
Weltweiter Tag des Kopftuchs – Stimmen muslimischer Frauen für Identität, Selbstbestimmung und Spiritualität
Am 1. Februar wird seit 2013 weltweit der World Hijab Day begangen – ein Tag, der nicht nur muslimische Frauen in den Mittelpunkt rückt, sondern auch den interkulturellen Dialog fördert. Die Initiative, die von der New Yorkerin Nazma Khan ins Leben gerufen wurde, bezweckt, das Bewusstsein für die Bedeutung des Hijabs als persönliches, kulturelles und nicht zuletzt religiöses Symbol zu stärken. Aus diesem Anlass haben muslimische Frauen aus aller Welt ihre persönlichen Erfahrungen und Gedanken zum Tragen des Hijabs geteilt. Ihre Berichte eröffnen vielfältige Perspektiven, die weit über das bloße Tragen eines Kleidungsstücks hinausgehen.
Identität und Selbstrepräsentation
Die Erfahrungsberichte verdeutlichen, dass der Hijab für viele muslimische Frauen weit mehr als nur ein modisches Accessoire darstellt – er ist ein Ausdruck ihrer persönlichen Identität. Mariam Andersson Malik, Mathematiklehrerin aus New Jersey, betont, dass der Hijab für sie ein unverzichtbarer Teil ihres Selbstverständnisses ist. Er erinnert sie täglich daran, dass sie im beruflichen und privaten Umfeld als Muslima unterwegs ist, und er ihr nicht nur das Gefühl gibt, angemessen gekleidet zu sein, sondern für sie auch zu einem erhöhten Maß an Respekt führt. Darüber hinaus sieht sie im Hijab eine tiefe Verbundenheit mit anderen muslimischen Frauen weltweit – eine Form von Schwesternschaft, die unabhängig von Ethnie, Herkunft oder Nationalität besteht.
S. N. Ahmed aus Gambia ergänzt diesen Aspekt, indem sie den Hijab als eine bewusste Wahl beschreibt, die ihr ermöglicht, sich von gesellschaftlichen Schönheitsnormen zu lösen. Sie vergleicht die Redewendung »ein Buch nicht nach seinem Einband zu beurteilen« mit ihrem eigenen Anliegen, dass ihr äußeres Erscheinungsbild nicht im Vordergrund stehen soll, sondern ihre inneren Werte wie Moral, Spiritualität und Charakter zählen. Für sie symbolisiert der Hijab wahre Freiheit, da er ihr Recht unterstreicht, als Frau anhand ihrer Qualitäten und nicht nur ihrem Äußeren wahrgenommen zu werden.
Selbstbestimmung und Emanzipation
Für viele Frauen bedeutet der Hijab vor allem Selbstbestimmung. Shazia Noor Malik aus Hamburg sieht im bewussten Entscheiden über den eigenen Körper und seine Darstellung eine wahre Form der Emanzipation. Sie kritisiert, dass in unserer Gesellschaft Frauen oft als bloße Objekte der Werbung wahrgenommen werden, und hebt hervor, wie der Hijab ihr ermöglicht, selbstbestimmt und authentisch aufzutreten. Emma Ahmed, Lehrerin in Leicester, Großbritannien, berichtet, dass sie durch den Hijab eine Stimme gefunden hat, die es ihr erlaubt, sich in der Öffentlichkeit und in Fachkreisen Gehör zu verschaffen – ein Schritt zu mehr Gleichberechtigung.
Spirituelle Verbundenheit und Schutz
Ein weiterer zentraler Aspekt, der immer wieder hervorgehoben wird, ist die spirituelle Bedeutung des Hijabs. Munazzah Chou, Ärztin in England, beschreibt, wie der Hijab ihr hilft, die Welt aus einer anderen, spirituelleren Perspektive zu erleben. Für Syeda Maria Daniel, Medizinstudentin in Southampton, steht der Hijab für Frieden, Schutz und Gleichheit – Werte, die sie tief in ihrem Glauben verankert sieht. Auch Dr. Aisha Qayyum aus Großbritannien betont, dass der Hijab ihr als Muslima hilft, eine Brücke zwischen ihrem beruflichen Umfeld und den positiven Lehren des Islams zu schlagen.
Kulturelle Vielfalt und gesellschaftliche Akzeptanz
Die Erfahrungsberichte zeigen, wie der Hijab – also das Kopftuch – als sichtbares Zeichen der Identität nicht nur Vorurteile abbauen, sondern auch den interkulturellen Austausch fördern kann. So berichtet Amnah Khan aus Malta, dass ihr Hijab ihr nicht nur ein Gefühl der Sicherheit vermittelt, sondern sie auch vor der intensiven Sonneneinstrahlung schützt – ein praktischer Aspekt, der angesichts des heißen Wetters in Malta besonders relevant ist. Dr. Munazza Alam aus Washington D.C. betont, dass ihr Hijab ihr Kraft und Authentizität verleiht. Sie hebt hervor, wie die zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz von Vielfalt dazu führt, dass Hijabi-Frauen sichtbarer werden und sogar ihre künstlerischen sowie wissenschaftlichen Beiträge in den Vordergrund rücken. Shamamah A Dogar aus Bournemouth, Großbritannien, ergänzt, dass ihr individueller Hijab-Stil nicht nur ihr Selbstbewusstsein stärkt, sondern auch zu zahlreichen anregenden Gesprächen führt, in denen sie ihre Überzeugungen teilt und ihren sozialen Kreis erweitert. Diese persönlichen Erlebnisse zeigen, wie der Hijab dazu beiträgt, kulturelle Vielfalt zu unterstreichen und gesellschaftliche Akzeptanz aktiv zu fördern.
Eine ganzheitliche Botschaft
Durch diese vielfältigen Stimmen wird deutlich, dass der Hijab weit mehr ist als ein modisches Statement oder ein rein äußerliches Symbol. Vielmehr verkörpert er für die befragten Frauen eine ganzheitliche Botschaft: Er steht für persönliche Freiheit, Selbstbestimmung, spirituelle Tiefe und eine bewusste Ablehnung gesellschaftlicher Normen, die Frauen auf ihre äußere Erscheinung reduzieren. Wie auch Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor Ahmad (aba), weltweites Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat, betont hat, gibt der Hijab den Frauen nicht nur körperliche Sicherheit, »sondern ist auch ein wichtiges Mittel, um ihnen spirituelle Sicherheit und Reinheit des Herzens zu geben.«
Der World Hijab Day lädt dazu ein, die vielfältigen Lebensrealitäten muslimischer Frauen anzuerkennen und den Dialog über kulturelle und religiöse Identitäten in unserer globalisierten Welt zu fördern – ein Tag, der Brücken baut und zum gegenseitigen Verständnis beiträgt. Schon mal selbst mit einer Frau mit Hijab darüber gesprochen?
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