Ahmadiyya S.H. der Fünfte Kalif - Hadhrat Mirza Masroor Ahmad (aba)

Muslimische Einwanderer & Integration

Am Samstag, dem 8. September 2018, hielt das weltweite Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat, der Fünfte Kalif, Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA, vor mehr als 1.000 Würdenträgern und Gästen eine wegweisende Ansprache über die weltweite Flüchtlingskrise und den anschließenden Aufschwung des Rechtsextremismus in der westlichen Welt. Dies war am zweiten Tag der 43. Jalsa […]

Am Samstag, dem 8. September 2018, hielt das weltweite Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat, der Fünfte Kalif, Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA, vor mehr als 1.000 Würdenträgern und Gästen eine wegweisende Ansprache über die weltweite Flüchtlingskrise und den anschließenden Aufschwung des Rechtsextremismus in der westlichen Welt. Dies war am zweiten Tag der 43. Jalsa Salana (Jahresversammlung) der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Karlsruhe. Nachfolgend finden Sie die vollständige Abschrift der Ansprache Seiner Heiligkeit.

Nach dem Rezitieren des tašahhud, ta’awwuḏ und bi-smillāh sagte Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA, weltweites Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat und Fünfter Kalif des Verheißenen MessiasAS:

»Sehr geehrte Gäste,  as-salāmu ʿalaikum wa-raḥmatu llāhi wa-barakātuhu – Friede und Segnungen Allahs seien mit Ihnen allen. 

In letzter Zeit haben rechtsextreme Parteien hier in Deutschland und in anderen westlichen Ländern an Bedeutung gewonnen und einen Mitgliederzuwachs erlebt. Hauptursache für diese beunruhigende Entwicklung ist, dass die Einheimischen dieser Länder zunehmend empört und frustriert sind. Sie fühlen sich vernachlässigt und haben das Gefühl, dass ihre Rechte durch ihre Staatschefs und Regierungen nicht gesichert werden.

Ohne Frage, ein Hauptgrund, der ihre Sorgen nährt, ist der Zustrom von Einwanderern in viele westliche Länder in den letzten Jahren gewesen. Das ist hier in Deutschland sicherlich der Fall gewesen, denn es hat in letzter Zeit weitaus mehr Flüchtlinge aufgenommen als jedes andere europäische Land. Infolgedessen befürchten viele Einheimische, dass ihre Gesellschaften sich jenseits jeder Vorstellung verändern und sie empfinden, dass die Ressourcen ihrer Länder unverhältnismäßig zugunsten der Einwanderer genutzt werden.

Man spricht zwar von »Einwanderern«, aber das eigentliche Problem ist für die meisten Menschen der »Islam« und die Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit der Einwanderer in Europa Muslime sind, die aus kriegszerrütteten Ländern im Nahen Osten fliehen. Wenn also die Rechtsextremen und ihre Anhänger zur Demonstration gegen die Einwanderung aufrufen, dann ist ihre eigentliche Zielscheibe der Islam, und es ist ihr Anliegen, die Einwanderung von Muslimen in ihre Länder zu stoppen. Sie betrachten den Islam als unvereinbar mit westlichen Werten und versuchen ihre Auffassung zu propagieren, dass Muslime unfähig seien, sich erfolgreich in den Westen zu integrieren und dass sie eine Bedrohung für andere Bürger darstellen würden.

Zudem glauben viele Nicht-Muslime, dass der Islam eine Religion des Extremismus sei und vermuten, dass die eingewanderten Muslime Extremisten oder religiöse Fanatiker sein könnten, die die Gesellschaft vergiften, Spaltung verursachen und den Frieden und Wohlstand ihres Landes zerstören. Sicherlich hat sich dieses Angstgefühl in einigen Teilen dieses Landes ausgebreitet, besonders in Ostdeutschland. Infolgedessen gab es Aktionen und Kampagnen, um den Bau von Moscheen zu verbieten.

Wir, die Ahmadiyya Muslim Jamaat, blieben von dieser Opposition nicht verschont; einige Gruppen hier in Deutschland haben aktiv gegen uns agitiert und sich darum bemüht, uns am Bau neuer Moscheen zu hindern. Sie haben uns bekämpft, obwohl unser Motto »Liebe für alle, Hass für keinen« ist und trotz der Tatsache, dass unsere Gemeinde seit fast 130 Jahren bei der Förderung des Friedens, der Brüderlichkeit, der Liebe und des Mitgefühls in allen Teilen der Welt an vorderster Front steht.

Unsere Geschichte bezeugt die Tatsache, dass überall dort, wo wir Moscheen gebaut oder uns etabliert haben, sich die Ängste der Einheimischen bald in Luft aufgelöst haben. Diejenigen, die uns anfänglich mit Skepsis betrachtet haben, sind schnell zu unseren treuen Freunden und aufrichtigen Unterstützern geworden. In aller Welt bezeugen unsere Nachbarn mit Freude, dass die Ahmadi-Muslime Menschen sind, die den Frieden in der Gesellschaft fördern und ausschließlich eine Botschaft von Liebe, Mitgefühl und menschlicher Sympathie verbreiten. Aufgrund des miserablen Zustandes der gesamten islamischen Welt musste auch die Ahmadiyya Muslim Jamaat unter den Folgen leiden.

Ein anderer Vorwurf von Gegnern der Masseneinwanderung lautet, dass Einwanderer dazu neigen, Frauen sexuell zu belästigen oder zu missbrauchen. Bedauerlicherweise hat ein kürzlich veröffentlichter Bericht darauf verwiesen, dass ein hoher Anteil der Vergewaltigungen oder versuchten Vergewaltigungen in einem westlichen Land von Einwanderern begangen wurde. Gott weiß besser, ob die Zahlen stimmen, aber wenn solche Berichte veröffentlicht werden, hat das auch einen Einfluss auf andere Länder und die Sorgen und Ängste der Einheimischen nehmen weiter zu.

Ein weiterer Punkt, den viele Parteien und Politiker hervorheben, betrifft die Steuerlast, die für die Neuansiedlung von Einwanderern anfällt. Neben ihren alltäglichen Lebenshaltungskosten sind die Infrastrukturkosten, die durch die massive Einwanderung entstehen, enorm, sodass die finanzielle Belastung des Staates beträchtlich ist, wobei es ja letztendlich die Steuerzahler sind, die dies finanzieren. Menschen, die ihr Leben in einem Land verbracht und dort ihre Steuern gezahlt haben, dürfen zurecht die Frage stellen, ob es gerecht sei, dass ihre Abgaben an den Staat für die Neuansiedlung ausländischer Zuwanderer ausgegeben werden, statt für die Finanzierung von Projekten, die den ansässigen Bürgern zugutekommen.

Ich bestreite nicht, dass es sich hierbei um berechtigte Fragen und ernst zu nehmende Gründe zur Sorge handelt, und wenn sie nicht vernünftig angegangen werden, werden die Spannungen in der Gesellschaft weiter zunehmen. Darüber hinaus kommt es überall dort, wo es zu einer massiven Migration kommt, unweigerlich zu Sicherheitsproblemen. Tatsächlich ist es bewiesen, dass sich inmitten der echten Flüchtlinge Einwanderer verbergen, die das Potenzial haben, großen Schaden anzurichten. Beispielsweise wurde vor wenigen Tagen eine in Deutschland lebende Migrantin interviewt, die vor ihrer Flucht im Irak entführt und als Sklavin festgehalten worden war. Sie berichtete, wie erschüttert und entsetzt sie darüber war zu sehen, dass ihr Entführer, ein Mitglied einer Terrorgruppe, nun frei in Deutschland lebte, nachdem er unter dem Vorwand der Verfolgung hierhergekommen war. Ich habe in der Vergangenheit davor gewarnt, dass jeder einzelne Fall sorgfältig überprüft werden sollte, um sicherzustellen, dass Extremisten oder Kriminelle, die sich als Flüchtlinge ausgeben, nicht einreisen dürfen. Diese Umstände zeigen jedenfalls, dass die Angst vor einer Masseneinwanderung aus muslimischen Ländern bis zu einem gewissen Grad gerechtfertigt ist. 

Aber andererseits ist es für einen gerechten, intelligenten und weisen Menschen notwendig, sich beide Seiten der Geschichte zu betrachten und sein Bild von Muslimen und vom Islam nicht nur auf Hörensagen zu gründen. Nur weil jemand den Islam als eine Religion des Extremismus brandmarkt oder behauptet, dass alle Muslime Terroristen seien, macht es dies nicht zu einer Wahrheit. Stattdessen ist es wichtig, die Fakten rational und objektiv zu bewerten, bevor man zu einem Schluss kommt. Daher sollten Sie nachforschen und ergründen, was die Wahrheit ist, bevor Sie zu einem endgültigen Schluss darüber kommen, ob die Lehren des Islam extremistischer Natur sind. Untersuchen Sie, ob die Übeltaten einiger sogenannter Muslime durch die Lehren des Islam motiviert sind.

Prüfen Sie, ob der Islam wirklich Extremismus erlaubt. Oder schreibt der Islam schwere Strafen für diejenigen vor, die Unruhe und Hass verbreiten? Erlaubt der Islam den Muslimen, im Namen ihres Glaubens gegen die Gesetze des Landes zu verstoßen? Welche Erwartungen stellt der Islam an Muslime in Bezug auf ihr Verhalten in der Gesellschaft? Ermutigt der Islam die Muslime dazu, dem Staat zur Last zu fallen? Oder bestärkt er sie eher darin, hart zu arbeiten, loyal zu sein und einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, in der sie leben?

Seine Heiligkeit forderte die internationale Gemeinschaft dazu auf, all jenen zu helfen, die in ihren Herkunftsländern Grausamkeiten ausgesetzt sind, um einen dauerhaften Frieden herbeizuführen. 
© The Review of Religions

Falls bewiesen wird, dass Muslime, die Falsches tun, durch ihre Religion dazu motiviert werden, dann kann man sagen, dass die Sorgen der Rechtsextremen berechtigt sind. Aber was ist, wenn ihre Handlungen nichts mit dem Islam zu tun haben? Was ist, wenn antiislamische Gruppen hasserfüllte Mythen über den Islam verbreiten, die nur auf Fantasie statt auf Fakten basieren? In der kurzen verfügbaren Zeit werde ich einige Punkte ansprechen, die, wie ich hoffe, dazu beitragen werden, einige dieser Fragen zu beantworten und Ihnen ermöglichen werden, die wahre Essenz der islamischen Lehren zu verstehen.

Erstens ist es ein islamisches Grundprinzip, dass wo immer ein Muslim anstrebt, in Frieden zu leben, er darum bemüht sein muss, anderen ebenfalls Frieden und Sicherheit zu gewährleisten. Menschen sprechen oft die Kriege und Kämpfe im Frühislam an und unterstellen, dass diese beweisen würden, der Islam sei eine blutrünstige Religion, die Gewalt und Zwang erlaube. Allerdings haben die frühen Muslime in Wirklichkeit dreizehn Jahre lang brutale und dauerhafte Verfolgung ertragen, ohne diese auf irgendeine Weise zu vergelten. 

Erst nach dieser langen Zeit gab Allah der Allmächtige ihnen die Erlaubnis, sich zu verteidigen und diese Erlaubnis wird in Sura 22, Verse 40 bis 41, des Heiligen Qur’an erwähnt. In diesen Versen sagt Allah der Allmächtige, dass diejenigen, die verfolgt und aus ihren Häusern vertrieben wurden, die Erlaubnis erhalten, sich gegen weitere Grausamkeit und Unterdrückung zu verteidigen. Indes erklärt der Heilige Qur’an weiter, dass wenn Muslime ihre Religion nicht verteidigen würden, Kirchen, Tempel, Synagogen, Moscheen und alle anderen Andachtsstätten in ernster Gefahr wären. Somit wurde die Erlaubnis erteilt, die Rechte aller Menschen zu beschützen, ihr Leben frei und nach ihrem Glauben zu leben.

In Sura 10, Vers 100 des Heiligen Qur’an, in dem der Heilige ProphetSAW des Islam adressiert wird, erklärt Allah der Allmächtige, dass wenn Er gewollt hätte, hätte Er Seinen Willen durchsetzen und jeden Menschen dazu zwingen können, den Islam anzunehmen. Stattdessen hat Allah der Allmächtige es bevorzugt, den freien Willen walten zu lassen. Ebenso erklärt Allah der Allmächtige in Sura 18, Vers 30 des Heiligen Qur’an, dass Muslime ihre Botschaft offen predigen sollten und verkünden sollten, dass der Islam eine wahre Religion ist, aber zugleich sagt der Qur’an auch, dass es jedem Menschen freisteht, sie anzunehmen oder abzulehnen. In dem Vers heißt es: »Lass den gläubig sein, der will und den ungläubig sein, der will.«

Im Heiligen Qur’an bezieht sich Allah der Allmächtige auch auf jene Nicht-Muslime, die einräumten, dass der Islam eine friedliche und wohlwollende Religion sei, obgleich sie dennoch ablehnten, den Islam anzunehmen, weil sie fürchteten, dass es ihren materiellen Interessen schaden würde, wenn sie den Weg des Friedens und der Barmherzigkeit beschreiten würden. In Sura 28, Vers 58 des Heiligen Qur’an heißt es: »Sie sprechen: Wenn wir der Führung mit dir folgten, so würden wir von unserem Land weggerissen werden.«

Der Heilige Qur’an vermittelt das wahre Bild der friedlichen Lehren des Islam und verlangt von Muslimen, dass sie einen Beitrag in der Gesellschaft leisten, in der sie leben.  
EmAji | Pixabay

Das ist das wahre Bild des Islam. Es fordert jeden Muslim dazu auf, friedlich zu leben und seinen Beitrag in der Gesellschaft zu leisten. Jene Muslime sind zweifellos im Irrtum, die behaupten, Jihad bedeutet, Nicht-Muslime anzugreifen oder sie zur Konversion zu zwingen. Solche Auffassungen und Anschauungen haben nichts mit den Lehren des Islam zu tun. Ein weiterer Vorwurf, der gegen den Islam erhoben wird und den ich zuvor erwähnt habe, betrifft die Behandlung von Frauen. Einige Nicht-Muslime befürchten, dass wenn Muslime in den Westen auswandern, sie sich auf die Jagd nach einheimischen Frauen machen und diese missbrauchen werden.

Tatsächlich haben sich einige Einwanderer solcher Verbrechen schuldig gemacht und ihr beschämendes Verhalten hat solche Befürchtungen und Ängste aufleben lassen. Lassen Sie mich in Anbetracht dessen unmissverständlich klarstellen, dass jeder Muslim, der die Würde einer Frau verletzt oder sie auf irgendeine Weise missbraucht, völlig im Gegensatz zu den Lehren des Islam handelt. Der Islam betrachtet solch ein Verhalten als böse und ordnet außergewöhnlich strenge Strafen für jene an, die sich solch unmoralischer und verwerflicher Verbrechen schuldig machen. 

Beispielsweise verordnet der Islam, dass ein Muslim, wenn er sich eines solchen Verbrechens schuldig gemacht hat, auf einem öffentlichen Platz gegeißelt werden sollte. Wenn man also ein solches Fehlverhalten ausmerzen will, dann sollten muslimische Männer, die sich solcher verabscheuungswürdiger Verbrechen schuldig gemacht haben, nach islamischem Recht bestraft werden. Ich bin mir jedoch sicher, dass westliche Regierungen diese Idee missbilligen würden und Menschenrechtler sicher Einwände erheben würden. 

Wie ich bereits sagte, besteht eine weitere große Sorge der ansässigen Bürger darin, dass die Aufnahme von Flüchtlingen eine große finanzielle Belastung für den Staat darstellt. In Anbetracht dessen sollte kein Einwanderer in ein anderes Land mit einem Gefühl der Anspruchsberechtigung einreisen. Vielmehr sollten sie darüber nachdenken, was sie der einheimischen Gesellschaft anbieten können. Ich habe schon oft gesagt, dass Einwanderer sich dem Land gegenüber, das sie aufgenommen hat, verpflichtet fühlen sollten. Sie schulden beiden Dankbarkeit, der Regierung und der Bevölkerung. Die Art und Weise, wie sie diesen Gefallen zurückzahlen, besteht darin, dass sie ihre Zeit nicht damit verschwenden sollten, nur Vorteile und Beihilfen vom Staat zu beziehen. Vielmehr sollten sie darum bemüht sein, ihren Beitrag für die Gesellschaft so schnell wie möglich zu leisten. Sie sollten hart arbeiten und sich darum bemühen, eine Beschäftigung zu finden, auch wenn der einzige Job, den sie bekommen können, eine einfache Arbeit ist. Wo es ihnen ermöglichen wird, ihre persönliche Ehre und Würde zu wahren, wird es auch ein Mittel sein, um den Staat zu entlasten und den Frust der Einheimischen zu entladen.

Sicherlich sollte jeder Muslim im Hinterkopf behalten, dass der Heilige ProphetSAW sagte, dass die gebende Hand wesentlich besser ist als die nehmende. Oftmals wollten die Menschen seinen Gefährten helfen, doch sie lehnten ihre Hilfe ab und bevorzugten es, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Wie ich bereits sagte, selbst wenn Flüchtlinge dazu gezwungen sind, einfachen Beschäftigungen nachzugehen, für die sie sich selbst als überqualifiziert erachten, ist es besser, als weiterhin untätig zu bleiben und zu erwarten, dass der Staat für all ihre Bedürfnisse aufkommt. Ansonsten werden Migranten, die es verpassen, ihren Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, zum Auslöser zunehmender Rastlosigkeit in der breiten Bevölkerung. Ferner sollten Regierungen sichergehen, dass wenn sie den Einwanderern einige Leistungen oder finanzielle Hilfen zur Verfügung stellen, dabei nicht die Bedürfnisse der einheimischen Bürger vernachlässigen. In einigen Ländern erhielten Einwanderer bessere Leistungen als die steuerzahlenden Bürger; dies führte natürlich zu Unruhe in der Bevölkerung. 

Solche Frustrationen lösen sich nicht von alleine auf, denn wo Frust herrscht, gibt es immer eine Reaktion. Aus diesem Grunde sollte jede Regierung eine vernünftige und faire Politik machen, die die Rechte und Bedürfnisse der Bürger und Einwanderer gleichermaßen berücksichtigt. Es sollten sogar die Einheimischen eine bessere Behandlung und Unterstützung erhalten.

Gäste hören Seiner Heiligkeit auf der Jahresversammlung aufmerksam zu. Er betonte, dass der Heilige ProphetSAW sagte, dass die gebende Hand besser ist, als die nehmende. Zudem hätten Flüchtlinge und Einwanderer eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, die sie so großzügig aufgenommen habe. 
© The Review of Religions

Vor wenigen Tagen wurde berichtet, dass die Bundesregierung eine neue Regelung in Erwägung ziehe, wonach Asylbewerber nach ihrer Einreise in Deutschland einen einjährigen Gemeinschaftsdienst leisten müssten. Einige Kritiker behaupten bereits, dass dies bloß eine Form von »Billigarbeit« und dem Integrationsprozess nicht dienlich sei. Meiner Meinung nach integriert sich jedoch jede Person, die ihrer Gemeinschaft vor Ort dient, durch genau diesen Dienst. Der Begriff »Gemeinschaftsdienst« ist in der Tat ein positiver Begriff, weil er die Überzeugung vermittelt, dass es die Pflicht eines jeden Menschen ist, der Gesellschaft zu dienen und den Mitgliedern der Gemeinschaft zu helfen. Daher verdient die Bundesregierung für diese Politik eher Lob als Kritik. 

Dennoch beschränkt sich die Verantwortung einer Gastlandregierung nicht auf die Vermittlung eines Gemeinschaftsdienstes. Vielmehr sollten sie die Einwanderer in einer solchen Weise anleiten, die diese dazu befähigt, so schnell wie möglich ihren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Wenn die Einwanderer nicht die Fähigkeiten besitzen, um in den Arbeitsmarkt einzutreten, sollte ihnen eine Art Fortbildung oder Ausbildung angeboten werden, sodass sie schon bald diese Fähigkeiten entwickeln können. Kosten, die durch eine Ausbildung entstehen, werden eine wertvolle Investition in die Zukunft des Landes sein. 

Was die Sicherheit betrifft: Wenn Zweifel oder ein Verdacht über den Charakter oder die Hintergründe der Einwanderer aufkommen, sollten die Behörden wachsam sein und sie überwachen, bis sie sich davon überzeugt haben, dass sie kein Risiko für die Gesellschaft darstellen. Manche mögen dies als eine aggressive Politik betrachten, doch der Schutz der Gesellschaft vor Gefahren und die Wahrung des Friedens und der Sicherheit des Landes sind vorrangige Ziele einer jeden Regierung. Wenn es Einwanderer gibt, die mit der Absicht kommen, Unheil anzurichten oder Unordnung zu schaffen, verstoßen sie ohne Zweifel unmittelbar gegen die Lehren des Islam. In der Tat erklärt der Heilige Qur’an in Sura 2, Vers 192, dass obgleich Mord ein zutiefst abscheuliches Verbrechen ist, die Verbreitung von Unruhe und Hass aber ein Verbrechen weitaus größeren Ausmaßes ist.

Das bedeutet natürlich nicht, dass es ein kleines oder unbedeutendes Verbrechen sei, jemanden umzubringen; vielmehr deutet es darauf hin, dass die Auswirkungen auf die Gesellschaft dennoch viel größer sind, wenn das Feuer der Unordnung geschürt wird. Schließlich können Provokation und Anstachelung in einer Gesellschaft gewaltigen Schaden anrichten und zu Konflikten und Kriegen führen, denen zufolge unzählige unschuldige Menschen zum Opfer fallen oder unterdrückt werden. 

Der Heilige Prophet MuhammadSAW sagte, dass ein wahrer Muslim derjenige ist, vor dessen Zunge und Hand alle anderen sicher sind. 
Wie kann man dann sagen, dass der Islam eine Religion sei, die Gewalt oder Extremismus fördere? 
Wie kann man sagen, dass der Islam Unruhe in der Gesellschaft verbreite?
Wie kann man behaupten, dass der Islam danach strebe, die Würde der Frau zu verletzen? 
Wie kann man behaupten, dass der Islam seinen Anhängern erlaube, sich den Besitz oder das Vermögen anderer widerrechtlich anzueignen?

Jeder, der sich solcher Verbrechen schuldig macht, ob er sie im Namen des Islam rechtfertigt oder nicht, ist weit von seinen Lehren entfernt und wird für seine Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen. In jeder Hinsicht fordert der Islam von den Muslimen, dass sie das höchste Niveau an Integrität und Tugend an den Tag legen. Zum Beispiel hat Allah der Allmächtige die Muslime im Heiligen Qur’an in Sura 2, Vers 189 ermahnt, dass sie niemals das Vermögen oder den Besitz anderer durch Täuschung erwerben dürfen. Vielmehr wurde Muslimen gelehrt, ehrlich und vertrauenswürdig zu sein sowie die Wahrheit in allen Angelegenheiten aufrechtzuhalten.

Ebenso wird den Muslimen in Sura 83, Verse 2 bis 4, die Wichtigkeit des fairen Umgangs in Wirtschafts- und Handelsfragen vermittelt. Allah der Allmächtige sagt:
»Wehe den kurzes Maß Gebenden! Die, wenn sie sich von den Leuten zumessen lassen, volles Maß verlangen; wenn sie ihnen jedoch ausmessen oder auswägen, dann verkürzen sie es.«

Diese Verse erklären, dass diejenigen, die ausbeuterisch in geschäftlichen Dingen agieren, für sich selbst einen ungerechten Nutzen auf Kosten anderer suchen, verflucht und schließlich erniedrigt werden. Die Wahrheit ist, dass der Islam die Gesellschaft vor jeder Form der Grausamkeit und Ungerechtigkeit bewahrt hat und das Leben sowie Eigentum jedes einzelnen Menschen schützt. Es ist daher ein Grund tiefsten Bedauerns und der Bestürzung, dass Menschen weiterhin falsche Vorwürfe gegen den gesegneten Charakter des Heiligen ProphetenSAW erheben, während er doch derjenige war, der eine einzigartige spirituelle und moralische Revolution in der Gesellschaft hervorrief. Tatsächlich gab es niemals in der Geschichte der Menschheit solche Beispiele moralischer Integrität, wie sie bei den frühen Muslimen zu sehen waren. Wenn seine Gefährten sich stritten, geschah dies nicht, um sich gegenseitig auszunutzen, vielmehr ging es darum sicherzustellen, dass die Rechte der anderen Person erfüllt wurden. 

Zum Beispiel kam einmal ein Gefährte des Heiligen Propheten MuhammadSAW auf den Marktplatz, um sein Pferd für 200 Dinar zu verkaufen. Als ein anderer Gefährte des Heiligen ProphetenSAW hervortrat, um das Pferd zu kaufen, erwiderte er ihm, dass 200 Dinar bei Weitem zu wenig wären und dass 500 Dinar ein fairer Preis wäre. Er sagte, dass er keine Almosen nehmen möchte und einen rechtmäßigen und fairen Kauf tätigen wolle und so zahlte er 500 Dinar. Daraufhin sagte der muslimische Verkäufer, dass er ebenso keine Almosen annehmen möchte und einen fairen Verkauf im Sinn habe, weswegen er lediglich 200 Dinar haben wolle. Folglich ging es in ihrem Streit um den Schutz der Rechte der jeweils anderen Person, statt um den persönlichen Nachteil, der für sie selbst entstehen könnte.

Stellen Sie sich vor, alle Mitglieder einer Gesellschaft wären dazu fähig, solche Werte zu leben und aufrechtzuerhalten. Wie großartig wäre eine solche Gesellschaft? Eine Gesellschaft, in der jeder Bürger Ehrlichkeit bevorzugt und sich für das Gemeinwohl einsetzt. In anderen Worten, eine islamische Gesellschaft.

Seine Heiligkeit spricht über das wichtige Thema der Einwanderung auf der Jahresversammlung in Deutschland und erläutert in seiner Botschaft den islamischen Standpunkt zur Flüchtlingsfrage.
© The Review of Religions

Wenn jemand wissen möchte, was der Islam repräsentiert, sollte er auf solch noble Beispiele schauen, und nicht auf diejenigen, die fälschlicherweise Zwiespalt und Intoleranz in seinem Namen säen. Sicherlich erfordert die heutige Notwendigkeit, dass wir alle, Muslime wie Nicht-Muslime, innehalten und über die Konsequenzen unserer Handlungen nachdenken. Mit großem Stolz sprechen wir darüber, wie sich die Welt in ein vernetztes globales Dorf gewandelt hat und wundern uns über die Geschwindigkeit der Kommunikation und Reisen. 

Dennoch sollte uns im Zuge dieses Fortschritts bewusst werden, dass unsere Verantwortung gegenüber der Welt ebenso gestiegen ist. In Bezug auf die Flüchtlingskrise bedeutet das, dass wo auch immer Menschen Opfer von Grausamkeit und Brutalität in ihren Heimatländern werden, es die Pflicht der internationalen Gemeinschaft ist, ihnen zu helfen. Vorrangig sollte versucht werden, die Völker dieser Nationen zu versöhnen und Kriege zu beenden und einen dauerhaften Frieden zu etablieren. Wenn das jedoch nicht möglich ist, ist es unsere moralische Pflicht, unsere Herzen für diejenigen zu öffnen, die tatsächlichem Leid ausgesetzt sind.

Die Gesellschaft sollte keine echten Flüchtlinge ablehnen, die nicht aufgrund eines Eigenverschuldens leiden. Die Gesellschaft sollte keine unschuldigen Menschen beiseiteschieben, die nur die Möglichkeit suchen, in Frieden zu leben, gute Bürger sein wollen und die Gesetze des Landes befolgen, in dem sie leben. Stattdessen sollten wir da sein, jenen unsere helfende Hand zu reichen, deren Leben zerrüttet ist, die schikaniert werden, die absolut hilflos, schutzlos und wehrlos sind. 

Lassen Sie uns Menschlichkeit beweisen.
Lassen Sie uns Mitgefühl zeigen. 
Lassen Sie uns da sein, um die Last derjenigen zu tragen, die in dringender Not sind.

Auf der anderen Seite haben die Einwanderer auch besondere Verpflichtungen in ihren neuen Heimatländern. Wie ich bereits sagte, müssen sie versuchen, ihren Beitrag in ihrer neuen Gesellschaft zu leisten und sich um Integration bemühen. Sie sollten sich nicht isolieren oder von den Einheimischen abschotten, sondern ihrer Wahlheimat dienen und auf ihre weitere Entwicklung und ihren Fortschritt hinarbeiten. Gemeinsam müssen wir nach Wegen suchen, wie Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Abstammungen harmonisch zusammenleben können. 

Wie ich sagte, die Welt ist nun wie ein globales Dorf. Somit leben wir nicht mehr in den längst vergangenen Zeiten, als Dinge, die in einem Land geschahen, nur die dort lebenden Menschen oder höchstens ihre Nachbarländer betrafen. Vielmehr leben wir heute in einer Zeit, in der eine Störung oder ein Konflikt in einem Land Auswirkungen und Konsequenzen auf den Rest der Welt hat. Somit sollten wir, anstatt uns voreinander zu fürchten, danach streben, die Probleme durch wechselseitigen Dialog und mit einem Geist der Toleranz und des Mitgefühls zu lösen. 

Unser Ziel und Bestreben sollte nicht weniger sein, als Frieden in jedem Dorf, jeder Kleinstadt oder Großstadt einer jeden Nation auf der Welt zu schaffen.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat hat sich immer dafür eingesetzt, dieses Ziel zu verwirklichen und zu diesem Zweck plädieren wir für das, was wir als den Schlüssel zum Frieden betrachten, nämlich den festen Glauben, dass wir alle die Schöpfung des allmächtigen Gottes sind und Er die Menschheit erschaffen hat, damit sie Ihn erkennen und die Rechte des anderen erfüllen möge.

Wir sind davon überzeugt, dass wenn die Menschheit zu dieser Erkenntnis gelangt, sich wahrer und dauerhafter Frieden durchsetzen kann. Leider erleben wir das genaue Gegenteil. Anstatt zusammenzukommen und den Frieden durch die Existenz des allmächtigen Gottes zu erstreben, ist die Menschheit damit beschäftigt, den Frieden allein durch materielle Mittel anzustreben. Tag für Tag entfernt sich die Menschheit immer mehr von Religion und Spiritualität und die Folgen sind erschreckend.

Ich bin der festen Überzeugung, dass der Glaube an den allmächtigen Gott das einzige Mittel zur Erlösung darstellt und der einzige Weg ist, um wahren Frieden auf nationaler und internationaler Ebene herzustellen. 
Und so ist es mein tiefster Wunsch und mein inbrünstiges Gebet, dass die Welt ihren Schöpfer erkennen und Seinen wahren Lehren folgen möge. 

Ich bete, dass die heutigen Politiker die Rechte aller Menschen unabhängig von ihrer Gesellschaftsschicht, ihrem Glauben oder ihrer Hautfarbe erfüllen, anstatt ihre persönlichen und politischen Interessen zu verfolgen. 

Aus ganzem Herzen bete ich dafür, dass die Kluft, die zwischen der Menschheit und Gott dem Allmächtigen besteht, beseitigt wird und dass wir mit unseren eigenen Augen sehen, wie wahrer Frieden in der gesamten Welt einzieht. 
Ich danke Ihnen allen vielmals. Vielen Dank.«

Die Ansprache wurde aus dem Englischen übersetzt. Für etwaige Übersetzungsfehler übernimmt die Revue der Religionen die Verantwortung.

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