicher Nachrichtenquellen, um verschiedene Perspektiven zu erhalten. Die ausschließliche Abhängigkeit von einer einzigen Quelle vermeiden.
Medienkompetenz entwickeln: Nachrichten kritisch hinterfragen und Informationen überprüfen und so zwischen Nachrichten, Meinungen und Propaganda unterscheiden lernen.
Filterblasen durchbrechen: Die digitalen Filterblasen verlassen, indem man bewusst unterschiedliche Inhalte konsumiert. Plattformen nutzen, die diverse Standpunkte bieten.
Gespräche suchen: Austausch mit Menschen, die unterschiedliche Ansichten vertreten. Der Austausch von Meinungen kann helfen, ein ausgewogeneres Verständnis zu entwickeln.
Bildung fördern: Auf Bildung setzen und sich über die mannigfaltigen Hintergründe von globalen Konflikten informieren. Ein fundiertes Wissen ermöglicht es, kritisch und informiert zu urteilen.
Hebel zur Veränderung
Es scheint paradox zu sein: Zu Zeiten, in denen Meinungsbildung von mächtigen Institutionen buchstäblich industriell betrieben wird, liegt die Macht der Veränderung oft in den Händen des Einzelnen. Je mehr Menschen sich bewusst für eine Vielfalt von Nachrichtenquellen entscheiden, die eigenen Medienkompetenzen stärken und Filterblasen durchbrechen, desto effektiver werden sie dazu beigetragen, ihre Meinungsfreiheit zu bewahren.
Sie werden den Medien nicht mehr als passive Konsumenten begegnen, sondern als aktive Teilnehmer. Indem man sich bewusst dazu entscheidet, sich dem Dialog mit Menschen unterschiedlicher Ansichten zu öffnen, trägt man selbst zur Schaffung einer informierten und offenen Gesellschaft bei. Und eine informierte Gesellschaft sollte besser gerüstet sein, um den Herausforderungen von Krankheiten, Konflikten und Katastrophen zu begegnen.
Die Moral zum Schluss?
Heutzutage wirft man sich sogar auf höchster Ebene gegenseitig vor, den moralischen Kompass verloren zu haben. Man vergisst dabei gern, dass zur Entwicklung dieses Kompasses weltweit die Religionen eine entscheidende Rolle gespielt haben. Tatsächlich haben sich aber heute auch Anhänger aller religiösen Strömungen von den Fundamenten ihres Glaubens entfernt. Sie nennen sich vielleicht noch Hindus, Christen, Muslime oder Juden, sind aber in Wahrheit dem Eigensinn und Materialismus verfallen.
Tatsächlich können traditionelle Religionen heute aber eine bedeutende Rolle spielen, auch die Herausforderungen von Propaganda und Medienmanipulation anzugehen und den Einzelnen wie die Gemeinschaften dabei unterstützen, sich vor deren negativen Auswirkungen zu schützen.
Was, außer der Glaube an moralische Prinzipien, Gewissenhaftigkeit und ethische Werte, die naturgemäß in traditionellen Glaubenssystemen verwurzelt sind, kann den Menschen dazu ermutigen, kritisch über Informationen nachzudenken und eine informierte Perspektive zu entwickeln?
Religiöse Gemeinschaften können im Gegensatz zu Machtmonopolen als jene Plattformen dienen, die den Dialog fördern, verschiedene Standpunkte respektieren und gleichzeitig moralische Integrität betonen. In einer Welt, die von polarisierenden Medien geprägt ist, können traditionelle Religionen als Wegweiser für ethisches Verhalten und eine umfassende Sichtweise fungieren, die über vereinfachte Darstellungen hinausgeht.
Diese dringende Notwendigkeit sollte die Anhänger aller Glaubensschulen dazu veranlassen, ihre Zwistigkeiten intern wie untereinander zu überwinden und einzutreten, wofür sie ins Leben gerufen wurden: Den Menschen zu schützen und ihn zu seiner höheren Natur und Bestimmung zu führen.
Kommentar hinzufügen