hier zu Teil 1/7
von Chaudhry Masroor Ahmad, Frankfurt/Main
Arbeit verleiht Struktur
Ebenfalls zählt es zu einer gesicherten Erkenntnis in der Psychologie, dass ein geregelter Tagesrhythmus unabdinglich für den Erhalt der mentalen Gesundheit ist.7 Außer den Pflichtgebeten zu festen Tageszeiten finden wir im Heiligen Qur’an unzählige Hinweise auf die Wichtigkeit eines strukturierten Lebens. Beispielsweise heißt es über den Schlaf-Wach Rhythmus:
»Er ist es, der die Nacht für euch gemacht hat, auf dass ihr in ihr ruhen möget, und den Tag voll des Lichts (um euren Verpflichtungen nachzukommen). Wahrlich, hierin sind Zeichen für ein Volk, das zu hören vermag.«8
Der Erwerbstätige ist in der Regel in einem sozialen Umfeld tätig, das es ihm nicht ohne Weiteres erlaubt, seine Arbeitszeiten frei zu wählen. Diese extrinsische Motivation (von außen) schützt ihn vor Trägheit und Müßiggang. Der Bäcker stellt am frühen Morgen frische Backwaren her. Ein Händler hält sich an die Ladenöffnungszeiten, zu denen er die Kundschaft erwartet. Ein Softwareexperte trifft sich zu fester Zeit mit seinen Teamkollegen, und die sorgsamen Eltern machen das Kind allmorgendlich bereit für die Schule. Den Stellenwert der frühen Morgenstunden hob der Heilige Prophet MuhammadSAW auf diese Weise hervor: Hadhrat Sakhr bin GhamidiRA berichtete, dass der Heilige ProphetSAW folgendes betete: »O mein Allah! Segne die Angehörigen meines Volkes, wenn sie morgens früh ihre Arbeit beginnen.«9
Finanzielle Unabhängigkeit
Die Würde des Menschen und seine Stellung in der Gesellschaft sind maßgeblich mit dem Grad seiner Unabhängigkeit verbunden. Je eher er also in der Lage ist, für seine persönlichen Bedürfnisse selbst aufzukommen, desto mehr Respekt genießt er durch andere, als auch vor sich selbst. In der Regel ist die Erwerbsarbeit eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Aufbau eines privaten Vermögens. Seine Ersparnisse erlauben es ihm ferner, sorgloser in die Zukunft zu blicken, da er für wirtschaftlich schwierige Zeiten gewappnet ist. Er kann seine eigenen weltlichen Wünsche und die seiner Familie eher erfüllen, was ihm zusätzliche Genugtuung und Zufriedenheit schenkt.
»Niemals hat einer etwas Besseres verzehrt als eine Nahrung, die er aus dem Arbeitslohn seiner Hände erwarb.«10
Schlussendlich erhält er durch das freiwillige Spenden für Glaubens- und Wohlfahrtszwecke die Möglichkeit, nicht nur seine Gottesfurcht zu mehren, sondern auch an der Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen auf der ganzen Welt teilzuhaben. Sein finanzieller Stand erlaubt es ihm, einen ausgesprochen gewinnbringenden Handel mit Allah, dem Allmächtigen, einzugehen:
»Wer ist es, der Allah ein stattliches Darlehen geben will? Er wird es ihm um ein Vielfaches mehren, und ihm wird ein ehrenvoller Lohn.«11
Auf diese Weise verwandelt sich jede weltliche Arbeit in eine spirituelle, sodass die beiden kaum mehr voneinander zu unterscheiden sind.
weiter zu Teil 3/7
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7 The Lancet: „Association of disrupted circadian rhythmicity with mood disorders”, 15.5.2018
8 Der Heilige Koran, 10:68
9 Sunan at-Tirmiḏī
10 Sahīhal-Buchārī
11 Der Heilige Koran, 57:12
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