von Yunus Mairhofer
In den Wirren des 12. Jahrhunderts reiste von Andalusien aus ein Mann durch die Welt, dessen Gedanken über die islamische Tradition hinaus das Abendland erreichten. Muhyiddin Ibn Arabi war mehr als ein Gelehrter, er war eine faszinierende Persönlichkeit, die die mystische Seite der Religion betonte. Seine Lehren, durchtränkt von der Liebe zu Gott, forderten nicht nur das intellektuelle Denken heraus. Sie inspirierten auch zu einer spirituellen Suche jenseits der Gedanken und Worte.
Seine Aussage ‘Mein Herz hat Raum für jeden Glauben’ verdeutlicht seine zutiefst islamische, weil tolerante und respektvolle Haltung gegenüber verschiedenen Glaubensrichtungen.
“Die Wahrheit kann nicht in Worten ausgedrückt werden. Sie kann nur im Herzen verstanden werden.”
Dieses weitere Zitat unterstreicht seine Überzeugung, dass die tiefe spirituelle Erkenntnis jenseits der Grenzen der Sprache liegt und im persönlichen inneren Erleben zu finden ist.
Einfluss auf die Europäische Gesellschaft und die Aufklärung
Ibn Arabi und andere Gelehrte seiner Zeit hatten nicht nur einen nachhaltigen Einfluss auf die islamische Welt, sondern ihre Ideen und Schriften fanden auch ihren Weg durch Europa und trugen zur intellektuellen Blüte während des Mittelalters bei. Die Übersetzung und Verbreitung von Werken wie “al-Futuhat al-Makkiyya” – Die mekkanischen Offenbarungen – ermöglichte mehr als nur einen kulturellen Austausch zwischen Ost und West. Ein ganzes Feuerwerk von Ideen entzündete die Köpfe der europäischen Denker.
“Die islamische Philosophie diente als Wegbereiter für die Ideen der Aufklärung in Europa, indem sie das intellektuelle Klima beeinflusste und den Boden für die Entfaltung moderner Denkweisen vorbereitete“, schreibt darüber der deutsche Historiker Reinhart Koselleck. Oder kurz in den Worten von Voltaire:
“Den Arabern schulden wir mehr als den Griechen und Römern.”
Die Ideen von Toleranz, mystischer Spiritualität und der Suche nach Wissen erleuchteten das dunkle Mittelalter. Diese geistigen Schätze schufen wie ein bunter Teppich die Grundlage für das, was wir heute als moderne westliche Gesellschaft kennen.
Blieb nur ihr Gottesgedanke dabei auf der Strecke?
Bekannte Zitate von Muhyiddin Ibn Arabirh:
“Wie kann das Herz zu Gott wandern, wenn es durch seine Begierden gefesselt ist?”
_____“Du musst den Schmerz fühlen, damit du lernst den Schmerz der anderen zu verstehen, die du verletzt hast.”
_____“Für Hoffnung braucht es Glaube.”
_____“Die Welt ist wie eine Schule. Jeder von uns wird einzeln geprüft und unser einziger Lehrer ist Gott.”
_____“Einsamkeit ist ein wichtiger Freund auf dem Weg der Tapferkeit.”
_____“Der Unwissende sieht seine Unwissenheit nicht, denn er aalt sich in ihrer Dunkelheit; noch sieht der Wissende sein eigenes Wissen, denn er sonnt sich in ihrem Licht.”
Weitere Details zur Person
Muhyiddin Ibn Arabi wurde im Jahr 1165 in Murcia, im südlichen Teil des heutigen Spaniens, geboren. Während seines Lebens reiste er durch verschiedene Regionen, darunter Andalusien, Nordafrika, Syrien und Anatolien (heutige Türkei). Seine Reisen ermöglichten es ihm, verschiedene kulturelle Einflüsse zu absorbieren und ein breites Verständnis für die Vielfalt des islamischen Denkens zu entwickeln. Ibn Arabi verbrachte auch einen bedeutenden Teil seines Lebens in Damaskus, wo er forthin lehrte und schrieb. Sein reiches Erbe und seine Lehren haben bis heute einen Einfluss auf Philosophie und Mystik.
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