Yunus Mairhofer, Redaktion
Der britische Arzt Dr. Chris van Tulleken behauptet in einem Interview mit der Tageszeitung Der Standard, dass Lebensmittelkonzerne uns gezielt von ungesunden Produkten abhängig machen. Er vergleicht die Lebensmittelindustrie dabei mit der Tabakindustrie und meint, dass beide auf Kosten unserer Gesundheit Gewinne erzielen. “Die Konzerne stellen mit den billigstmöglichen Zutaten süchtigmachende Substanzen her, um uns Geld abzuknöpfen, und reden uns über Werbung und Marketing ein, dass es sich dabei um echte Lebensmittel handelt” (van Tulleken)
Van Tulleken konzentriert sich in seiner Forschung auf “ultraverarbeitete Lebensmittel” – Produkte, die mit zahlreichen Stabilisatoren, Süßstoffen und Aromen angereichert und uns als Nahrung verkauft werden. Der Konsum solcher Produkte sei mit diversen Gesundheitsproblemen verbunden, darunter Darmerkrankungen, Typ-2-Diabetes, Demenz, Adipositas, Angstzustände, Depressionen, verschiedene Krebsarten und vorzeitiger Tod.
Laut van Tulleken existieren Lebensmittelkonzerne heute nicht primär, um uns mit Nahrung zu versorgen, sondern um ihre eigenen Gewinne zu maximieren. Sie stellen süchtig machende Substanzen aus den billigsten Zutaten her und vermarkten sie dann als echte Lebensmittel. Die meisten unserer Kalorien stammen dadurch von einer sehr kleinen Anzahl von Tieren und Pflanzen. Diese werden verarbeitet, wobei grundlegende Moleküle wie Proteine, Kohlenhydrate und Fette extrahiert und dann in jeder gewünschten Form und Textur wieder zusammengesetzt werden.
Ein Grund für den hohen Suchtfaktor könnte sein, dass Nährstoffe wie Fett, Salz und Zucker bei diesen Produkten sehr schnell in den Darm transportiert werden. Die Sucht entstehe indes nicht nur durch den Geschmack, sondern auch durch die Assoziationen, die wir mit den Produkten haben, begleitet von der Belohnung in Form von Zucker und von Marketingbildern, die wir konsumieren.
“Im Moment werden wir von Unternehmen regiert, die wir nicht gewählt haben und die unseren Planeten verschmutzen. Wir alle sind Teil eines großen Experiments, für das wir uns nie freiwillig gemeldet haben” (Van Tulleken) Bei diesem Experiment tragen wir alle Risiken, während die Unternehmen den gesamten Nutzen daraus ziehen. Der Arzt prangert zwar die Skrupellosigkeit in der Lebensmittelindustrie an, meint aber zugleich, dass eine Lösung für dieses Problem in strengeren Regulierungen liegen könnte. Die Menschen sollten daher von ihren Regierungen vor den Risiken geschützt werden, die mit dem Verzehr dieser hochverarbeiteten und potenziell schädlichen Produkte verbunden sind.
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