Ahmadiyya

UNTOLD STORY SPEZIAL: der Kalif, der Muezzin, eine leere Moschee und ein weltweites Publikum

Ein Rückblick von Syed Mohammad Ahmad Nasir

Heute ist der 3. April 2020 … Es ist Freitag. Hadhrat Khalifatul MasihABA wird die Freitagsansprache in der Mubarak Moschee in Tilford, Großbritannien, halten.

Ich nahm mir heute fest vor, auch wenn es keine Menschen geben würde, die das Freitagsgebet in Islamabad verrichten würden, mich doch wie üblich für das Jumuah (Freitagsgebet) vorzubereiten.

Es war ein außergewöhnlicher Tag… So etwas hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen oder davon gehört…

Um etwa 12.15 Uhr ging ich ins Büro des Privatsekretärs, um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist und mit ihm die täglichen Aktivitäten und die Jumuah-Planung abzustimmen.

Es wurde beschlossen, dass Hadhrat Khalifatul MasihABA die Predigt in der Moschee halten würde und nur der Muezzin, der zum Gebet Aufrufende, anwesend sein würde und es würden Kameras aufgestellt sein.

Gegen 12.20 Uhr ging ich dann in die Moschee, um dort nachzuschauen.

Alle Vorbereitungen wurden wie üblich getroffen – die Mitarbeiter von MTA hatten den Übertragungswagen geprüft, alle Kabel verlegt und die Kameras im Inneren der Moschee installiert.

Ich sah das MTA-Personal vor der Moschee neben dem Übertragungswagen stehen. Sie waren alle einsatzbereit, aber etwas war anders an ihnen. Die Mitarbeiter von MTA sind wirklich engagiert, sie arbeiten hart, aber normalerweise herrscht bei ihnen eine gewisse Unbeschwertheit. Heute waren sie alle etwas ruhiger als sonst.

Ich ging mit dem MTA-Personal in die Moschee und wir haben das Podium und andere Gegenstände in der Moschee desinfiziert.
Ich holte die Schaumstoffmatte, die wir dort platzieren, wo Hudhur-e-Anwar [Seine Heiligkeit] während der Khutba (Freitagspredigt) steht. Dann überprüfte ich die Moschee aus Sicherheitsgesichtspunkten, wie ich es an jedem anderen Jumuah-Tag tun würde.
Wir haben routinemäßig das Soundsystem überprüft.

Als die Zeit der Khutba näher rückte, waren alle Abteilungen aktiv, die normalerweise an den Vorbereitungen für den Jumuah-Tag beteiligt sind, wenn auch in anderem Ausmaß. Die Sicherheit stellte sicher, dass alle Posten besetzt waren. Die Reinigungscrew stellte sicher, dass Islamabad für den Jumuah-Tag bereit war. MTA hatte alle Vorbereitungen getroffen und die übrigen Abteilungen hatten die ihnen zugewiesenen Aufgaben erledigt.
Alles war bereit.

Ich habe den Gebetsteppich von Hudhur-e-Anwar ausgelegt, eines der letzten Dinge, die wir vor dem Beginn von Jumuah tun.
Gegen 12.35 Uhr kam ein Imam, Safeer Ahmad, der 2019 seinen Abschluss an der Jamia Ahmadiyya in Großbritannien absolvierte, um den Adhan (Gebetsruf) zu rufen. Als er die Moschee vom Männereingang betrat, sah er mich auf der anderen Seite der Moschee und hob seine beiden Hände und legte sie vor sein Gesicht, als wollte er mich um Gebete bitten. Er war ein wenig besorgt.

Es war eine außergewöhnliche Szene, als Adhan ausgerufen wurde. An normalen Jumuah-Tagen würde die Moschee bis zum Rand mit Menschen gefüllt sein. Heute gab es jedoch keine Menschen. Die Jumuah-Zeit rückte näher, aber in der Moschee gab es eine einsame Seele, den Muezzin. Es war in der Tat ein Zeichen dieser schwierigen Zeiten.

Draußen war es teilweise bewölkt und durch einige der langen Fenster strahlte das Sonnenlicht hindurch.

Obgleich ich mich in der Moschee umherbewegte und alles kontrollierte, hielt ich inne. Ich hielt inne, als der Imam »ḥayya ʿala ṣ-ṣalāh« (eilt herbei zum Gebet) rief. In diesem Moment wurde mir schlagartig bewusst, wie die Menschen, die diese Worte »eilt herbei zum ṣalāh« (Gebet) hören, sich zurückhalten und nicht in die Moschee kommen können.

Es war ein trauriger Moment. Aber al-ḥamdu lillāh [aller Preis gebührt Allah], meine Traurigkeit dauerte nur einen Augenblick lang an, denn sie wurde sofort durch den Gedanken abgelöst: »Inshallah [so Gott es will], Hudhur-e-Anwar wird in die Moschee kommen und die Khutba halten… es ist völlig unwichtig, ob Menschen physisch vor ihm sitzen oder nicht… Inshallah, wird er die Khutba halten.«

Ich erinnerte mich an die Begebenheit von Hadhrat Musleh Mau’udRA, als er verkündet hatte, dass »selbst wenn die ganze Welt Sie (den Verheißenen MessiasAS) verlässt, werde ich weitermachen.«

Um 12:50 Uhr bereitete ich Kawa (einen Kräutertee) für Hudhur-e-Anwar zu, stellte ihn auf das Podium und ging dann aus der Moschee hinaus.

Im Inneren der Moschee saß nur eine Person, der Muezzin … was für ein großer Moment für ihn!

Gegen 13:05 Uhr kam Hudhur-e-Anwar aus dem Haus … er ging auf die Moschee zu. Normalerweise schaue ich nie auf Hudhur, wenn er auf die Moschee zugeht. Heute trieb mich etwas dazu, auf ihn zu schauen. Er hatte keinen Ausdruck von Trauer oder Sorge. Im Gegenteil, er strahlte Hoffnung und Gelassenheit aus.

Er betrat die Moschee. Ich folgte ihm, aber nur bis zum Schuhbereich. Hudhur ging allein auf den Mihrab [Gebetsnische] zu… Er sagte »salām« [Friedensgruß] und bat um Adhan zu rufen. Er setzte sich hin und begann anschließend mit der Khutba … und die Khutba wurde weltweit live ausgestrahlt.

Ich setzte mich in den Schuhbereich, die Moscheetür war offen, sodass ich alles sehen konnte. Hudhur hielt Khutba. Und es gab nur eine Person, die sich in der Moschee befand. Und sie saß rechts von Mihrab.

Man könnte einem Menschen durchaus nachsehen, wenn er beim Anblick der Szene, die ich erlebte, ein wenig traurig ist, dass Hudhur die Khutba mit nur einer Person im Publikum hielt. Diese Person (der Muezzin) saß mit gesenktem Haupt, angespannt und bewegt, dass sein Name aufgrund dieser herausfordernden Ereignisse in der Menschheitsgeschichte als einer der wahrscheinlich gesegnetsten Menschen in die Geschichte eingehen wird. Ich glaube, dass er seinen Körper überhaupt nicht bewegt hat. Er war einfach regungslos.

Al-ḥamdu lillāh, al-ḥamdu lillāh, al-ḥamdu lillāh alles war in Ordnung. Von dem, was ich sah, konnte niemand durch Hudhurs Gesichtsausdruck erkennen, dass sich vor ihm keine Menschen befanden, außer diesem einen. Hudhur sprach zu seiner Jamaat, einer Gemeinde, die durch den Segen des Schöpfers auf der ganzen Welt verbreitet ist.

Seine Zuhörer waren nicht nur die wenigen hundert Menschen, die sich vielleicht im Inneren der Mubarak Moschee aufgehalten hätten. Seine Zuhörer waren alle Ahmadis, die in jedem Winkel dieser Erde leben.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Ahmadis heute mehr denn je eingeschaltet haben werden, um Hudhurs Khutba zu schauen.

Vielleicht sind dies schwierige Tage von unserem Schöpfer. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass sich Inshallah eines Tages diese eine Person, die im Publikum saß, in eine Million verwandeln wird … alle vor Hudhur-e-Anwar … alle werden ihn anschauen, alle werden dem Kalifen des Verheißenen MessiasAS zuhören und alle werden von der Gegenwart ihres geliebten Imams gesegnet, Inshallah.

Als Hudhur die Moschee verließ, rief er Munir Odeh, den Produktionsdirektor von MTA, zu sich. Hudhur fragte »sub theek hogiya« (verlief alles in Ordnung) ?
Munir Odeh antwortete: »Ji Hudhur« (Ja, Eure Heiligkeit).
Hazoor fragte: »Hast du nur mein Gesicht gezeigt?«, Munir Odeh antwortete: »Gesicht und Moscheewände.«
Hudhur sagte »auch ṣifāte bārī tʿālā« (die Attribute Allahs, die an der Wand der Moschee angebracht sind).
Munir Odeh antwortete »ja«.
Hudhur sagte »theek hay« (sehr gut)!

Ich empfand es als bedeutsam, dass Hudhur-e-Anwar »ṣifāte bārī tʿālā« und nicht nur »Wände« sagte, denn in diesen schwierigen Zeiten hat Hudhur die Jamaat immer wieder darauf aufmerksam gemacht, sich auf Gebete und Ibadat (Gottesdienst) zu konzentrieren und sich mit neuem Eifer dem Schöpfer zuzuwenden.

Hudhur war voller Hoffnung … es herrschte Frieden … Ruhe … und Gelassenheit.

Eine Urdu-Übersetzung des Artikels ist ebenso verfügbar.

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