Interviews

„Der Islam ist eine Religion des Friedens“ – Ein Gespräch mit keinem Hassprediger

Vor dem Bahnhof Altona in Hamburg lud die Ausstellung »Eine Reise durch die islamische Zeit« im Juni 2025 dazu ein, den Islam jenseits von Schlagzeilen kennenzulernen. Die Revue war mit dabei.

Revue der Religionen (RdR): Was hat Sie dazu inspiriert, diese Ausstellung gerade in Hamburg durchzuführen?

Daud Ata (DA): Viele Menschen haben Vorurteile gegenüber dem Islam, oft durch Medien oder Missverständnisse geprägt. Wir wollten einen Raum schaffen, in dem man ins Gespräch kommt – offen, ohne Druck. Hamburg ist eine weltoffene Stadt, und der Sommer ist perfekt, um draußen Menschen zu erreichen, die neugierig sind oder einfach mal Fragen stellen wollen.

RdR: Die öffentliche Debatte über den Islam dreht sich oft um negative Themen. Wie kam die Idee, den Islam in seiner ganzen Vielfalt zu zeigen?

DA: Unser geistliches Oberhaupt, der Kalif der Ahmadiyya Muslim Gemeinde, hat uns ermutigt, nicht mit Protesten auf Vorurteile zu reagieren, sondern mit Würde und Dialog. Diese Ausstellung bietet die Chance, Menschen einzuladen, Fragen zu stellen und mehr über den Heiligen Propheten Muhammad (saw) und den Qur’an zu erfahren. Das Ergebnis ist viel schöner: BesucherInnen gehen mit Respekt und neuen Einsichten nach Hause, statt mit Abneigung.

RdR: Welche Rolle spielt die Ahmadiyya Gemeinde, und was macht ihren Blick auf den Islam besonders?

DA: Unsere Gemeinde wurde von Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad (as), dem Verheißenen Messias, gegründet. Er hat einen Islam vorgestellt, der friedlich, widerspruchsfrei und im Einklang mit der Wissenschaft und Vernunft ist. Es geht darum, Frieden im Herzen zu finden und ihn mit anderen zu teilen. Diese Sichtweise geht in den lauten Debatten oft unter, aber sie zeigt, wie lebendig und verbindend der Islam sein kann.

RdR: Wie haben Sie die Inhalte der Ausstellung so gestaltet, dass sie sowohl Neugierige als auch SkeptikerInnen ansprechen?

DA: Wir beginnen mit dem Thema Gott und bieten rationale Argumente, die auch für SkeptikerInnen nachvollziehbar sind. Dazu zeigen wir das Leben des Propheten Muhammad (saw), geprägt von Liebe und Barmherzigkeit, das oft unbekannt ist. Diese Geschichten und Perspektiven sind auch für Nicht-Muslime spannend und eröffnen neue Blickwinkel.

RdR: Die Ausstellung wird auf über 4300 Bildschirmen in Hamburg beworben. Wie wichtig war diese große Reichweite, und wie wurde sie finanziert?

DA: Diese Werbung war ein Geschenk. Nach einem Gespräch in England mit einem Bruder und einem großzügigen Partner, der unsere Idee unterstützte, konnten wir zu einem unschlagbaren Preis auf 4300 Bildschirmen in U- und S-Bahnen werben. Unser Kalif hat die Kampagne sogar persönlich geprüft und dafür gebetet. Viele BesucherInnen erzählten uns, dass sie durch diese Werbung zu uns gekommen sind. Finanziert haben wir es gemeinsam mit Glaubensbrüdern aus der Gemeinde.

RdR: Welche Elemente der Ausstellung sollen BesucherInnen besonders ansprechen?

DA: Wir zeigen, wie der Prophet Muhammad (saw) mit Geduld und Vergebung auf Beleidigungen und Verfolgung reagierte. Diese Geschichten berühren, weil sie zeigen, wie man auch in schwierigen Zeiten mit Menschlichkeit handeln kann.

RdR: Welche Reaktionen gab es von nicht-muslimischen BesucherInnen, und gab es besonders bewegende Momente?

DA: Die Rückmeldungen sind überwältigend positiv – von Atheisten, Christen, Hindus. Manche kamen mit skeptischem Blick, gingen aber strahlend wieder. Eine ältere Dame war verzweifelt, weil sie ihr Auto nicht fand. Ich fuhr sie zwei Kilometer zu ihrem Wagen, und auf dem Weg erzählte ich von der Ausstellung. Sie weinte und sagte, sie spüre, dass Gott ihr geholfen habe. Eine andere Besucherin verpasste ihre Bahn, kam ins Zelt und meinte, das sei kein Zufall. Solche Momente zeigen, wie der Dialog Herzen öffnet.

RdR: Bei ›Frag einen Imam wurden viele Fragen gestellt. Welche Themen kamen oft, und wie gehen Sie mit kritischen Stimmen um?

DA: Häufige Fragen waren: Passt der Islam zur Wissenschaft? Warum gibt es Kriege im Namen der Religion? Ist der Gott des Islam derselbe wie in anderen Religionen? Wir hören zu, erklären geduldig und zeigen, dass der Islam Frieden und Einheit fördert. Kritik nehmen wir ernst und versuchen, mit Fakten und Empathie zu antworten.

RdR: Gibt es eine Geschichte, die zeigt, wie die Ausstellung Vorurteile abbaut?

DA: Ein Lehrer, der Vorurteile gegenüber MuslimInnen hatte, besuchte uns. Nach der Ausstellung wollte er nicht nur seine Klasse in unsere Moschee bringen, sondern sagte, solche Impulse bräuchten Kinder, um Hass in der Gesellschaft zu verhindern. Das war ein starker Moment.

RdR: Was sollen junge, nicht-muslimische BesucherInnen aus der Ausstellung mitnehmen, besonders wenn sie Vorbehalte haben?

DA: Ich hoffe, sie erkennen, dass wir alle Teil der Schöpfung sind und aufeinander achten sollten. Wenn sie dazu eine Verbindung zu Gott finden, wird ihr Leben und das ihrer Mitmenschen reicher. Der Islam ist eine Religion des Friedens, die verbindet.

RdR: Die Ausstellung läuft noch bis morgen. Was erwartet letzte BesucherInnen, und warum sollten sie kommen?

DA: Wer den Islam nur aus Schlagzeilen kennt, sollte vorbeikommen, um die Friedlichkeit der Religion zu entdecken. Heute Abend um 18:00 Uhr gibt es einen »Revue Talk« zum Thema »Was schulden wir Deutschland? Pflichten muslimischer Einwanderer« – ein spannendes Thema, das zeigt, wie der Islam Verantwortung in der Gesellschaft fördert. Kommt vorbei oder schaut online zu!

RdR: Planen Sie ähnliche Veranstaltungen, und wie könnte die Ausstellung weiterentwickelt werden?

DA: Wir überlegen, die Ausstellung in kleinerer Form ganzjährig an verschiedenen Orten zu zeigen, um den Dialog weiterzuführen. So können wir noch mehr Menschen erreichen.

RdR: Was empfehlen Sie jemandem, der nach der Ausstellung mehr über den Islam erfahren möchte?

DA: Besuchen Sie unsere Website www.moschee-hamburg.de, kommen Sie zu einem Kaffeekränzchen in unsere Moschee oder rufen Sie unsere Hotline an. Unsere deutschsprachigen Theologen sind immer bereit, Fragen zu beantworten.

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