S.H. der Fünfte Kalif - Hadhrat Mirza Masroor Ahmad (aba)

Brief Seiner Heiligkeit, dem Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat an die Bundeskanzlerin Angela Merkel

Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA, Khalifatul Masih V, weltweites Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat

Angela Merkel
Bundeskanzlerin von Deutschland

Mubarak-Moschee
Sheephatch Lane
Tilford, Surrey 
GU10 2AQ
Vereinigtes Königreich

Ihre Exzellenz
Bundeskanzlerin von Deutschland
Angela Merkel
Bundeskanzleramt
Willy-Brandt-Str.1
10557 Berlin

02. Juni 2020

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,  

ich schreibe Ihnen, um Ihnen, Ihrer Regierung und dem Volk Ihres Landes mein tiefes Mitgefühl und Beileid angesichts der vielen Menschen auszusprechen, die in den letzten Wochen aufgrund der verheerenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie ihr Leben verloren haben.

Diese ansteckende Krankheit hat Menschen aus allen Nationen, unabhängig davon, ob sie jung oder alt, reich oder arm, mächtig oder schwach sind, große Ängste und Sorgen bereitet. Das Virus hat die Fehlbarkeit und Zerbrechlichkeit der Menschen zum Vorschein gebracht, wobei sich niemand von uns sicher sein kann, was die Zukunft bringen wird. 

Seit einigen Monaten bemühen sich die Regierungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten, den Ausbruch einzudämmen und der Bedrohung durch COVID-19 so schnell wie möglich Herr zu werden. Auch Ihre Regierung hat Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Virus aufzuhalten und diejenigen zu behandeln, die unter seinen schädlichen Auswirkungen zu leiden haben. Glücklicherweise scheinen die Präventivmaßnahmen und Behandlungen funktioniert zu haben, sodass die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamt werden konnte. 

Indes erachte ich, als weltweiter religiöser Führer der muslimischen Ahmadiyya Gemeinschaft, es als meine Aufgabe und Verpflichtung, Ihre Aufmerksamkeit auf meine feste Überzeugung zu lenken, dass diese Pandemie allen Nationen und ihren Führern zu denken geben muss. Ich bin der festen Überzeugung, dass es unangemessen und unzureichend ist, sich allein auf materielle und weltliche Mittel zu verlassen, um der außerordentlich gefährlichen Situation, in der sich die Welt befindet, zu begegnen. Vielmehr müssen sich alle Nationen fragen, warum und wie sich dieses Virus so schnell verbreitet, so viel Elend verursacht und einen Großteil der Welt zum völligen Stillstand gebracht hat. Menschliches Wirken allein hätte dem Virus nicht ermöglicht, derart weitreichende und lähmende Folgen zu zeitigen, und so glaube ich als religiöser Führer und gläubiger Mensch, dass die Drangsal der letzten Wochen widerfahren ist nach einem Dekret des allmächtigen Gottes und als eine ernste Warnung an die Menschheit, sich zu reformieren und auf jede Form von Ungerechtigkeit und Grausamkeit zu verzichten. Diese Pandemie ist eine unübersehbare Botschaft an die Menschheit, welche die Völker der Welt anweist, sich Gott, dem Allmächtigen, zuzuwenden und Seine Rechte und die unserer Mitmenschen zu erfüllen. 

Ich sollte klarstellen, dass die Ahmadiyya Muslim Jamaat 1889 in dem kleinen indischen Dorf Qadian gegründet wurde, und dass ihr Gründer, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad (Friede sei mit ihm), behauptete, von Allah, dem Allmächtigen, als Reformer entsandt worden zu sein. Ihm wurde die Aufgabe aufgetragen, die Menschheit zu reformieren, indem sie zu ihrem Schöpfer zurückgebracht wird und indem die Aufmerksamkeit der gesamten Menschheit darauf gelenkt wird, dass sie ihre wechselseitigen Verantwortungen und Pflichten zu erfüllen haben. 

Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad (Friede sei mit ihm) sagte: 
»Die Frage des Glaubens oder Unglaubens einer Person wird im Jenseits entschieden. Diese Naturkatastrophen oder Unglücke, die sich ereignen oder durch die Nationen der Vergangenheit zerstört wurden, sind nicht nur auf ihren Unglauben zurückzuführen. Vielmehr wurden sie vernichtet aufgrund ihres Hochmuts, ihrer Übertretungen und Grausamkeiten. Selbst Pharao ging nicht aufgrund seines Unglaubens zugrunde, sondern aufgrund der von ihm begangenen Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten.«

Darüber hinaus reicht es nicht aus, dass wir uns unserer Vergangenheit einfach nur bewusst sind, vielmehr müssen wir unbedingt die Lektionen lernen, die uns die Geschichte lehrt. Insofern dürfen wir die Art und Weise, in der sich Naturkatastrophen, Katastrophen oder Pandemien ereignen, nicht ignorieren oder als unbedeutend erachten. Stattdessen sollten wir die Tatsache anerkennen, dass sie eine Manifestation des göttlichen Dekrets sind und eine Warnung für die Menschheit, alle Formen der Ungerechtigkeit aufzugeben und den allmächtigen Gott als den Schöpfer der gesamten Schöpfung anzuerkennen. Um Gott, den Allmächtigen, zufrieden zu stellen und ihm näher zu kommen, ist es notwendig, dass die Menschheit Seine Rechte und die Rechte Seiner Schöpfung erfüllt. 

Kürzlich brachte Papst Franziskus öffentlich seine Befürchtung zum Ausdruck, würde er Gott, den Allmächtigen, fragen, ob er mit dem Verhalten der Menschheit zufrieden sei, so würde Gott wohl sein Missfallen zum Ausdruck bringen. Zudem deutete Papst Franziskus an, das Vorherrschen von Naturkatastrophen sei Antwort und Reaktion auf Unrecht und Schuld der heutigen Welt. Ich schließe mich dieser Meinung an und erachte es für unerlässlich, dass die Führer, Regierungen und die Öffentlichkeit der Welt der vor uns liegenden schwierigen Lage ernsthaft Beachtung schenken.   

Angesichts der vorherrschenden Umstände ist es meine aufrichtige und bescheidene Bitte, dass Sie als Staatschefin Ihrer Nation dort, wo Ihre Regierung politische Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus ausarbeitet und ergreift, auch die Bürger Ihres Landes dazu ermutigen, die Rechte der Mitmenschen zu erfüllen und bereit zu sein, persönliche Opfer für die Belange der Menschheit zu erbringen. 

Gleichermaßen sollten alle Regierungen danach streben, Frieden und Sicherheit in der Gesellschaft zu gewährleisten, und zwar sowohl innerhalb ihrer Länder als auch auf breiterer, internationaler Ebene. Jede Nation sollte sich dem Gebot von Gerechtigkeit und Integrität verpflichtet sehen, indem sie versucht, die Rechte aller anderen Nationen zu erfüllen. 

Zweifellos hat COVID-19 die Weltwirtschaft bis ins Mark erschüttert, und es ist offensichtlich, dass die kommenden Wochen, Monate und Jahre überaus gefährlich und herausfordernd sein werden. Die meisten Menschen sind sich in der Tat noch nicht völlig darüber im Klaren, wie prekär die Welt in wenigen Monaten sein wird. Wenn uns die Geschichte etwas lehrt, dann, dass die Konsequenzen immer dann verheerend sind, wenn Regierungen selbstsüchtig ihren eigenen nationalen Interessen Vorrang vor dem kollektiven Interesse einräumen. Es kommt unweigerlich zu Wirtschafts- oder Handelskriegen, die wiederum Hass und Neid fördern und letztlich zu offenen Kriegen und blutigen Konflikten führen, in denen unvorstellbar zerstörerische Waffen entfesselt werden, die alles auszulöschen vermögen, was vor ihnen liegt. 

Folglich fordere ich Sie als führende Politikerin Ihrer Nation mit aller Demut und Aufrichtigkeit auf, eine Politik zu betreiben, die auf Gerechtigkeit beruht und die nicht nur der Erfüllung der Rechte Ihres eigenen Volkes dient, sondern auch die Rechte anderer Nationen achtet, sodass die Welt vor weiterem Elend und weiterer Zerstörung bewahrt werden möge. 

Ich hoffe und bete von ganzem Herzen, dass Sie meine aufrichtigen Worte beherzigen und ernst nehmen werden. Um des Friedens Ihrer Nation und der ganzen Welt willen bete ich, dass Sie bei der Gestaltung einer wirtschaftlichen und geopolitischen Politik mitwirken, welche die Rechte aller Parteien respektiert und durch die alle Völker und Nationen profitieren und sich vereinen können. 

Möge Allah, der Allmächtige, Sie und alle anderen führenden Politiker der Welt befähigen, zum Wohle der Menschheit zu handeln und ein Vermächtnis des Friedens und des Wohlstands für diejenigen zu hinterlassen, die uns folgen. 

Mit den besten Wünschen und Gebeten,

mit freundlichen Grüßen,

MIRZA MASROOR AHMAD

Khalifatul Masih V 
OBERHAUPT DER WELTWEITEN
AHMADIYYA MUSLIM JAMAAT

Da einige der Staats- und Regierungschefs dieselbe Botschaft erhielten, haben wir exemplarisch diesen Brief abgedruckt und die jeweiligen Adressaten der Vollständigkeit halber mit postalischem Datum und Namen unten angeführt.

Seine Heiligkeit fügte in seinem Brief an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald J. Trump, folgenden Absatz hinzu:
»… es ist dringend erforderlich, dass der Anführer der Nation ein Beispiel für den Rest der Gesellschaft setzt. Um des Friedens und der Harmonie jeder Nation willen ist es eine Voraussetzung, dass die Regierung, die örtlichen Behörden und die Strafverfolgungsbehörden alle ihre Bürger unabhängig von ihrer Hautfarbe oder ethnischen Zugehörigkeit gleich behandeln. In dieser Hinsicht ist die Erwartung absoluter Gerechtigkeit und Nichtdiskriminierung an die Führungsspitze eines Landes wie den Vereinigten Staaten besonders hoch.«

Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika 
Donald J. Trump
2. Juni 2020

Premierminister von Indien 
Narendra Modi
2. Juni 2020

Premierminister von Israel 
Benjamin Netanjahu
2. Juni 2020

Premierminister des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland
Boris Johnson
2. Juni 2020

Premierminister von Kanada
Justin Trudeau
2. Juni 2020

Präsident von Frankreich 
Emmanuel Macron 
5. Juni 2020

Präsident von China 
Xi Jinping
5. Juni 2020

Premierminister von Japan 
Shinzo Abe
5. Juni 2020

Präsident der Russischen Föderation 
Wladimir Putin
5. Juni 2020

Alternierender Premierminister von Israel 
Benjamin Gantz
19. Juni 2020

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