Aktuelle und soziale Themen

Arbeit 1/7: Die Wert- & Sinnfrage

Auf der weltlichen Ebene sollte sich jeder Mensch fragen, welche gesellschaftliche Rolle ihm Gott zugewiesen hat.

Chaudhry Masroor Ahmad, Frankfurt/Main

Der Wert der Arbeit

»Und dass der Mensch nichts empfangen soll, als was er erstrebt«1

Eines der fundamentalen Prinzipien der spirituellen Welt besteht darin, dass der Mensch seine Ziele durch harte Arbeit und Mühen erreicht. Der gläubige Mensch, der seine Seele durch stetige Arbeit und Selbstdisziplin, Gebet und gute Taten entfaltet, empfängt seinen Lohn bei Allah in der Form Seines Paradieses. Seine Mühen haben sich ausgezahlt – im Gegensatz zum Müßiggänger, der ein gemütliches Leben ohne Anstrengungen führt und das Missfallen Gottes auf sich zieht. Dieses Prinzip gilt auch in der materiellen Welt, wie uns zahllose Beispiele von Menschen mit einer erfolgreichen Berufslaufbahn zeigen. Sie ernten meist erst nach einer langen Zeit der Opfer und Anstrengungen die Früchte ihrer Geduld in Form von wirtschaftlichem Erfolg und Glück.

»Es ist eine Pflicht, für den Unterhalt zu arbeiten und auf erlaubten Wegen zu verdienen.«2

Das Aneignen von finanziellen Mitteln ist mitnichten etwas Verwerfliches, da die Versorgung der eigenen Person, als auch die seiner Angehörigen eine religiöse Pflicht darstellt.

»Die Männer sind die Verantwortlichen über die Frauen, weil Allah die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben.«3

Völlig falsch ist also die Vorstellung, dass die weltlichen Verpflichtungen in den Augen Gottes keine Rolle spielen. Die Schönheit der islamischen Lehren besteht gerade darin, dass jede alltägliche Form der guten Arbeit, die scheinbar keinen religiösen Zusammenhang hat, in den Augen Gottes hoch angesehen ist. Denn jenseits des finanziellen Aspekts liegt viel Gutes in der Erwerbsarbeit.

Die Hoffnung allein ist ohne Zweck
Müh‘ und Arbeit braucht es auch
Die Hände lass stets arbeiten
Und auch die Taten weite weiter4

Arbeit stiftet Sinn

Der Schöpfer der Himmel und Erde hat die Welt für einen bestimmten Zweck erschaffen, so wie Er sagt:

»Glaubtet ihr denn, Wir hätten euch in Sinnlosigkeit geschaffen, und dass ihr nicht zu Uns zurückgebracht würdet?«5

Die Aufgabe des Menschen besteht darin, diesen Sinn zu ergründen und sein Handeln danach auszurichten. Auf der weltlichen Ebene sollte sich also jeder fragen, welche gesellschaftliche Rolle ihm Allah zugewiesen hat. Welche Talente hat Allah ihm gewährt? Welche Aufgaben warten in seinem oder ihrem Leben auf ihn oder sie? Was ist sein Beruf und seine oder ihre Berufung? Unlängst haben die Arbeitswissenschaften festgestellt, dass Menschen, die einen Sinn in ihrem Job sehen, weniger Fehltage haben. Der positive Effekt eines sinnerfüllten Arbeitslebens hat aber auch eine Kehrseite. Wer keinen Sinn in der eigenen Arbeit sieht oder arbeitslos ist, ist häufiger krank und leidet öfter an Selbstzweifeln und Depressionen.6

weiter zu Teil 2/7

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1 Der Heilige Koran, 53:40
2 Tibrani
3 Der Heilige Koran, 4:35
4 Fackel für den Weg – Gedicht „Die Gottesandacht“, Seite 117
5 Der Heilige Koran, 23:116
6 The Economist. 23.–29. Januar 2016, S. 10–11

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