Ahmadiyya S.H. der Fünfte Kalif - Hadhrat Mirza Masroor Ahmad (aba)

Der Menschheit ohne jegliche Diskriminierung dienen

Ansprache anlässlich der Moscheeeröffnung der Afiyat-Moschee in Waldshut-Tiengen, von Hadhrat Khalifatul Masih V.ABA, dem weltweiten Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat

Am 10. April 2017 eröffnete das weltweite Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Gemeinde, Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA die Afiyat Moschee in der süddeutschen Stadt Waldshut-Tiengen. Dies war die fünfzigste Moschee der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland.
In seiner Ansprache zeigte Seine Heiligkeit den Sinn und Zweck von Moscheebauten und erklärte die wahren Lehren des Islam. Er hob die Tatsache hervor, dass obwohl in Waldshut-Tiengen Menschen verschiedener Religionen und Ethnien wohnen, sie ein friedvolles miteinander pflegen. Seine Heiligkeit erklärte, dass der Heilige Qur’an die Menschen zusammenbringen möchte und nicht auseinander. Diese Rede wurde aus dem Urdu übersetzt. Die Revue der Religionen übernimmt die volle Verantwortung für etwaige Fehler in der Übersetzung.

Nach dem Rezitieren von tašahhud, ta’awwuḏ und bi-smillāh sagte Hadhrat Khalifatul Masih V.ABA:
„An alle geehrten Gäste. Friede und Segnungen Allahs seien mit Ihnen (as-salāmu ʿalaikum wa-raḥmatullāhi wa-barakātuhū). Auf Basis der soeben rezitierten Verse und einiger Bemerkungen der Redner hatte ich Notizen geschrieben. Aber ich bin Herrn Pfarrer Stockburger dankbar, dass er mir die Arbeit sehr erleichtert hat und sehr viele Sachen über Frieden und Religion erwähnt hat, die ich erwähnen wollte. Dafür bin ich ihm dankbar.

Auf jeden Fall ist es eine sehr gute Sache, dass die verschiedenen Religionen in Frieden miteinander leben. Deswegen lässt der Heilige Qur’andurch den Heiligen ProphetenSAW den Christen, den Juden und dem Volk der Schrift die Botschaft verkünden, dass sie zusammenkommen sollen auf das, was zwischen uns Allen gemein ist, nämlich der Glaube an die Existenz Gottes, des Allmächtigen.

Hier bin ich aber an einem Punkt uneins mit (Herrn Stockburger), der sagte, dass Hindus nicht an den einen Gott glauben. Tatsache ist, dass auch die Hindus trotz ihrer verschiedenen Gottheiten, letztendlich zum einen Gott gelangen. Wir glauben daran, dass alle Religionen von Allah zu den verschiedenen Völkern zu unterschiedlichen Zeiten gesandt wurden. Wenn alle Religionen von Gott stammen, Einem Gott, der der Schöpfer dieser Welt ist und den Menschen zum Besten aller Schöpfung machte, dann muss auch die Botschaft dieser Religionen die gleiche sein. Tatsächlich brachten alle Religionen die gleiche Botschaft. Nämlich den einen Gott anzubeten und Ihm nichts gleich zu setzen und miteinander in Liebe und Brüderlichkeit zu leben. Wir glauben daran, dass in allen Völkern und allen Religionen Propheten von Allah, dem Allmächtigen, gesandt wurden, die Religion etablierten. Da alle Religionen somit von Allah, dem Allmächtigen, kommen, sagt Allah, dass wir nicht das Recht haben, gegeneinander Kriege zu führen, zu kämpfen und Konflikte auszutragen. Wenn man den heiligen Koran genauer liest, sieht man, dass dem Heiligen Propheten MuhammadSAW nach einer langen Zeit der Verfolgung, von Muslimen und ihm selbst, erlaubt wurde sich mit Waffengewalt zu verteidigen. Und dies nach seiner Auswanderung nach Medina. Der Vers im Heiligen Koran, aus dem diese Erlaubnis hervorgeht, besagt sehr ausdrücklich, dass wenn die Muslime und der Heilige ProphetSAW die Unterdrückung nicht aufgehalten hätten, die Unterdrücker ihre Verfolgung noch mehr verschärft hätten. Deshalb war es notwendig sie aufzuhalten, denn wenn sie nicht daran gehindert worden wären – und der Heilige Qur’anerwähnt dies -, dann wären weder Kirchen, noch Synagogen, Tempel oder Moscheen übriggeblieben, in denen der Name Allahs, des Erhabenen, genannt wird und wo Menschen sich zum Gebet versammeln.

Seine Heiligkeit, Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA betet bei der Eröffnungsfeier der Baitul Aafiyat Moschee in Waldshut-Tiengen, Deutschland.
© Makhzan-e-Tasaweer

So ist es die Pflicht eines wahren Muslims, dass sowie er oder sie eine Moschee zum Gebet betritt und den Wunsch hat, diese zu beschützen, so soll er oder sie auch die Kirche und die Synagoge der Juden schützen und ihnen gegenüber Liebe und Mitgefühl zeigen. Es sind diese Lehren, welche – wenn demgemäß gelebt wird – Liebe, Barmherzigkeit, und Freundschaft verbreiten.

Uns wurde gerade aus dem Heiligen Koran vorgetragen. Zusammenfassend wird in den rezitieren Versen gesagt, dass man die Rechte der Menschen erfüllen soll – die Rechte der Armen, die Rechte der Waisen, die Rechte der Reisenden. Wir sollen der Schöpfung dienen. Dann heißt es in dem Vers auch, dass man die Gebete verrichten und die Zakat zahlen soll. Der Zweck von Zakat ist das eigene Vermögen zu reinigen. Und wie wird das Vermögen gereinigt? Das Vermögen wird bereinigt, indem man es auf Wegen Allahs und im Dienste der Schöpfung spendet. Wahre Muslime glauben daran und wir Ahmadi erheben den Anspruch, dies durch die Gnade Allah zu praktizieren. Und eben dies ist der Grund, dass überall auf der Welt, wo die Ahmadiyya Muslim Gemeinde etabliert ist und die Botschaft des Islam übermittelt, gleichzeitig auch bemüht ist, der Schöpfung zu dienen.

Das ist der Grund, dass unsere Schulen, unsere Universitäten und unsere Krankenhäuser in der verschiedenen Teilen der Welt etabliert sind – darunter in einigen ärmsten Ländern der Welt in Afrika und Asien – damit wir den Menschen dienen können. Wir dienen den Menschen, ohne irgendwelche Unterschiede. Neunzig Prozent der Patienten in unseren Krankenhäusern sind Christen. In unseren Schulen sind neunzig Prozent der Studenten Christen, Atheisten oder Anhänger anderer Religionen. Den Talentierten unter ihnen geben wir auch Stipendien ohne irgendeine Diskriminierung oder irgendwelche Vorurteile. Wir tun dies alles, da Menschen gewisse Grundrechte haben, und falls aufgrund einiger Umstände, ihnen etwas verwehrt geblieben ist, dann müssen wir für sie sorgen und größtmöglichst versuchen ihre Umstände zu verbessern. Genau das ist der Dienst an der Menschheit.

Seine Heiligkeit, Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA, spricht anlässlich der Eröffnung der Baitul Afiyat Moschee. Dies ist die fünfzigste Moschee der Ahmadiyya Muslim Jamaat KdöR in Deutschland.
© Makhzan-e-Tasaweer

Wir sprechen über Moschee – eine Moschee wird für den Gottesdienst gebaut. Gleichzeitig heißt es im Heiligen Qur’an, dass die Gebete einer Person die Ursache von ihrer Vernichtung sein können. Wie das? Auf der einen Seite sagt Allah: „Betet mich an!“ Und auf der anderen Seite sagt Allah:

„Ich werde eure Gottesdienste, eure Gebete auf euch zurückwerfen, weil ihr euch nicht um die Armen gekümmert habt, euch nicht um die Waisen gekümmert habt, und Unheil in der Welt stiftet. Deshalb werden eure Gebete nicht angenommen werden.“

Ein wahrer Muslim kann sich also nicht einmal vorstellen, dass ihm irgendeine Art von Unheil und Unrecht zugeschrieben werden könnte oder dass in ihm gar der Gedanke aufkommen könnte, Unheil oder Unrecht zu begehen.

Als ich vorhin zur Eröffnung der Moschee ging, fragte mich ein Reporter des hiesigen nationalen Fernsehsenders, warum wir in einer solch kleinen Ortschaft eine Moschee errichten wollten. Ich sagte ihm, dass hier Ahmadis leben. Genauso leben hier Christen und Juden und wahrscheinlich Anhänger anderer Religionen. Es wird gesagt, dass hier Menschen von über 120 Nationalitäten leben. Jeder hat für den Gottesdienst gemäß der eigenen religiösen Tradition eigene Gotteshäuser errichtet. In gleicher Weise benötigten die Ahmadi-Muslime ein Gotteshaus, welches wir errichtet haben, damit wir sowohl Allah anbeten als auch die Arbeit im Dienste der Menschheit intensiver und besser planen und gestalten können. Das ist unser Ziel und das ist der Grund, warum wir überall in der Welt sowohl Moscheen errichten, als auch die Botschaft des wahren Islam überbringen. Dieser Platz ist früher einmal ein Geschäft gewesen und heute ist er zu einer Moschee umgebaut worden. In einer anderen Stadt in Deutschland (ich habe den Namen der Stadt vergessen) gab es ebenso früher einen Supermarkt, welcher zu einer Moschee umgebaut worden ist. Auch dort hatte ich den Menschen gesagt, dass es früher ein Geschäft war, in den Menschen kamen, um materielle Güter zu kaufen. Jetzt wurde es in eine Moschee verwandelt, wo nun Menschen kommen werden um spirituelle Güter zu erwerben. Sie werden hier der Anbetung Gottes nachgehen und der Botschaft Allahs lauschen und zu jenen Helfern werden, die Planungen machen um der Schöpfung Gottes zu dienen.

Einige Menschen mögen auch jetzt denken, dass mit der Errichtung der Moschee Muslime sich darin versammeln werden, um wer weiß was für Pläne darin zu schmieden, die das Ziel verfolgen den anderen Bewohnern der Stadt Schaden zuzufügen. Solch eine Vorstellung ist aber falsch. Überall dort, wo die Ahmadiyya Gemeinde ihre Moscheen errichtet ruft sie ihr Motto „Liebe für Alle, Hass für keinen“ noch lauter und deutlicher als zuvor. Und das lässt der Welt und den Nachbarn wissen, dass dieses (Motto) die eigentliche Bestimmung eines religiösen Menschen ist. Religionen sind nicht gekommen, um Unheil zu stiften. Die Religionsstifter und alle Propheten waren gekommen, um Liebe und Harmonie zu verbreiten. Sie wurden von jenem Gott gesandt, der Seine Schöpfung liebt. Das ist die Botschaft der Ahmadiyya Jamaat und diese Botschaft gebe ich heute Ihnen allen. Unsere Nachbarn werden jetzt sehen, dass nach dem Umbau dieses Geschäftes zu einer Moschee die Betenden hier nicht nur selbst spirituellen Nutzen ziehen werden, sondern dass jene Menschen, die zum Gebet kommen, in ihrer Umgebung Liebe und Mitgefühl verbreiten werden. Im früheren Geschäft wurden Waren gegen Geld gekauft, aber hier werden sie – ohne etwas auszugeben – Beispiele und Geschenke der Liebe und Mitgefühls erhalten. Früher kauften sie materielle Ware, indem sie aus ihrer eigenen Tasche etwas ausgaben. Jetzt werden jene Menschen, die in dieser Moschee ihre Gebete verrichten, selbst aus ihren Taschen spenden und für ihre Nachbarn Liebe und Zuneigung verbreiten. Genau das ist ein Beispiel für die wahren Lehren des Islam und die Ahmadi-Muslime sollten dieses Beispiel vorleben. Wenn sie dies nicht tun, können wir sie nicht als wahre Ahmadi-Muslime bezeichnen.

Nun haben die Ahmadis, nach dem Bau der Moschee, eine noch größere Verantwortung. Sie müssen sich um ihre Nachbarn kümmern und sie in Zeiten der Not helfen. Sie sollten ihnen keinerlei geistiges, noch materielles Leid zufügen. Und erst, wenn das geschieht, werden sie auch dem Namen dieser Moschee gerecht werden, der – Afiyat (Schutz) – lautet.

Aafiyat ist auch ein Attribut Gottes, und wenn der Mensch unter diesem Attribut Gottes kommt, ist er von allen Übeln geschützt. Allah hat im Heiligen Qur’angesagt, dass man Seine Attribute, gemäß der eigenen Fähigkeit, aneignen soll. Das Attribut Afiyat erfordert von uns, den Ahmadis, die in dieser Ortschaft leben, den Bewohnern dieser Stadt sowie ganz besonders den Nachbarn, so gut es geht, Schutz gewähren und sie beschützen. Niemals soll ihnen durch uns Leid zugefügt werden. Wenn wir daran festhalten, dann bin ich zuversichtlich, dass solche Bewohner, die irgendwelche Vorbehalte haben – so Gott will – erleichtert sein werden. Obwohl ich informiert worden bin, dass die Nachbarn hier mit uns sehr gut kooperiert haben, gibt es viele Bewohner dieser Stadt die Ahmadiyya Jamaat nicht so gut kennen oder wenig kennen. Mit dem Bau dieser Moschee wird es auch bessere Möglichkeiten geben sich gegenseitig kennenzulernen.

Ich glaube, es war die stellvertretende Oberbürgermeisterin, die sagte, dass die Moschee wie ein Juwel sei. Zweifelsohne ist es ein Juwel, doch werden die Menschen dieses Juwel erst dann erkennen, wenn die Ahmadi-Muslime erfolgreich darin sind, den wahren Charakter der Moschee zu zeigen. Wenn sie jedoch die Rechte der Nachbarn nicht erfüllen und in der Stadt für Unheil und Tumult sorgen, werden die Menschen sagen: „Das was wir als Juwel erachteten, hat sich als eine Fälschung herausgestellt.“

Die Menge hört die Ansprache Seiner Heiligkeit. Über 100 Gäste und Würdenträger nahmen an der Feierlichkeit teil. © Makhzan-e-Tasaweer

Unsere Verantwortung hat sich also mit dem Bau dieser Moschee vergrößert. Ich möchte unseren Gästen versichern, dass sie keinerlei Befürchtungen haben sollten, denn von den Ahmadis werden sie niemals Leid erfahren. Vielmehr wird diese Moschee ein Symbol von Frieden, Liebe, Harmonie und Mitgefühl sein.

Gleichzeitig möchte ich auch den Ahmadis sagen, mehr als zuvor die Lehren des Qur’anszu folgen und die Rechte ihrer Nachbarn zu erfüllen. Und die Rechte der Nachbarn sind sehr umfassend. Die Rechte der Nachbarn sind so umfassend, dass der Stifter des Islam, der Heilige Prophet MuhammadSAW, sagte:

„Allah hat mich in einem solchen Maße auf die Rechte der Nachbarn hingewiesen, dass ich einmal dachte, dass dem Nachbarn sogar ein Anteil am Erbe zugesprochen werden würde.”

Das ist der Rang des Nachbarn im Islam. Wenn also den Nachbarn solche Wichtigkeit gegeben wird, wie kann es dann sein, dass jemand durch uns Leid erfährt? Inschallah (so Gott will) werden wir stets Schwierigkeiten und Bedenken der Nachbarn beseitigen. Wir werden mit den anderen Religionen zusammenarbeiten. Die Bevölkerung sollte keine Furcht davor haben, dass von uns Unruhe oder Unheil ausgehen werden. Noch sollte sie denken, dass wir wie andere Muslime wären, weil andere Muslime heutzutage einen schlechten Ruf haben.

Ein Redner hat die Attentate in Belgien, Stockholm und in London erwähnt. Einige Muslime verüben solche Attentate im Namen des Islam auch in ihren eigenen Ländern. Muslime töten andere Muslime. Die Frage also ist nicht ob Muslime Nichtmuslime töten wollen, vielmehr benutzen diese Menschen den Namen des Islam um eigene egoistische Ziele zu verfolgen und deswegen töten sie jeden, der sich in ihrem Weg stellt. Folglich werden hunderte von Muslimen durch die Hand anderer Muslime getötet.

Wenn also die Welt heute etwas braucht, dann ist es Liebe, Mitgefühl und Brüderlichkeit. Die Welt braucht das Motto, was wir ausrufen: „Liebe für Alle, Hass für Keinen.“ Wenn wir dieses Motto verstehen, wird ein Muslim sowohl das Recht eines anderen Muslims als auch das Recht von Angehörigen anderer Religionen erfüllen. Das ist der grundlegende Zweck für die Ankunft des Gründers (der Ahmadiyya Gemeinde) als er sagte:

„Mein Erscheinen hat zwei Ziele zum Zweck. Erstens, dass ich den Menschen erkläre, dass es einen Gott gibt, an dem sie glauben sollen und dem sie dienen sollen und versuchen sollen ihm auf welcher Weise auch immer näher zu kommen. Zweitens, dass die Menschen die Rechte anderer Menschen erkennen, unabhängig davon, ob jemand ein Christ, ein Jude, Hindu, ein Anhänger einer anderen Religion oder ein Muslim ist. Jeder Mensch besitzt Rechte. Und ein jeder Mensch sollte, unabhängig von seiner Religion, die Rechte des Anderen erfüllen. Wenn immer Jemand Hilfe benötigt, sollte ihm geholfen werden.”

Möge Gott uns befähigen, dass wir Ahmadis dies auch in dieser Stadt befolgen und die Rechte von Ihnen allen richtig erfüllen. Und alle die noch Bedenken haben, Möge Allah ihre Bedenken zerstreuen, und wenn diese noch so klein sind. Und möge Allah sie befähigen zu begreifen, dass Ahmadi-Muslime tatsächlich ein Symbol für Liebe, Harmonie und Brüderlichkeit sind. Vielen Dank.”

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