Aktuelle und soziale Themen S.H. der Fünfte Kalif - Hadhrat Mirza Masroor Ahmad (aba)

Gott erkennen – der Schlüssel zum Frieden

Der Ukraine-Russland-Konflikt droht zu einem atomaren Weltkrieg auszubrechen. Eine andere Lösung für den Frieden ist notwendig, da alle bisherigen Wege gescheitert sind.

Während die Welt auf einen katastrophalen Weltkrieg zurast und der Ukraine-Russland-Konflikt keine Spur des Nachlassens zeigt, scheinen sich alle derzeitigen Lösungsansätze als sinnlos erwiesen zu haben. Der unvorstellbare Atomkrieg hat sich von einem Potenzial zu einer Möglichkeit entwickelt. Es braucht also eine andere Lösung, um die Flut sich auftürmender Wolken der Zerstörung einzudämmen und dauerhaften Frieden zu schaffen.

Am 4. März 2023 hielt das weltweite Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Gemeinde, der fünfte Kalif, Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor Ahmad (aba) die Hauptansprache auf dem 17. nationalen Friedenssymposium der Ahmadiyya Muslim Jamaat Großbritannien. Die Veranstaltung diente auch der Einweihung des neuen fünfstöckigen Gebäudes des Baitul-Futuh-Moscheenkomplexes, das nach einem Brand im Jahr 2015 wieder aufgebaut wurde. An der Veranstaltung nahmen mehr als 1500 Personen teil, darunter 500 Würdenträger und Gäste aus 40 Ländern, bestehend aus Ministern, Botschaftern und Abgeordneten. Die offizielle Abschrift der von Seiner Heiligkeit (aba) gehaltenen Ansprache ist nachstehend erstmals in deutscher Übersetzung angeführt:

»Ich suche Zuflucht bei Allah vor Satan, dem Verworfenen. Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.

Sehr verehrte Gäste, as-salāmu ʿalaikum wa-raḥmatullāhi wa-barakātuhū – der Friede und die Segnungen Allahs seien mit Ihnen allen. 

Zunächst möchte ich allen unseren Gästen, die heute Abend zu uns gekommen sind, meinen aufrichtigen Dank aussprechen. In den letzten Jahren war es uns aufgrund der Covid-Pandemie nicht möglich, einen solchen Gästeempfang abzuhalten. Wir freuen uns daher sehr, dass wir heute nach vier Jahren Pause wieder alle alten und neuen Freunde begrüßen können. Mit dieser Veranstaltung wird der Wiederaufbau des Verwaltungsgebäudes des Baitul Futuh Moscheekomplexes eingeweiht, und parallel dazu findet unser nationales Friedenssymposium statt. Ich werde daher versuchen, kurz auf die Zwecke einer Moschee einzugehen und sodann meine Gedanken zum aktuellen Zustand der Welt und zur Erreichung von globalem Frieden und Sicherheit darzulegen. 

Die Grundwerte eines wahren Muslims

Meinem Glauben nach ist es nicht möglich, die Rechte Allahs, des Allmächtigen, zu erfüllen oder seine Nähe zu erlangen, ohne dass wir die Rechte unserer Mitmenschen und der gesamten Schöpfung Gottes erfüllen. Wahre Muslime führen daher ein friedliches Leben und bemühen sich, Frieden, Toleranz und gegenseitiges Verständnis in der Gesellschaft zu fördern. Wir Ahmadi-Muslime glauben, dass der Gründer unserer Gemeinde von Allah, dem Allmächtigen, gesandt wurde, um die Aufmerksamkeit der Menschheit auf diese grundlegenden islamischen Prinzipien zu lenken, d.h. die Rechte der Anbetung Gottes, des Allmächtigen sowie die Rechte der Menschheit zu erfüllen und Frieden und Harmonie in der Welt zu verbreiten. Er hat uns ein Vermächtnis des Friedens hinterlassen, indem er deutlich gemacht hat, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Anbetung Gottes, des Allmächtigen, und der Einhaltung der Rechte der Menschheit gibt. 

Dies sollten wir uns vor Augen halten, während wir uns in diesem Gebäude befinden, das neben der Hauptmoschee steht und somit Teil des Moscheekomplexes ist. Moscheen werden für die Anbetung Allahs, des Allmächtigen, gebaut, und im Heiligen Qur’an heißt es, dass Gebete und Anbetung zurückgewiesen werden, wenn der Mensch die Rechte der Schöpfung Gottes nicht erfüllt. Tatsächlich heißt es im Qur’an, dass der Gottesdienst derjenigen, die die Rechte anderer Menschen nicht beachten, eher zu einem Mittel ihres Untergangs und ihrer Erniedrigung wird als ein Mittel zu ihrer Erlösung.

Moscheen – In einen Zustand des Friedens eintreten

Darüber hinaus ist es wichtig zu beachten, dass den Muslimen geboten wird, eine Moschee in Richtung der Heiligen Kaaba, dem Heiligen Haus in Mekka, zu errichten und in diese Richtung zu beten. Es reicht jedoch nicht aus, sich lediglich physisch zur Heiligen Kaaba hin auszurichten. Vielmehr müssen die Muslime und ihre Moscheen die Anforderungen der Kaaba erfüllen, die in Kapitel 3, Vers 98 des Heiligen Qur’an beschrieben werden, wo es heißt, dass derjenige, der das Heilige Haus Allahs betritt, in Frieden eintritt. Dieser Qur’an-Vers bedeutet, dass ein wahrer Muslim beim Betreten einer Moschee selbst in einen Zustand des Friedens eintreten und durch die Erfüllung der Rechte und Gebote Gottes ein Leuchtfeuer des Friedens und der Sicherheit für andere sein soll. Alle unsere Moscheen spiegeln im Geiste die Heilige Kaaba wider, indem sie nicht nur als Ort der Anbetung Gottes, des Allmächtigen, dienen, sondern auch ein Mittel sind, um die Rechte der Menschheit zu erfüllen und Frieden in der Welt zu schaffen. 

Als Muslime beten wir fünfmal am Tag und bei jedem Gebet sind wir dazu verpflichtet, das erste Kapitel des Heiligen Qur’an zu rezitieren. In dessen zweitem Vers verkündet Allah, der Allmächtige, dass Er der Herr aller Welten und aller Menschen ist. Er sorgt nicht nur für die Muslime, sondern auch für Christen, Juden, Hindus, Sikhs und in der Tat für Menschen aller Religionen und Glaubensrichtungen. Er schenkt ihnen Leben und erfüllt ihre Grundbedürfnisse durch Seine Gnade und Barmherzigkeit. Folglich wird den Muslimen gleich zu Beginn des Heiligen Qur’an gelehrt, dass der Grundpfeiler der islamischen Lehre darin besteht, dass ein aufrichtiger Muslim niemals Menschen anderen Glaubens oder anderer Religionen Schaden zufügen, gegen sie irgendeine Form von Hass hegen oder in irgendeiner Weise schlecht über sie sprechen darf, da wir alle die Geschöpfe des allmächtigen Gottes sind. 

Tatsächlich ist es unsere Überzeugung und Lehre, dass Allah, der Allmächtige, auch die Bedürfnisse derjenigen erfüllt, die Seine Gnade nicht zu schätzen wissen und Seine bloße Existenz ablehnen. Er sorgt nicht nur für sie, sondern gewährt ihnen auch die Früchte ihrer Arbeit. Dies ist das Konzept des allbarmherzigen Gottes, an den wir glauben. Wer an einen derart barmherzigen Gott glaubt, kann niemals versuchen, den Frieden und das Wohlergehen der anderen zu untergraben. Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde strebt also ausschließlich danach, die Nähe und Liebe eines solch gütigen und liebevollen Gottes zu erlangen, um Frieden und Harmonie auf der ganzen Welt zu fördern. Seit der Gründung unserer Gemeinde im späten 19. Jahrhundert haben wir neben der Einladung zu Gott, dem Allmächtigen, stets eine Botschaft des gegenseitigen Verständnisses und der Toleranz praktiziert und gepredigt und uns bemüht, wahren Frieden in der Welt zu schaffen.

Frieden – ein goldener Schlüssel

Wie ich bereits erwähnt habe, haben wir vor der Pandemie jedes Jahr dieses nationale Friedenssymposium abgehalten, und wir sind dankbar, dass wir die Gelegenheit haben, dessen Abhaltung wieder aufzunehmen, um den Frieden zu fördern. Darüber hinaus halten wir überall auf der Welt ähnliche Konferenzen und Veranstaltungen ab, um Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Glauben oder ihrer Hautfarbe unter dem Banner der Menschlichkeit zusammenzubringen und nach Lösungen für die Probleme in der Welt zu streben. Unsere Motivation ist es, wahren und dauerhaften Frieden zu schaffen, damit sich die Menschheit vor ihrer Selbstzerstörung bewahren kann. Unser Ziel ist es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass die Welt am Rande einer Katastrophe steht, und an die Menschheit zu appellieren, einen Schritt zurückzutreten, damit wir unsere Verantwortung nicht nur gegenüber den Menschen von heute, sondern auch gegenüber unseren künftigen Generationen überdenken. 

Wir führen solche Veranstaltungen durch, um unsere feste Überzeugung zu bekunden, dass nur im Frieden die Erlösung der Welt liegt. Frieden ist ein goldener Schlüssel, der die Tür zu gesellschaftlichem Fortschritt und Entwicklung öffnet und dafür sorgt, dass unsere künftigen Generationen gedeihen und sich entfalten können. Obwohl wir diese Botschaft seit langem predigen, scheint sie auf taube Ohren zu stoßen.
Ich glaube, der Hauptgrund dafür ist, dass die große Mehrheit in der Welt sich von Gott, dem Allmächtigen, abgewandt hat und materialistische Gewinne und weltliche Bestrebungen als ihr höchstes Ziel ansieht. Aufgrund dieses eitlen und begehrlichen Strebens wurde die Menschheit im 20. Jahrhundert in zwei unheilvolle und erschütternde Weltkriege hineingezogen. Und anstatt aus den Schrecken der Vergangenheit zu lernen, versinkt die Welt erneut in Kriegen und Konflikten.

An dieser Stelle sollte ich klarstellen, dass ich weder glaube, dass die Schuld daran ausschließlich bei Muslimen oder Nicht-Muslimen liegt, noch behaupte ich, dass Grausamkeiten oder Ungerechtigkeit allein einer bestimmten Gruppe oder Nation zuzuschreiben sind. Alle Muslime oder sogenannten islamischen Gruppierungen, die Grausamkeiten anstellen oder barbarische Taten begehen, verstoßen gegen ihre religiösen Lehren und sind in vollem Umfang schuldig und auf das Schärfste zu verurteilen. Nach den Lehren des Islams wird die Erlaubnis zum Krieg nur unter extremen Umständen als Verteidigungsmaßnahme erteilt, wenn nämlich ein konzertierter Versuch unternommen wird, die Institution der Religion und der Glaubensfreiheit durch Kriegsführung zu zerstören. Der Islam hat nie und wird nie eine aggressive Kriegsführung um territorialer Zugewinne oder der Erfüllung geopolitischer Ambitionen willen erlauben.

Praktische Maßnahmen für eine Versöhnung in Zeiten des Krieges

Darüber hinaus hat der Heilige Qur’an dazu angewiesen, dass jede erdenkliche Gelegenheit zur Erreichung von Frieden genutzt werden muss, egal wie gering die Erfolgsaussichten auch sein mögen. In Kapitel 49, Vers 10 erklärt Allah, der Allmächtige, dass, wenn sich zwei Nationen im Krieg befinden, dritte Parteien versuchen sollten, sie zu versöhnen und zu einer friedlichen Einigung zu bewegen. Wenn der Aggressor weiterhin Krieg führt, liegt es an den anderen Nationen, sich zusammenzuschließen und angemessene und legitime Gewalt anzuwenden, um den Unterdrücker zu stoppen. Sobald jedoch die Aggressionen aufhören, darf keine ungerechte Vergeltung oder Rache geübt werden. Dieses Prinzip betreffend heißt es in Kapitel 5, Vers 9 des Heiligen Qur’an kategorisch, dass ‘ihr nicht zulassen dürft, dass die Feindschaft irgendeiner Nation oder Partei euch daran hindert, die wahren Maßstäbe von Gerechtigkeit und Gleichheit aufrechtzuerhalten.’ Dementsprechend sollten Strafsanktionen oder andere unverhältnismäßige Maßnahmen, die eine Nation daran hindern, sich nach einem Krieg weiterzuentwickeln und die deren Freiheit und Wohlstand einschränken, um jeden Preis vermieden werden.

Vor wenigen Tagen war der erste Jahrestag des Krieges in der Ukraine und leider gibt es keine Anzeichen dafür, wie oder wann der Krieg enden wird. Das hat jedoch einige Politiker nicht davon abgehalten zu erklären, dass Russland nach Beendigung des Krieges mit extremen Sanktionen belegt und für seine Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden sollte. Kürzlich wurde im Times Magazin eine Kolumne des Journalisten Matthew Parris veröffentlicht, dass solche Äußerungen im Vorfeld sinnvoller Friedensgespräche unklug seien und nur dazu dienten, eine instabile Situation weiter anzuheizen und die Chancen auf eine friedliche Lösung zu verringern. Der Kolumnist schrieb, dass die politischen Führer nicht nach kurzfristigem Medienhype streben sollten, sondern erkennen, dass die heute gesprochenen Worte lange Schatten auf ein zukünftiges Terrain werfen könnten, von dem wir noch nichts wüssten. Er schreibt, dass jetzt nicht die Zeit sei, um über Reparationen von einem besiegten Russland zu sprechen oder eine Art Neuauflage der Nürnberger Prozesse heraufzubeschwören. Ich glaube, dass er mit dieser Warnung Recht hat. Welchen Anreiz werden Russland und seine Führer haben, die Feindseligkeiten einzustellen, wenn sie wissen, dass ihr Rückzug zu ihrem sicheren Niedergang führen wird.

Wie ich bereits sagte, erfordern die islamischen Lehren, dass alle Anstrengungen unternommen werden, um eine friedliche Lösung für einen Konflikt zu finden. Aus diesem Grund halte ich es für notwendig, die Kommunikationskanäle offen zu halten und sich zu bemühen, für beide Seiten annehmbare Bedingungen für eine Einigung zu finden. Wenn jedoch der Aggressor weiterhin darauf aus ist, Elend und Zerstörung zu verursachen, und sich weigert, sich zurückzuziehen, lehrt der Islam, dass andere Nationen sich zusammenschließen und angemessene und notwendige Gewalt anwenden sollten, um die Grausamkeiten zu beenden. 

Das Ziel der intervenierenden Parteien muss jedoch stets sein, Frieden zu schaffen, anstatt Rache zu üben oder den Aggressor zu demütigen. Auch darf es nie darum gehen, die eigenen Taschen zu füllen oder den Konflikt für die Durchsetzung eigener Interessen auszunutzen. Andernfalls werden diejenigen, die gedemütigt wurden, zweifellos ein Gefühl der Ungerechtigkeit und des Grolls hegen. Solche Frustrationen werden schließlich überkochen und zu weiteren Konflikten führen, und so wird sich der Kreislauf der unaufhörlichen Gewalt mit immer größerer Vehemenz fortsetzen.

Bedauerlicherweise geben, wie der Kolumnist feststellte, einige führende Politiker und Vertreter Erklärungen oder Zusagen ab, die nur dazu dienen, Öl ins Feuer zu gießen. Anstatt zur Beendigung des Krieges beizutragen, verringern ihre Äußerungen die langfristigen Chancen auf Frieden. In ähnlicher Weise ist eine äußerst gefährliche Auswirkung des Krieges in der Ukraine die Verfestigung gegnerischer politischer Blöcke und Bündnisse, und die in den internationalen Beziehungen verwendete Rhetorik wird auf allen Seiten immer feindseliger. Es wurde zum Beispiel viel darüber geschrieben, wie Russland und China ihre Beziehungen vertiefen, während sie durch ihre gegenseitige Feindschaft zum Westen verbunden sind. 

Dem Teufelskreis des Blutvergießens ein Ende bereiten

Die Wahrheit ist, dass Krieg oft Krieg erzeugt. Es besteht die berechtigte Sorge, dass sich der Ukraine-Konflikt ausweiten könnte oder dass andere Nationen ermutigt werden, die diplomatischen Bemühungen um eine Lösung ihrer eigenen Streitigkeiten aufzugeben und zu Gewalt zu greifen. So wird beispielsweise die Lage in Taiwan immer prekärer, wo China versucht, seine Kontrolle zu behaupten. Daher sollten die weltweiten Staats- und Regierungschefs, die Medien und andere nicht dem Irrglauben verfallen, dass der Krieg in der Ukraine leicht eingedämmt werden kann.

In diesem Zusammenhang schrieb der Journalist Peter Hitchens kürzlich in einer landesweiten Zeitung über die Entscheidung mehrerer westlicher Länder, ihre Panzer in die Ukraine zu schicken. Er schrieb: »Wenn die an die Ukraine gelieferten Panzer in ein Gebiet vordringen, das Russland als sein eigenes betrachtet, dann wundern Sie sich über nichts, was dann passiert.« Er fährt fort: »Es besteht die reale Möglichkeit, dass ein großer Teil Europas in einen radioaktiven Friedhof verwandelt wird, und dass die konventionellen Antworten der Amerikaner darauf, (die vehement und mächtig sein werden,) uns eine Stufe weiter in die Welt des Schreckens, des Niedergangs, der Flucht, der Seuchen und der Armut bringen werden, die immer auf einen Krieg folgt.« In Bezug auf Russland und die Ukraine sagt er: »Zwei Länder befinden sich in einer heftigen Auseinandersetzung, weil ihre tiefen, harten und unabänderlichen Interessen im Konflikt stehen. Die vernünftige und angemessene Politik für jede außenstehende Macht wäre es, sie zu einem dauerhaften Kompromiss zu drängen, wie es die Welt nach 1945 mit Frankreich und Deutschland getan hat. Stattdessen schicken wir Panzer. Es ist, als ob die Feuerwehr Brände legen würde.«

Andere Kommentatoren kommen zu ähnlichen Schlussfolgerungen. In einem kürzlich geführten Interview sagte der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Professor Jeffrey Sachs: »Ich habe mich (Ende 2021) an das Weiße Haus gewandt und gesagt, dass es Krieg geben wird, wenn die USA nicht in diplomatische Gespräche mit Präsident Putin über diese Frage der NATO-Erweiterung eintreten. Mir wurde gesagt, dass die USA das niemals tun werden. Das sei vom Tisch. Jetzt haben wir einen Krieg, der außerordentlich gefährlich ist. Und wir wenden in Ostasien genau die gleiche Taktik an, die zum Krieg in der Ukraine geführt hat. Wir organisieren Allianzen und rüsten uns mit Waffen auf.« Er fährt fort: »Die chinesische Regierung hat gesagt: ›Bitte senkt die Temperatur, senkt die Spannungen.‹ Wir sagen: ›Nein, wir machen, was wir wollen‹ und schicken jetzt noch mehr Waffen. Das ist das Rezept für einen weiteren Krieg, und ich finde das erschreckend.«

Immer mehr Akademiker, Politikexperten und angesehene Analysten warnen davor, dass wir uns einer ernsten Phase in der Geschichte der Menschheit nähern. So wurde beispielsweise die symbolische Weltuntergangsuhr, die von einem internationalen Gremium aus einigen Wissenschaftlern die Wahrscheinlichkeit einer von Menschen verursachten globalen Katastrophe vorhersagt, vor kurzem auf nur noch 90 Sekunden bis Mitternacht gestellt – so kurz vor einer globalen Katastrophe wie noch nie zuvor. Die Wissenschaftler erklärten, dass wir in einer Zeit beispielloser Gefahren lebten, und warnten, dass ein erhebliches Risiko eines globalen Krieges bestehe, der entweder durch einen Unfall, eine Fehlkalkulation oder sogar vorsätzlich ausgelöst wird.

Wenn wir über solche schrecklichen Warnungen nachdenken, stellt sich natürlich die Frage, wie die Welt dem Kreislauf des Krieges und des Blutvergießens, den wir heute erleben, ein Ende setzen kann. Die Welt weiß sehr wohl, wie man die Opfer und diejenigen unterstützt, die unter Ungerechtigkeit leiden, wie es derzeit bei der ukrainischen Nation der Fall ist. Es mag Sie jedoch überraschen zu hören, dass der Islam die Muslime lehrt, nicht nur den Opfern oder Verfolgten zu helfen, sondern auch den Verfolgern und Unterdrückern. Das bedeutet natürlich nicht, dass man dem Aggressor die Freiheit gibt, weitere Grausamkeiten zu begehen. Einem Aggressor zu helfen bedeutet vielmehr, ihn davon abzuhalten, weitere Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten zu begehen. 

Welches Unrecht auch immer vom russischen Staat begangen wird, wir müssen das Gesamtbild im Auge behalten, dass der Krieg, wenn er nicht beendet wird, zu einer sich vertiefenden globalen Krise mit möglicherweise katastrophalen Folgen führen wird. Die gegnerischen Blöcke werden sich weiter verfestigen. Der Hass wird noch tiefer verwurzelt werden, was die Wahrscheinlichkeit eines Weltkriegs erhöht. Daher sollten die Weltmächte, während sie die Ukraine weiterhin bei ihrer Selbstverteidigung unterstützen, auch alle möglichen Anstrengungen unternehmen, um den Krieg durch Friedensgespräche und Verhandlungen in gutem Willen zu beenden. Andernfalls, so fürchte ich, wird sich der Krieg über Europa hinaus nach Osten in Richtung Asien ausbreiten, und wer weiß, wo er enden wird.

Seit vielen Jahren warne ich vor den Gefahren eines umfassenden Weltkriegs und spreche davon, dass seine tödlichen und zerstörerischen Folgen weit über unser Vorstellungsvermögen hinausgehen. Während ich seit langem vor einem solchen Krieg gewarnt habe, empfinde ich keine Genugtuung über die Tatsache, dass wir ihm immer näher kommen und dass andere jetzt ähnliche Empfindungen und Befürchtungen äußern. Vielmehr empfinde ich nur Trauer und Schmerz, wenn ich sehe, wie die Welt immer schneller auf den schrecklichen Weltkrieg zusteuert, worin das Leben Millionen unschuldiger Menschen verloren gehen oder dauerhaft zerstört werden wird. 

Das Vermächtnis für künftige Generationen

Und was für eine Zukunft werden wir denjenigen hinterlassen, die noch kommen werden? Anstatt unseren künftigen Generationen ein Erbe des Friedens und des Wohlstands zu hinterlassen, werden wir ihnen zum Abschied nichts als Tod, Zerstörung und Elend schenken. Ich befürchte ernsthaft, dass die heutigen geopolitischen Spannungen außer Kontrolle geraten und schließlich zu einem Atomkrieg führen könnten. Wir sollten uns keine Illusionen über die Tatsache machen, dass, wenn Gott bewahre, eine Atomwaffe jemals eingesetzt wird, sie die Erde mit einer solchen Wucht und Kraft treffen wird, dass ihre giftigen Auswirkungen noch Jahrzehnte lang zu spüren sein werden. Hunderttausende oder sogar Millionen von Menschen werden entweder sofort oder in der Folgezeit sterben. Diejenigen, die überleben, werden ein elendes und qualvolles Leben führen, während sie versuchen, die Scherben der Menschheit aufzusammeln. Was die verheerenden Auswirkungen auf künftige Generationen betrifft, so werden zahllose Kinder mit genetischen Defekten und Behinderungen geboren werden, die auf die ständigen Auswirkungen der Strahlung zurückzuführen sein werden.

Deshalb bete ich von ganzem Herzen, dass Allah, der Allmächtige, der Menschheit gnädig sein möge und dass die Menschen in der Welt, insbesondere ihre Anführer und politischen Entscheidungsträger, zur Vernunft kommen mögen, bevor es zu spät ist. Ich bete, dass sie anstelle von Kriegstreiberei und Säbelrasseln all ihre Fähigkeiten und Ressourcen einsetzen, um Frieden und Sicherheit für alle Völker und Nationen zu fördern, anstatt zu versuchen, ihr Ego zu nähren und ihre Machtgier durch das Anheizen von Kriegen zu befriedigen. Mögen sie ihre Verantwortung, die Menschheit zu schützen um der Leute von heute und der zukünftigen Generationen willen erkennen, indem sie eine Politik betreiben, die alle Formen von Konflikten beendet. Mögen sie die Hüter von Frieden und Wohlstand sein und nicht die Verursacher von Krieg und Blutvergießen.
Als religiöser Mensch bin ich der festen Überzeugung, dass dies nur möglich ist, wenn die Menschheit ihren Egoismus und ihre materialistischen Wünsche ablegt und den Einen Gott erkennt und anbetet und sich bemüht, seine Rechte zu erfüllen und nach seinen Lehren zu handeln.
Ich bete, dass Allah, der Allmächtige, den Menschen Weisheit schenken möge und dass die gesamte Menschheit jene Hauptzwecke manifestieren möge, die der Schöpfer und Herr dieser Welt, Allah, der Allmächtige, von uns wünscht, nämlich Seine Rechte und die Seiner Schöpfung zu erfüllen, Amin. Mit diesen Worten danke ich Ihnen allen noch einmal dafür, dass Sie heute Abend zu uns gekommen sind. Ich danke Ihnen vielmals.

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