Ramadan

Gleichgewicht von Geist, Körper und Seele: Wie das Fasten im Ramadan Ihrer Gesundheit zugutekommt

Ein Blick auf die körperlichen und spirituellen Vorteile des Fastens im Ramadan

von Musa Sattar, Großbritannien

Jedes Jahr begehen Millionen von Muslimen weltweit den heiligen Monat Ramadan, eine Zeit des bewussten Verzichts und der inneren Einkehr. Von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang verzichten Gläubige auf Essen und Trinken. Als eine der fünf Säulen des Islam nimmt das Fasten im Ramadan eine zentrale Rolle im Leben vieler Muslime ein. Dieser Mondmonat dient der spirituellen Erneuerung, der Selbstdisziplin und der Stärkung der Gemeinschaft. Das Fasten in dieser gesegneten Zeit bildet somit eine Grundlage für persönliches Wachstum und Erneuerung.

Noch vor einem Jahrzehnt galt das Fasten als ein Nischenthema in spezialisierten Kreisen. Heute hingegen ist Fasten ein verbreitetes Gesprächsthema – insbesondere das sogenannte Intervallfasten erfreut sich wachsender Beliebtheit. Wissenschaftler richten zunehmend ihr Augenmerk auf die körperlichen und psychischen Auswirkungen des Fastens, und die muslimische Praxis des Ramadan bietet ihnen wertvolle empirische Daten. Jedes Jahr wächst die Zahl der Studien, die sich mit den gesundheitlichen Vorteilen des Ramadan-Fastens befassen – von Verbesserungen des Stoffwechsels bis hin zu positiven Effekten auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Auch das zunehmende Interesse am Intervallfasten hat zahlreiche neue wissenschaftliche Untersuchungen angeregt. Wie zwei Autoren einer im Fachjournal Nutrients veröffentlichten Studie betonen: „Das Ramadan-Fasten (RF) ist eine Form des Intervallfastens (IF), die von Millionen erwachsener Muslime weltweit einen ganzen Mondmonat lang praktiziert wird.“[1] Tatsächlich zählt das Fasten im Ramadan heute zu den am gründlichsten erforschten[2] Formen des religiösen Fastens.

Egal, ob Sie selbst den Ramadan begehen oder einfach mehr über die positiven Effekte des Fastens erfahren möchten – entdecken Sie im Folgenden drei zentrale Vorteile, die das Fasten für Geist, Körper und Seele bereithält.

1. Fördert den Stoffwechsel und stärkt die Herzgesundheit  

Während des Ramadan durchläuft der Körper eine stoffwechselbedingte Umstellung: Er wechselt vom Verdauungsmodus in einen Zustand der Regeneration. Diese metabolische Neuausrichtung trägt zur Verbesserung der Cholesterinwerte, der Insulinsensitivität und der Blutdruckregulation bei. Dadurch kann das Risiko für Herzkrankheiten und andere kardiovaskuläre Erkrankungen gesenkt werden.  

Studien zeigen, dass das intermittierende Fasten im Ramadan positive Auswirkungen auf das Fettstoffwechsel-Profil und die Insulinempfindlichkeit hat.[3] So wurde festgestellt, dass sowohl das Intervallfasten als auch das Fasten im Ramadan die Werte des LDL-Cholesterins – jener Cholesterinart, die als Risikofaktor für Herzkrankheiten gilt – senken und somit zur Herzgesundheit beitragen können.[4][5][6]

Darüber hinaus legen wissenschaftliche Untersuchungen nahe, dass das Fasten im Ramadan das Wachstum gesunder Darmbakterien fördert.[7][8] Weitere Studien haben gezeigt, dass intermittierende Fastenmuster den Blutdruck senken, die Herzfrequenzvariabilität erhöhen und die Insulinresistenz verringern können.[9]

2. Unterstützt die Gewichtskontrolle und stärkt die kognitive Leistungsfähigkeit  

Das Fasten im Ramadan kann beim Abnehmen helfen und die Körperzusammensetzung verbessern – zumindest vorübergehend. Obwohl die Kalorienaufnahme während der Essenszeiten steigen kann, trägt das insgesamt verringerte Kalorienniveau während des Fastenmonats zu einer Reduktion von Körpergewicht und Fettmasse bei, insbesondere bei übergewichtigen Menschen.[10] Zudem fördert das Fasten den Fettstoffwechsel und hilft, den Appetit zu regulieren, was eine langfristige Gewichtskontrolle erleichtern kann. Mehrere Studien, die die Auswirkungen des Ramadan-Fastens auf das Körpergewicht und den Körperfettanteil untersuchten, haben gezeigt, dass unmittelbar nach dem Ramadan eine Abnahme sowohl des Gewichts als auch des Taillenumfangs zu verzeichnen waren.[11][12][13] 

Es wurde auch festgestellt, dass Fasten die Neuroplastizität fördert, was das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und die allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit verbessern kann. Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die durch das Fasten bedingten Stoffwechselveränderungen die Gehirnfunktion verbessern können – indem sie die kognitive Leistungsfähigkeit steigern, die Neuroplastizität erhöhen und das Gehirn widerstandsfähiger gegen Verletzungen und Krankheiten machen.[14]

Klinische Studien haben ergeben, dass intermittierendes Fasten Symptome von Epilepsie, Alzheimer und Multipler Sklerose lindern und das Fortschreiten dieser Erkrankungen verlangsamen kann.[15] Tierexperimentelle Studien deuten zudem darauf hin, dass Fasten möglicherweise positive Effekte auf Parkinson, Schlaganfälle, Autismus sowie Stimmungs- und Angststörungen haben könnte.[16] So wurde beispielsweise bei Mäusen beobachtet, dass Fasten die Gedächtniskonsolidierung verbessert – sollte dies auch auf den Menschen zutreffen, könnte Fasten dazu beitragen, Informationen effektiver zu speichern.[17]

3. Fördert das spirituelle Wachstum

Während die körperlichen und kognitiven Vorteile des Fastens im Ramadan unsere Gesundheit fördern können, ist der wahre Zweck des Fastens in diesem Monat, sich Gott näher zu kommen. Der Ramadan bietet eine Gelegenheit zur spirituellen Reflexion und zum Wachstum.

Der Ramadan ist ein heiliger Monat des Fastens, für den Gott selbst versprochen hat, Segen auf diejenigen herabzubringen, die aufrichtig fasten, ständig bemüht sind, Gottes Wohlgefallen zu erlangen, und göttliche Hilfe durch Gebet und gutes Verhalten suchen.[18][19]

In einem Hadith sagte der Heilige Prophet MuhammadSAW: »Wenn der Monat Ramadan eintritt, werden die Tore des Himmels weit geöffnet, die Tore der Hölle verschlossen und die Teufel in Ketten gelegt.«[20] Dies sind die spirituellen Vorteile des Ramadans; in diesem heiligen Monat werden alle Wege der Missetaten blockiert, wodurch den Gläubigen der Weg zu Gott ohne Hindernisse geebnet wird.

Während des Ramadan verzichtet man während der Fastenzeit nicht nur auf Essen und Trinken, sondern ist auch angehalten, Zorn, Lästern und alle Formen unanständiger Sprache zu unterlassen. Zwar sollte man diese Achtsamkeit immer wahren, unabhängig davon, ob man fastet oder nicht, doch während des Fastens trifft der Gläubige besondere Vorsichtsmaßnahmen. Denn in dieser Zeit wird jede aufrichtige Anstrengung von Allah reichlich belohnt. Wie in einem anderen Hadith gesagt wird: »Allah hat gesagt: Alle Taten der Söhne Adams (der Menschen) ist für sie, außer dem Fasten, das ist für Mich, und ich werde der Lohn dafür sein.«[21]

Im Ramadan widmen sich Muslime besonders dem Gebet, vermehrten Bittgebeten, der Rezitation des Heiligen Qur’ans und der Betrachtung seiner tiefen Bedeutung. Während Schlaf und Erholung sowohl tagsüber als auch nachts erlaubt sind, um den Körper zu stärken, sollte die meiste Zeit dem Gedenken Allahs gewidmet werden, um vollumfänglich von dieser heiligen Zeit des Jahres profitieren zu können.

Der Verheißene Messias, Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS, sagte: »Der innere Zustand des Menschen kann nicht bloß durch formelles Beten oder Fasten verbessert werden. Das Erleben von Nöten ist erforderlich.«[22]

Deshalb begeben sich während der letzten zehn Tage des Ramadan einige Muslime in eine intensivere Form der Hingabe, das Iʿtikāf, bei dem sie sich in die Moschee zurückziehen, um intensiv zu beten und in stiller Reflexion zu verweilen. Diese zehn Tage sind der tiefen Meditation, dem Studium des Heiligen Qur’ans und inbrünstigen Bittgebeten gewidmet. Ihr Gottesdienst wird intensiver, mit einer verstärkten Hingabe an freiwillige Gebete neben den Pflichtgebeten. Während des Ramadan können Muslime ihren üblichen Arbeiten und täglichen Verpflichtungen nachgehen, während sie fasten. Doch diejenigen, die sich für das Iʿtikāf entscheiden, nehmen sich eine Auszeit von Arbeit, Studium und anderen Verpflichtungen und ziehen sich in Moscheen oder speziell dafür vorgesehene Räume zurück. Ihr gesamter Tag und ihre Nacht sind ausschließlich dem Gebet, der Rezitation des Heiligen Qur’ans und der Bitte um Vergebung von Allah gewidmet. Während dieser Zeit meiden sie alle weltlichen Tätigkeiten, unnötige Gespräche, das Surfen im Internet, Handy-Spiele oder jede andere Ablenkung. Dieser besondere Aspekt des Ramadans, die Möglichkeit des Iʿtikāf, stärkt die Bindung zu Allah, dem Erhabenen.

Zusammenfassend geht es beim Fasten im Ramadan nicht nur um den Verzicht auf Essen und Trinken; es geht darum, den Geist, den Körper und die Seele zu fördern. Durch das Praktizieren dieser religiösen Tradition können Individuen eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen erfahren, während sie gleichzeitig ihre spirituelle Praxis und Verbindung zu Allah vertiefen. Wie Seine Heiligkeit, Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA, in einer Freitagsansprache erklärte: »Das wahre Wesen des Ramadans besteht darin, eine Form der Nahrung, die den physischen Körper nährt, zu verringern und dafür eine andere Form der Nahrung zu erhöhen, die die Seele nährt. Fasten bedeutet nicht, zu hungern, sondern eine verstärkte Gelegenheit zu schaffen, sich mehr dem Gottesdienst zu widmen.«[23]

Also, denken Sie diesen Ramadan nicht nur an den physischen Aspekt des Fastens, sondern auch an die tiefgreifende Wirkung, die es auf Ihr gesamtes Wohlbefinden haben kann.

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Fußnoten:

1. Lessan N, Ali T. ‘Energy Metabolism and Intermittent Fasting: The Ramadan Perspective.’ Nutrients. 2019 May 27;11(5):1192. doi: 10.3390/nu11051192.

2. Khaled Obaideen, et al. ‘Seven decades of Ramadan intermittent fasting research: Bibliometrics analysis, global trends, and future directions.’ Diabetes and Metabolic Syndrome. 2022 Aug;16(8):102566. doi: 10.1016/j.dsx.2022.102566.

3. Mohamed Ibrahim Madkour, et al. ‘Ramadan intermittent fasting is associated with ameliorated inflammatory markers and improved plasma sphingolipids/ceramides in subjects with obesity: lipidomics analysis.’ Scientific Reports. 2023 Oct 13;13(1):17322. doi: 10.1038/s41598-023-43862-9.

4. Nader Lessan, Tomader Ali. ‘Energy Metabolism and Intermittent Fasting: The Ramadan Perspective.’ Nutrients. 2019 May 27;11(5):1192. doi: 10.3390/nu11051192.

5. Izzah Vasim, et al. ‘Intermittent Fasting and Metabolic Health.’ Nutrients. (31 Jan 2022);14(3), 631. doi: 10.3390/nu14030631.

6. Malinowski B, Zalewska K, Węsierska A, Sokołowska MM, Socha M, Liczner G, Pawlak-Osińska K, Wiciński M. ‘Intermittent Fasting in Cardiovascular Disorders-An Overview.’ Nutrients. (20 March 2019);11(3):673. doi: 10.3390/nu11030673.

7. Su J, Wang Y, Zhang X, Ma M, Xie Z, Pan Q, Ma Z, Peppelenbosch MP. ‘Remodeling of the gut microbiome during Ramadan-associated intermittent fasting.’ The American Journal of Clinical Nutrition. (8 May 2021);113(5):1332-1342. doi: 10.1093/ajcn/nqaa388.

8. Ceren Özkul, Meltem Yalınay, Tarkan Karakan. ‘Islamic fasting leads to an increased abundance of Akkermansia muciniphila and Bacteroides fragilis group: A preliminary study on intermittent fasting.’ Turkish Journal of Gastroenterology. (30 December 2019); 30(12):1030-1035. doi: 10.5152/tjg.2019.19185.

9. Guntari Prasetya, Suwimol Sapwarobol. ‘Intermittent fasting during Ramadan improves insulin sensitivity and anthropometric parameters in healthy young Muslim men.’ American Journal of Lifestyle Medicine. 2018 Dec 2;15(2):200-206. doi: 10.1177/1559827618815430.

10. Hamish A. et al. ‘Effect of Ramadan Fasting on Weight and Body Composition in Healthy Non-Athlete Adults: A Systematic Review and Meta-Analysis.’ Nutrients. (24 February 2019);11(2):478. doi: 10.3390/nu11020478.

11. Farhana Osman, Sumanto Haldar, Christiani Jeyakumar Henry. ‘Effects of Time-Restricted Feeding during Ramadan on Dietary Intake, Body Composition and Metabolic Outcomes.’ Nutrients. (17 August 2020);12(8):2478. doi: 10.3390/nu12082478.

12. Nachvak SM, et al. ‘Effects of Ramadan on food intake, glucose homeostasis, lipid profiles and body composition composition.’ European Journal of Clinical Nutrition. (2019);73(4):594-600. doi: 10.1038/s41430-018-0189-8.

13. Correia JM, Santos I, Pezarat-Correia P, Silva AM, Mendonca GV. ‘Effects of Ramadan and Non-Ramadan Intermittent Fasting on Body Composition: A Systematic Review and Meta-Analysis.’ Frontiers in Nutrition. (26 January 2021);7:625240. doi: 10.3389/fnut.2020.625240.

14. Brocchi A, Rebelos E, Dardano A, Mantuano M, Daniele G. ‘Effects of Intermittent Fasting on Brain Metabolism.’ Nutrients. (17 March 2022);14(6):1275. doi: 10.3390/nu14061275.

15. Gudden J, Arias Vasquez A, Bloemendaal M. ‘The Effects of Intermittent Fasting on Brain and Cognitive Function.’ Nutrients. (10 September 2021);13(9):3166. doi: 10.3390/nu13093166.

16. Ibid.

17. Dias GP, et al. ‘Intermittent fasting enhances long-term memory consolidation, adult hippocampal neurogenesis, and expression of longevity gene Klotho.’ Molecular Psychiatry. (2021);26(11):6365-6379. doi: 10.1038/s41380-021-01102-4.

18. Heilige Qur’an, 33:36.

19. Heilige Qur’an, 2:185.

20. Riyad as-Ṣāliḥīn, Hadith Nr. 1220.

21. Sahih al-Bukhari, Hadith Nr. 1904

22. Hadhrat Mirza Ghulam Ahmadas, Malfūẓāt, Bd. 10, S.8623. Hadhrat Mirza Masroor Ahmadaba, Freitagsansprache vom 15. März 2024.

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