Von Mohammad Dawood Majoka und Mir Abdul Latif
Wir werden in diesem Kapitel jene Aspekte der Lehren des Heiligen Propheten MuhammadSAW herausstellen, die zuvor in den anderen Religionen (bzw. in ihren Schriften) nicht vorhanden waren.
Was hat der Heilige ProphetSAW Neues gebracht? Das können wir nur dann feststellen, wenn wir die Lehren der von ihm gebrachten Religion, dem Islam, mit den Lehren früherer Religionen vergleichen. Im Folgenden werden wir uns darauf beschränken, die Lehren des Christentums und Judentums mit dem Islam zu vergleichen, da diese beiden Religionen dem Islam am nächsten stehen.
Es sei vorab angemerkt, dass die neue Lehre, die der Islam brachte, sich in drei Bereiche unterteilen lässt: Erstens solche Lehren, die vor dem Islam überhaupt nicht existierten. Zweitens solche Lehren, die vor dem Islam bekannt waren, aber durch ihn in vollkommener und vollständiger Weise offenbart und von ihren Mängeln befreit wurden. Schließlich hat der Islam solche Lehren wiederbelebt, die zuvor existierten, aber im Laufe der Zeit verloren gegangen waren.
Wie bereits hervorgehoben, können die Lehren einer Religion nur anhand ihrer ursprünglichen Quellen bestimmt werden. Dies ist auch deshalb wichtig und notwendig, weil Anhänger von Religionen bisweilen versucht sind, ihre Lehre der allgemeinen Mode oder dem Trend anzupassen, um sie zeitgemäß erscheinen zu lassen. Manche gehen sogar so weit, dass sie ihre persönlichen Vorstellungen als die ihrer eigenen Religion ausgeben.
Die Urquelle des Islams ist der Heilige Qur’an. An zweiter Stelle kommen die Aussagen des Heiligen ProphetenSAW, also das ÍadÐ×. Aber keine Tradition oder Überlieferung, die gegen den Qur’an verstößt, selbst wenn sie dem ProphetenSAW zugeschrieben wird, ist für die Muslime akzeptabel. Die Hauptquelle des Judentums ist das Alte Testament, für die Christen kommt das Neue Testament dazu. Die Schriften geben nach der Ansicht ihrer Anhänger das Wort Gottes wieder. Deshalb werden wir uns bei dem Vergleich der Lehren auf diese Hauptquellen beschränken. Sekundäre Quellen können nur zur Erläuterung der Hauptquellen benutzt werden, solange sie ihnen nicht widersprechen.
Es soll hierbei deutlich bleiben, dass wir dem AT und NT nicht vorwerfen können, dass ihre Lehre nicht vollständig und vollkommen ist, weil sie dies gar nicht für sich in Anspruch nehmen. Ganz im Gegenteil, Jesus hat unmissverständlich gesagt, dass er seinen Anhängern einiges nicht gesagt hat, das ihnen vom Geist der Wahrheit mitgeteilt werden wird. Der Geist der Wahrheit – also der Prophet MuhammadSAW – tat dies zu seiner Zeit und beanspruchte klar und deutlich, dass seine Lehren vollkommen und vollständig sind (5, 4). Er forderte alle seine Gegner auf, eine dem Qur’an ebenbürtige Lehre zu präsentieren und sagte auch voraus, dass sie dazu nicht imstande sein werden (2, 24). Der nachfolgende Vergleich soll daher nur dazu dienen, die neuen und vollständigen Aspekte der Lehren des Islams vorzustellen.
Wir möchten drei Bereiche für diesen Vergleich auswählen:
- Glauben
- Verhaltensnormen
- Spiritualität
In allen diesen drei Bereichen werden wir die Lehren des Islams mit denen anderer Religionen vergleichen, um zu sehen was MuhammadSAW Neues gebracht hat und worin die Besonderheiten seiner Lehren liegen.
- Glaube
Aus dem Bereich der Dogmatik und den Glaubenslehren möchten wir wiederum drei Aspekte auswählen, die für jede Religion grundlegend sind, nämlich: Gottesbild, die Stellung des Menschen und Leben nach dem Tode. Wir werden nun die Lehre des Islams zu diesen drei Aspekten mit den Lehren der früheren Religionen vergleichen.
Gottesbild
Die Vorstellung von Gott, die vom Islam auf vollkommene Weise präsentiert wird, existiert nur ansatzweise in den früheren Religionen. Vor dem Islam war Gott ein Stammesgott und ein Familiengott, obwohl er auch als Schöpfer des Weltalls bezeichnet wurde. Das Alte Testament stellt Gott als Gott Israels vor (Exodus 5, 1, Exodus 9, 1). Selbst eine oberflächliche Betrachtung des Alten Testaments genügt, um festzustellen, dass Gott dort nur am Volk der Israeliten besonders interessiert ist. Die Juden sind sein auserwähltes Volk (Dtn 7, 6) und Gott hat sie unter allen anderen Völkern ausgewählt (Dtn 14, 2). Deshalb wurde den Israeliten gemäß der Bibel das Land der sieben Völker gegeben und befohlen, diese Völker vollständig zu vernichten (Dtn 7). Es soll in Erinnerung bleiben, dass die Sippe der Israeliten ausgewählt worden war (Amos 3, 2) nicht die jüdische Religion. Aus diesem Grund wurden jene Menschen, die zwar zur jüdischen Religion gehörten aber ihre Zugehörigkeit zum jüdischen Volk nicht anhand eines Stammbaums beweisen konnten, als unrein bezeichnet (Nehemia 7, 64). Es wurde auch verkündet, dass Gott Israel liebt aber Esau hasst! (Mal 1, 2-3)
Diese Haltung blieb auch nach der Ankunft Jesu aufrecht. Jesus machte deutlich: „…das Heil kommt von den Juden“ (Joh 4, 22). Er bewies auch durch sein Verhalten immer wieder, dass seine Botschaft nur für die Juden bestimmt ist. Seinen Anhängern befahl er: „Geht nicht zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ (Mat 10, 5-6). Jesus hob mit solcher Deutlichkeit hervor, dass seine Botschaft nur für die Juden sei, dass er verkündete: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“ (Mat 15, 24). Als eine kanaanäische Frau ihn dennoch um Hilfe bat, war seine erste Reaktion: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.“ (Mat 10, 6). Diese Vorstellung über andere Völker wird vom NT vermittelt! Auch in der Praxis hat Jesus demgemäß gehandelt, was auch erklärt, weshalb alle seine Jünger Israeliten waren. Am Ende des Evangeliums nach Matthäus wird zwar Jesus die Aussage zugeschrieben, dass die Apostel unter allen Völkern Jünger nehmen sollen. Aber diese Aussage widerspricht der oben erwähnten Lehre nicht. Denn gemeint sind auch hier die Stämme Israels, die zu jener Zeit in verschiedene Länder zerstreut in der Diaspora lebten. Dies wird auch durch das Verhalten der Jünger Jesu bestätigt, die unmittelbar von Jesus selbst unterwiesen worden waren (Apostelg 11, 1-3, Apostelg 11, 19). So ist es nicht verwunderlich, dass Paulus, der eigentlich der Gründer des heutigen Christentums ist, auf heftigen Widerstand seitens der unmittelbaren Jünger Jesu stieß, als er anfing, Heiden zum Christentum zu bekehren. Er musste vor ihnen erscheinen und sich rechtfertigen (Apg 15). Unter dem Einfluss der Lehren Jesu kam aber auch er nicht umhin, einzugestehen, dass die Rettung „zuerst für den Juden“ und dann für die Griechen ist (Röm 1, 16). Aber auch dies ist eine Erfindung Pauli, Jesus war entschieden dagegen, das Evangelium anderen Völkern zu verkünden.
Der Islam ist die einzige Religion, die einen Universellen Gott verkündet. In der allerersten Sure des Qur’ans wird Gott als Herr aller Welten bezeichnet (1, 2). Der Islam betont dies und verkündet auch, dass Gott der Gott aller Völker ist und deshalb zu allen Völkern Gesandte geschickt hat (35, 25), damit sie an der Gnade Gottes teilhaben. Dadurch hat der Islam die Grundlage für den gegenseitigen Respekt unter allen Völkern gelegt, denn die Muslime sehen die Gründer aller Religionen als aufrichtige, gottesfürchtige Menschen an. Darüber hinaus gibt der Islam den Angehörigen anderer Religionen die frohe Botschaft, dass der Islam zwar die Gott gefälligere Religion ist, wenn aber jemand aus Unwissen oder wegen falscher Vorstellungen oder aus einem anderen Grund dem Islam nicht beitreten sollte, so wird ihn Gott, wenn er gut handelt und an Gott und den Jüngsten Tag glaubt, nicht unbelohnt lassen (2, 63). Gibt es irgendeine andere Religion, die für Andersgläubige Ähnliches gelehrt hat? Entsprechend dem Konzept des universellen Gottes verkündigte der ProphetSAW: „Ich bin ein Gesandter zu euch allen“ (7, 159). Dies blieb nicht nur eine theoretische Verlautbarung. Praktisch fand man unter seinen Anhängern außer den Arabern auch Perser (Salman), Römer (ÑuhaÐb), Äthiopier (Bilal), Kopten (Maria), Israeliten (Abdullah bin Salam) u. a. Der Heilige ProphetSAW schrieb auch Briefe an die Herrscher in Arabien, Persien, Byzanz, Äthiopien und Ägypten und lud sie alle zum Islam ein (Ibn HišÁm). Kein Religionsstifter vor dem Heiligen ProphetenSAW hat je ein Volk außer seinem eigenen zu seiner Religion eingeladen. Weder Moses noch Jesus taten dies. Die heutigen Beteuerungen ihrer Anhänger, ihre Religion sei universal, sind nur ein Vorwand, um diese Tatsache zu vertuschen und um eine möglichst große Zahl der Menschen aus allen Erdteilen anwerben zu können; vielleicht spielt hier ein wenig Gleichgültigkeit gegenüber den Aussagen der eigenen Schriften eine gewisse Rolle.
Was das Thema der Eigenschaften Gottes betrifft, so wird es von den früheren Religionen nicht so ausführlich und vertiefend behandelt, wie dies im Islam der Fall ist. Sie erwähnen nur einige bekannte Eigenschaften. Der Islam hingegen sagt nicht nur: „Alle schöne Namen sind Gottes“ (7, 181), sondern berichtet auch von den Eigenschaften, die in den früheren Religionen nicht erwähnt wurden z. B. hat keine Religion vor dem Islam die Gotteseigenschaft „Schnell im Rechnen“, (24, 40) erwähnt, auch nicht „der Vergrößernde“ (2, 116) oder „der Erkenntliche“ (2, 158). Der Islam hat nicht nur mehr Eigenschaften Gottes erwähnt, sondern auch die vielfältigen Missverständnisse über die bereits bekannten Eigenschaften korrigiert. Alle Religionen glauben auf die eine oder andere Weise an Gott als einen Barmherzigen, Gnädigen, Vergebenden, Schöpfer, Herrn. Aber leider haben sie, wie es im Qur’an ausgedrückt wird, „Gottes nicht gebührend gedacht, so wie es Ihm gebührt“ (6, 92). Im Hinduismus herrscht die Vorstellung, Gott könne alles erschaffen, aber nicht die Seelen. Gemäß dem Christentum ist Gott in allen anderen Sachen gerecht, aber bei der Erbsünde hat er nicht gerecht gehandelt und die Strafe für Adams Sünde seiner gesamten Nachkommenschaft bis zum jüngsten Tag auferlegt. Das Christentum denkt auch, dass Gott die Sünden der Menschen nicht ohne Gegenleistung vergeben könne und deshalb müsse Jesus für die Sünden anderer sterben. Der Heilige Prophet MuhammadSAW hat der Welt nicht nur über Gott und seine Eigenschaften viel Neues gegeben, sondern auch vielfältige Fehler bei den bereits bekannten Eigenschaften beseitigt.
Auch über das Wesen Gottes gab es fehlerhafte Vorstellungen bei den früheren Religionen. So dachten die Juden, dass Gott sozusagen ihr Verwandter sei und zu ihnen in einer besonderen Beziehung stehe und sich um die anderen Völker gar nicht kümmere. Das Christentum hat Gott mehrheitlich einen Sohn beigesellt und auf diese Weise die Einheit Gottes in Frage gestellt. Solche Konzepte stehen im Widerspruch zu den Grundlagen dieser Religionen selbst und scheinen auch allgemein ihre Probleme mit der Logik zu haben!
Der Islam lehrte dagegen, dass Gott absolut frei ist von jeglicher Beteiligung eines anderen an Seiner Göttlichkeit (112, 2), Er braucht für keine Aufgabe (auch nicht für die Vergebung der Sünden) einen Sohn (112, 4). Er braucht auch keinen, um seine Existenz zu beweisen oder seine Macht zu demonstrieren (112, 3). Er ist die Macht über alles, was Er will, Er ist erhaben über Alles, unabhängig von Jedem, Schöpfer und Erhalter von Allem, der aber auch alles wieder hinweg nehmen kann und wird. Sein Wesen ist unteilbar und frei von jeder Änderung, Minderung oder Mehrung.
Die Stellung des Menschen
Der zweite Aspekt, den wir für diesen Vergleich aus dem Bereich der Glaubenslehre gewählt haben, ist die Stellung des Menschen. In den Religionen vor dem Islam gibt es entweder gar keine Lehren über die Stellung des Menschen und den Zweck seiner Schöpfung oder es existieren nur bruchstückhafte und nicht befriedigende Lehren. Das AT sagt zwar, dass Gott den Menschen als sein Ebenbild erschuf (Gen 1, 26). Aber praktisch gesteht den übrigen Menschen, außer den Israeliten, nicht einmal das Menschsein zu (Dtn 7, Mal 1, 2-3 etc.); was auch an diskriminierenden Gesetzen gegenüber anderen Völkern erkennbar ist. Das Christentum hat in seiner ursprünglichen Form, e. g. Worten Jesu, dem nichts hinzugefügt. Wir haben bereits gesehen, dass Jesus die Israeliten als Söhne Gottes und andere Völker als „Hunde“ bezeichnet hat (Mat 15, 26).
Der Islam hat als erste Religion in der Welt die Idee der Gleichheit aller Menschen verkündet und erklärt, dass die Unterteilung in Völkern und Stämmen nur dem Zweck dient, dass die Menschen einander erkennen mögen. Näher zu Gott ist aber derjenige, der am meisten gottesfürchtig ist (49, 14 u. 4, 2).
Sowohl die Bibel als auch der Qur’an erklären, dass ihre Aufgabe darin besteht, die Menschen Gott näher zu bringen und dass sie versuchen sollen, sich die Göttlichen Eigenschaften anzueignen. Wenn wir uns aber die Bibel genauer anschauen, so stellen wir fest, dass der Gott der Bibel darum bemüht ist zu verhindern, dass der Mensch eine Ähnlichkeit mit Ihm bekommt. So soll Er zuerst den Menschen verboten haben, vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen (Gen 2, 17), obwohl diese Erkenntnis zur Erlangung der Nähe Gottes unabdingbar ist. Und als Er sah, dass der Mensch zwischen Gut und Böse unterscheiden kann, nachdem er von dem Baum verzehrt hat, vertrieb Er ihn aus dem Paradies, aus Angst davor, er könne wie Gott werden (Gen 3, 22). Wenn also Gott will, dass der Mensch so wird wie Er, in dem er sich Seine Eigenschaften aneignet, weshalb hat Er ihn dann daran gehindert? Im Gegensatz dazu hat der Islam Gott keine derart unvernünftige Handlung zugeschrieben und den Menschen angewiesen, sich die Farben (sprich: die Eigenschaften) Gottes anzueignen (2, 139).
Über die Erschaffung des Menschen berichtet das Alte Testament, dass die Sünde Adams die Ursache dafür ist, dass die Frau ihre Kinder mit Schmerzen gebären muss (Gen 3, 16), und dass die Erde seinetwegen verflucht wurde (Gen 3, 17). Das Neue Testament geht einen Schritt weiter und sagt: Jeder Mensch ist von Geburt an mit Sünde behaftet und verflucht (Röm 5, 12,18). Das also ist die Vorstellung der Bibel über die Natur des Menschen und seine Geburt. Im starken Gegensatz dazu sagt der Islam, dass jeder Mensch bei der Geburt vollkommen sündenfrei und unschuldig ist. Jeder Mensch wird nach der Natur Gottes geboren (30, 31)
Wenn man verschiedene Religionen zu den Themen: die Geburt des Menschen, der Zweck seiner Geburt, Vorstellung der Erbsünde, die Formung der Natur des Menschen, Diskriminierung wegen Rassen- oder Stammeszugehörigkeit usw. objektiv vergleichen würde, würde man zu dem Ergebnis kommen, dass der Islam eine Lehre vorstellt, die der Vernunft entspricht.
Das jenseitige Leben des Menschen
Der dritte Teil, der mit der Glaubenslehre zusammenhängt und eine der Grundlagen jeder Religion bildet, ist die Vorstellung vom Ende des Menschen und vom Leben nach dem Tode. Letztere existiert in jeder Religion. Im Alten Testament existieren nur Hinweise auf das Leben nach dem Tod. Es gibt die Vorstellung vom Paradies und von der Hölle, dass Menschen dort Belohnung oder Bestrafung erhalten werden, aber es gibt keine detaillierte Vorstellung von ihrem Sinn und Wesen. Hier geht der Islam genauer darauf ein, indem er zum ersten Mal deutlich erklärt, dass Paradies und die Hölle keine materiellen Orte sind, dagegen besagt die biblische Paradiesvorstellung, dass Gott bei Eden einen Garten angelegt habe (Gen 2, 8) etc. Nach dem Islam sind das vielmehr spirituelle Zustände. Der Islam lehrt auch, dass die Hölle keine ewige Strafe darstellt. Gott hasst die Menschen nicht, so wie es manche Menschen tun, deswegen straft Er sie nicht auf alle Ewigkeit. Dagegen wird die Ansicht in der Bibel vertreten, dass die Hölle ewig und materiell ist. Nach den islamischen Vorstellungen ist die Hölle als eine Art bittere Medizin zu betrachten, wonach letztendlich alle Menschen verlassen werden (78, 24; 11, 108f.).
Einzelheiten zum Paradies und zur Hölle werden erklärt. Sie sind kein Wunschdenken und Phantasiegebilde, sondern es handelt sich bei ihnen um die guten oder schlechten Werke, die im jenseitigen Leben in einer spirituellen Dimension sichtbar werden. Um sie für uns verständlich zu machen, sind sie in Gleichnissen beschrieben worden:
„Und bringe frohe Botschaft denen, die glauben und gute Werke tun, dass Gärten für sie sind, durch die Ströme fließen. Wann immer ihnen von den Früchten daraus gegeben wird, werden sie sprechen: „Das ist, was uns zuvor gegeben wurde“, und (Gaben) gleicher Art sollen ihnen gebracht werden.“ (2, 26)
So wird der Glaube mit dem Garten gleichgesetzt und die guten Taten mit den Flüssen (2, 26), die durch den Garten fließen, denn genau diese parallele Aufführung der Worte gibt es im QurÞÁn an mehreren Stellen. Und so wie ein Fluss einen Garten befruchtet und zum Blühen bringt und schließlich auch Früchte, so verhält es sich mit den guten Taten zum Glauben. Im Paradies soll Milch und Wein im Überfluss geben. Aber es ist keineswegs der Wein dieser Welt, sondern etwas spirituelles, das die Sinne nicht benebelt (37, 48). Genauso sind Milch und Wasser im Paradies nicht gleichzusetzen mit den Getränken dieser Welt (47, 16). Denn dieses Wasser wird niemals verderben; und es ist eine Milch, deren Geschmack sich niemals ändern wird. (47, 16). Kurzum, der Qur’an spricht vom Paradies als einem spirituellen Ort. Die Beschreibungen des Qur’an sind Metaphern.
Im Qur’an lesen wir zudem: Je nach Anstrengung, Aufrichtigkeit und Hingabe werden sie darin verschiedene Stufen haben (46, 20) und sie werden dort die Früchte ihrer Taten genießen (siehe auch 77, 43-44):
„Esset und trinket in Gesundheit für das, was ihr in den vergangenen Tagen gewirkt.“ (69, 25)
In den Herzen von Menschen, die im Paradies sind, wird es kein Groll und keine Feindseligkeit sein:
„Und Wir wollen hinweg nehmen, was an Groll in ihrer Brust sein mag; wie Brüder sitzend auf erhöhten Sitzen, einander gegenüber.“ (15, 48)
Diese Stellen zeigen, dass das Paradies nach dem Islam ein spiritueller Ort oder Zustand voller Frieden ist, und sie werden darin ewige Belohnung für ihre guten Taten bekommen.
Der Islam erklärte auch im Detail, was die Bestrafung im Jenseits bezweckt. Wer ein Leben im Widerspruch zu den Geboten Gottes und in Abgewandtheit von Ihm zugebracht hat, kommt laut Qur’an in die Hölle, so wie ein Schwerkranker eine schwierige Behandlung durchlebt. Dadurch wird er von seinen spirituellen Schwächen befreit und kann für das Paradies reifen (eine Entwicklung, die er in dieser Welt versäumte). Es handelt sich um jene, über die heißt: „Sie werden sprechen: Wir waren nicht unter denen, die beteten, noch speisten wir die Armen. Und wir ergingen uns in eitlem Geschwätz mit den Schwätzern. Und wir pflegten den Tag des Gerichtes zu leugnen, bis der Tod uns ereilte.“ (74, 44ff.) Jene also, die Gottes nicht gedenken, anderen Menschen Übles antun und in eitles Getue verwickelt sind, werden diese Bestrafung erfahren.
Die Sünden werden mit Wunden verglichen.
„und keine Nahrung außer Blut, mit Wasser gemischt, Das nur die Sünder essen.“ (69, 37f.)
Die in ihren Herzen vorhandenen Wunden der Sünden werden sich vor ihnen sozusagen materialisieren und deren Konsequenzen werden sie zu essen d. h. zu tragen haben (69, 37-38; 78, 26). Das Feuer des Hochmuts und des Krieges, das sie in dieser Welt entfachten, wird sie verbrennen (22, 9-11; 5, 65; 2,82; etc.). Aber all das wird irgendwann ein Ende haben, so werden Betroffene einst geläutert sein und von der Bestrafung befreit werden (78, 24, 11, 108f.). Sie werden letztlich gereinigt und ins Paradies eintreten. Gemäß ihrer Taten werden auch sie verschiedene Stufen haben. Gibt es eine andere Religion als die MuhammadsSAW, die so ausführlich und tiefgründig das Leben nach dem Tod erklärt hat?
2. Verhaltensnormen
Es besteht eine besondere Verbindung zwischen der Religion und den Verhaltensnormen für die Menschen. Jede Religion verlangt von ihren Anhängern die Einhaltung bestimmter Verhaltensvorschriften und Befolgung ihrer Morallehre. Wir müssen uns hier nur mit wenigen Beispielen begnügen.
Die menschliche Gesellschaft benötigt im Allgemeinen drei Arten von Verhaltensregeln: Jene, die den Umgang der Menschen untereinander regeln; jene, die die Wirtschaft regulieren und schließlich jene, die die Politik und die Organisation der Gesellschaft betreffen. Wir werden die islamischen Lehren zu diesen drei Bereichen mit denen anderer Religionen vergleichen.
Gesellschaftlicher Umgang
Das Zusammenleben von Menschen in einer Gesellschaft erfordert von jedem die Einhaltung bestimmter Richtlinien. Diese Grundregeln des Umgangs in der Gesellschaft werden in allen Religionen beschrieben. Jede Religion hat beispielsweise Lüge, Betrug, Ehebruch, Mord und Unfrieden verboten und ihre Anhänger angewiesen, sie zu meiden. Das haben alle Religionen, wie Judentum, Christentum (übrigens auch Hinduismus) und der Islam gemeinsam. Der erste Unterschied, der zwischen dem Islam und den anderen Religionen in dieser Hinsicht besteht, betrifft die Gültigkeit der Richtlinien. Frühere Religionen haben aufgrund ihrer Begrenzung auf einen Stamm oder Volk (Volks- und Stammesreligionen) auch die Gültigkeit ihrer Lehren begrenzt. So gibt es z. B. im Judentum das Gebot, einem Glaubensbruder zinsfreies Darlehen zu geben (Lev 25, 35-38), von einem anderen sollten Zinsen gefordert werden (Dtn 23, 20). Ebenso wurde geboten, im siebten Jahr (Sabbatjahr) den Juden die Schulden zu erlassen, aber von anderen Völkern konnte das Geld über das Sabbatjahr hinaus eingefordert werden (Dtn 15, 3). Im Gegensatz dazu hat der Islam alle Formen des Zinses verboten, gleich wem Geld geliehen wird (2:281). Und über die Schulden lehrt der Islam, dass man bei deren Zurückforderung Nachsicht üben (2:281) soll und lässt bei der Zurückforderung keine Diskriminierung bezüglich der Nationalität oder Religion des Schuldners zu.
Der zweite Unterschied ist, dass der Islam zur Verbesserung des alltäglichen Verhaltens des Menschen auf detaillierte und subtile Weise Regeln festgelegt hat. Er weist nicht nur auf solche Verhaltensfehler hin, die in den Schriften der früheren Religionen nicht genannt wurden, sondern auch auf solche, die in den früheren Schriften keine Erwähnung finden. In Bezug auf die Verhaltensvorschriften lehrt der Islam beispielsweise, man solle einen arroganten Gang vermeiden und gemessenen Schritts gehen, nicht zu laut sprechen (31:19), unnütze Aktivitäten vermeiden (23:4). Auch darf man andere Menschen und Völker nicht verspotten (49:12), ein Haus nicht unerlaubt betreten (24:28), sagt der Hausherr, er könne keine Besucher empfangen, dann soll man sofort umkehren und keineswegs auf Einlass bestehen (24:29). Weiterhin soll man die Häuser auf dem richtigen Weg betreten (2:190), wer gegrüßt wird, soll mit einem schöneren Gruß antworten (4:87), man soll alle Rauschgifte meiden, da ihr Schaden größer ist als ihr Nutzen (5:19), man soll die Wahrheit sagen und zwar ohne Verdrehung und Beugung, wodurch das eigene Verhalten verbessert wird (33:71), man soll die zur Aufbewahrung anvertrauten Dinge nicht veruntreuen (4:59), ein Versprechen einhalten (23:9), man soll beim Essen und Trinken Maß halten (7:32), man soll nicht nur das Erlaubte essen, sondern auch Gutes [Tayyab] (5:89), man darf nicht verschwenderisch sein, man solle dem geben, der darum bittet, und auch dem, der nicht darum bittet [z. B. aus Scham] (51:20), man soll nicht Unfrieden stiften auf Erden (2:205-206), keinen Unschuldigen töten (17:34), sich dem Ehebruch nicht einmal anzunähern (17:33), auch gegenüber dem Feind gerecht zu sein (5:9), zu den Eltern gütig zu sein (17:24); ferner: man soll das Gute gebieten und das Böse verbieten (31:18), man soll mit den Menschen auf die beste Art reden (2:84), man soll einander bei guten Vorhaben unterstützen aber nicht bei schlechten Dingen (5:3), man soll sich nicht an Verschwörungen beteiligen (58:10) etc.; schließlich schreibt der Islam nicht nur vor, das Gute zu tun, sondern dass alle Menschen in guten Dingen miteinander wetteifern sollen (sie sollen bei der Erfüllung ihrer Pflichten einander zu übertreffen versuchen, dieser Wettbewerbsgeist für gutes Handeln wird die Tugend in der Gesellschaft festigen.) Das sind alles grundlegende Regeln, die nötig sind, um aus einem Menschen im eigentlichen Sinne ein soziales Wesen zu machen. Sie sind der erste Schritt zu einer friedlichen und zivilisierten Gesellschaft. Wenn diese Lehren nicht beachtet werden, kann keine stabile Gesellschaft entstehen.
Auch bei diesen grundlegenden Richtlinien geht die Lehre des Islams über die anderer Religionen hinaus. Heute werden diese Lehren allgemein aufgrund von Erfahrungen überall als notwendig und gut anerkannt, aber vor dem Islam hat keine Religion sie mit solcher Klarheit und Ausführlichkeit formuliert.
Der dritte Unterschied ist darin zu finden, dass selbst im Fall solcher Verhaltensregeln, die frühere Religionen lehrten, der Islam die Fehler, Mängel oder extreme Sichtweisen der Alten beseitigt hat. Im Judentum ist es z. B. geboten, das man nach dem Prinzip Auge um Auge und Zahn um Zahn Vergeltung üben soll (Ex 21, 23-25). Jesus gebietet, dass man die andere Wange hinhalten soll, wenn man auf die eine geschlagen wird (Mt 5, 39). Diese Lehren sind beide Extremansichten. Es ist nicht immer sinnvoll Rache zu nehmen und zu vergelten. Aber es ist ebenso wenig sinnvoll immer zu verzeihen. Praktisch haben auch die christlichen Völker diese Lehre Christi aufgegeben und sich damit abgefunden, dass manchmal im Fall des Verzeihens um jeden Preis negative Verhaltensweisen zunehmen. Der Islam hat hingegen gesagt, dass es notwendig ist, kriminelle Elemente zu bestrafen (2:179-180), sonst wird die Gesellschaft nicht mehr vor ihnen sicher sein und sie werden sogar ermutigt werden, mit ihren Straftaten ungehemmt fortzuführen. Aber gleichzeitig lehrt der Islam, dass Bestrafung nicht immer richtig ist. Wenn man sieht, dass jemand, der einen Fehler gemacht hat, Reue zeigt und sich durch Ermahnung verbessern wird, so soll man ihm vergeben, Gott wird den Betroffenen dafür belohnen (42:41). Die islamischen Lehren sind es, die der menschlichen Vernunft zusagen. Kann jemand aufrichtig gegen diese Lehre einen Einwand vorbringen oder eine bessere Lehre präsentieren?
Der Islam hat auch gelehrt, dass der Mensch sich den verbotenen Dingen und Taten nicht einmal annähern soll (2:188). Denn wagt er sich zu sehr an die Grenze heran (lehnt er sich zu weit aus dem Fenster hinaus), so wird er bestimmt irgendwann diese Grenze auch überschreiten. Deshalb hat der Islam nicht wie das Christentum gelehrt, dass man den Wein nur in Maßen trinken soll (Tim 5, 23), sondern gesagt, dass Alkohol zwar nützliche Seiten hat, aber seine Schäden größer sind als seine Vorteile (2:220), und dass man deshalb überhaupt keinen Alkohol trinken soll, weder viel noch wenig (5:91-92). Im praktischen Leben ist die perfekte Lehre des Islam auch daran zu erkennen, dass in den christlichen Ländern, wo Alkohol getrunken wird, viele Menschen sich nicht zügeln können, und es nicht mehr beim „wenig“ Trinken bleiben, als Alkoholiker sowohl finanziell als auch in anderer Ansicht für sich und die Gesellschaft zu einer Bürde werden. Es gibt viele Verbrechen, die an Kindern und Frauen von Alkoholisierten begangen werden, und viele Menschen sterben jedes Jahr in Unfällen, die letztlich ihre Ursache im Alkoholgenuss haben.
Bei der Diskussion über die Lehren für das Alltagsverhalten haben wir gesehen, dass die Bibel (AT) unterschiedliche Behandlung der Angehörigen des eigenen Volkes und der fremden Völker aufgrund der Stammeszugehörigkeit vorgenommen hat und dass Jesus und seine Jünger diesen Unterschied aufrechterhalten haben. Aber man findet in der Bibel auch Diskriminierung von Behinderten. So steht darin geschrieben, dass Blinde, Lahme, jene mit defekter Nase, die ein Glied größer haben als das andere, deren Hand oder Fuß gebrochen ist, der Bucklige, der Zwerg, oder mit einem Makel im Auge etc. – dass alle diese Leute für das Priesteramt ungeeignet sind und den Gottesdienst nicht leiten dürfen (Lev 21, 16-24). Der Islam hat keine solche Einschränkung für Behinderte festgelegt. Dadurch hat der Islam den Behinderten in der Gesellschaft die gleiche Stellung eingeräumt wie gesunden. Im Islam gibt es kein Verbot für die Behinderten, den Gottesdienst zu leiten.
Also hat der Islam die Verhaltensregeln des gesellschaftlichen Umgangs universell angelegt. Er hat neue und wichtige Aspekte des Verhaltens erklärt und gelehrt. Und er hat Mängel in den Lehren beseitigt, die bereits vor dem Islam bekannt waren und sie dadurch vollendet.
Wirtschaft
Der zweite große Bereich des Lebens ist die Wirtschaft, ohne die keine Gesellschaft funktioniert. Die Religionen vor dem Islam haben nur wenig über das Wirtschaftssystem gesagt. Wenn man sich ihre Lehren zur Wirtschaft anschaut, so wird man feststellen, dass sie nichts Vergleichbares zu bieten haben. Im Islam gibt es quasi ein Meer von Anweisungen für diesen Bereich, wogegen die anderen Religionen (um beim gleichen Bild zu bleiben:) sich mit wenigen Tropfen begnügen. Im Judentum gibt es nur einige Ansätze dieser Lehre, die sich zumeist auf das Sabbatjahr beziehen, beispielsweise das Freilassen von jüdischen Sklaven und die Entschuldung der jüdischen Schuldner (Dtn 15, 1). Es gibt auch einige Anweisungen zum Erbrecht. Der Islam hat dagegen sehr ausführlich alle Aspekte der Wirtschaft beleuchtet. Beispielweise hat der Islam im Erbrecht ein komplettes System an Gesetzen aufgebaut. Für die Angehörigen eines Erblassers sind genaue Erbteile vorgeschrieben, so z. B. für Sohn, Tochter, Ehegatten, Schwester, Brüder, Mutter und Vater – der Anteil jedes Verwandten ist klar definiert (4:12-13 u. 177). In den Religionen vor dem Islam wird man vergeblich nach solchen ausführlichen Regeln suchen. Mangels konkreter Erbschaftsregelungen in den Religionen vor dem Islam ist nicht verwunderlich, wenn es beim Aufteilen des Erbes oft zum Streit kommt.
Gemäß den früheren Religionen hat eine Erbin das Nachsehen, falls ein männlicher Nachkomme lebt (Num 27, 8). Selbst beim männlichen Nachkommen sind die Anteile nicht festgeschrieben. Man erfährt nur, dass der erstgeborene Sohn doppelt so viel bekommen soll wie die anderen Söhne (Dtn 21, 17).
Der Islam dagegen hat ganz klar festgelegt, dass sowohl Männer als auch Frauen in jedem Fall erbberechtigt sind:
„Den Männern gebührt ein Anteil von dem, was Eltern und nahe Anverwandte hinterlassen; und den Frauen gebührt ein Anteil von dem, was Eltern und nahe Anverwandte hinterlassen, ob es wenig sei oder viel – ein bestimmter Anteil.“ (4:8)
Der Islam hat auch den Kreis der Erbberechtigten erweitert:
„Wenn einem unter euch der Tod naht, so binde (er), falls er viel Gut hinterlässt, den Eltern und nahen Verwandten das Handeln nach Billigkeit ans Herz – eine Pflicht den Gottesfürchtigen.“ (2:181)
Der Islam hat zudem seine Anhänger dazu verpflichtet, stets einen Darlehensvertrag aufzuschreiben (2:283), und auch detailliert erläutert, wer den Vertrag schreiben und wer als Zeuge darauf genannt werden soll (2:283). Bei Abschluss eines Geschäfts ist ebenso eine schriftliche Aufzeichnung erforderlich (Quittungen usw.) siehe 2:283.
Zinsen führen zu einem System, das die Reichen immer reicher und die Armen noch ärmer macht. Dies wurde vom Islam vollständig abgeschafft. Es heißt im Qur’an:
„…doch Allah hat Handel erlaubt und Zinsnehmen untersagt.“ (2:276)
Dann wurden die Muslime angewiesen, den Schuldnern die restliche Zinsschuld zu erlassen. (2:279) Auch werden die gefährlichen Auswirkungen und Konsequenzen des Zinssystems genannt (2:76): „Die Zins verschlingen, stehen nicht anders auf, als einer aufsteht, den Satan mit Wahnsinn geschlagen hat.“ Das heißt, dass diese Menschen wegen ihrer Gier nach Geld die für eine spirituelle Entwicklung erforderliche Ruhe und Gelassenheit verlieren.
Der Islam führte mit Zakat ein auf Investitionen basierendes Steuersystem ein. Im Gegensatz zu den anderen Religionen, die auf Einkommen Steuern erhoben (ein Zehntel in der Bibel, Dtn 14, 22), schreibt der Islam eine Vermögensteuer vor, die auf das Vermögen erhoben wird, das nach Erfüllung der persönlichen Bedürfnisse übrig bleibt und quasi ein ganzes Jahr brachliegt. Diese Praxis garantiert größere Gerechtigkeit. Es scheint angemessen, dass man jenes Vermögen besteuert, dass nicht in den Wirtschaftskreislauf eingebracht wird und somit der Gesellschaft nicht zugutekommt.
Der Qur’an legt auch fest, für welche Zwecke das Zakat-Geld verwendet werden darf (2:274). Der Heilige ProphetSAW hat genaue Anweisungen gegeben, auf welche Vermögensart wie viel an Steuern entrichtet werden müssen (s. Ṣaḥīḥu l-buḫārī, kitābu z-zakāt). Es wird betont, dass die Zahlung einer Spende aus freien Stücken viele Vorteile für die Gesellschaft in sich birgt. Erwähnt werden auch die Ziele, für die das eingesammelte Geld (Zakat, Spende) verwendet werden darf: „Die Almosen sind nur für die Armen und Bedürftigen und für die mit ihrer Verwaltung Beauftragten und für die, deren Herzen versöhnt werden sollen, für die (Befreiung von) Sklaven und für die Schuldner, für die Sache Allahs und für den Wanderer: eine Vorschrift von Allah. Und Allah ist allwissend, allweise.“ (9:60)
Der Islam will dadurch verhindern, dass der Reichtum einer Nation sich in wenigen Händen konzentriert. Wird das Geld für die Armen, Bedürftigen und Reisenden verwendet, so wird das zur Folge haben, dass Monopole sowie Oligarchien entstehen:
„[das Geld] soll nicht bloß bei den Reichen unter euch die Runde machen.“ (59:8)
Was dagegen die Lehre des Christentums zu dieser Thematik anbelangt, so sei auf das Armutsgebot Jesu verwiesen, wonach man überhaupt kein Geld sammeln soll (Mt 6, 19). Dies widerspricht der Natur des Menschen.
Für Minderjährige, die noch nicht in der Lage sind, mit dem ererbten Vermögen vernünftig umzugehen, erklärt der Islam die Einsetzung eines Vormunds für notwendig. Damit soll vermieden werden, dass diese aus Unwissen oder Unerfahrenheit das Vermögen ihrer Vorväter verlieren:
„Und gebt den Unmündigen nicht euer Gut, das Allah euch zum Unterhalt anvertraut hat; sondern nährt sie damit und kleidet sie und sprecht Worte der Güte zu ihnen.“ (4:6)
Und prüfet die Waisen, bis sie das heiratsfähige (Alter) erreicht haben; wenn ihr dann an ihnen Verständigkeit wahrnehmet, so gebt ihnen ihren Besitz zurück; und zehrt ihn nicht verschwenderisch und hastig auf, weil sie großjährig würden. Wer reich ist, enthalte sich ganz; und wer arm ist, zehre (davon) nach Billigkeit. Und wenn ihr ihnen ihren Besitz zurückgebt, dann nehmt Zeugen in ihrer Gegenwart. Und Allah genügt zur Rechenschaft.“ (4:7)
Auch für den Handel gibt es ausführliche Anweisungen. So soll richtig gemessen werden (6:153), und es ist erlaubt im Handel Gewinn zu machen (4:30), aber es ist nicht erlaubt Bestechung zu zahlen, um sich unberechtigte Vorteile zu verschaffen:
„Und fresset nicht untereinander euren Reichtum auf durch Falsches, und bietet ihn nicht der Obrigkeit (als Bestechung) an, dass ihr wissentlich einen Teil des Reichtums anderer zu Unrecht verschlingen möchtet.“ (2:189)
Der Islam lehrt, dass der Handel und Gewinn nicht zum Sinn des Lebens werden dürfen. Es soll nicht vom spirituellen Fortschritt ablenken (62:10). Dann wurde ausführlich dargelegt, wie An- und Verkauf abgewickelt werden soll. Man darf nicht eine Ware vorzeigen und dann eine andere verkaufen. Man soll sich nicht in die Kaufverhandlungen eines anderen einmischen, man soll beim Handel nicht lügen und täuschen. Auch zur Agrarwirtschaft gibt es viele Anweisungen. Also gibt es keinen Aspekt des Handels, zu dem keine ausführlichen Anweisungen und Richtlinien festgelegt werden.
Der Islam hat auch sehr viel Wert darauf gelegt, dass man freiwillig einen Teil seines Vermögens für humanitäre und gemeinnützige Aufgaben spendet. Dies sollte nur mit dem legal und gerecht verdienten Geld geschehen. Außerdem sollte man bei dem Gespendeten auf gute Qualität achte
„O die ihr glaubt, spendet von dem Guten, das ihr erwarbt, und von dem, was Wir für euch aus der Erde hervorbringen.“ (2:268).
Man soll sowohl öffentlich spenden, damit sich andere daran ein Beispiel nehmen, als auch im Verborgenen spenden, damit man nicht mit seiner Spende prahlt, was der Seele schadet. (13:23). Dann wurde ermahnt, dass man unter normalen Umständen weder geizen oder zu wenig spenden soll, noch zu viel:
„Und die [sind auch Diener des Gnadenreichen, die], wenn sie Geld ausgeben, weder verschwenderisch noch geizig sind, sondern maßvoll dazwischen.“ (25:68).
Man soll nicht nur dann spenden, wenn man Geld übrig hat, sondern auch dann, wenn man es selber nötig hat und man Verzicht üben muss. Man soll anderen vorziehen und um Gottes Willen spenden „…die da spenden in Überfluss und Mangel.“ (3:135)
Zu all diesen Anweisungen kommt die Ermahnung hinzu, dass man die Spende gegenüber dem Empfänger nicht als eine Gefälligkeit darstellen soll (2:268).
Kurzum, es gibt auch in diesem Bereich ein ausführliches System, das in Detail erklärt worden ist und dessen Einzelheiten hier nicht weiter ausgeführt werden können.
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