Aus den Schriften des Verheißenen Messias (as)

Beweise von Gottes Dasein

Der Qur-ân liefert ausgezeichnete und unvergleichliche, dem menschlichen Verstand entsprechende Beweise über das Dasein Gottes.

An einer Stelle sagt er: „Unser Herr ist der, Der jedes Ding mit den entsprechenden Fähigkeiten ausstattete und es dann zur Verwirklichung seiner Bestimmung leitete.“ (20:51)

Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS

Halten wir uns die Bedeutung dieses Verses vor Augen, und betrachten wir die Beschaffenheit aller Geschöpfe, vom Menschen bis hin zu allen Lebewesen auf Land und Wasser, einschließlich der Vögel, so sind wir beeindruckt von der Allmacht Gottes; Der jedem Geschöpf die Gestalt gab, die seiner Eigenart angepasst ist.
Jeder Leser kann für sich Bücher darüber lesen, denn dies ist ein tiefgreifendes, weitgehendes Thema. Einen anderen Beweis für das Dasein Gottes leitet der Qur-ân von der Tatsache her, dass Gott die Ursache oder der Urgrund ist. So erklärt der Qur-ân:
„Dein Herr ist die letzte Ursache aller Ursachen.“ (53: 43)

Bei einer genauen Betrachtung kommen wir zu dem Schluss, dass ein System von Ursache und Wirkung das ganze Universum durchdringt. Dieses System ist es, das hinter jedem Wissen und jeder Wissenschaft steht. Kein Bereich der Schöpfung ist da, der außerhalb dieses Systems wäre. Die einen dienen als Wurzel für andere, während die anderen Zweige sind. Eine Ursache, die an sich nicht ursprünglich ist, kann als Wirkung einer anderen Ursache bezeichnet werden, und diese ihrerseits kann auf noch eine andere Ursache zurückgeführt werden, und so fort. Aber da die Serie von Ursache und Wirkung, die wir in dieser begrenzten Welt sehen, nicht unbegrenzt sein kann, muss sie irgendwo enden. Notgedrungen müssen wir die Tatsache anerkennen, dass diese Kette bei der letzten Ursache, der Ursache aller Ursachen, aufhört.
Diese letzte Ursache ist Gott. Der angeführte Vers legt mit seinen knappen Worten dieses Argument dar und erklärt, dass das System von Ursache und Wirkung sein Ende bei Gott findet.
Einen weiteren Beweis für das Dasein Gottes kleidet der Heilige Qur-ân in die folgenden Worte:
„Nicht geziemte es der Sonne, dass sie den Mond einholte, noch darf die Nacht – die eine Manifestation des Mondes ist – dem Tag – der eine Manifestation der Sonne ist – zuvorkommen. Sie schweben – ein jedes in seiner Sphäre, die sie nicht verlassen können.“ (36:41)

Würden diese Himmelsordnungen nicht von einem überirdischen Hüter geleitet, würde das System bald zusammenbrechen. Dieses Argument ist den Astronomen von großem Nutzen. Die riesigen Massen der Himmelskörper zirkulieren im Raum reibungslos, und die geringste Abweichung in ihrer Bahn hätte die Zerstörung dieser Welt zur Folge. Welch eine Kundgebung der Allmacht Gottes ist es, dass diese zahllosen Himmelskörper, seit erdenklichen Zeiten kreisend, weder zusammenstoßen, noch ihren Lauf und ihre Geschwindigkeit um den kleinsten Grad ändern, noch infolge der fortdauernden Bewegung sich abnützen oder in Verfall geraten? Wie könnte ein solch großartiger Mechanismus alle Zeiten hindurch von sich aus reibungslos arbeiten, wenn er nicht von einem vernünftigen Wächter geleitet würde?
Gott verweist auf diese vollendete Weisheit, indem Er an einer anderen Stelle im Qur-ân erklärt:
„Kann es einen Zweifel geben über Gott, den Schöpfer solch wunderbarer Himmelskörper und solch wunderbarer Erde?“ (14: 11)

Einen anderen feinen Beweis über Sein Dasein liefert Er im Vers:
„Alles wird vergehen. Aber es bleibt das Angesicht deines Herrn – des Herrn der Majestät und Ehre.“ (55:27, 28)

Wenn wir annehmen, die Erde löse sich in Nichts auf, die Himmelskörper würden zerfetzt und ein verheerender Sturmwind würde das ganze System erfassen und jede Spur von den Himmelskörpern hinwegfegen, sagt uns die Vernunft und das gesunde Gewissen hält es für notwendig, dass Etwas die ganze Zerstörung dennoch überleben sollte, das Unsterbliche, das keiner Änderung und keinem Verfall unterworfen ist, sondern Seinen ewig-ursprünglichen Zustand beibehält. Dieses Wesen ist Gott, Der alles Vergängliche erschuf und Selbst unvergänglich bleibt.
An einer anderen Stelle führt Gott im Qur-ân den folgenden Beweis über Sein Dasein an:
„Gott fragte die Seelen: „Bin Ich nicht euer Herr?“, da antworteten sie: „Doch.““ (7:173)

Gott erwähnt in diesem Verse in Form von Frage und Antwort einen Charakterzug der Seele, den Er in ihre Natur eingepflanzt hat, nämlich, dass die Seele ihrer Natur nach Gott nicht verneinen kann. Jene, die das Dasein Gottes leugnen, tun dies, weil sie wähnen, es fehlten Beweise über Sein Dasein. Doch müssen sie zugeben, dass jede Wirkung nach einer ihr entsprechenden Ursache ruft oder dass jede Schšpfung einen Schöpfer haben muss. Kein vernünftiger Mensch in der Welt ist der Meinung, dass eine gewisse Krankheit keiner Ursache zuzuschreiben ist. Wäre das System dieses Universums nicht untrennbar mit dem Grundsatz von Ursache und Wirkung verbunden, so würden alle Berechnungen, die eine Voraussage über den Zeitpunkt eines Wirbelsturmes ermöglichen, oder einer Sonnen- oder Mondfinsternis oder darüber, dass ein Patient zu einem bestimmten Zeitpunkt sterben würde, oder dass eine Krankheit beim Erreichen eines bestimmten Grades eine andere Krankheit hervorrufen würde, unmšglich.
Ein Forscher, auch wenn er die Person Gottes verneint, erkennt Sein Dasein indirekt an, indem auch er, wie wir, auf der Suche nach den Ursachen von Wirkungen ist. Das ist eine Art Eingeständnis des Daseins Gottes, wenn auch ein unvollkommenes. Darüber hinaus würde ein Verneiner des Daseins Gottes, falls er bewusstlos werden würde und somit von seinen irdischen Wünschen und Motiven vollständig befreit wäre und ausschließlich unter der Führung eines Höheren Wesens stünde, in diesem Zustand das Dasein Gottes anerkennen und es nicht leugnen. Anerkannte Fachleute haben diese Erfahrungen bezeugt. Darauf weist der angeführte Vers hin, welcher besagt, dass die Verneinung Gottes die Folge des Überhandnehmens niedriger Begierden des Menschen ist und dass die reine, ursprüngliche Natur des Menschen die Existenz Gottes nur bejaht.

Die Attribute Gottes
Dies sind nur einige Beispiele der Beweise über die Existenz Gottes. Nun kommen wir auf die Attribute Gottes zu sprechen, zu Dem der Heilige Qurân uns aufruft. Es folgen einige dieser Attribute:
„Er ist Gott, der Eine, außer Ihm gibt es keinen Gott, der anbetungswürdig wäre – oder der unseren Gehorsam fordern könnte.“ (59:23)

Hier wird ausgesagt, dass Er keinen Partner oder Nebenbuhler hat, damit der Gedanke nicht aufkomme, dass Er einmal durch einen Rivalen besiegt werden könnte, und somit Seine Gottheit ständig in Gefahr wäre. Das Wort anbetungswürdig bedeutet, dass Er ein vollkommener Gott ist; Seine Attribute, Seine Schönheit und Seine Vorzüglichkeiten sind so hoch und erhaben, dass kein aus den Wesen dieser Welt erwählter Gott und keine Vorstellung der höchsten und trefflichsten Eigenschaften Seine Vollkommenheit und die Herrlichkeit Seiner Attribute zu erreichen vermögen. Würde man einen Partner oder Rivalen neben den wahren Gott stellen und ihn in Seine Anbetung miteinbeziehen, wäre dies das größte Unrecht.
Das andere Attribut Gottes ist Der Kenner des Ungesehenen, d. h. Er allein kennt Sich Selbst und kein anderer kann Sein Wesen erfassen. Die Sonne, den Mond und die übrige Schöpfung können wir in ihrer Ganzheit begreifen, nicht aber Gott in Seiner Ganzheit. Er ist der Kenner aller Dinge, vor Dem nichts verborgen bleibt. Es wäre mit Seinem Gott-Sein unvereinbar, wenn Er Seine eigene Schöpfung nicht kennte. Er blickt auf die kleinsten Teile dieses Universums, was der Mensch nicht zu tun vermag. Er weiß genau, wann Er das Universum vernichten wird, und wann das Letzte Gericht stattfinden wird.
Niemand außer Ihm verfügt über dieses Wissen. Gott allein ist der, Der den Zeitpunkt aller Geschehnisse weiß: Er ist Al-Rahman (der Gnädige) – Er schafft für Seine Geschöpfe alle Annehmlichkeiten aus Seiner freigiebigen Gnade und nicht etwa als Entgelt für das, was sie verdient hätten, sogar bevor sie zur Welt kommen. Zum Beispiel, Er schuf für uns die Sonne, die Erde und die zahlreichen anderen Dinge, bevor wir geboren waren und uns diese Gaben durch eigene Werke verdient hätten. Diese Seine Gabe wird im Buche Gottes mit Rahmaniyyat (Erweisen der Gnade) bezeichnet und dieser Eigenschaft wegen nennen wir Ihn ar-Rahman (den Gnädigen).
Gemäß einem anderen Attribut heißt Gott ar-Rahim, oder: Der die guten Taten reichlich belohnt und die Arbeit keines Seiner Geschöpfe zunichtemacht. Sein entsprechendes Attribut, das sich auf diese Weise ausdrückt, nennt sich Rahimiyyat (Barmherzigkeit) und gibt Ihm den Namen Ar-Rahim (Der Barmherzige).


Ein weiteres Attribut Gottes heißt Maliki yaumi-d din, d. h. Der Herr des Gerichtstages (1:4). Mit anderen Worten, Er Selbst richtet die ganze Welt. Er hat die Herrschaft über die Erde und die Himmel keinem anderen Wesen übertragen und Sich somit nicht von dieser Aufgabe zurückgezogen, so dass Er damit nichts mehr zu tun hätte. Er hat die Verwaltung nicht einem Beauftragten anvertraut, der allein für alle Zeiten zuständig für das Gericht sein sollte.
Weiter heißt es, dass Er Al-Maliku l-Quddus, oder Der König ohne Schatten, Fehl oder Mangel ist. (59:24) Es ist klar, dass das Königreich eines Menschen nicht ohne Makel ist. Zum Beispiel, wenn die Untertanen eines irdischen Herrschers das Land verlassen und in ein anderes Land auswandern, so wird dadurch seinem Reich ein Ende gesetzt.
Oder: Bei einer allgemein herrschenden Hungersnot würden alle Einnahmequellen versiegen. Im Falle eines Aufstandes seitens der Regierten würde die Souveränität des Herrschers in Frage gestellt, so dass er seine Autorität nicht begründen und seine Herrschaft nicht rechtfertigen kšnnte. Gottes Souveränität aber ist nicht dieser Art. Er hat die Macht, die ganze Schöpfung zunichte zu machen und an ihre Stelle eine neue wachzurufen. Wäre Er nicht der allmächtige Schöpfer, könnte Er Seine Herrschaft nur durch Unrecht aufrechterhalten. Hätte Er zum Beispiel den Menschen einmal verziehen und ihnen Erlösung gewährt, wäre Er nicht mehr imstande, eine neue Welt zu erschaffen, es sei denn, Er würde die einmal erlösten Menschen wieder in die Welt zurückschicken, um über sie nochmals richten zu können. In diesem Fall müsste Er Seine einmal gewährte Verzeihung und Erlösung ungerechterweise rückgängig machen und die Seelen wieder zur Strafe in die Welt schicken. Dieses Verhalten wäre indes unvereinbar mit der Vollkommenheit Gottes und würde Ihn den befleckten, irdischen Herrschern gleichstellen, die für ihre Untertanen immer neue Gesetze erlassen und immer wechselhaft handeln; und wenn sie, ihrer Selbstsucht folgend, sich gezwungen sehen, Zuflucht zur Unterdrückung und Ungerechtigkeit zu nehmen, haben sie keine Gewissensbisse.
Das weltliche Gesetz lässt es zum Beispiel zu, ein Boot samt seinen Passagieren sinken zu lassen, um die Sicherheit eines größeren Schiffes zu gewährleisten, und dadurch einen erheblichen Verlust an Leib und Gut in Kauf zu nehmen. Aber Gott gerät nie in eine solche Zwangslage. Wäre Gott nicht der Allmächtige, und unfähig, aus dem Nichts zu erschaffen, dann sähe Er Sich gezwungen, anstatt Seine Macht zu entfalten, entweder Zuflucht zur Unterdrückung zu nehmen, wie die schwachen irdischen Herrscher, oder, wenn Er gerecht sein möchte, Seine Gottheit aufzugeben. Nein, das großartige Schiff Seiner Allmacht treibt über den Ozeanen der Gerechtigkeit und der Gnade.
Das nächste Attribut Gottes ist in Seinem Namen As-salam (Quelle des Friedens) enthalten. Er ist gegen alle Unzulänglichkeiten, Widerwertigkeiten und Unbill gefeit und Er gewährt allen Sicherheit. Die Bedeutung dieses Attributes ist augenfällig; denn, wäre Er Selbst dem Leiden und der Widerwertigkeit unterworfen oder könnte Er von anderen getötet werden oder wäre Er nicht imstande, Seine Pläne durchzuführen, würde kein Herz zu Ihm aufblicken bei Unglück und Betrübnis und niemand Hoffnung zur Rettung in Ihn setzen.

Gott sagt Folgendes über die falschen Gottbilder:
„Gewiss, jene, die ihr anruft anstatt Gott, werden in keiner Weise vermögen, auch nur eine Fliege zu erschaffen, sollten sie sich auch zusammentun zu diesem Zwecke. Und wenn die Fliege ihnen etwas raubte, sie könnten es ihr nicht entreißen. Ihre Anbeter sind schwach im Verstand und sie selbst besitzen keine Macht. Können solche machtlosen Wesen Gott sein? Der wahre Gott ist aber Der, Der mächtiger ist als jeder Mächtige, und Der alles andere übertrifft, Der weder gefangen noch getötet werden kann. Jene, die solchen Irrtümern verfallen, begreifen Gott nicht nach Seinem Wert.“ (22:74,75)

Gott gewährt Sicherheit und offenbart durch Seine Attribute die Beweise Seiner Einheit und Vorzüglichkeit. Dies hebt hervor, dass ein Gläubiger, der an den wahren Gott glaubt, sich in keiner Gesellschaft verlegen fühlen muss, denn er besitzt starke Beweise und muss sich vor Gott niemals schämen. Der Anbeter eines falschen Gottbildes hingegen ist in großer Verlegenheit. Um nicht lächerlich zu erscheinen, bezeichnet er jede sinnlose Behauptung als tiefes Geheimnis und will damit seine sichtbaren Absurditäten und Irrtümer verbergen.

Dieser teilweise angeführte Vers setzt die Aufzählung der Attribute Gottes fort:
„Wächter über alles, der jede Macht Übertreffende. Verbesserer jeder Gebrechlichkeit und Wiederhersteller eines jeden Verlustes und über jedes Bedürfnis Erhabener…“

„Er ist Gott, der Schöpfer der Körper, der Bildner der Seelen, der Gestalter des Bildes im Mutterschoß. Sein sind alle denkbar schönsten Namen.“

„Sowohl die Bewohner der Himmelskörper wie auch die Bewohner der Erde huldigen Ihm, und Er ist der Allmächtige, der Weise.“ (59: 24, 25)
Dieser Vers deutet an, dass auch die Himmelskörper bewohnt, und deren Bewohner den göttlichen Gesetzen unterstellt sind.
Ferner sagt der Heilige Qur-ân:

„Allah hat die Macht, alles zu tun, was Er will.“(2: 21)

Dies ist der große Trost für die Diener des wahren Gottes, denn, wenn Gott Selbst schwach und machtlos wäre, wie hätte man Ihn zum Mittelpunkt seiner Hoffnungen machen können? Anderswo lesen wir:

„Der Ernährer, der Erhalter und Erzieher aller Welten, der Barmherzige, der Gnädige, der Herr des Gerichtstages – das heißt, Er hat die Befugnisse des Gerichtstages niemandem übertragen.“ (1:2-4)

Weiter:
„Er erhört die Bitten jedes Bittenden und antwortet darauf. Das heißt, Er ist der Erhörer der Gebete.“ (2:187)

Ferner:
„Der immer Lebende, das Leben jedes Lebens, die Stütze des Alls.“ (2: 256)

Hier wird Gott als der Ewige und der Immerlebende bezeichnet, um den Gedanken, Er könne vor Seinen Geschöpfen sterben und die Diener ohne einen Meister zurücklassen, vollauf zu verbannen.
Weiter:

„Er ist der Eine Gott, der Einzige; Er zeugt nicht noch wurde Er Selbst gezeugt noch gibt es ein anderes Wesen, das Ihm gleich sein könnte.“ (112: 2-5)

Gerechtigkeit dem wahren Schöpfer gegenüber besteht darin, dass wir gewissenhaft an die Einheit Gottes glauben und von diesem Wege nicht im Geringsten abweichen. Die moralischen Unterweisungen, die hier behandelt worden sind, bilden einen Teil der ethischen Lehre des Qur-âns. Der Grundgedanke dieser Lehre ist, dass Gott unsere Handlungen erst dann moralisch nennt, wenn diese von Übermaß und Mangel vollkommen frei sind. Jede Entfaltung der Moral heißt eine moralische Eigenschaft, wenn sie dem Gesetz der Zweckmäßigkeit unterstellt ist. Es ist offensichtlich, dass die Tugend im goldenen Mittelweg liegt. Anders gesagt, die Tugend ist die Mitte zwischen zwei Extremen – zwischen Übermaß und Mangel. Jede Tat oder Gewohnheit, die den Menschen dem Mittelweg zuführt und ihn darauf festhält, erzeugt gute Moral. Den richtigen Platz und die passende Gelegenheit wahrzunehmen ist selbst die Mitte. Der Bauer, der seine Saat zu früh oder zu spät ausstreut, weicht vom Mittelpfad ab. Tugend, Wahrhaftigkeit und Weisheit – alles liegt auf dem goldenen Mittelweg und dieser seinerseits besteht in Angemessenheit und Zweckmäßigkeit. Anders ausgedrückt: Zwischen zwei Irrtümern, die auf entgegengesetzten Extremen liegen, liegt der Mittelweg der Wahrheit. Es besteht kein Zweifel darüber, dass man nur dann auf dem Mittelweg bleiben kann, wenn man auf den geeigneten Augenblick achtet.
In Bezug auf die Erkenntnis des Daseins Gottes besteht das Mittel darin, dass wir bei der Erläuterung der Attribute Gottes einerseits nicht dazu neigen, diese überhaupt zu verneinen, und anderseits, dass wir die Ansicht verwerfen, dass Gott mit den materiellen Wesen zu vergleichen sei.
Dies ist die Stellungnahme des Heiligen Qur-âns bezüglich der Attribute Gottes. Er anerkennt Gott als den Sehenden, den Hörenden, den Wissenden, den Redenden usw. Er warnt uns aber gleichzeitig davor, dass wir Ihn nicht mit Seiner Schöpfung gleichstellen dürfen. Er sagt also:

„Nichts gibt es Seinesgleichen.“ (42:12)
„So präget keine Gleichnisse für Gott.“ (16:75)

Dies bedeutet, dass niemand mit Gott Seine Person und Seine Attribute teilt und dass Er keine Ähnlichkeit mit Seiner Schöpfung aufweist. Gott, müssen wir uns als zwischen Gleichnis und Erhabenheit vorstellen, denn das ist der Mittelweg. Der Islam befolgt den goldenen Mittelweg in all seinen Lehren. Die Eröffnungs-Sure AI-Fatiha schärft uns ebenfalls den Mittelweg ein, indem sie das Gebet lehrt:

„Führe uns auf den rechten Weg; den Weg derer, denen Du Deinen Segen gewährt hast, die nicht Dein Missfallen erregt haben und die nicht irregegangen sind.“ (1:7)

Die Dein Missfallen erregt haben sind jene, die, ihren eigenen unbeherrschten Neigungen folgend, eine zornige Haltung Gott gegenüber einnehmen. Der Ausdruck die Irregegangenen bezeichnet jene, die den rechten Weg dadurch verlieren, dass sie ihren primitiven Neigungen und Täuschungen folgen. Auf dem Mittelweg befinden sich diejenigen, die der Qur-ân als – denen Du Deinen Segen gewährt hast – kennzeichnet. Kurz: der Qur-ân schreibt für die muslimische Gemeinde den Mittelweg vor.
In der Thora hatte Gott auf Vergeltung Gewicht gelegt und in den Evangelien hob Er Nachsicht und Verzeihung hervor. Aber den Muslimen wurden Angemessenheit und der Mittelweg eingeschärft, so wie es heißt:
„Wir haben euch auf den Mittelweg gesetzt und euch den goldenen Mittelweg in allen Dingen gelehrt.“ (2:144)

Glückselig sind die, welche diesen Weg gehen, denn, wie der arabische Ausdruck heißt: Der goldene Mittelweg ist das Beste.

aus: Die Philosophie der Lehren des Islam, S. 124-138

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