Ahmadiyya S.H. der Fünfte Kalif - Hadhrat Mirza Masroor Ahmad (aba)

Ewiger Himmel des Friedens

Wir befinden uns an einem kritischen Punkt in der Geschichte, an dem der Ausbruch eines Weltkriegs immer wahrscheinlicher geworden ist. Vom Südchinesischen Meer über Nordkorea bis hin zum Iran – Krisenherde drohen zu einem Großkrieg auszubrechen. Die Masseneinwanderung hat zu Unruhen in der westlichen Gesellschaft geführt. International haben sich Blöcke aus den Nationen gebildet, wobei Wirtschaftskriege die neue Norm sind. Atomwaffen, die viele Nationen besitzen, bedeuten, dass ein globaler Einsatz undenkbare Folgen haben dürfte.
Vor diesem Hintergrund übermittelte Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor Ahmad
ABA, weltweites Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat, eine kritische Botschaft, wie man in der gegenwärtigen globalen Situation Frieden erreichen kann. Die Ansprache wurde während der 44. Jahresversammlung (Jalsa Salana) der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland am 6. Juli 2019 vor mehr als 1000 Nicht-Ahmadi-Gästen gehalten. Wir präsentieren die Übersetzung der offiziellen Abschrift der von Seiner Heiligkeit bei diesem Anlass gehaltenen Ansprache.
Wir bitten unsere Leser, diese zukunftsweisende Grundsatzrede zu beherzigen, die eine Leitlinie für einen dauerhaften Frieden enthält und eine detaillierte geopolitische Analyse der Weltkrise bietet.

Nach dem Rezitieren des tašahhud, taʿawwuḏ und bi-smillāh sagte Hadhrat Khalifatul Masih VABA:

Sehr geehrte Gäste,as-salāmu ʿalaikum wa-raḥmatullāhi wa-barakātuhū — Friede und Segnungen Allahs seien mit Ihnen allen.

Als erstes möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen Gästen zu bedanken, die gekommen sind, um an unserer Jahresversammlung, der »Jalsa Salana«, teilzunehmen. Die Jalsa Salana ist eine rein religiöse Versammlung, bei der Ahmadi-Muslime zusammenkommen, um ihre Spiritualität und Moral zu erhöhen und ihr religiöses Wissen zu erweitern. Während unserer Versammlung hier in Deutschland ist es für uns zur Tradition geworden, eine Sitzung eigens für den Nutzen unserer muslimischen und nichtmuslimischen Gäste zu halten, weswegen wir uns jetzt hier versammelt haben.

Einige von Ihnen werden in der Vergangenheit zu unseren Veranstaltungen gekommen sein und die Ansichten der Ahmadiyya Muslim Jamaat kennen. Es wird jedoch auch Gäste geben, die uns zum ersten Mal besuchen, um etwas über unsere Gemeinschaft und unsere Überzeugungen und Praktiken zu erfahren. Inzwischen wissen diese Gäste vielleicht, dass es sich bei der Ahmadiyya Muslim Gemeinde um eine Strömung innerhalb des Islams handelt, die für die geistige Reform der Menschheit gegründet wurde, in Übereinstimmung mit einer Prophezeiung des Gründers des Islam, des Heiligen Propheten MuhammadSAW, die er in Bezug auf die Endzeit gemacht hat.

Es ist ein natürliches Phänomen, das nicht nur für säkulare Organisationen, sondern auch für Religionsgemeinschaften gilt, dass im Laufe der Zeit die Anhänger einer bestimmten Bewegung oder eines Glaubens beginnen, von ihren ursprünglichen Lehren abzuweichen und sich von ihren Grundüberzeugungen zu entfernen. Infolgedessen kommt es bei allen Gruppen oder Gemeinschaften zu einem Zeitpunkt, an dem diese wiederbelebt werden müssen. Andernfalls vergehen sie irgendwann oder wandeln sich in etwas um, das mit ihrem Ausgangszustand nichts zu tun hat.

Wir glauben, für den Erhalt der ursprünglichen Lehren religiöser Gemeinschaften ist es die Praxis des allmächtigen Gottes, dass Er seine auserwählten Vertreter sendet, um die Menschen zu reformieren und zu ihren ursprünglichen Überzeugungen und Praktiken zurückzuführen. In Bezug auf den Islam glauben wir, dass der Heilige ProphetSAW der letzte gesetzgebende Prophet war, der von Allah dem Allmächtigen gesandt wurde. Und dann sandte Allah der Allmächtige im späten 19. Jahrhundert für die Wiederbelebung des von ihm gelehrten und praktizierten Islam einen Reformer in der Person des Gründers der Ahmadiyya Muslim Jamaat.

Aus diesem Grund glauben wir, dass der Gründer unserer Gemeinde der Verheißene Messias und MahdiAS ist, dessen Hauptziel es war, die wahren Lehren des Islam wiederzubeleben und die Menschheit zurück zu Gott dem Allmächtigen zu führen. Nach dieser kurzen Einführung zu unserer Gemeinde möchte ich nun über den aktuellen Zustand der Welt sprechen.

Es liegt in der Natur des Menschen, in Freiheit, Unabhängigkeit und Komfort leben zu wollen. Es ist selbstverständlich, ein Leben in Frieden, Zufriedenheit und frei von Konflikten zu ersehnen. Jeder möchte an einem Ort des Friedens und der Sicherheit leben. Jeder Mensch wünscht sich für sein Dorf oder seine Stadt, dass sie in Harmonie und Sicherheit ist. Jeder möchte, dass seine Nation in Frieden ist, dass sie gedeiht und mit all den Dingen ausgestattet sein möge, die das Leben angenehm machen. Letztendlich wünschen sich die Menschen von Natur aus, dass die ganze Welt friedlich sein möge.

Trotz dieses instinktiven Wunsches nach Frieden ist es die Wahrheit, dass sich Trennung, Unordnung und Zwiespalt auf allen Teilen der Welt ausgebreitet haben. Zum Beispiel gibt es Nationen, die durch Bürgerkriege entzweit sind. Aufständische Gruppen bekämpfen sich gegenseitig oder greifen den Staat an. In einigen Ländern untergraben erbitterte Rivalitäten und Feindseligkeiten zwischen den Menschen unterschiedlicher Provinzen oder Regionen den Frieden ihrer Gesellschaft. Darüber hinaus sind in Ländern, in denen großflächig Einwanderung stattgefunden hat, Spannungen und Groll zwischen den einheimischen Bürgern und den Einwanderern aufgekommen.

Gespaltene Gesellschaften polarisieren sich immer mehr und erreichen rasch einen Punkt, wo die Spannungen jeden Moment überzukochen drohen. Auf der internationalen Ebene konkurrieren verschiedene Nationen miteinander, um Macht und Kontrolle zu erlangen. Wegen der Erlangung wirtschaftlicher oder geopolitischer Macht oder um Menschen mit anderen Werten oder Überzeugungen dazu zu zwingen, sich ihrem Willen zu beugen, finden ungerechte Kriege statt. Zum Beispiel haben Wirtschafts- und Handelskriege begonnen, um die eigene Herrschaft zu wahren oder das Wachstum rivalisierender Nationen zu behindern.

Darüber hinaus wird die Welt von blutrünstiger konventioneller Kriegsführung geplagt, bei der zerstörerische Massenvernichtungswaffen eingesetzt werden, um Nationen zu zerschlagen und die Zukunftsperspektiven kommender Generationen auszulöschen. In unserem egoistischen Begehren nach Wohlstand und Macht zerstören wir mit einem endlosen Strom ewiger Ungerechtigkeit und brutaler Grausamkeit rücksichtslos die Zukunft der heutigen Jugend. Eine extreme und doch sehr greifbare Angst ist, dass das, was wir heute erleben, jeden Moment in eine wahrhaft globale Katastrophe eskalieren könnte, deren schlimme Folgen weit jenseits unserer Vorstellungskraft liegen.

Kurz gesagt, es ist schwierig, irgendeinen Teil der Welt zu identifizieren, der als sicher und frei von Zwietracht und Streit eingestuft werden kann. Häufig nutzen bestimmte Großmächte ihre Macht und ihren Wohlstand, um schwächere Nationen zu zwingen, sich ihrem Willen anzupassen. Sogar einige der kleineren Mächte setzen mit der Unterstützung mächtiger Verbündeter ungerechte Mittel gegen ihre Nachbarländer ein, um ihre regionale Vormacht zu behaupten.

Darüber hinaus setzen terroristische Gruppen weiterhin mit Gewalt und Blutvergießen fort, um ihre eigennützigen Interessen zu erfüllen, und einige sogenannte »religiöse« Organisationen missbrauchen den Namen der Religion, um den Extremismus zu rechtfertigen, obgleich deren eigentliches Ziel darin besteht, Wohlstand und Macht zu erlangen.

Rechtsextreme Parteien sind zunehmend eine ernste und beunruhigende Bedrohung für den Frieden und das Wohlergehen Europas und anderer Teile der Welt. Rechtsextreme plädieren im Namen des Nationalismus für ein Ende der heutigen multikulturellen und pluralistischen Gesellschaften und versuchen stattdessen, der Gesellschaft ihre eigenen rassistischen und vorurteilsbeladenen Ideologien aufzuzwingen. Um das zu schützen, was sie für die Identität und Reinheit ihrer Nation halten, richten sich intolerante Eiferer auf bösartige Weise gegen Einwanderer, von denen viele seit Jahrzehnten friedlich in ihrer Wahlheimat leben und zu dessen Erfolg sie als vorbildliche Bürger beigetragen haben.

Unter Missachtung der Grundprinzipien von Ethik und Anstand scheuen darüber hinaus bestimmte Nationen oder Gruppen keine Mühe, die Kontrolle über die weltweiten Finanzmärkte und Handelsinteressen zu erlangen, nur um sich auf Kosten anderer persönlich zu bereichern.

Kurzum, wie ich bereits sagte, sind Konflikte auf der ganzen Welt verbreitet und auf jeder Ebene der Gesellschaft sichtbar. Trotz unseres angeborenen Wunsches nach Frieden sehen wir also, dass das genaue Gegenteil eingetreten ist.

Ich habe mehrere Jahre lang meine Besorgnis über die sich verschlechternde Lage der Welt geäußert und zunehmend erheben auch andere Menschen ihre Stimme, um ihre Sorge aufgrund des Mangels an Frieden und Sicherheit auf der Welt auszudrücken. Daher werde ich jetzt die jüngsten Aussagen bestimmter geopolitischer Experten, Politiker und Analysten erwähnen, die ihre Befürchtungen offen äußern und zu Zurückhaltung und dringenden Reformen aufrufen, um den Frieden und die Sicherheit der Welt zu wahren.

Zum Beispiel schreibt François Delattre, der französische Botschafter bei den Vereinten Nationen, in einem kürzlich erschienenen Artikel in der New York Times:

»Meine Erfahrung im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in den letzten fünf Jahren hat mich dazu geführt, eine bittere Wahrheit zu akzeptieren: Die Welt wird immer gefährlicher und Tag für Tag weniger vorhersehbar. Während sich die tektonischen Kräfteverhältnisse unter unseren Füßen bewegen – sie werden nicht zuletzt angetrieben durch die kombinierten Auswirkungen einer technologischen Revolution und den Aufstieg Chinas -, so sind wir auch Zeuge der Rückkehr eines verschärften Wettbewerbs unter den Großmächten. Wir sind jetzt in der neuen Weltunordnung.«

Die Großmächte behaupten, wohlwollend zu handeln, um den Status quo zu erhalten oder eine neue und verbesserte Weltordnung zu etablieren, doch hier haben wir einen hochrangigen westlichen Diplomaten, der das Innenleben der internationalen Beziehungen und der Politik gesehen hat und sich offen dazu bekennt, dass, ganz im Gegenteil, alles, was sie tun, dazu führt, dass die Welt in eine »neue Unordnung« gelangt.

Der französische Botschafter erklärt weiter:

»Jede ernsthafte internationale Krise kann außer Kontrolle geraten. Das ist, was in Syrien passiert ist, und das müssen wir im Iran und in Nordkorea verhindern und auch im Südchinesischem Meer.«

Es stimmt zwar, dass Syrien und der Iran islamische Länder sind, so haben weder Nordkorea noch die anderen Länder, die in den Streit um das Südchinesische Meer verwickelt sind, irgendeine Verbindung zum Islam, so dass nicht gesagt werden kann, dass die Weltkrankheit nur was mit den Muslimen oder den muslimischen Ländern zu tun hat, wie es oft wahrgenommen wird. Im oben angesprochenen Artikel sprach der französische Botschafter auch über Europas entscheidende Rolle bei der Wahrung des Weltfriedens. Er schreibt:
»Ich bin fest davon überzeugt, dass Europa sowohl die historische Verantwortung als auch die Mittel hat, eines der wichtigsten Handlungs- und Einflusszentren in einer multipolaren Welt zu werden. Es ist Europas Pflicht, als Bindeglied, Übergangsstelle und Ausgleichsmacht für die Welt zu fungieren.«

Vor einiger Zeit traf ich mich mit einem deutschen Politiker, der für eine Organisation arbeitete, die von der Bundesregierung eingerichtet wurde, um Brücken zwischen den Zuwanderern und der einheimischen deutschen Bevölkerung zu bauen. Ich riet ihm, dass die anstehenden Fragen nicht von Deutschland allein oder von einer anderen Nation zu lösen seien; vielmehr müssten alle europäischen Nationen im Geiste der Einheit zusammenarbeiten, wenn sie dauerhaften Frieden erreichen wollen.

In einem kürzlich erschienenen Artikel geht Professor Nouriel Roubini, der während der Clinton-Regierung im Weißen Haus Chefökonom für internationale Angelegenheiten war, auf die Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und China ein. Professor Roubini schreibt: »Die globalen Folgen eines chinesisch-amerikanischen Kalten Krieges wären noch schwerwiegender als die des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion.«

Professor Roubini führt weiter aus:

»Ein totaler kalter Krieg könnte somit eine neue Phase der Deglobalisierung auslösen, oder zumindest eine Aufteilung der Weltwirtschaft in zwei inkompatible Wirtschaftsblöcke. In beiden Szenarien wäre der Handel mit Waren, Dienstleistungen, Kapital, Arbeitskräften, Technologie und Daten gravierend eingeschränkt.«

Dieser Artikel gibt einen Einblick in einige der schädlichen Folgen eines Handels- und Wirtschaftskriegs zwischen den Supermächten der Welt. Obwohl vor kurzem eine Einigung zwischen China und den USA erreicht wurde, so bleibt abzuwarten, inwieweit diese fruchtbar sein wird.

Während solche Handelskriege unbesonnen und irrational sind, bleibt meine größte Angst die Möglichkeit eines Atomkrieg-Ausbruchs. Die katastrophalen und herzzerreißenden Folgen solch eines Krieges kann man sich kaum ausmalen und würden sich sicherlich über Generationen erstrecken. Immer mehr Leute weisen auf dieses Risiko hin. In einem Artikel für Bloomberg schreibt Professor Tyler Cowen, Wirtschaftsprofessor an der George Mason University:

»Eine der auffälligsten Tatsachen der heutigen Welt ist, dass junge Menschen sich keine Sorgen über den Atomkrieg zu machen scheinen. Der Klimawandel ist bei weitem das größte Problem, während der Atomkrieg als eine Bedrohung der Vergangenheit angesehen wird …«

»… im Gegensatz dazu neige ich zum Glauben, dass das Risiko eines Atomkrieges das Problem Nummer 1 der Welt bleibt, auch wenn dieses Risiko nicht auf irgendeinen bestimmten Tag bezogen werden kann.«

Er führt weiter aus, dass einige kleinere Länder Atomwaffen erworben hätten, währenddessen andere Nationen versuchen, sie zu erhalten, wodurch das Risiko eines Atomkriegs weiter ansteigt. Ernst stellt er fest, dass es nur einer Nation oder einer Gruppe bedarf, die eine Rakete abfeuert, um die Welt für immer zu verändern. Eine kürzlich von der Deutschen Welle veröffentlichte Umfrage ergab, dass das Problem, das die Deutschen am meisten beschäftigt, der Klimawandel ist, aber ich persönlich stimme mit den Ansichten des oben angeführten Wissenschaftlers überein, dass das Risiko einer Kriegsführung und vor allem die nukleare Kriegsführung das dringlichste Thema unserer Zeit ist.

Anfang dieses Jahres äußerte auch der frühere deutsche Außenminister Sigmar Gabriel seine Bedenken über die Verbreitung von Atomwaffen. Er erklärte, dass die Vereinigten Staaten, Russland und China jetzt in einem neuen nuklearen Wettrüsten verwickelt wären, und in Europa nun höchstwahrscheinlich Atomraketen der Vereinigten Staaten und Russlands stationiert würden, und dass in einem solchen Szenario europäische Länder lediglich als »Kollateralschaden« im Bestreben nach nuklearer Vormachtstellung betrachtet werden würden.

Darüber hinaus verschärfen sich die Spannungen zwischen den USA und dem Iran und es gibt ausgiebige Spekulationen über die Möglichkeit eines Krieges zwischen beiden. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass der potenzielle Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran ein religiöser Krieg sei. Im Gegenteil, es ist ein Paradebeispiel für verantwortungsloses Säbelrasseln und unnötiger Kriegslust, die das Leben von Millionen Menschen gefährdet. Politische Analysten haben festgestellt: Wenn ein Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran ausbricht, seine Wirkung nicht nur auf diese zwei Länder begrenzt sein würde, sondern sich viel weiter ausbreiten würde. Mit Sicherheit wären Deutschland und andere europäische Länder von den verheerenden Folgen eines solchen Krieges betroffen. Daher müssen die deutsche Regierung und andere europäische Nationen eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn es darum geht, auf Zurückhaltung und Deeskalation zu drängen.

Darüber hinaus sollten die europäischen Länder ein Jahrzehnt nach der globalen Finanzkrise nicht denken, dass ihre Volkswirtschaften sicher sind oder das kapitalistische System gedeihe. Sogar westliche Experten und Ökonomen akzeptieren die Unzulänglichkeiten ihres Finanzsystems. Zum Beispiel schreibt der bekannte Ökonom Paul Kearns in einem kürzlich erschienenen Artikel im Economia-Magazin:

»Wir haben alle vom Kapitalismus profitiert, aber es ist ein System, das jetzt neu gestaltet werden muss, damit es sich selbst heilt. Es muss explizit von gesellschaftlichen Werten geleitet werden, nicht vom Profit.«

Das kapitalistische System verliert also langsam seinen Status und die Menschen erkennen, dass in ihm Risiken und Ungerechtigkeiten eingebettet sind. Folglich sollten europäische Länder und die anderen Großmächte nicht arrogant davon ausgehen, dass ihr Wirtschaftssystem für immer unübertroffen bleiben wird. Vielmehr sollten sie daran arbeiten, zu gewährleisten, dass Gerechtigkeit und Gleichheit die Grundlage für das weltweite Finanzsystem bilden. Ein weiteres Problem, das die Unsicherheit in Europa erhöht, ist der Brexit und seine möglichen Auswirkungen.

Erst kürzlich hat die Deutsche Welle eine Studie zitiert, in der die schädlichen Folgen innerhalb der gesamten EU durch die Brexit-Krise dargelegt wurden. Der Bericht stellte fest, dass Deutschland besonders heftig von einem »harten Brexit« betroffen sein würde und es leicht zu weitreichenden Verlusten für die deutsche Automobil- und Technologieindustrie kommen könnte, ja, dass allein in Deutschland 100.000 Arbeitsplätze verloren gehen könnten.

Ein weiteres Thema, das die Ursache für Frustration gewesen ist und in vielen Teilen der Welt, ja auch hier in Deutschland, wiederholt missbraucht wurde, um Zwietracht zu säen, ist das der Einwanderung. Und obwohl dieses Thema derart umstritten ist, so ist es doch die Wahrheit, dass Einwanderung eine unverzichtbare Notwendigkeit ist, wenn Volkswirtschaften florieren wollen.

Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung hat beispielsweise herausgefunden, dass für den grundlegenden Arbeitskräftebedarf in Deutschland jährlich 260.000 Zuwanderer benötigt werden, um einen Arbeitskräftemangel zu verhindern.

In dem Bericht heißt es weiter, dass die Erwerbsbevölkerung in Deutschland aufgrund der Überalterung der Bevölkerung abnimmt, und ohne Einwanderung bis 2060 voraussichtlich um ein Drittel – oder 16 Millionen Menschen – schrumpfen würde. Die Einwanderer für alle Probleme eines Landes zu beschuldigen ist also völlig ungerecht und die Wahrheit ist, dass viele wohlhabende westliche Nationen ohne Einwanderung einem großen Risiko ausgesetzt wären.

Realität ist, dass alle Nationen voneinander abhängig sind und dass wir jetzt in einer zunehmend vernetzten und globalisierten Welt leben. Anstatt Hindernisse zu bauen oder uns zu isolieren, ist es wichtig, dass Nationen und Menschen unterschiedlicher Herkunft und Hintergründe kooperieren und für das Gemeinwohl zusammenarbeiten. Dafür sollten Regierungen angemessene Pläne ausarbeiten, um sicherzustellen, dass die Länder im Einklang miteinander arbeiten, und dass auf innerstaatlicher Ebene den Zuwanderern geholfen wird, sich zu assimilieren und zu integrieren.

Seit Jahrzehnten ist die Lage im Nahen Osten labil und brandgefährlich. Unzählige Friedenspläne für eine Lösung am Verhandlungstisch zwischen Israel und Palästina sind gekommen und gegangen, alles ohne Erfolg. In letzter Zeit wurde heftig über einen neuen Friedensplan spekuliert, der angeblich von den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten erarbeitet wurde. Doch schon bevor er offiziell präsentiert wurde, sagen Politiker und Experten, dass der neue Plan auf Ungerechtigkeit fußt und daher keine positiven Ergebnisse erzielen wird. In der Tat erklärte Gerard Araur vor seiner kürzlichen Pensionierung als französischer Botschafter in den USA, dass der Plan mit ziemlicher Sicherheit »zum Scheitern verurteilt« ist.

So wird der Weltfrieden durch eine Reihe von Faktoren untergraben, wie zum Beispiel die einseitige Politik der politischen Führer und Regierungen, die ihren persönlichen und nationalen Interessen Vorrang geben über Fairness und Gerechtigkeit. Eine solche Ungerechtigkeit kann niemals zu Frieden und Erfolg führen.

Die von mir zitierten diversen Studien und Artikel zeigen, dass die Schuld für den Mangel an Frieden und Sicherheit nicht einer Religion angelastet werden kann, sei es der Islam oder sonst eine. Vielmehr gibt es eine Vielzahl von wirtschaftlichen, geopolitischen und sozialen Aspekten, die alle bei der Untergrabung des Weltfriedens eine Rolle spielen.

In diesem kritischen Moment der Geschichte glaube ich von ganzem Herzen, dass es nur einen Weg gibt, mit den großen Herausforderungen unserer Zeit zurande zu kommen.

Es gibt nur einen Weg, der uns zum Heil führen und uns aus dieser Welt der Kriege und Konflikte befreien kann – und das ist der Weg des allmächtigen Gottes. Frieden liegt nicht in Macht oder Reichtum, sondern in der Wiege des allmächtigen Gottes.

Daher ist es das Gebot der Stunde, dass die Menschheit ihren Schöpfer erkennt. Gott der Allmächtige wünscht sich, dass die Menschheit, die Er als das Beste der Schöpfung erschaffen hat, friedlich lebt und ihre wechselseitigen Rechte erfüllt.

Der Heilige Qur’an, das heilige Buch des Islam und die wichtigste Quelle des islamischen Gesetzes, wurde nach unserem Glauben von Allah, dem Allmächtigen, dem Heiligen Propheten MuhammadSAW offenbart und wir betrachten es als das letzte religiöse Gesetz, das bis zum Tag des Gerichts bestehen bleibt. Und im Heiligen Qur’an gibt Allah der Allmächtige bekannt: Wenn sich Spaltung und Unordnung auf allen Teilen der Welt ausbreiten, ist die Hauptursache dafür die wachsende Distanz zwischen der Menschheit und ihrem Schöpfer.

In solchen Zeiten, in denen die Welt auf den Abgrund einer Katastrophe zurast, schickt Allah der Allmächtige aus Seiner unendlichen Gnade und Barmherzigkeit Seine auserwählten Vertreter, um die Menschheit zurück zur Religion zu bringen.

Im Altertum kamen Propheten in verschiedene Teile der Welt, um ihr Volk zu leiten. Dann sandte nach unserem Glauben Allah der Allmächtige den Heiligen ProphetenSAW mit einer universellen und ewigen Lehre für die geistige und moralische Reform der gesamten Menschheit.

Wie ich eingangs erwähnte, glauben wir Ahmadi-Muslime, dass in dieser Ära Allah der Allmächtige den Gründer der Ahmadiyya Muslim Gemeinde als Reformer zur Führung die Menschheit sandte, um die wahren Lehren des Islam zu erhellen, die für eine lange Zeit aufgegeben und korrumpiert waren. Er wurde geschickt, um Muslimen und Nicht-Muslimen gleichermaßen zu zeigen, dass der Islam eine Religion des Friedens ist, der Versöhnung, der Brüderlichkeit und Freundschaft, wobei der allmächtige Gott wünscht, dass die Menschheit in Frieden lebt und dass alle Menschen sowohl die Rechte untereinander als auch die ihres Schöpfers erfüllen.

Immer wieder betonte der Verheißene MessiasAS, dass es nicht möglich ist, die Rechte Gottes zu erfüllen, ohne die Rechte Seiner Schöpfung zu erfüllen. In der Tat geht der Heilige Qur’an so weit, dass er sagt: Die Gebete und Gottesdienste derer, die nicht die Rechte der Schöpfung Gottes erfüllen, sind wertlos und werden von Allah dem Allmächtigen abgelehnt.

Der Verheißene MessiasAS forderte die Menschheit auf, Zuflucht unter dem Schatten des allmächtigen Gottes zu suchen, um vor allen Formen des Kriegs und der Gefahr gerettet zu werden. Er warnte jedoch auch: Sollte die Menschheit ihre Pflicht, ihren Schöpfer anzuerkennen, nicht erfüllen, wäre dies in der Tat ein ernsthaftes Risiko. Er sagte: Trotz Macht, Reichtum und Stärke sind auch Europa und Amerika nicht vor Zerstörung sicher. Auch Asien, Australien oder die Inselgebiete oder irgendein anderer Teil der Welt wären nicht sicher.

Angesichts dessen ist es mein inbrünstiges Gebet, dass die Menschheit ihren Schöpfer erkennt und sich Ihm zuwendet, anstatt weiterhin diese materielle Welt und ihre Reize und ihren Luxus als die ultimative Form der Existenz zu betrachten.

Es ist meine starke Hoffnung und mein Gebet, dass die Menschen auf der Welt ihre Pflichten gegenüber ihrem Schöpfer und gegenüber ihren Mitmenschen verstehen, so dass die Welt zu einer Oase des Friedens wird, nach der wir uns alle von Natur aus sehnen und die wir uns erwünschen.

Ich bete, dass wir ein positives Beispiel für diejenigen sind, die uns nachfolgen, damit die künftigen Generationen danach streben, in Frieden zu leben, anstatt diejenigen zu sein, die weitere Konflikte und Spaltung schüren und für die alle zu Wohlstand und Erfolg führenden Wege verriegelt sind.

Ich bete, dass die dunklen Wolken des Krieges und der Feindschaft, die bedrohlich über uns schweben, sich auflösen mögen und in allen Teilen der Welt durch ewige blaue Himmel des Friedens und des Wohlstands ersetzt werden.

Möge Allah der Allmächtige es der Menschheit ermöglichen, sich vor der bevorstehenden Katastrophe zu retten, und dass sie sich Ihm zuwendet, bevor es zu spät ist. Amin.

Zum Ende möchte ich mich noch einmal bei Ihnen allen dafür bedanken, dass Sie heute Nachmittag zu uns gekommen sind. Vielen Dank.«

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