Professor Amtul Razzaq Carmichael, Großbritannien
Die nachteiligen medizinischen und sozialen Folgen des Alkoholmissbrauchs sind gut dokumentiert und gut verstanden. Alkohol ist mit erheblichen und weitreichenden schädlichen Folgen sowohl für den Körper als auch für den Geist verbunden. (…)
Vor dreißig Jahren berichtete die Internationale Agentur für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer), dass alkoholhaltige Getränke zur Entstehung von Krebs führen können. Spätere Forschungen stellten dies zwar weiter fest, aber es scheint wenig Einfluss auf die Einstellung der Gesellschaft zu Alkohol und dessen Akzeptanz gehabt zu haben. Die Global Burden of Disease Study 2016 stufte Alkohol als die siebthäufigste Todesursache ein und im Jahr 2016 führte Alkoholkonsum zu 2,8 Millionen Todesfällen. In Großbritannien trinken 10 Millionen Erwachsene regelmäßig mehr als 14 Einheiten Alkohol pro Woche – es wird geschätzt, dass Alkohol und andere lebensstilbedingte Faktoren in den nächsten fünf Jahren zu 63.000 vermeidbaren Todesfällen führen können.[1] Im Jahr 2016 standen in Großbritannien mehr als 7.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Alkoholkonsum.
In Deutschland sind rund 1,77 Millionen Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren akut alkoholabhängig (Männer: 1,25 Mio.; Frauen: 519.000).[2] Zudem sind etwa 74.000 Todesfälle jedes Jahr auf riskanten Alkoholkonsum oder durch den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak zurückzuführen.[3]
Krebs ist eines der größten Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit Alkohol. In der aktuellen Ausgabe dieses Quartals wurden stichhaltige Beweise präsentiert, dass der Alkoholkonsum das Krebsrisiko erhöht.
Aber Krebs ist nicht das einzige große Gesundheitsrisiko im Zusammenhang mit Alkohol. Störungen durch den Alkoholkonsum, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leberzirrhose und psychische Gesundheitsprobleme stehen alle in kausalem Zusammenhang mit Alkohol. Selbst dann hat der Alkoholkonsum in einigen Teilen der Welt wie Indien und China zugenommen, und noch beunruhigender ist, dass der Alkoholkonsum bei jüngeren Menschen zunimmt. Bei fast 2 Milliarden Menschen, die regelmäßig alkoholische Getränke konsumieren, ist dies ein selbst verschuldeter, vermeidbarer und veränderbarer Risikofaktor für akute und chronische Erkrankungen. Die steigende Rate alkoholbedingter Todesfälle, die Notwendigkeit, Ausnüchterungszellen einzurichten, und Berufsverbände, die eine Änderung der Alkoholpolitik anstreben, machen deutlich, dass alternative Denkweisen erforderlich sind.
Alkoholbedingte Schäden sind vermeidbar und Prävention ist von höchster Bedeutung. Der beste Weg, Krankheiten vorzubeugen und die Gesundheit sowohl des Einzelnen als auch der Gesellschaft zu erhalten, ist die völlige Enthaltung von Alkohol. Dies ist in der Tat das, was Allah der Erhabene im Heiligen Qur’an anweist: »O die ihr glaubt! Der Wein und das Glücksspiel… sind nur ein Gräuel von Satans Werk. Meidet also jedes von ihnen, damit ihr Erfolg habt. Satan versucht nur, durch Wein und Glücksspiel Feindschaft und Hass unter euch zu schaffen und euch vom Gedenken an Allah und vom Gebet zurückzuhalten…«[4]
Das arabische Wort al-ḫamr, das in diesem Vers verwendet wird, bedeutet alles, was den Geist berauscht oder verändert. Daher sind alle Formen von Rauschmitteln verboten. Diese Verse erklärten vor 1500 Jahren eindeutig die schädlichen Auswirkungen des Alkohols auf den Einzelnen und die Gesellschaft.
Alkohol, in welcher Menge auch immer, hat das Potenzial, erheblichen Schaden anzurichten; die Studie über die globale Krankheitslast, in der die umfassendsten Daten über die Krankheitsursachen zusammengetragen wurden, hat ergeben, dass die Höhe des Alkoholkonsums, der die Gesundheitsschäden minimiert, bei null Getränken pro Woche liegt.[5] Angesichts solch eindeutiger Beweise stellt sich die Frage, ob es ethisch oder gerechtfertigt ist, Menschen weiterhin unter den schädlichen Auswirkungen einer giftigen, berauschenden Substanz leiden zu lassen, die das Gefüge der Gesellschaft zerstört. Es wird erwartet, dass mehr als drei Millionen Menschen am »trockenen Januar« teilnehmen werden, einer totalen Abstinenz vom Alkohol. Vielleicht wäre eine Verlängerung dieses Versprechens um weitere 11 Monate und darüber hinaus eine noch klügere Entscheidung. (Anmerkung: In Großbritannien gibt es seit 2013 die Aktion »Dry January«, der trockene Januar. Ziel ist es, möglichst viele Menschen zu einem alkoholfreien Januar zu motivieren.)
Über die Autorin: Professor AR Carmichael ist von Beruf Chirurgin und hat ein Interesse an der Religionsphilosophie. Sie hat zahlreiche Veröffentlichungen in der medizinischen Fachliteratur verfasst und dient der Ahmadiyya Muslim Jamaat in verschiedenen Funktionen.
Referenzen:
1) http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(17)32866-0/fulltext
2) Pabst, Alexander et al. (2013): Substanzkonsum und substanz- bezogene Störungen in Deutschland im Jahr 2012. In: Sucht, 59(6), 321–331.
3) John, Ulrich; Hanke, Monika (2002): Alcohol-attributable mortality in a high per capita consumption country – Germany. In: Alcohol and Alcoholism, 37(6), 581–585.
4) Der Heilige Qur’an, 5:91-92.
5) https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)31310-2/fulltext
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