Jessica Yasmin Iqbal-Friedrichs, 30 Jahre alt, lebt seit fast elf Jahren als konvertierte Muslima in der Ahmadiyya Muslim Jamaat. Vor ihrer Konvertierung war sie christlich erzogen. Ihre Mutter hatte sich aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen von der Kirche distanziert, sodass sie zwar über Gott sprachen und in der Bibel lasen, aber nie wirklich fest an eine bestimmte christliche Konfession gebunden waren.
RdR: Wie kam es zu Ihrer ersten Begegnung mit dem Islam, und was hat Sie an der Ahmadiyya Muslim Jamaat besonders angesprochen?
JYIF: Mein erster intensiver Kontakt mit dem Islam kam über eine Schulfreundin, die Ahmadi-Muslima ist. Zuvor hatte ich, wie viele andere, eher ein negatives Bild vom Islam, beeinflusst durch die Medien. 2013 lud mich diese Freundin zu einer Qu’ran-Ausstellung ein, wo ich erstmals tiefergehende Informationen über den Islam und besonders über die Stellung der Frau im Islam erhielt. Das hat mein Interesse geweckt und mein bisheriges Bild vom Islam infrage gestellt. Zudem wurde ich zur Jalsa Salana eingeladen, was sich später als ein großer Einfluss auf meinen Glaubensweg herausstellte.
RdR: Sie haben im Vorgespräch erwähnt, dass Sie ursprünglich an der Jalsa Salana teilnehmen wollten, aber dann durch eine geplante Reise nach Brasilien davon abgehalten wurden. Können Sie uns über die Besonderheiten dieser Umstände erzählen?
JYIF: Das war eine wirklich außergewöhnliche Fügung. Meine Mutter hatte beschlossen, dass wir als Familie im Juni 2013 nach Brasilien fliegen sollten, um dort unsere Verwandten zu besuchen. Die Reise war schon länger geplant, und als sie mir fröhlich erzählte, dass sie die Flugtickets gekauft hatte, war ich zunächst sehr glücklich. Doch dann fiel mir plötzlich ein, dass die Jalsa Salana genau in diesem Zeitraum stattfinden würde. Ich war sehr traurig, als ich erfuhr, dass unser Rückflug erst am 30. Juni, also am letzten Tag der Jalsa, sein sollte.
Ich erinnere mich, dass ich zu dem Zeitpunkt bei einer Freundin war und traurig zu Gott betete, dass doch ein Wunder geschehen möge, sodass ich an der Jalsa teilnehmen könnte. Und tatsächlich, etwa eine halbe Stunde später, rief meine Mutter an und erzählte mir, dass unser Rückflug überbucht worden sei. Wir mussten den Flug auf den 27. Juni vorverlegen, wodurch ich am 28. Juni wieder in Deutschland war. Ich wurde direkt vom Flughafen abgeholt und so konnte ich noch rechtzeitig zur Jalsa gelangen. Das war für mich ein sehr starkes Zeichen Gottes und hat mir gezeigt, dass mein Wunsch, an der Jalsa teilzunehmen, erhört wurde.
RdR: Das ist wirklich eine beeindruckende Geschichte. Wie haben Sie die Jalsa Salana dann erlebt, und welchen Einfluss hatte sie auf Ihre spirituelle Reise?
JYIF: Die Jalsa Salana war ein sehr prägender Moment für mich. Die Spiritualität, die ich dort erlebt habe, war überwältigend. Die Vorträge, die Gemeinschaft und die gesamte Atmosphäre haben mich tief berührt. Es war, als hätte ich endlich einen Ort gefunden, an dem ich wirklich hingehöre. Nach der Jalsa fiel es mir jedoch schwer, in den Alltag zurückzukehren, weil mir diese intensive spirituelle Erfahrung fehlte. Ich spürte, dass ich mehr über den Islam erfahren wollte und begann, intensiv zu lesen.
Ein besonderes Buch, das mir auf meiner Reise sehr geholfen hat, war »Die Philosophie der Lehre des Islam«. Dieses Buch, welches vom Verheißenen Messias (as), dem Gründer der Ahmadiyya Muslim Jamaat, verfasst wurde, hat mir den Islam auf eine Weise nähergebracht, die ich bis dahin nicht kannte. Es beantwortete viele meiner Fragen auf eine sachliche und logische Art, die mich tief beeindruckt hat. Es hat mir geholfen, den Kern des Islam und seine spirituelle Tiefe zu verstehen. Vor allem hat es mir die Schönheit und Weisheit der islamischen Lehren gezeigt, die ich zuvor nicht kannte. Das Buch war ein Wendepunkt in meiner spirituellen Reise und hat den Wunsch in mir gestärkt, mich dem Islam ganz zu öffnen. Es war, als ob all die Puzzleteile, die ich bis dahin gesammelt hatte, plötzlich zusammenpassten.
RdR: Wie war die Periode der Konvertierung für Sie, insbesondere in Bezug auf Ihre Familie? Gab es Herausforderungen?
JYIF: Der Übergang war emotional sehr intensiv. Obwohl ich innerlich überzeugt war, hatte ich große Sorgen, wie meine Familie reagieren würde. Ich erinnere mich an ein sehr emotionales Gespräch mit meiner Mutter, in dem ich meine Sorgen teilte. Ihre Unterstützung war überwältigend. Sie sagte mir, dass sie hinter mir stehen würde, egal welchen Weg ich wähle. Diese Zusicherung hat mir den letzten nötigen Mut gegeben, den Schritt zur Konvertierung zu gehen.
RdR: Können Sie uns von dem Tag Ihrer Konvertierung erzählen?
JYIF: Ja, das war am 27. Dezember 2013, einem Freitag. Ich hatte meine engsten Freundinnen gebeten, mich zu begleiten. An diesem Morgen setzte ich zum ersten Mal ein Kopftuch auf und betrachtete mich im Spiegel. Es war ein sehr bewegender Moment für mich. Meine Mutter kam dazu, lächelte und meinte liebevoll, ich sei verrückt, aber auf eine unterstützende Weise. In der Moschee sprach der Imam die Schahada [das islamische Glaubensbekenntnis] vor, und ich wiederholte sie. Es war ein sehr emotionaler Moment, der uns alle zu Tränen rührte.
Doch was mich am meisten berührt hat, war die Kraft der Gebete, die mich auf diesem Weg begleitet hat. Schon bevor ich mich endgültig zur Konvertierung entschied, hatte ich immer wieder gebetet, dass Gott mir klare Zeichen gibt, wenn ich den richtigen Weg gehe. Und tatsächlich, es gab viele kleine und große Momente, in denen ich das Gefühl hatte, dass meine Gebete erhört wurden. Diese spirituellen Erfahrungen, kombiniert mit den Erkenntnissen, die ich durch das Buch und die Jalsa gewonnen hatte, gaben mir die Gewissheit, dass der Islam der richtige Weg für mich ist.
Von diesem Tag an war ich offiziell Teil der Ahmadiyya Muslim Jamaat.
RdR: Wie hat sich Ihr Leben seit Ihrer Konvertierung verändert?
JYIF: Mein Leben hat sich grundlegend verändert. Ich habe eine tiefere spirituelle Verbindung zu Gott gefunden und fühle mich in der Ahmadiyya Muslim Jamaat sehr geborgen. Die Gemeinschaft und der Glaube geben mir täglich Kraft. Die Kraft der Gebete und die spirituellen Erfahrungen, die ich während meiner Reise zum Islam gemacht habe, begleiten mich weiterhin und stärken mich in meinem täglichen Leben. Ich bin sehr dankbar für diesen Weg und die Unterstützung, die ich erhalten habe.
https://ahmadiyya.de/bibliothek/buecher/die-philosophie-der-lehren-des-islam/
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