Interviews Ramadan

Ramadan erfahren: Drei Nicht-Muslime wagen das Fasten

Drei Nicht-Muslime versuchen zum ersten Mal im Monat Ramadan zu fasten.

Im Jahr 2024 initiierte das Existence Project der englischsprachigen Mutterzeitschrift der Revue der Religionen das Experiment »Ramadan erfahren«. Ziel dieses Projekts war es, Nicht-Muslime beim Ausprobieren des islamischen Fastenmonats zu begleiten und ihnen zu helfen, diese Erfahrung mit einem tieferen Verständnis abzuschließen.
Wir haben die Teilnehmer nach ihren Erlebnissen gefragt und wollten wissen, welche Auswirkungen das Fasten auf sie hatte.

Keller Holloway, Belfast, Nordirland

Nach dem Social-Experiment »Ramadan erfahren« erzählte uns Keller Holloway über seine eingehende Motivation, dass er »Religion erkunde« wollte. Wir haben weiter gefragt:

Welche Vorstellung hattest du bisher vom Fasten, insbesondere davon, wie Muslime während des Ramadan fasten?

Ich fand die Idee des religiösen Fastens recht interessant Das Intervallfasten oder andere Modediäten werden oft gern als eine Art Bestrafung dargestellt, während es im Islam ja gar nicht als eine Art Bestrafung angesehen wird, sondern um damit seine Beziehung zu Gott auszudrücken und zu vertiefen.

Hattest du schon einmal eine Form des Fastens ausprobiert, bevor du im letzten Jahr diese Erfahrung gemacht hast?

Ja, das hatte ich, und zwar praktizierte ich seit einigen Jahren schon (Formen von) Intervallfasten.

Wie hat sich deine Erfahrung mit dem Ramadan-Fasten im Laufe der Tage entwickelt?

Am ersten Tag wurde mir bewusst, wie viele meiner täglichen Gewohnheiten sich nur darum drehten, mir Essen zu holen – sei es die kurze Pause zwischen den Unterrichtsstunden für einen Snack, die Mittagspause oder ein Snack nach der Schule. Es war eine Herausforderung, neue Gewohnheiten zu entwickeln, um diese zu ersetzen. Nach unserem ersten Tag setzte ich das Fasten (so gut es ging) für den Rest des Ramadan fort, und ich stellte fest, dass ich mich immer mehr an die Routine gewöhnte und sich mein Körper anpasste.

Was hat dich bei dieser Erfahrung am meisten überrascht? Hast du in irgendeiner Weise davon profitiert?

Ich fand es sehr interessant, wie viele Menschen mir Fragen über die Gründe für das Fasten der Muslime und über die Einschränkungen des Fastens stellten. Als ich mir zum ersten Mal sagte, dass ich dies tun würde, hatte ich nicht vor, es irgendjemandem zu erzählen, weil ich nicht mit einer möglichen negativen Reaktion konfrontiert werden wollte. Aber ich war überrascht von der Anzahl der Leute, die wirklich neugierig waren! Ihre Neugierde zwang mich förmlich dazu, selbst ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, warum der Ramadan so wichtig ist.

Würdest du das Fasten wieder in Erwägung ziehen? Wenn ja, warum?

Ich habe vor, auch in diesem Jahr zu versuchen, während des Ramadan zu fasten! Die Vorteile, die ich letztes Jahr aus dem Versuch des Fastens gezogen habe, waren mir die Zeit wert, und ich hoffe, dass ich mit dieser Routine das, was mir die »Miniaturversion« des Ramadan letztes Jahr gegeben hat, noch weiter ausbauen kann.

Joyce Zheng, Ohio, USA 

Joyce Zhengs Eltern sind Buddhisten, sie selbst besuchte eine katholische Schule. Dennoch war Religion nie ein notwendiger Bestandteil ihres Lebens. Sie hat Religion unabhängig erforscht, immer nach dem Motto: ›Wenn es sein soll, dann wird es schon geschehen‹. Obwohl sie keiner Religion angehört, sieht sie sich nicht als Atheistin und glaubt, dass es einen Gott gibt. 

Welche Vorkenntnisse hattest du vom Fasten, insbesondere davon, wie Muslime während des Ramadans fasten?

Als ich zum ersten Mal vom Islam und dem ṣaum, also dem Fasten, erfuhr, erschien mir die Vorstellung, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ohne Essen und Trinken auszukommen, fast unvorstellbar. Ich fragte mich, wie jemand seine Energie den ganzen Tag über aufrechterhalten könnte, besonders wenn er Arbeit, Studium und tägliche Verpflichtungen unter einen Hut bringen muss. Ich nahm an, dass es sich um eine rein körperliche Herausforderung handelte, die enorme Willenskraft erforderte, aber die tieferen spirituellen Aspekte des Fastens im Islam waren mir zu Beginn noch nicht klar.

Hattest du zuvor schon einmal eine Form des (Intervall-)Fastens ausprobiert bevor du im letzten Jahr diese Erfahrung gemacht hast?

Ja, vor dem letzten Jahr hatte ich schon einmal während meines ›ersten Ramadans‹ mit der gastfreundlichen (Ahmadiyya-)Gemeinschaft in Atlanta gefastet. Diese Erfahrung war einzigartig, weil ich während meines Praktikums von einem starken unterstützenden Umfeld umgeben war, was die Umstellung erleichterte. Der Ramadan im letzten Jahr war jedoch anders, weil ich das Fasten mit der Schule in Einklang bringen musste, was eine Reihe von Herausforderungen mit sich brachte. Die beiden Erfahrungen unterschieden sich im Hinblick auf das Umfeld und die persönliche Disziplin, aber beide waren auf ihre eigene Weise von großer Bedeutung.

Wie hat sich deine Erfahrung mit dem Fasten im Laufe der Tage entwickelt? Hattest du das Gefühl, dass sich dein Verhalten oder deine Gewohnheiten verändert haben?

Zu Beginn des Ramadan war ich aufgeregt und voller Energie, um mich der Herausforderung zu stellen. In den ersten Tagen ging es darum, sich an eine neue Routine zu gewöhnen: frühes Aufstehen für sahūr [Mahlzeit vor dem Morgengrauen], den ganzen Tag über fasten, Schularbeiten erledigen und sich auf ifṭār [Fastenbrechen] vorbereiten. Mit den Tagen wurde das Fasten durch Schlafmangel und die langen Stunden ohne Essen und Trinken immer schwieriger, aber es entwickelte sich auch zu gleicher Zeit die Selbstdisziplin und Achtsamkeit. Das Team von »Ramadan erfahren« hat mich unglaublich unterstützt und sich immer wieder nach mir erkundigt, was mir half, motiviert zu bleiben. Zu sehen, dass auch meine Freunde das Fasten zum ersten Mal ausprobierten, war sehr inspirierend. Das Gemeinschaftsgefühl hat einen großen Unterschied gemacht. Es erinnerte mich daran, dass das Fasten nicht nur eine persönliche Reise ist, sondern auch eine gemeinsame Erfahrung des Glaubens und der Reflexion.

Was hat dich an der Erfahrung am meisten überrascht? Hast du davon irgendeiner Weise profitiert?

Beide meiner Fastenerfahrungen haben mich an die Realität derjenigen erinnert, die täglich ohne Essen und Wasser auskommen müssen. Es ist eine Sache, Hunger in der Theorie zu verstehen, aber ihn selbst – sogar in einem kontrollierten Umfeld – zu erleben, hat mir ein völlig neues Maß an Empathie gegeben. Mir wurde bewusst, wie viel wir als selbstverständlich hinnehmen: Nahrung, Wasser, Energie, geistige Klarheit und unser allgemeines Wohlbefinden. Fasten bedeutet nicht nur Verzicht – es geht um Dankbarkeit, Geduld und Selbstreflexion. Außerdem hat es mich dazu gebracht, bewusster mit meiner Zeit und meinen Handlungen umzugehen, mich mehr auf Gebet, Besinnung und Selbstverbesserung zu konzentrieren.

Würdest du das Fasten wieder in Erwägung ziehen? Wenn ja, warum?

Absolut. Fasten ist sowohl eine körperliche als auch eine spirituelle Erfahrung. Es bietet die Möglichkeit zur Selbstreflexion, zur Disziplin und zur Verbindung mit Gott, mit sich selbst und mit den Herausforderungen anderer. Es dient als eine Form der Meditation durch Opfer und Gebet. Jedes Mal, wenn ich faste, gewinne ich ein tieferes Verständnis für Dankbarkeit, Widerstandsfähigkeit und Glauben. Es ist eine Erfahrung, die einen demütig werden lässt und die ich gerne wieder machen würde – und ich würde auch andere ermutigen, es einmal auszuprobieren!

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