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Arbeit 5/7: Lebenslanges Lernen

Bereits vor über 1400 Jahren schärfte der Prophet des Islam den Muslimen ein, besonderes Augenmerk auf das kontinuierliche und lebenslange Lernen zu legen.

hier zu Teil 1/7

von Chaudhry Masroor Ahmad, Frankfurt/Main

Hadhrat Anas bin Malik (RA) berichtet, dass der Heilige Prophet (SAW) sagte: »Das Streben nach Wissen ist für jeden Muslim eine Pflicht.«20

In keiner Phase der Menschheitsgeschichte war die persönliche intellektuelle und geistige Entwicklung so entscheidend wie heute. Mit der Industrialisierung, die bereits im vorletzten Jahrhundert Einzug hielt, wurde schwere menschliche Arbeit durch Maschinen ersetzt, die diese schneller, effizienter und billiger erledigten. Dieser Trend hat sich seitdem weiter fortgesetzt, sodass aktuell sogar komplexe Tätigkeiten durch Roboter und Computer ersetzt werden können. Onlinehandel, selbstfahrende Autos und künstliche Intelligenz sind nur einige Ausprägungen dieser Entwicklung.

»Unsere Khuddam [jungen Männer] sollten das Bewusstsein dafür entwickeln, dass dies das Zeitalter der Maschinen ist und sie in Zukunft mit Maschinen arbeiten werden. […] Das ist das Zeitalter des Fortschritts der Wissenschaften. Daher sollten die Khuddam-ul-Ahmadiyya versuchen, dass jedermann in unserer Jamaat mit dem Grundwissen der Wissenschaft vertraut ist.«21

Um dieser zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung nicht zum Opfer zu fallen, muss man sich stärker mit neuen Technologien und Arbeitsformen beschäftigen. Einfache, stupide Tätigkeiten, die ungelernte Arbeiter in weniger entwickelten Ländern ausüben, sind in Deutschland kaum gefragt. Denn auch Berufe, für deren Ausübung kein akademischer Abschluss erforderlich ist, setzen ein hohes Maß an Professionalität und eine entsprechende jahrelange Ausbildung voraus. Angesichts dieses Zeitenwandels, auch »Strukturwandel« genannt, fühlen sich immer mehr Menschen jedoch verunsichert. Sie zweifeln an ihren Fähigkeiten und ihrem Vermögen, mit der neuen Arbeitswelt und ihren Herausforderungen Schritt halten zu können. Der Heilige Qur’an ruft die Muslime dazu auf, nicht an sich selbst zu zweifeln:

»Allah belastet niemanden über sein Vermögen. Ihm wird, was er verdient, und über ihn kommt, was er gesündigt.«22

Das heißt, dass Allah die menschliche Natur sehr wohl darauf ausgelegt hat, die ihr aufgelegten Pflichten zu erfüllen. Hadhrat Mirza Bashiruddin Mahmud Ahmad (RA) ermutigte seine Gemeinde dahingehend mit den folgenden Worten:

»Alle übrigen Menschen mit einem Durchschnittsgehirn tragen darin jedes mögliche Potenzial. Sie tragen Intelligenz, genauso wie Intellekt und Denkvermögen und Wissen und Bewusstsein und Emotionen und wenn jemand diese Anlagen ausnutzt, dann kann er Fortschritte machen… Intelligenz ist eigentlich das Resultat von vollkommener Aufmerksamkeit. Wenn wir die Gewohnheit etablieren, uns absolut zu konzentrieren, dann werden wir zwangsläufig Intelligenz entwickeln. Und eine solche Intelligenz erfährt dann keinen Stillstand, sondern treibt immer weiter fort.«23

Erfolg ist also keineswegs eine Frage der Veranlagung, sondern, wie der große Erfinder Thomas Alva Edison einmal sagte:

»Genius is one percent inspiration and ninety-nine percent transpiration.« (Genie ist ein Prozent Eingebung und neunundneunzig Prozent Schweiß.)

Das Streben nach Wissen ist die heilige Pflicht aller Muslime, die nicht etwa mit der Erlangung eines universitären Grades endet. Lebenslanges Lernen bedeutet, sich fortwährend weiterzuentwickeln und das Feuer der Neugier niemals ausgehen zu lassen:

»Die universitäre Lehre ist nicht das Endziel. Sie ist der erste Schritt auf dem Weg zum Ziel … Durch einen Abschluss allein gelangt der Student zu keiner Ehre, aber durch den Studenten gelangt der Abschluss zu Ehre. Ihr müsst euren Wissensstand immer aufrechterhalten, ihn sogar stetig versuchen zu erhöhen. Ihr dürft die Ausbildung in euren Colleges nicht als Frucht eures Lebens ansehen, sondern als Samen in dem Ackerfeld eures Wissens.«24

weiter zu Teil 6/7

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20 Sunan ibn Māǧa
21 Fackel für den Weg, Seite 509
22 Heiliger Qur’an, 2:287
23 Fackel für den Weg, Seite 183
24 Fackel für den Weg, Seite 629

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Neueste Kommentare

  1. Sehr interessant! Schreiben Sie auch etwas über die Prügelstrafe in der Kindererziehung entsprechend der Islamischen Religion? Gewalt gegen Kinder dürfte…

  2. Mögen die Menschen aus der Geschichte endlich lernen, die Politiker ihre Verantwortung ernst nehmen und das Leben, das höchste Gut…

  3. Dieser Artikel müssten sich alle Politiker bei uns durchlesen und einmal durch das Herz gehen lassen bevor sie andere mit…

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