Krieg & Frieden Meinung

Sofortiger Waffenstillstand in Gaza!

Wie geht es weiter in Gaza? Werden wir auf unseren Schirmen dem Kriegstreiben weiter zuschauen oder haben wir sogar schon abgedreht? Beides bringt keine Lösung.
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von Tanzeela Khalid

»Derjenige ist ein Friedensbringer, vor dessen Hand und Zunge die Leute geschützt sind.« (Hl. Prophet Muhammadsaw)1

»Die zweite Beziehungsebene eines Menschen ist die zu seiner eigenen Person und zur Menschheit allgemein. Daher ist erst jene Person ein Muslim, die sich vor Versuchungen und Boshaftigkeiten hütet, sich vor Veruntreuungen, Betrug und Ungerechtigkeiten schützt, von Lügen, Täuschungen, Verrat und Feinseligkeit ablässt. Denn sie hat ihr eigenes Leben und Ego in Frieden und Sicherheit gebracht. Ebenso ist jene Person, die ihrer Nation Nutzen bringt, ein Muslim. Jemand, der seinen Nachbarn und Verwandten Sicherheit gewährt und keine Unruhe und kein Blutvergießen für sie verursacht, ist ebenfalls ein Muslim.«2

Aussagen wie diese stellen in westlich-orientierten Ländern eine Diskrepanz dar. Begriffe wie Muslim und Islam wecken in vielen Köpfen negative Konnotationen. Die oben angeführte Definition des Muslim-Seins werden viele deshalb mit großer Verwunderung wahrnehmen. Diese Diskrepanz scheint auch eine der Ursachen zu sein, die in der aktuellen Nahost-Konfliktlage viele daran hindert, sich für die unschuldigen Zivilisten einzusetzen. So werden Geschehnisse aus Palästina, die sehr bedrohlich und gefährlich sind, verharmlost oder gar ignoriert.

Die Ereignisse vom 7. Oktober sind ohne Frage aufs Schärfste zu verurteilen. Dafür gibt es keinerlei Rechtfertigung. Auch das Verteilen von etwaigen Süßigkeiten unmittelbar danach ist massiv zu kritisieren. Wenn man auf die oben eingeführte Definition zurückkommt, ist der 7. Oktober keineswegs mit der islamischen Lehre vereinbar. Und immer noch stehen und fordern alle friedlichen Muslime die Freilassung der Geiseln. Auch diese Aussage wieder eine Verwunderung für viele.

Wenn ein Deutscher oder ein Muslim Israel kritisiert, wird er oder sie gleich als ein Antisemit abgestempelt. Dieses Schreiben richtet sich aber nicht gegen die jüdischen Schwestern und Brüder. Es richtet sich gegen das zionistische Regime in Israel. Natürlich hat jedes Land das Recht sich zu verteidigen, aber kann man hier noch von Vergeltungsschlägen sprechen? Ist dieser Krieg gerechtfertigt? Der Westen rüstet Israel mit Waffenlieferung gegen die Hamas-Kämpfer auf.

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Wer leidet darunter? Hauptsächlich unschuldige Zivilisten. Zivilisten, die wie ich versuchen, den Menschen auf der Welt klarzumachen, dass ihr Islam nichts mit Terror zu tun hat. Israels und Deutschlands Staatsräson ist nach der nationalsozialistischen Zeit ein sehr brisantes Thema. Die Gewährleistung der Sicherheit Israels ist nach den Gräueltaten des 2. Weltkriegs eine besondere Verantwortung Deutschlands und eine gute Sache. Jedoch stellt sich dringend die Frage, ob bei dieser Gewährleistung auch Grenzen zu setzen sind, nämlich wenn unter der Einhaltung der Staatsräson Zivilisten leiden.

»Die Zustände auf der sogenannten Westbank, also in Palästina oder die Zustände im Gazastreifen, sind natürlich schrecklich. Nicht nur auf der palästinensischen Seite, sondern schrecklich eben auch auf israelischer Seite. Das da am laufenden Bande sogenannte Siedlungen errichtet werden, zum Teil richtige Wohnblocks und eine Mauer errichtet wird auf einem Gelände, das nicht zum Staate Israel gehört und alles das sind Dinge die eigentlich kritisiert werden müssten und wenn man sie verschweigt und stattdessen sagt, wir tragen eine besondere Verantwortung für die Sicherheit Israels, dann ist das möglicherweise ein nicht bis zu Ende gedachtes Teil der Außenpolitik.«

Wieder eine ambivalente Aussage für viele, wenn das eine deutsche Muslima behauptet. Das sind aber Worte eines renommierten deutschen Politikers, Helmut Schmidts, im Gespräch mit Sandra Maischberger.

Ich frage mich, wo unsere Psycholog/innen und Erziehungswissenschaftler/innen sind. Wird so ein praktisches Fallbeispiel gelöst? Sind die Vergeltungsschläge die beste Art von Intervention? Das Vertreiben hunderttausender Palästinenser nach Rafah, um diese Menschen anschließend mit Bombardements zu zermürben und zu vernichten.
Wenn kleine Kinder und junge Menschen diese Gräueltaten miterleben und sehen, wie ihre Liebsten unter dem ständigen Beschuss durch schwere Artillerie regelrecht zerfetzt werden, was um Gottes Willen aus der Psyche dieser Kinder wird, möchten wir uns nicht mal ausmalen.

Wer den Roman »Der Fall Collini« von Ferdinand von Schirach kennt, weiß, worauf ich andeute. Dies soll keineswegs ein Vergleich zum Holocaust sein, sondern bloß ein Hinweis darauf, was in den Köpfen solcher Kinder vorgehen mag, die ihre Liebsten auf brutalste Art und Weise vor ihren Augen verlieren.

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Als Erziehungswissenschaftlerin kann ich nur festhalten, dass durch diese Interventionsmaßnahme, die vom Westen gänzlich unterstützt wird, nicht die Hamas-Mitglieder bekämpft werden, sondern es werden neue geboren. Diese Entwicklung sollte nicht unterschätzt werden, wir dürfen hier nicht wegschauen, wir müssen handeln! Es muss eine friedliche Lösung her, die dauerhaft fruchtet.

Über die Autorin: Tanzeela Khalid ist Erziehungswissenschaftlerin und Germanistin in Deutschland.

*Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten sind die des Autors/der Autorin und spiegeln nicht unbedingt die redaktionelle Haltung der Revue der Religionen wider.

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Quellen:
1 Musnad Ahmad bin Hanbal, Musnad Muadh bin Anas, Band 5, S. 337, Hadith 15729, veröffentlicht Beirut 1998)
2 Hadhrat Mirza Bashiruddin Mahmud Ahmad, Tafsire Kabir, Band 6, Seite 109, Ausgabe 2004

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