Geschichtliches Gesellschaft Hadhrat Mirza Bashir-ud-Din Mahmud Ahmad - Khalifat-ul Masih II (ra)

Keine Toleranz ohne Meinungsvielfalt, kein Gottesdienst ohne Humanität

Zur Grundsteinlegung der Fazl Moschee in London 1924 hat Hadhrat Mirza Bashiruddin Mahmud Ahmad (ra), der Zweite Kalif der Ahmadiyya Gemeinde einige erstaunliche Botschaften.
Die Fazl Moschee in London

»Mit der Huld und Gnade Gottes

  Er ist der Helfer

Schwestern und Brüder!

Wir haben uns heute Wir haben uns heute hier zu einem einzigartigen Ereignis versammelt. Es wird der Grundstein eines Gebäudes gelegt, das dazu errichtet wird, um ausschließlich jenes Wesens zu gedenken und in Seiner Präsenz unserem Zustand der Verehrung und Anbetung Ausdruck zu verleihen, das der Erschaffer der ganzen Welt ist. Ganz gleich aus welchem Land wir sind, unter welcher Regierung wir leben oder welche Sprache wir sprechen, wenn wir vor Ihm stehen, werden wir eins. Jenes Wesen ist der Mittelpunkt, in dessen Präsenz die Unterschiede von Alter, Status, Hautfarbe sowie Osten und Westen keine Rolle mehr spielen. Denn je näher man sich in Seine Richtung bewegt, desto eher schwinden die Unterschiede und die Einheit wächst. Somit ist das Haus, zu dessen Grundsteinlegung wir heute zusammengekommen sind, ein Zeichen der Einheit und Einigkeit. Und das Dasein dieses Hauses macht uns auf die Tatsache aufmerksam, dass wir den gleichen Ursprungsort und den gleichen Ort unserer Rückkehr aufweisen. Daher sollten wir aufgrund unserer Unterschiede nicht miteinander streiten und Unfrieden stiften.

Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten treten in der Welt auf, und das wird sich auch nicht ändern. Weder gab es in der Vergangenheit ein Zeitalter, in dem es keine Meinungsverschiedenheiten gegeben hätte, noch wird dies in der Zukunft der Fall sein. Solange der Mensch die Fähigkeit zum Fortschritt innehat, wird es definitiv auch Meinungsverschiedenheiten geben, da all der beobachtbare Fortschritt in der Welt durch das Vorhandensein von Meinungsverschiedenheiten bewirkt wird. Somit ist Meinungsverschiedenheit, wie der Heilige Prophet (saw) es erklärt hat, ein Segen und nicht etwas Schädliches. Was dagegen schlecht ist, ist Intoleranz, also der übersteigerte Wunsch nach Einigkeit und Konformität. In Wahrheit hat nichts der Einheit so sehr geschadet, wie die Tatsache, dass manche Leute, um Einigkeit herbeizuführen, solche Methoden anwenden, die in Wirklichkeit ihrem Zweck gänzlich zuwiderlaufen. Die Sache der Einheit hat nicht so viel Schaden von ihren Feinden erlitten, wie sie von ihren naiven Freunden davontragen musste. 

Wenn Meinungsverschiedenheit etwas Schlechtes ist, welche Bedeutung und Funktion bleibt dann der Toleranz? Toleranz und Duldsamkeit entstehen erst im Vorhandensein und als Resultat von Meinungsverschiedenheit. Was die Welt folglich braucht, ist Toleranz, was bedeutet, dass die Menschen trotz unterschiedlicher Anschauungen und Grundsätze zusammen in Liebe leben. Ohne Zweifel hat jeder das Recht, den anderen zu dem Standpunkt einzuladen, den er für ihn am besten hält, da es ohne Verbreitung und Verkündung der Standpunkte keinen Fortschritt in den Wissenschaften geben kann. Was aber keinem zusteht, ist, dass man seinen Willen der Zunge und den Handlungen des Anderen aufzuzwingen versucht, ohne zuvor eine Änderung in dessen Herzen bewirkt zu haben. Oder dass man versucht, aufgrund von Meinungsverschiedenheiten in bestimmten Angelegenheiten dem anderen Leid zuzufügen. 

Schwestern und Brüder! Eine Moschee wird gebaut, um diesen Geist der Liebe und Freundschaftlichkeit zu wecken. Der Islam hat die Moschee als Baitullah (Haus Gottes) bezeichnet. Das bedeutet, es handelt sich um ein Haus, in dem der Mensch nicht das Recht hat, jemanden aufgrund von Meinungsverschiedenheit hinauszuschicken oder ihm Leid zuzufügen, denn dieses Haus gehört nicht dem Mensch, sondern Gott, Der genauso wie der eigene auch der Gott seiner Feinde ist. Im Heiligen Qur’an sagt Allah: 

»Und wer ist ungerechter, als jener, der andere daran hindert, die Moscheen zu betreten und Gott anzubeten« (2:115)

In der Geschichte lesen wir, dass aus dem Jemen eine Delegation von Christen den Heiligen Propheten Muhammad (saw) besuchen kam. Sie waren dabei, sich mit dem Heiligen Propheten (saw) zu unterhalten, als es Zeit für ihre Gottesandacht wurde. Sie baten den Heiligen Propheten (saw) darum, hinausgehen und beten zu können. Der Heilige Prophet (saw) sagte, dass es nicht nötig sei, zum Beten nach draußen zu gehen. Sie könnten ihren Gottesdienst gern hier in der Moschee durchführen. So ist durch das Gebot des Heiligen Qur’an und die Handlung des Propheten Muhammad (saw) belegt, dass die Moschee im Islam für jede Person geöffnet ist, die Gott anbeten möchte. Außerdem sind islamische Moscheen ein Zentrum, um die verschiedenen Religionen zu vereinen. 

Mit diesem Geist und diesen Gefühlen, die ich beschrieben habe, sieht die Ahmadiyya Gemeinde die Eröffnung dieser Moschee vor. Bevor ich den Grundstein dieser Moschee lege, möchte ich verkünden, dass diese Moschee einzig und allein für die Anbetung Gottes errichtet wird, damit die Liebe Gottes auf der Welt etabliert wird und die Leute sich der Religion zuwenden, ohne der es keinen wahren Frieden und wahren Fortschritt geben kann. Außerdem werden wir niemanden, der Gott anbeten möchte, daran hindern, hier zu beten, vorausgesetzt, man hält sich an die Regeln, die von den Verwaltern ordnungshalber festgelegt werden sowie mit der Bedingung, dass man nicht den Gottesdienst jener Leute behindert, die zur Befriedigung ihrer religiösen Bedürfnisse diese Moschee bauen.

Ich bin zuversichtlich, dass der Geist der Toleranz, der durch diese Moschee geschaffen wird, maßgeblich dabei helfen wird, die Unruhen und den Zwiespalt auf der Welt zu beseitigen und wahren Frieden und Sicherheit zu schaffen; und dass die Tage sehr bald kommen werden, wenn die Menschen Kriege und Konflikte aufgeben und in Liebe und Mitgefühl miteinander leben werden; und dass die ganze Welt realisieren wird, dass sie mit dem einen Gott als Schöpfer der gesamten Menschheitsfamilie noch stärker als Geschwister in Liebe und Zuneigung miteinander leben sollte, und anstatt einander ein Hindernis in ihrer Weiterentwicklung darzustellen, sich dabei gegenseitig zu unterstützen. Denn wie ein Vater es niemals gutheißt, dass seine Kinder miteinander streiten, genauso wenig gefällt es Gott, dass Seine Schöpfung in gegenseitige Bekämpfungen und Kriege verwickelt ist. 

In Wahrheit sind die Streitigkeiten und Konflikte das Ergebnis der Entfernung von Gott. Der Begründer der Ahmadiyya Gemeinde, der Verheißene Messias (as), wurde tatsächlich zu diesem Zweck gesandt, dass er die Menschen auf Gott aufmerksam macht, damit sich ihr Blick von den Differenzen abwendet und sich ihre Aufmerksamkeit auf die Faktoren richtet, die zur Einheit führen.

So wird die Ahmadiyya Gemeinde mit Allahs Gnade darin bestrebt sein, alle ethnischen Konflikte und politischen Kriege zu beseitigen. Wir hoffen, dass die guten Menschen jeder Religion und Nation bei diesen Bemühungen helfen werden. Es sind auch bereits die Anzeichen dafür zu erkennen, wie das Zusammenkommen der hiesigen ehrenwerten Leute aus verschiedenen Religionen und Völkern ersichtlich macht.

So lege ich, Mirza Bashiruddin Mahmud Ahmad, Khalifatul Masih II., Oberhaupt der Ahmadiyya Gemeinde, die ihren Hauptsitz in Qadian, Punjab, Indien hat, heute am 20. Rabīʿ al-awwal 1343 nach Hidschra, um Gottes Zufriedenheit willen den Grundstein dieser Moschee, sodass Sein Name in England verherrlicht werde und die Leute in diesem Land ebenfalls an den Segnungen teilhaben mögen, die uns gewährt wurden.

Ich bete zu Gott, dass Er diese aufrichtige Bemühung der gesamten Ahmadiyya Gemeinde, sowohl der Männer als auch der Frauen, annehmen möge, und dass Er die Mittel für das weitere Gedeihen dieser Moschee bereiten möge: und möge Er sie für immer und ewig zu einem Zentrum der Verbreitung der Gesinnungen von Frömmigkeit, Gottesfurcht, Gerechtigkeit und Liebe machen, und möge sich dieser Ort als eine spirituelle Sonne erweisen, die in dieses Land und all die anderen Länder jene himmlischen Strahlen aussendet, die da ausgehen von Seiner Heiligkeit Muhammad Mustafa (saw), dem Siegel der Propheten und von Seiner Heiligkeit Ahmad (as), dem Verheißenen Messias, Propheten Allahs und Manifestation und Stellvertreter Muhammads (saw).«

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DATEN & FAKTEN 

– Der Spendenaufruf für den Bau der Londoner Moschee wurde am 6. Januar 1920 von Hadhrat Khalifatul Masih II. (ra) gestartet. 

– Es wurden 95000 Rupien für diesen Zweck gesammelt, von denen 6000 Rupien noch am Tag des Aufrufs zusammenkamen. Der größte Beitrag von 83000 Rupien wurde von den Frauen der Gemeinde geleistet. 

– Das ein Hektar große Grundstück für die Moschee wurde im August 1920 von Chaudhry Fateh Muhammad Sial für 2223 £ erworben. Der Grundstein für die Moschee wurde in einer Zeremonie gelegt, an der 200 Gäste teilnahmen. Das Fundament wurde von mehr als 15 Freiwilligen, darunter zwei Frauen, unter der Leitung von Maulana Abdur Rahim Dard ausgehoben. 

– Die Bauarbeiten begannen am 28. September 1925 und dauerten zehn Monate. Die Kosten betrugen 4.000 £. 

– Die Moschee erhielt von Hadhrat Khalifatul Masih II. (ra) den Namen Fazl Moschee

– Sie wurde am 3. Oktober 1926 um 15.00 Uhr von Khan Bahadur Sheikh Abdul Qadir in Anwesenheit von 600 Gästen feierlich eröffnet. 

– Maulana Abdur Rahim Dard war der erste Imam der Londoner Moschee. Das erste in der Moschee verrichtete Gebet war das ʿaṣr-Gebet [das dritte von fünf Pflichtgebeten].

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