S.H. der Fünfte Kalif - Hadhrat Mirza Masroor Ahmad (aba)

Islamische Grundsätze für Bildung & Gemeinwohl

Ansprache Seiner Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA, weltweites Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat, im UNESCO-Hauptsitz in Paris

Das weltweite Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat, der Fünfte Kalif, Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA hielt am 8. Oktober 2019 eine historische Grundsatzrede im Hauptsitz der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) in Paris. An der Veranstaltung nahmen 91 Würdenträger und Gäste teil, unter ihnen Diplomaten, Politiker, Akademiker und Vertreter verschiedener Komitees sowie Geschäftsleute und Persönlichkeiten aus diversen Bereichen. 
Vor der Ansprache Seiner Heiligkeit betraten einige renommierte Redner die Bühne und äußerten ihre Hochachtung für die Ahmadiyya Muslim Jamaat und ihre Bemühungen, die Friedensbotschaft des Islam in der ganzen Welt zu verbreiten. Zu den Gastrednern zählten Herr Oumar Keita, Botschafter aus Mali bei der UNESCO, Herr Jean Christophe Auge, religiöser Berater des französischen Außenministeriums, Herr Clément Rouchouse, Direktor des Zentralbeirats für Religionen im französischen Innenministerium, Herr Guillaume Dublineau, Bürgermeister von Eaubonne und Herr Willy Breton, Gründer und Präsident des NATO Memorial. Die offizielle Abschrift der Grundsatzrede, welche Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA zu diesem Anlass hielt, wird im Folgenden ins Deutsche übersetzt präsentiert:

»Bi-smillāhi r-raḥmāni r-raḥīm – Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.

Sehr geehrte Gäste, as-salāmu ʿalaikum wa-raḥmatullāhi wa-barakātuhū – Friede und Segnungen Allahs seien mit Ihnen allen.

Zunächst möchte ich die Gelegenheit nutzen, um der UNESCO-Verwaltung dafür zu danken, dass sie uns freundlicherweise erlaubt hat, diese Veranstaltung heute durchzuführen. Ich möchte auch meinen aufrichtigen Dank an alle Gäste richten, die unserer Einladung gefolgt sind und einer Person Gehör schenken, die weder ein Politiker oder politischer Führer noch ein Wissenschaftler ist, sondern das Oberhaupt einer Religionsgemeinschaft – der Ahmadiyya Muslim Jamaat.

Die Gründungsziele der UNESCO sind ausgezeichnet und lobenswert. Zu den Zielen gehören die Schaffung von Frieden und Respekt, die Förderung von Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten und Bildung auf der ganzen Welt.

Die UNESCO setzt sich zudem für die Pressefreiheit und den Schutz verschiedener Kulturen und Denkmäler ein. Ein weiteres erklärtes Ziel ist die Armutsbekämpfung, die Förderung eines nachhaltigen globalen Wirtschaftswachstums und Wirtschaftsentwicklung sowie die Bemühung, dass die Menschheit ein solches Erbe hinterlässt, von dem zukünftige Generationen in positivem Sinne profitieren können.

Sie werden überrascht sein zu erfahren, dass die islamischen Lehren von Muslimen einfordern, auf die Verwirklichung eben dieser Ziele hinzuarbeiten und ständig um den Fortschritt der Menschheit bestrebt zu sein. Ein solcher Dienst basiert auf dem allerersten Kapitel des Heiligen Qur’an, wo es heißt, dass Allah der Allmächtige der »Herr aller Welten« ist.

Dieser Vers ist von zentraler Bedeutung für den islamischen Glauben, worin den Muslimen gelehrt wird, dass der allmächtige Gott nicht nur ihr Herr und Versorger ist, sondern der Versorger und Erhalter der gesamten Menschheit. Er ist der Gnädige und Barmherzige und so erfüllt der allmächtige Gott unabhängig von Gesellschaftsschicht, Konfession oder Hautfarbe die Bedürfnisse seiner Schöpfung. Vor diesem Hintergrund glauben wahre Muslime fest daran, dass alle Menschen gleich geboren werden und unabhängig von Glaubensunterschieden die Werte des gegenseitigen Respekts und der Toleranz fest in der Gesellschaft verankert sein müssen. 

Ein schönes islamisches Prinzip, das in Kapitel 2, Vers 139 des Heiligen Qur’an beschrieben wird, lautet, dass Muslime versuchen sollten, den Wegen Allahs, des Allmächtigen, zu folgen und Seine Attribute anzunehmen. Wie bereits erwähnt, ist die Gnade Allahs allumfassend und Er ist der Versorger und Erhalter aller Menschen einschließlich derer, die Seine Existenz leugnen. Seine Gnade und Barmherzigkeit gilt auch jenen, die schlecht über Ihn zu sprechen pflegen oder Grausamkeiten in der Welt verüben. 

Im Islam ist die von Gott, dem Allmächtigen, formulierte Philosophie der Bestrafung oder Sanktion stärker auf das Jenseits ausgerichtet, obgleich Allah der Allmächtige in diesem Leben ohne Unterlass Seine Gnade und Barmherzigkeit gegenüber der Welt manifestiert. Indem Allah der Allmächtige die Muslime einlädt Seine Wege zu beschreiten, hat Er sie angewiesen, ihren Mitmenschen Mitgefühl und Sympathie entgegen zu bringen. Vor diesem Hintergrund ist es für Muslime eine religiöse Verpflichtung, die Bedürfnisse anderer Menschen, unabhängig von Religion, Kultur oder Ethnie, zu erfüllen und mit Gefühlen und Bedürfnissen anderer stets freundlich und einfühlsam umzugehen. 

Darüber hinaus hat der Heilige Qur’an verkündet, dass der Heilige ProphetSAW des Islam vom allmächtigen Gott als Quelle einer beispiellosen Barmherzigkeit und Güte für die ganze Menschheit in die Welt gesandt wurde. Er war eine praktische Manifestation der mitfühlenden Lehren des Islam. Nach der Gründung des Islam wurden der Heilige Prophet MuhammadSAW und seine Anhänger von den Nicht-Muslimen Mekkas brutal und unmenschlich behandelt, was sie mit Geduld und Zurückhaltung ertrugen.

Schließlich wanderten sie nach Jahren unerbittlicher Verfolgung in die Stadt Medina aus, wo der Heilige Prophet MuhammadSAW ein Friedensabkommen zwischen den muslimischen Einwanderern, den Juden und anderen Bevölkerungsgruppen schloss. Gemäß den darin festgelegten Bedingungen verpflichteten sich die unterschiedlichen Gruppen, friedlich zusammenzuleben, die Rechte des anderen zu erfüllen und einen Geist der Solidarität, Toleranz und Zusammenarbeit zu fördern.

Der Heilige Prophet MuhammadSAW wurde zum Staatsoberhaupt gewählt und unter seiner Führung erwies sich das Abkommen als eine großartige Charta der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit, die den Frieden zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen sicherstellte. Der ProphetSAW des Islam richtete eine unparteiische Justiz zur Streitbeilegung ein. Er erklärte, es würde ein und dasselbe Gesetz für die Reichen und Mächtigen und für die Armen und Schwachen geben und dass alle Menschen gemäß dem Gesetz des Landes gleich behandelt werden würden.

Beispielsweise beging eine wohlhabende Frau einst ein Verbrechen und viele Leute schlugen vor, es sei angesichts ihres hohen Ansehens in der Gesellschaft besser, die Augen vor ihren Verbrechen zu verschließen. Der Heilige Prophet MuhammadSAW lehnte diesen Vorschlag ab und machte deutlich, dass selbst wenn seine Tochter eine Straftat begehen würde, auch sie sich dem Gesetz zu unterwerfen hätte und somit keine Bevorzugung oder Vetternwirtschaft erlaubt sei. 

Zudem führte der ProphetSAW des Islam ein exzellentes Bildungssystem ein, wodurch die intellektuellen Standards jener Gesellschaft erhöht wurden. Gebildete und qualifizierte Menschen wurden angewiesen, die Analphabeten zu unterrichten. Es wurden besondere Maßnahmen ergriffen, um Waisenkindern und anderen verwundbaren Bevölkerungsgruppen Zugang zu Bildung zu ermöglichen. All dies geschah, damit die Schwachen und Hilflosen auf eigenen Füßen stehen und vorankommen konnten. 

Es wurde ein Steuersystem eingeführt, bei dem wohlhabendere Bevölkerungsgruppen besteuert und die Einnahmen für die finanzielle Unterstützung benachteiligter Bevölkerungsgruppen verwendet wurden. Gemäß den Lehren des Heiligen Qur’an führte der ProphetSAW des Islam einen Kodex der Handels- und Finanzethik ein, um sicherzustellen, dass der Handel fair und ehrlich vonstattenging.

In einer Zeit, wo Sklaverei weit verbreitet war und Sklavenhalter ihre Sklaven rücksichtslos behandelten, strebte der ProphetSAW des Islam danach, eine Revolution in der Gesellschaft herbeizuführen. Sklavenbesitzer wurden angewiesen, ihre Sklaven mit Mitgefühl und Respekt zu behandeln und der Heilige Prophet MuhammadSAW forderte sie wiederholt auf sie zu befreien.

Des Weiteren wurde unter der Führung des Heiligen Propheten MuhammadSAW ein System der öffentlichen Hygiene entwickelt. Es wurde ein Stadtreinigungssystem entwickelt und die Menschen wurden über die Bedeutung von Körperpflege und Gesundheit aufgeklärt. Die Straßen der Stadt wurden ausgebaut und verbessert. Es wurden Daten zur Ermittlung der Bedürfnisse der Bürger erhoben.

So wurden im 7. Jahrhundert unter der Regierung des ProphetenSAW des Islam in Medina erstaunliche Fortschritte erzielt, um die Verwirklichung der individuellen und kollektiven Rechte zu fördern. Tatsächlich wurde zum ersten Mal unter den Arabern eine friedliche und zivilisierte Gesellschaft geschaffen.

In vielerlei Hinsicht war dies eine Mustergesellschaft, u.a. in Bezug auf Infrastruktur, Dienstleistungen und vor allem in Bezug auf die Einigkeit und Toleranz, die in einer multikulturellen Gesellschaft zum Ausdruck kamen. Die Muslime waren Einwanderer, doch sie fügten sich nahtlos in die lokale Gesellschaft ein und trugen somit zum Erfolg und zur Entwicklung derselben bei.

Im Hinblick auf die Lehren des Islam ist es zutiefst bedauerlich, dass in der heutigen Welt der Heilige ProphetSAW des Islam schwerwiegend verunglimpft wird. Er wird als kriegerischer Anführer gebrandmarkt, während [keine dieser Anschuldigungen] weiter von der Wahrheit entfernt sein könnte.

In Wirklichkeit verbrachte der ProphetSAW des Islam jeden Moment seines Lebens damit, sich für die Rechte aller Menschen einzusetzen und durch die Lehren des Islam etablierte er eine unvergleichliche und zeitlose Charta der Menschenrechte. Zum Beispiel lehrte er, dass die Menschen die Glaubensüberzeugungen und Gefühle des anderen respektieren sollten. Sie sollten sich der Kritik enthalten an dem, was von anderen als heilig erachtet wird.

Einmal kam ein Jude zum Heiligen ProphetenSAW und beschwerte sich über das Verhalten einer seiner engsten Gefährten. Der ProphetSAW des Islam rief ihn herbei und fragte, was geschehen sei. Er sagte, dass der Jude behauptet habe, MosesAS sei dem ProphetenSAW des Islam im Rang überlegen und dies könne er nicht ertragen. Er hatte dies entschieden abgestritten und geäußert, dass der Heilige ProphetSAW des Islam von höherem Rang sei. 

Daraufhin brachte der Heilige Prophet MuhammadSAW sein Missfallen gegenüber seinem engsten Vertrauten zum Ausdruck und erklärte diesem, er hätte nicht mit dem Juden streiten, sondern dessen religiöse Gefühle respektieren sollen. Dies waren seine unvergleichlichen Lehren und meiner Meinung nach ist es zutiefst bedauerlich, dass das Prinzip des gegenseitigen Respekts, welches ein Mittel zur Schaffung von Liebe und Einigkeit ist, in der modernen Welt im Namen der so genannten Freiheit und sogar im Namen der Unterhaltung geopfert wird.

Selbst die Religionsstifter werden nicht mehr von Spott und Verachtung verschont, obwohl ihre Verspottung Millionen ihrer Anhänger auf der ganzen Welt quält und schmerzt. Andererseits geht der Heilige Qur’an sogar so weit, die Muslime zu ermahnen, sie sollten nicht einmal schlecht über die Götzen anderer sprechen, denn das wird jene beunruhigen und sie könnten wiederum schlecht über den allmächtigen Gott reden, worunter folglich der Frieden und der Zusammenhalt in der Gesellschaft leiden würde.

Um die Rechte der Schwachen und Armen zu schützen, hat der Heilige ProphetSAW des Islam verschiedene Maßnahmen und Projekte auf den Weg gebracht, um ihren Lebensstandard zu erhöhen und sicherzustellen, dass sie nicht ihrer Würde beraubt werden. ErSAW erklärte, dass während die meisten Menschen jenen, die reich und mächtig sind, einen hohen Status einräumen, ein armer Mensch, der moralisch und fürsorglich ist, einen weitaus größeren Wert habe als ein reicher Mensch, der sich nicht um die Gefühle anderer kümmert und nur von seinem Namen lebt.

Selbst bei kleinen Angelegenheiten achtete der Heilige ProphetSAW des Islam sehr darauf, dass die Gefühle der unterprivilegierten Menschen geschützt wurden. So wies er beispielsweise die Muslime an, die Armen und Bedürftigen immer zum Essen oder zu gesellschaftlichen Anlässen einzuladen. Wenn weniger wohlhabende Menschen von den Reichen oder Mächtigen ausgebeutet wurden, wies der ProphetSAW des Islam seine Anhänger an, der schwächeren Partei zu helfen, Gerechtigkeit zu erlangen.

Der Heilige ProphetSAW versuchte stets, die Sklaverei zu beseitigen. In diesem Zusammenhang hat sich der ProphetSAW des Islam gegenüber seinen eigenen Anhängern wiederholt für die Befreiung der Sklaven eingesetzt und angewiesen, dass wenn es ihnen nicht sofort möglich war, ihnen die Freiheit zu gewähren, sie zumindest zu ernähren und zu kleiden, so wie sie sich selbst ernährten und bekleideten.

Ein weiteres häufig angesprochenes Thema betrifft die Rechte der Frauen und es wird oft behauptet, der Islam beraube die Frauen ihrer Rechte. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein! Vielmehr etablierte der Islam zum ersten Mal [in der Geschichte] die Rechte von Frauen und Mädchen. In einer Zeit, wo Frauen und Mädchen diskriminiert wurden und oft auf sie herabgesehen wurde, wies der Heilige ProphetSAW des Islam seine Anhänger an, dafür zu sorgen, dass Mädchen gebildet und respektiert wurden.

Tatsächlich sagte erSAW, wenn ein Mensch drei Töchter hat, die er auf die bestmögliche Weise erzieht und leitet, dieser sicher ins Paradies kommen würde. Dies widerspricht der Behauptung der Extremisten, ein gewalttätiger Jihad und das Abschlachten von Nicht-Muslimen würde eine Person in den Himmel führen: Der ProphetSAW des Islam lehrte, dass der Weg zum Himmel darin bestehe, Mädchen zu erziehen und ihnen moralische Werte zu vermitteln.

Auf der Grundlage dieser Lehren erlangen Ahmadi-Mädchen auf der ganzen Welt Bildung und erbringen großartige Leistungen in verschiedenen Bereichen. Sie sind Ärztinnen, Lehrerinnen und Architektinnen oder erlernen weitere Berufe, durch die sie der Menschheit dienen können. Wir stellen sicher, dass Mädchen den gleichen Zugang zu Bildung erhalten wie Jungen. Daher liegt die Alphabetisierungsrate der Ahmadi-Mädchen in den Entwicklungsländern bei mindestens 99 %. Weiter ist der Islam jene Religion, die den Frauen als Erstes das Recht auf Erbschaft, auf Scheidung und viele andere Menschenrechte einräumte. 

Darüber hinaus betonte der Heilige ProphetSAW die Rechte der Nachbarn und sagte, dass Allah der Allmächtige ihre Rechte so sehr hervorhebt, dass er den Eindruck hatte, die eigenen Nachbarn könnten zu den rechtmäßigen Erben gezählt werden. So etablierte der ProphetSAW des Islam universelle Menschenrechte, die jedem Einzelnen zustehen, unabhängig von seinem Glauben, sozialen Status oder seiner ethnischen Zugehörigkeit.

Ich habe eben darüber gesprochen, wie sehr der Heilige ProphetSAW des Islam den Schwerpunkt auf die Bedeutung der Bildung gelegt hatte. Dies spiegelte sich in den Folgejahren der ersten Schlacht in der Geschichte des Islam wider. Obwohl die Muslime extrem schlecht ausgerüstet waren, gelang es ihnen mit der Hilfe Allahs, des Allmächtigen, die viel stärkere mekkanische Armee zu besiegen.

Anschließend bot der Heilige Prophet MuhammadSAW an, die gebildeten Kriegsgefangenen freizulassen, unter der Bedingung, dass diese zuvor Analphabeten in der Gesellschaft das Lesen und Schreiben beibrachten. Auf diese Weise hat der ProphetSAW des Islam vor vielen Jahrhunderten ein sehr erfolgreiches Modell für die Rehabilitation und Wiedereingliederung von Gefangenen in die Gesellschaft geschaffen, das der Gesellschaft als Ganzes zugute kam.

Es wird oft behauptet, der Islam sei eine Religion der Gewalt oder des Kriegs, die Wahrheit jedoch ist wie im Heiligen Qur’an erwähnt, dass die Erlaubnis zum Gegenangriff lediglich erteilt wurde, um die Prinzipien der Glaubens- und Gewissensfreiheit für die gesamte Menschheit zu begründen und zu bewahren. Der Qur’an erklärt, wenn sich die Muslime nicht gegen die mekkanische Armee gewehrt hätten, keine Kirche, keine Synagoge, kein Tempel, keine Moschee oder ein anderer Ort der Anbetung sicher gewesen wäre, weil die Gegner des Islam entschlossen waren, alle Formen der Religion zu eliminieren.

Wenn die frühen Muslime in Kriege verwickelt waren, dann stets aus Verteidigungsgründen und Kriege wurden zum Zweck der Etablierung eines langfristigen Friedens und der Wahrung der Rechte aller Menschen auf ein Leben in Freiheit geführt.

Wenn es heute Muslime gibt, die extremistische Strategien verfolgen oder Gewalt predigen, dann deshalb, weil sie die Lehren des Islam aufgegeben haben oder sie völlig ignorieren. Wenn Einzelpersonen oder Gruppen terroristisch agieren, dann nur, um Macht zu erlangen oder sich selbst zu bereichern. Wenn Länder eine ungerechte und extreme Politik betreiben, sind ihre Ziele ebenso mit der Erlangung geopolitischer Vorteile und der Behauptung ihrer Dominanz gegenüber anderen verbunden. Ihr Verhalten hat nichts mit dem Islam zu tun.

Der Heilige Qur’an stellt sehr deutlich klar, dass es keinen Zwang in Glaubensfragen geben darf. Der Islam verbietet den Muslimen Aggressionen und so haben der ProphetSAW des Islam und seine vier rechtgeleiteten Kalifen nie Krieg oder Gewalt angestrebt, sondern zu jeder Zeit Frieden und Versöhnung gesucht und unzählige Opfer in dieser Sache erbracht.

Eine weitere Behauptung, die von einigen Islam-Kritikern aufgestellt wird, lautet, dass es sich um eine rückständige und archaische Religion handele oder eine, die den intellektuellen Fortschritt nicht fördere. Das ist ein lahmes Klischee, das auf Fiktion und weniger auf Fakten basiert. Es handelt sich um eine unbegründete Behauptung. Der Heilige Qur’an selbst hat die Bedeutung der Bildung durch die Vermittlung des folgenden Gebets deutlich gemacht: »O mein Herr, mehre mich an Wissen.«

Wo dieses Gebet eine Quelle großer Hilfe für die Muslime ist, inspiriert es sie auch zum Studium und fördert die Weiterentwicklung von menschlichem Wissen.

In Wahrheit inspirierten der Heilige Qur’an und die Lehren des Heiligen ProphetenSAW des Islam die Werke muslimischer Intellektueller, Philosophen und Erfinder im Mittelalter. Wenn wir mehr als ein Jahrtausend zurückblicken, sehen wir, wie muslimische Wissenschaftler und Erfinder eine grundlegende Rolle bei der Förderung des Wissens und der Entwicklung von Technologien spielten, die die Welt verändert haben und bis heute Anwendung finden.

So wurde beispielsweise die erste Kamera von Ibn Haytham [Alhazen] entwickelt und sein revolutionäres Werk von der UNESCO anerkannt, als er zum »Pionier der modernen Optik« ernannt wurde. Es ist auch interessant zu wissen, dass das Wort »Kamera« vom arabischen Wort »qamara« abgeleitet ist.

Im 12. Jahrhundert produzierte ein muslimischer Kartograf die als umfangreichste und präziseste geltende Weltkarte des Mittelalters, die jahrhundertelang von Reisenden benutzt wurde.

Darüber hinaus haben viele muslimische Ärzte und Wissenschaftler im Bereich der Medizin große Entdeckungen gemacht und viele Erfindungen vorangetrieben, die bis heute Anwendung finden. Viele der chirurgischen Werkzeuge wurden im 10. Jahrhundert durch den muslimischen Arzt Al-Zahrawi [Abulcasis] entwickelt.

Im 17. Jahrhundert führte der englische Arzt William Harvey eine bahnbrechende Forschung über die Blutzirkulation und die Funktion des Herzens durch. Später wurde jedoch festgestellt, dass Ibn Nafees, ein arabischer Arzt mehr als 400 Jahre vor Harveys Forschung bereits in einem arabischen Lehrbuch die Grundlagen des Lungenkreislaufs beschrieben hatte.

Im 9. Jahrhundert löste Jabir ibn Hayyan eine Revolution auf dem Gebiet der Chemie aus. Er entdeckte viele der grundlegenden Prozesse und Geräte, die heute noch im Einsatz sind.

Die Prinzipien der Algebra wurden zuerst von einem Muslim entwickelt, ebenso wie ein Großteil der Theorie der Trigonometrie.

In der modernen Welt sind Algorithmen die Grundlage der modernen Rechentechnologie und auch diese wurden erstmals von Muslimen entwickelt.

Der Beitrag der Muslime zur intellektuellen Aufklärung wird nach wie vor anerkannt. So schreibt die New York Times in einem Artikel, der von ihrem Wissenschaftsreporter Dennis Overbye veröffentlicht wurde, über die Rolle des muslimischen Universalgelehrten Al-Tusi. Der Autor sagt:

»Al-Tusi veröffentlichte viele große Werke über Astronomie, Ethik, Mathematik und Philosophie, wodurch er als einer der großen Intellektuellen seiner Zeit gilt (…). Muslime schufen eine Gesellschaft, die im Mittelalter das wissenschaftliche Zentrum der Welt war. Die arabische Sprache war 500 Jahre lang ein Synonym für Bildung und Wissenschaft, ein goldenes Zeitalter, das zu den Vorläufern moderner Universitäten gezählt werden kann (…).«

Daher betonte der Islam von Anfang an den immensen Wert der Bildung und die Erweiterung der Möglichkeiten des menschlichen Wissens.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1889 hat die Ahmadiyya Muslim Jamaat stets die Bildung ihrer Mitglieder vorangetrieben. Durch die Gnade Allahs war der erste muslimische Nobelpreisträger ein Ahmadi-Muslim, Professor Dr. Abdus Salam, ein bedeutender Physiker, der 1979 den Nobelpreis für Physik erhielt. Professor Salam sprach sein ganzes Leben lang darüber, wie der Islam und insbesondere der Heilige Qur’an die Inspiration und das Leitbild für sein Lebenswerk waren. In der Tat pflegte er zu sagen, dass es im Heiligen Qur’an etwa 750 Verse gebe, die direkt mit der Wissenschaft zusammenhängen und unser Verständnis von Natur und Universum immens verbessern.

Darüber hinaus wünschte sich der Dritte Kalif unserer Gemeinde einen neuen Durchbruch großer muslimischer Wissenschaftler und Akademiker und so begann er innerhalb unserer Gemeinde eine Tradition der Verleihung von Goldmedaillen für akademische Leistungen. Jedes Jahr werden Hunderte von Ahmadi-Jungen und -Mädchen sowie -Männern und -Frauen mit Goldmedaillen ausgezeichnet.

Zweifellos glauben wir, der Zugang zu Bildung ist der Schlüssel zur Auflösung des Armutskreislaufs, der die wirtschaftlich schwachen Länder seit Generationen heimsucht. Wir lernen dies vom Heiligen ProphetenSAW des Islam, der die Muslime aufforderte, die Bildung von schwachen Bevölkerungsgruppen, wie z. B. Waisenkindern, zu fördern.

Er lehrte, dass der spirituelle Fortschritt untrennbar mit dem Dienst an der Menschheit verbunden sei und so könne ein Muslim die Liebe zu Gott, dem Allmächtigen, nicht nur durch Gottesdienste und Gebete erlangen, sondern die Liebe zu Gott, dem Allmächtigen, erfordere von den Muslimen auch, der Menschheit zu dienen. So werden die Muslime in Kapitel 90, Vers 15 bis 17 des Heiligen Qur’an angewiesen, sich für die Bekämpfung von Hunger und Armut, für die Erfüllung der Bedürfnisse der Waisenkinder und für die Erziehung sozial schwacher Kinder einzusetzen, damit ihnen Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet werden können.

In allen Teilen der Welt handelt die Ahmadiyya Muslim Jamaat mit allen Mitteln auf der Grundlage dieser edlen Lehren. Wir glauben, dass der Islam eine Religion der Liebe und des Mitgefühls ist und so dienen wir der Menschheit ohne einen Unterschied in Bezug auf die Religion oder Ethnie derjenigen zu machen, denen wir helfen.

Deshalb haben wir in abgelegenen und von Armut geplagten Teilen Afrikas Grund- und Sekundarschulen gebaut und auch Krankenhäuser und Kliniken eröffnet. Wir stellen sauberes fließendes Wasser in abgelegenen Dörfern zur Verfügung, wodurch die Kinder in der Lage sind zur Schule zu gehen, anstatt ihre Zeit damit zu verbringen, kilometerweit zu laufen, um Teichwasser für den häuslichen Gebrauch zu holen.

Wir haben auch ein Projekt zum Bau von Modelldörfern auf den Weg gebracht, zu denen Gemeindehallen, Zugang zu sauberem Wasser, Solarenergie-Infrastruktur und verschiedene andere Einrichtungen gehören. Alle diese Dienstleistungen werden den Einheimischen, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Glauben, angeboten und sind ausschließlich durch unsere Religion motiviert. 

Wo wir aus menschlichem Mitgefühl heraus versuchen, Armut und Elend zu beseitigen, betrachten wir dies auch als Schlüssel zur Entwicklung eines nachhaltigen Friedens in der Welt. Nur wenn Menschen Nahrung zum Essen, Wasser zum Trinken, Unterkünfte, Schulen für ihre Kinder und Gesundheitsversorgung haben, können sie in Frieden leben und den tödlichen Fängen von Frustration und Unmut entkommen, die die Menschen zum Extremismus verleiten.

All das sind grundlegende Menschenrechte und solange wir den Menschen nicht helfen, Armut und Elend zu entkommen, werden wir keinen echten Frieden in der Welt sehen können. 

Am Ende bete ich von ganzem Herzen, dass die Menschheit ihre Gier aufgibt und auf das Streben nach Erfüllung ihrer Eigeninteressen verzichtet und sich stattdessen darauf konzentriert, den Schmerz und die Qualen derjenigen zu lindern, die in der Welt leiden.

Mit diesen Worten möchte ich mich noch einmal bei Ihnen bedanken, dass Sie heute Abend zu uns gekommen sind. 

Ich danke Ihnen vielmals.«


Eindrücke der Gäste

Herr Oumar Keita, der Botschafter von Mali bei der UNESCO:
»Das Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat verbreitet Frieden und ich möchte ihm diesbezüglich gratulieren. Die UNESCO ist ein idealer Ort, um über Frieden zu sprechen. Das ist genau das, was die muslimische Umma im Moment braucht. Das Konzept der universellen Gerechtigkeit und Harmonie, das von Seiner Heiligkeit beschrieben wurde, ist ein Grundbedürfnis der heutigen Welt.«

Herr Breton, Präsident des NATO Memorial:
»Diese Konferenz war sehr bedeutsam und historisch. Sie kann zur Schaffung von Frieden, Toleranz und Brüderlichkeit beitragen. Ich wünsche mir, dass alle die Botschaft des Oberhauptes der Ahmadiyya Muslim Jamaat hören. Seine Heiligkeit spricht über den wahren Islam, der Frieden und Toleranz lehrt. Diese Botschaft ist völlig anders als die Taten von Terroristen. Seine Heiligkeit bemüht sich sehr, diese Botschaft des Friedens zu verbreiten. Das ist eine essenzielle Aufgabe und wir sind auch bereit, ihn dabei zu unterstützen. Jeder einzelne von uns sollte sich um die Etablierung des Friedens bemühen. Diese Bemühungen sollten auf allen Ebenen unternommen werden und in dieser Hinsicht sollten wir alle mit gutem Beispiel vorangehen.« 

Herr Diallo, der Präsident der mit Mali verbundenen katholischen Organisation mit Sitz in Frankreich:
»Ich kenne Ahmadis schon von früher. Alle Glaubensrichtungen sollten die Botschaft, die wir heute erhalten haben, anderen vermitteln. Nachdem ich diese wunderschöne Ansprache Seiner Heiligkeit gehört habe, hege ich nun den innigen Wunsch, für den Fortschritt des Islam zu beten. Alle Probleme der Welt wären gelöst, wenn der Islam, von dem Seine Heiligkeit spricht, in der Welt etabliert wird. Wenn die Gefühle anderer respektiert werden, wird überall Frieden herrschen. Es besteht ein dringender Bedarf an gegenseitigem Respekt. Jeder von uns folgt seinem jeweiligen Glauben. Aber wir haben einen gemeinsamen Glauben, nämlich an die Existenz Gottes.«

Herr Bernard:
»Der heute vor uns präsentierte Islam war völlig anders als der im Fernsehen propagierte. Das ist der wahre Islam. Heute habe ich einiges über den Heiligen ProphetenSAW erfahren und wie er in Medina eine großartige Gesellschaft aufbaute. Heute habe ich über die bedeutende Rolle des Islam hinsichtlich der Bildung und der weltweiten Verbreitung von Wissen erfahren.«

Mitglied einer französischen Organisation für Menschenrechte:
»Diese Ansprache war ausgezeichnet und aufschlussreich. Die für die Bildung und ihre Förderung erforderlichen Schritte wurden ausführlich erläutert. Seine Heiligkeit erwähnte auch die Verdienste des Islam im Bildungsbereich. Es war faszinierend, darüber etwas zu erfahren.«

Ein Mitglied des Stadtrats: 
»Ich bin verantwortlich für das Ressort im Stadtrat, das sich für die Bekämpfung von Rassismus einsetzt. Ich finde das, was Seine Heiligkeit heute gesagt hat, äußerst wichtig, vor allem, wenn er über die Förderung der Chancengleichheit für Frauen in Bezug auf Bildung und die Schaffung einer gegenseitigen Harmonie in religiösen Angelegenheiten sprach. Das ist von entscheidender Bedeutung. Dann erwähnte Seine Heiligkeit die Bildungs- und Gesundheitsprojekte, die die Jamaat (Gemeinde) in den benachteiligten Gebieten Afrikas gestartet hat. Wenn in Frankreich oder in anderen Ländern über den Islam gesprochen wird, werden in der Regel verschiedene Ängste erwähnt. Islamfeindlichkeit ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet, deshalb war ich darüber erfreut, eine Gelegenheit bekommen zu haben, Positives über den Islam zu erfahren. Ich wollte hierherkommen, um mehr über Ihre Gemeinde zu erfahren und wie sie funktioniert. Damit ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen.«

Herr Alexander:
»Der Kalif übermittelte eine Botschaft des Friedens und seine Rede war voller Wahrheiten. Seine Heiligkeit brachte seine Ansichten selbstbewusst und eindeutig zum Ausdruck. Ich glaube, dass die Ahmadiyya Gemeinde das Thema Sklaverei klar und nachvollziehbar erklärt hat. Diese Botschaft war großartig und von allen Muslimen waren es die Ahmadis, die diese Botschaft übermittelt haben, obwohl sie eine kleine Gemeinde darstellen.«

Eine Journalistin:
»Ich habe mir die Ansprache angehört, die großartig war. Ich war besonders erstaunt zu hören, wie viel der Islam zur Förderung von Bildung in der Welt beigetragen hat und zu erfahren, welch enorme Rolle die Muslime in dieser Hinsicht spielten, und [Seine Heiligkeit] gab zahlreiche Beispiele hierfür. In dieser Ansprache führte Seine Heiligkeit Beispiele aus dem Heiligen Qur’an und aus dem [Leben] des Heiligen ProphetenSAW an, wie sie eine friedliche Gesellschaft aufgebaut haben. Ich habe heute viel dazugelernt.«

Herr Bresiouu Willy, ein Sozialarbeiter:
»Es war eine sehr wichtige Veranstaltung und die Botschaft war herrlich und historisch. Es war eine derartige Botschaft, die die ganze Welt mitbekommen muss. Ich habe aus dieser Ansprache so viel gelernt und war gekommen, um die wahre Bedeutung und Wichtigkeit des Friedens zu erfahren.«

Quelle: Freitagsansprache Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA vom 01. November 2019.

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