Jedes Jahr wird am 8. März der Internationale Frauentag auf der ganzen Welt begangen, der den Kampf der Frauen um Gleichstellung in den Mittelpunkt stellt. Im Zentrum dieser Gedenkfeiern steht die Frage, wie diese Gleichstellung erreicht werden kann. Wir müssen uns jedoch fragen, ob es nicht fehl am Platz ist, für eine vereinfachte Sicht auf die Gleichstellung zu kämpfen. Der feministische Diskurs hat sich selten ernsthaft damit beschäftigt, ob die Gleichstellung das beste Leitbild ist, um die Frauenrechte bewerten zu können.
Was sagt dann dieses Gleichstellungsmodell wirklich aus? Innerhalb der verschiedenen Sparten der feministischen Bewegung fordern die radikalen Feministinnen eine umfassende Form der Gleichstellung und plädieren für völlige Gleichstellung unabhängig vom Kontext. Dennoch stellt sich die Frage, ob wir einen derart absoluten Gleichstellungsgedanken brauchen, um einen Egalitarismus zwischen Männern und Frauen zu erreichen. Wenn man das Gleichstellungsmodell tatsächlich hinterfragt, stellt man fest: es ignoriert die äußerst wichtige Tatsache, dass Männer und Frauen grundlegend verschieden sind, und diese Unterschiede müssen anerkannt und als Stärken betrachtet werden. Kulturelle Feministinnen, eine gegensätzliche Denkgruppe der radikalen feministischen Bewegung, konzentrieren sich mehr auf die angeborene »weibliche Natur« und weisen darauf hin, dass dies eine unschätzbare und bereichernde Möglichkeit ist, Frauenthemen in den Vordergrund zu stellen. Kultureller Feminismus würde also die Erfahrung der Geburt zum Beispiel als eine einzigartige weibliche Erfahrung verstehen, die kein Mann auf natürliche Weise nachahmen kann. Im Gegenteil, ein gleichstellungsorientierter Ansatz kann die Unfähigkeit der Männer in Frage stellen, dieses Wunder zu begreifen und daran teilzuhaben. Ein starres Gleichheitsgefühl kann daher manchmal wenig hilfreich und sogar irrational sein.
So ist die Essenz des Arguments, welches der kulturelle Feminismus darlegt, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind; dass solche Unterschiede ihre einzigartigen physischen und emotionalen Standpunkte widerspiegeln; und dass diese Unterschiede nicht gleichbedeutend mit Ungleichheit sind. Das Argument ist pragmatisch und spiegelt die islamische Philosophie gegenüber den Geschlechtern wider – der Heilige Qur’an hat Männern und Frauen aufgrund ihrer unterschiedlichen Stärken unterschiedliche Rollen zugewiesen, bewertet aber jede Rolle im Hinblick auf ihr Eigenrecht als gleichermaßen wichtig.
Das grundlegende Problem beim Gleichstellungsmodell besteht also darin, dass es ironischerweise vorschreibt, dass die männliche Norm die höhere Norm ist und dass Frauen sich daran messen müssen, wenn sie als gleichwertig angesehen werden sollen. Die eigene, einzigartige Stimme einer Frau wird zum Schweigen gebracht und ihre ausgeprägten physischen, emotionalen und intellektuellen Fähigkeiten werden als völlig irrelevant und minderwertig erachtet. Feministinnen, die blind für absolute Gleichstellung eintreten, vergessen, dass sie in all dem Lärm und Getöse paradoxerweise einem von Männern definierten Status quo unterliegen. Frauen sollte die Würde zuerkannt werden, stolz auf ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken zu sein, anstatt diese ständig mit den Fähigkeiten und Kompetenzen der Männer zu vergleichen.
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