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Der Karikaturenstreit – ein Kampf der Kulturen?

2006 wurden in Dänemark Muhammad-Karikaturen eines dänischen Karikaturisten veröffentlicht, die zu großen Protesten in der islamischen Welt führten. 

Das derzeitige Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Gemeinde, Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA, hielt in der größten Moschee Westeuropas, der Bait-ul-Futuh Moschee zu London, daraufhin als Reaktion auf den Karikaturenstreit eine Reihe von Freitagsansprachen. 

Die Standpunkte Seiner Heiligkeit sind heute genauso aktuell wie damals und es scheint angebracht diese wieder zu präsentieren. 

Es folgt der Anfangsteil der Freitagsansprache Seiner Heiligkeit vom 10. Februar 2006:

Die Reaktion der Islamischen Welt auf die Karikaturen

»Derzeit werden in einigen westlichen Ländern äußerst verabscheuungswürdige und provozierende Zeichnungen über den Propheten MuhammadSAW veröffentlicht. Deswegen herrscht in den islamischen Ländern große Wut und Trauer. Jeder Muslim zeigt auf seine Weise eine Reaktion. Das ist auch vollkommen natürlich. Auch Ahmadis reagieren darauf. Und ein Ahmadi empfindet eine viel stärkere Liebe zum ProphetenSAW als andere Muslime, denn was die erhabene Stellung des ProphetenSAW anbelangt, so hat sich der Verheißene MessiasAS zu dieser Thematik ausführlich geäußert, und jeder Ahmadi hat deswegen ein weitaus tieferes Verständnis und Wissen davon als andere Muslime. Viele Ahmadis bringen ihre Wut und Trauer über das zum Ausdruck, was gegenwärtig geschieht. Sie schlagen vor, dass man eine dauerhafte Kampagne starten sollte, um den Leuten deutlich zu machen, welch hohen Rang der große ProphetSAW besaß. Gemeinden, die aktiv sind, arbeiten bereits in diese Richtung. Doch wir alle wissen, wir reagieren niemals in Form von Streiks und Brandanschlägen, noch sind Streiks, Beschädigung oder das Verbrennen von Flaggen eine Lösung dieses Problems.

Gegenwärtig ist zu beobachten, dass seitens der Angehörigen anderer Religionen und seitens von Menschen aus dem Westen Angriffe auf den Islam und den Gründer des Islam geführt werden. Der Westen hat jedoch kein Interesse an der Religion. Die überwiegende Mehrheit gibt sich den weltlichen Spielereien und Vergnügungen hin. Sie sind so tief in diese Aktivitäten versunken, dass, gleich zu welcher Religion sie sich auch bekennen – ob Christentum, Islam oder eine andere Religion –, sie sich praktisch nicht um sie kümmern und jede Verbindung zu ihr verloren haben. Die Mehrheit besitzt kein Bewusstsein über das Heilige in den Religionen. In der Tat hat man sogar laut einer Meldung in Frankreich gesagt, man würde sogar so weit gehen, Karikaturen über Gott zu zeichnen (Gott bewahre). Nun, so sieht der Zustand dieser Leute aus. Schauen Sie, auf diese verabscheuungswürdigen Karikaturen und auf ihre Denkweise hat es in der islamischen Welt bestimmte Reaktionen gegeben. Viele Autoren haben daraus geschlossen, dass hier die islamische Kultur mit den säkularen westlichen Demokratien zusammenprallt. Doch all das hat mit Kultur nichts zu tun. Was ihre Mehrheit betrifft, haben sie sich, wie gesagt, von der Moral verabschiedet; man gibt sich im Namen der Freiheit den schamlosesten Dingen hin und die Scham ist fast im Verschwinden begriffen.

Kommentare einiger neutraler Beobachter

Unter ihnen gibt es aber auch solche faire oder gerechte Autoren, die diese Theorie vom Kampf der Kulturen ablehnen. Ein Engländer namens Robert Fisk hat gerechterweise geschrieben: Jemand in Dänemark hat gesagt, dass das ein Zusammenstoß zwischen der islamischen Gesellschaft und der westlichen säkularen Demokratie sei. Das ist völlig falsch. Das ist kein Zusammenprall der Kulturen. Es hat auch nichts mit der Freiheit der Meinungsäußerung zu tun. Es ist nur so, dass die Muslime meinen, Gott habe dem ProphetenSAW direkt seine Lehre offenbart und er sei der Sprecher Gottes auf Erden. Doch sie (die Christen) denken (das schreibt ein Christ): Propheten und Heilige habe es in grauer Vorzeit gegeben, weil ihre Lehre mit der modernen Vorstellung der Freiheit und den Menschenrechten scheinbar nicht konform sei. Muslime betrachten die Religion als einen Teil ihres Lebens, und obwohl seither Jahrhunderte vergangen sind, hat sich ihre Denkweise bezüglich der Religion nicht verändert. Dagegen haben wir uns praktisch von der Religion verabschiedet. Deshalb sprechen wir auch nicht davon, dass der Islam gegen das Christentum stünde, sondern von einem Konflikt zwischen der westlichen Zivilisation und dem Islam. Wir meinen, wenn wir unsere Propheten oder ihre Lehren verhöhnen dürfen, warum dürfen wir nicht so mit den anderen Religionen umspringen. – Dann schreibt er:
›Ist dies ein spontaner Schritt? Vor 10 oder 12 Jahren kam ein Film mit dem Titel ›Last Temptation of Christ‹ in die Kinos. Es gab damals große Proteste, weil Jesus in einer Szene mit einer Frau in einer inakzeptablen Weise gezeigt wurde. Ein Aufgebrachter hatte sogar in Paris ein Kino in Brand gesteckt und dabei war ein französischer Jugendlicher ums Leben gekommen. Was bedeutet das? Auf der einen Seite können einige von uns auch nicht tolerieren, wenn unsere religiösen Gefühle verletzt werden. Aber von den Muslimen erwarten wir, dass sie sich angesichts dieser geschmacklosen Karikaturen tolerant zeigen. Ist das ein richtiges Verhalten? Wenn die westlichen Politiker sagen, sie können die Freiheit oder die Meinungsfreiheit nicht verbieten, so muss ich darüber lachen. Wenn nun aber statt des Propheten des Islam ein jüdischer Rabbi mit einer Mütze, die wie eine Bombe aussieht, gezeigt worden wäre, hätte man dann nicht dagegen protestiert und gesagt, das rieche nach Antisemitismus? Wenn die Freiheit der Meinungsäußerung wirklich so gut ist, warum darf man dann in Frankreich, Deutschland oder Österreich nicht sagen, es hätte keine Vernichtung der Juden während des Zweiten Weltkriegs gegeben? Wenn die Veröffentlichung der Karikaturen über den Propheten eine religiöse Reform oder moderates Denken unter den Muslimen gefördert hätte, so hätte kaum jemand dagegen etwas eingewandt. Indes hat man damit nur die Botschaft vermitteln wollen, dass der Islam eine terroristische Religion sei. Welche positive Reaktion haben diese Karikaturen denn hervorgerufen? Sie haben nur Aufruhr zur Folge.‹« (Daily Jang London, 7.2.2006 S. 1 u. 3)

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