Interviews

Fasten im Islam – Interview mit einem Muslim

Ein Interview mit Baba F. Trawally über das Fasten im Islam – der vierte Beitrag mit Menschen verschiedener Religionen zum Thema Fasten.

»O die ihr glaubt! Fasten ist euch vorgeschrieben, wie es denen vor euch vorgeschrieben war, auf dass ihr euch schützet –« (Der Heilige Qur’an)

Baba F. Trawally ist ein Ahmadi-Muslim, der eine große Leidenschaft für das Fasten hat. Er fastet nicht nur im Monat Ramadan, sondern auch freiwillig an bestimmten Tagen während des restlichen Jahres. Derzeit ist er der nationale Vorsitzende der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Gambia.

Könnten Sie den islamischen Glauben in seinen wesentlichen Grundzügen beschreiben?

Der Islam ist eine monotheistische Religion, in deren Mittelpunkt der Glaube an den einen Gott und die Lehren des Propheten MuhammadSAW stehen. Er stützt sich auf fünf Grundpraktiken und sechs Glaubensartikel. Der Islam betont die Unterwerfung unter Allahs Willen und es wird gelehrt, dass wahrer Frieden durch die Ausrichtung auf die göttliche Führung entsteht. Ein moralisches Leben, das sich an Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit und Mitgefühl orientiert, ist für den Islam von zentraler Bedeutung. Er befürwortet Ausgewogenheit und Mäßigung und fördert die Harmonie zwischen spirituellen und weltlichen Pflichten. Die Selbstläuterrung ist von zentraler Bedeutung und zielt darauf ab, das Herz durch die Beseitigung negativer Charakterzüge und die Förderung von Tugenden wie Demut und Geduld zu verändern. Die Lehren fördern die Gerechtigkeit, die Einheit unter den Gläubigen und den Völkern sowie das Mitgefühl für alle und bekräftigen die Gleichheit vor Allah. Die Botschaft des Islam ist eng mit der Barmherzigkeit verbunden und ruft zu Vergebung und Versöhnung auf. Er bietet einen umfassenden Ansatz für ein ausgewogenes Leben, das auf spirituellem Bewusstsein, Moral und Gerechtigkeit beruht und sowohl auf weltlichen Frieden als auch auf ewiges Heil abzielt.

Wird das Fasten in Ihrer Glaubenstradition praktiziert, und hat es einen bestimmten Namen?

Ja, Fasten wird in meinem Glauben praktiziert. Der Name lautet Saum oder Siyam, ein arabischer Begriff, der den Akt des Fastens beschreibt. Es ist die Praxis, sich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in der Regel des Essens, des Trinkens, der ehelichen Beziehungen und all dessen zu enthalten, was Essen und Trinken ersetzt. Der Fastenmonat wird im Islam Ramadan genannt.

Wann hat das Fasten in Ihrer Religion seinen Ursprung genommen?

Vor dem obligatorischen Fasten im Ramadan hielt der Heilige Prophet MuhammadSAW bei seiner Auswanderung nach Medina das Aschura-Fasten ein. Es wird traditionell am 10. des Monats Muharram, dem ersten Monat des islamischen Kalenders, begangen. Der Heilige Prophet MuhammadSAW fastete an diesem Tag und ermutigte auch andere, dies zu tun. Er gilt als Tag der Besinnung, der Reue und der Dankbarkeit, denn der Glaube besagt, dass Allah an diesem Tag den Propheten Moses und die Israeliten vor dem Pharao gerettet hat.

Das islamische Fastengebot speziell im Monat Ramadan wurde im zweiten Jahr nach der Auswanderung (624 n. Chr.) zur Pflicht, als Allah den Befehl im Qur’an offenbarte: »O die ihr glaubt! Fasten ist euch vorgeschrieben, wie es denen vor euch vorgeschrieben war, auf dass ihr euch schützet.« (2:184).

Dieser Vers zeigt, dass das Fasten auch von früheren Religionsgemeinschaften, wie Juden und Christen, praktiziert wurde. Im Islam wurde das Fasten während des Ramadan jedoch zu einer besonderen Verpflichtung mit spezifischen Regeln und spiritueller Bedeutung.

Gibt es in Ihrer Religion Regeln für das Fasten?

Ja, für das Fasten im Islam gibt es bestimmte Regeln, darunter verpflichtende und empfohlene Praktiken sowie Ausnahmen.

Man muss die Absicht (niyya) haben, vor der Morgendämmerung zu fasten (für obligatorische Fastentage wie Ramadan). Sie sollten sich von der Morgendämmerung (Fajr) bis zum Sonnenuntergang (Maghrib) des Essens, Trinkens und der ehelichen Beziehungen enthalten. Ein Muslim muss auch sündhaftes Verhalten wie Lügen, Geschwätz, Streit, unflätige Sprache und alles Böse vermeiden.

Wer muss alles fasten?

Das Fasten ist für jeden erwachsenen, gesunden und fähigen Muslim verpflichtend, außer für diejenigen, die davon befreit sind.

Wer ist davon befreit?

Ausgenommen sind Kinder, ältere Menschen (die das Fasten nicht ertragen können), Kranke, Reisende, schwangere oder stillende Frauen und Frauen während der Menstruation oder nach der Geburt eines Kindees (sie müssen die verpassten Fastenzeiten später nachholen).

Warum fasten Sie?

Ich faste, um die göttliche Verpflichtung des Fastens zu erfüllen, die im Heiligen Qur’an offenbart wurde, und um der Sunna (Praxis) des Heiligen Propheten MuhammadSAW zu folgen und so der Unterwerfung unter den Willen Allahs in der Praxis einen Ausdruck zu verleihen.

Eine der wichtigsten Lektionen, die mich das Fasten gelehrt hat, ist die Kraft der Selbstdisziplin. Während des Ramadan verzichte ich auf körperliche Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und sogar auf bestimmte Annehmlichkeiten, alles im Gehorsam gegenüber Allah. Diese Praxis, meine Wünsche zu kontrollieren, erinnert mich daran, dass die Herausforderungen des Lebens oft eine Prüfung zur Geduld und Selbstbeherrschung sind.

Unabhängig davon, ob ich in meinem Privat- oder Berufsleben mit Schwierigkeiten konfrontiert bin, weiß ich, dass die Kontrolle über meine Wünsche und Emotionen eine wesentliche Voraussetzung für die Bewältigung von Herausforderungen ist, die entmutigend erscheinen mögen. Die Fähigkeit, im Namen Allahs auf Dinge zu verzichten, die zwar erlaubt sind, aber ablenken, lehrt mich, mich auf meine Ziele zu konzentrieren, entschlossen und engagiert zu sein, egal wie schwierig sie erscheinen mögen.

Das Fasten lehrt mich, mich auf Allah zu verlassen (tawakkul). Es gibt Momente während des Fastens, in denen ich mich körperlich schwach oder geistig ausgelaugt fühle, aber ich weiß, dass die Barmherzigkeit Allahs größer ist als alle Schwierigkeiten, denen ich mich gegenüber sehe. Durch das Vertrauen auf Allah und darauf, dass Er der beste Versorger und Erhalter ist, finde ich die Kraft zum Durchhalten. Dieses Prinzip des Gottesvertrauen wird noch wichtiger, wenn ich mich den Herausforderungen des Lebens stelle. Ich weiß, dass ich nicht alles kontrollieren kann, aber ich kann immer auf die Weisheit und den Plan Allahs vertrauen.

Was sind die Vorteile und Herausforderungen des Fastens?

Die Vorteile des Fastens sind zahlreich und vielschichtig. Sie reichen von spirituellen, moralischen und physischen Aspekten des individuellen und gemeinschaftlichen Lebens.

Das Fasten lehrt Selbstdisziplin und Achtsamkeit gegenüber Allah. Wenn ein Muslim auf Essen, Trinken und andere Wünsche verzichtet, entwickelt er eine größere Selbstbeherrschung und Nähe zu Allah. Durch das Fasten reinigen Muslime ihre Herzen und Seelen von Sünden, schlechten Gewohnheiten und Ablenkungen. Es ist eine Zeit, in der der Gottesdienst, das Gebet und die Rezitation des Heiligen Qur’an intensiviert werden.

Der Verzicht auf Nahrung und Wasser macht die Muslime dankbarer für die Segnungen Allahs. Es erinnert sie daran, Vorräte nicht als selbstverständlich anzusehen und selbst die einfachsten Dinge zu schätzen. Dies ermutigt zu mehr Wohltätigkeit und sozialer Verantwortung.

Während des Ramadan fasten Muslime auf der ganzen Welt gemeinsam, brechen ihr Fasten gemeinsam und verrichten Gemeinschaftsgebete, die die Bande der Brüderlichkeit und Einheit stärken.

Obwohl der Hauptzweck des Fastens spirituell ist, hat es auch körperliche Vorteile, wie z. B. die Entgiftung des Körpers, die Verbesserung der Verdauung und die Förderung der Selbstbeschränkung bei den Essgewohnheiten.

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