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Besteht irgendein Zusammenhang zwischen Weihnachten und JesusAS?

Besucht man während der Weihnachtszeit irgendein Einkaufszentrum, so wird man mit ziemlicher Sicherheit irgendwo im Hintergrund das berühmte Lied »I’m Dreaming of a White Christmas« zu hören bekommen. Sobald die Temperaturen sinken, warten Menschen mancherorts sehnsüchtig auf weiße Weihnachten – die perfekte Kulisse für den Weihnachtsmann und seinen Schlitten. Doch der Weihnachtsmann besucht nicht nur […]

Besucht man während der Weihnachtszeit irgendein Einkaufszentrum, so wird man mit ziemlicher Sicherheit irgendwo im Hintergrund das berühmte Lied »I’m Dreaming of a White Christmas« zu hören bekommen. Sobald die Temperaturen sinken, warten Menschen mancherorts sehnsüchtig auf weiße Weihnachten – die perfekte Kulisse für den Weihnachtsmann und seinen Schlitten. Doch der Weihnachtsmann besucht nicht nur die schneebedeckten Teile der Erde. Am 25. Dezember macht er sich auch auf den Weg zu Weihnachtsfeiern am Strand mit Grill in der brütenden Hitze Australiens. 

Für die Unterhaltungsindustrie gehört die Weihnachtszeit zur Hauptsaison; man sieht Blockbuster-Filme über die Geburt Christi oder die Herkunft des Weihnachtsmanns, Theaterstücke und pantomimische Darstellungen. Mitten im Trubel der Weihnachtsvorbereitungen ist dies die arbeitsreichste Zeit für Wohltätigkeitsorganisationen auf der ganzen Welt, um Obdachlose zu ernähren und ihnen Schutz zu bieten. 

Wohltätigkeitsorganisationen spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, dass niemand von den Weihnachtsfeierlichkeiten ausgeschlossen wird, indem sie Geschenke, Lebensmittel und Unterkünfte für Obdachlose bereitstellen. Diese gemeinnützige Arbeit erstreckt sich auch auf arme Länder, um auch für sie Spenden zu sammeln. Der bei weitem wichtigste Aspekt von Weihnachten ist, dass es Familie und Freunde vereint, auch wenn es bedeutet, vom anderen Ende der Welt anzureisen, um bei seinen Nächsten und Liebsten zu sein. Ungeachtet familiärer Streitigkeiten oder Differenzen vereint das Versöhnende der Weihnachtsfeier die Lieben und ermöglicht es jedem, sich in einem Raum zu versammeln, um ein traditionelles Weihnachtsessen zu genießen. Unabhängig davon, ob die Menschen wissen, was die wahre Bedeutung von Weihnachten eigentlich ist oder nicht, ist dies eine Zeit des Schenkens und Teilens. Zu Weihnachten ist sicher viel los, aber haben Sie sich schon mal gefragt, worum es denn bei Weihnachten wirklich geht?

Weihnachten wird in erster Linie mit der Geburt von JesusAS in Verbindung gebracht. Allerdings ist der exakte Geburtstag von JesusAS seit Jahrzehnten Diskussionsgegenstand. Gelehrte und Theologen, darunter auch der emeritierte Papst Benedikt XVI., sind sich darin einig, dass JesusAS nicht am 25. Dezember geboren wurde.1 Man würde sich natürlich an die heiligen Schriften als maßgebende Quelle wenden, allerdings stehen wir vor dem Problem, dass im Neuen Testament keine Erwähnung der Geburt JesuAS am 25. Dezember oder einem anderen Tag zu finden ist. Was wir aber durchaus im Neuen Testament finden sind Hinweise, wann die Geburt JesuAS stattgefunden haben könnte; das Evangelium nach Lukas bringt etwas Licht ins Dunkel:
»In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.«2

Diesem Vers zufolge bewachten die Hirten ihre Schafe zum Zeitpunkt der Geburt JesuAS. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Hirten in einer kalten Dezembernacht Wache über ihre Herde gehalten hätten. Dies deutet daraufhin, dass die Ablammungszeit wahrscheinlich in einer wärmeren Jahreszeit war und nicht im Dezember. In diesem Zusammenhang schreibt Albert Barnes, ein amerikanischer Theologe des 19. Jahrhunderts, in seinem Kommentar: 
»Es ist daher wahrscheinlich, dass unser Erlöser vor dem 25. Dezember geboren wurde, oder vor dem, was wir als »Weihnachten« bezeichnen. Zu dieser Zeit ist es kalt, vor allem in den Hoch- und Bergregionen um Bethlehem. Aber der genaue Zeitpunkt seiner Geburt ist unbekannt; es gibt keine Möglichkeit, diesen herauszufinden.«3

Viele andere Bibel-Kommentatoren sind der Meinung, dass die Geburt JesuAS in der warmen Jahreszeit stattfand. Auch der Heilige Qur’an gibt Aufschluss darüber:
»…da rief es ihr von unten her zu: ›Betrübe dich nicht. Dein Herr hat unter dir ein Bächlein fließen lassen; schüttle nur den Stamm der Palme gegen dich, sie wird frische reife Datteln auf dich fallen lassen. So iss und trink und kühle (dein) Auge.‹«4

Diese Verse handeln von der Geburt JesuAS und beschreiben wie Maria während ihrer Wehen den Schatten einer Dattelpalme aufsuchte und wie Gott sie mit Datteln zum Speisen versorgte; im Dezember wäre dies jedoch unmöglich, da Datteln zu dieser Jahreszeit nicht reif sind. 

Der Heilige Qur’an erwähnt die wundersame Geburt JesuAS und erklärt, dass Maria, die Mutter JesuAS, gemäß göttlichem Gebot unter einer reifen Dattelpalme Schutz suchte. Dies deutet darauf hin, dass es zum Zeitpunkt der Geburt Sommer war und nicht Winter bzw. Dezember, wie allgemein angenommen.
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Wenn der 25. Dezember nicht der Geburtstag von JesusAS ist, so stellt sich natürlich die Frage, wie und wann die Weihnachtsfeierlichkeiten und Traditionen dann im Christentum Einzug gehalten haben?

Historische Belege deuten darauf hin, dass »der Grund, weshalb begonnen wurde, Weihnachten am 25. Dezember zu feiern, unklar bleibt, aber höchstwahrscheinlich liegt der Grund darin, dass die frühen Christen das Datum mit dem heidnischen Römerfest zum ›Geburtstag der unbesiegten Sonne‹ (natalis solis invicti) zusammenlegen wollten; dieses Fest zelebrierte die Wintersonnenwende, sobald die Tage wieder länger werden und die Sonne beginnt am Himmel höher zu steigen.«5

Der Forscher David Ingraham schreibt: »Im Jahr 375 n. Chr. verkündete die Kirche, es habe sich herausgestellt, dass das Geburtsdatum Christi der 25. Dezember sei. Dieses Datum war allerdings ohne jegliche biblische oder historische Referenz, wurde jedoch aus Zweckmäßigkeitsgründen offiziell gemacht, sodass die Feierlichkeiten zur Geburt Christi mit den heidnischen Feierlichkeiten dieser Jahreszeit zusammengelegt werden konnten.«6

Im Jahr 375 n. Chr. erklärten die Kirchenältesten den 25. Dezember zum offiziellen Geburtstag von JesusAS. Es scheint, als ob dies absichtlich mit dem heidnischen Sonnenfest namens »natalis solis invicti« zusammenfallen sollte.
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Das Weihnachtsfest wurde einfach von der Kirche durch eine Zusammenlegung ausschließlich für ihre Zwecke angepasst und als Geburtsdatum von JesusAS beansprucht und entsprechend gefeiert. In der Enzyklopädie »The New Catholic Encyclopedia« heißt es: »Weihnachten hat seinen Ursprung in einer Zeit, in der die Verehrung der Sonne in Rom besonders stark war. Diese Theorie findet Unterstützung in der Gegenüberstellung der Geburt Christi und der Wintersonnenwende durch einige Kirchenväter. Obwohl die Ersetzung des heidnischen Festes durch Weihnachten nicht mit Gewissheit nachgewiesen werden kann, bleibt es die plausibelste Erklärung für die Datierung von Weihnachten.«7

Weihnachten begann in Rom mit der Verschmelzung des Geburtstages von JesusAS und den Traditionen und Feierlichkeiten von Saturnalien und des Julfestes und verbreitete sich allmählich über die ganze Welt. Alle bekannten Formen der Weihnachtstraditionen wie z.B. der Weihnachtsbaum, der Mistelzweig, die Weihnachtsgeschenke und der Weihnachtsmann haben ihren historischen Ursprung in heidnischen Bräuchen.8

Viele Menschen sehen Weihnachten als ein religiöses Fest, bei dem Familien zusammenkommen und feiern, aber es besteht absolut kein Zusammenhang zwischen Weihnachten und der Geburt JesuAS. Nachdem Weihnachten sich aber nun über Jahrhunderte hinweg etabliert hat, äußerst beliebt geworden ist, einem Freude bereitet und für die Menschen zu einer tief verwurzelten Tradition geworden ist, wäre es für sie schwierig darauf zu verzichten oder es nicht mehr zu feiern.

Selbst die Geschichte des Weihnachts-manns wird kritisch betrachtet, vor allem, ob es für Kinder schädlich ist oder nicht, wenn über die Existenz des Weihnachts-manns gelogen wird. Der Psychologe Christopher Boyle und die Forscherin Kathy McKay schreiben in »The Lancet Psychiatry«, dass diese Erzählung zu Misstrauen führen kann: »Wenn sie in der Lage sind, über etwas derart Besonderes und Magisches zu lügen, ist dann noch Verlass auf sie, weiterhin Hüter der Weisheit und Wahrheit zu sein?«9

Während Eltern unterschiedliche Ansichten haben, wenn es darum geht, den Kindern die Entstehungsgeschichte von Weihnachten zu erklären, könnte die Mehrheit der Eltern gewisse Dinge übersehen. Der Punkt ist, dass Kinder anfangen an ihrem Glauben zu zweifeln und sich fragen, was eigentlich die Wahrheit ist, wenn alles um Weih-nachten, einschließlich des Geburtstages von JesusAS, ungenau ist. Aus religiöser Sicht könnte dies als schwere Glaubensprüfung angesehen werden, zumal Feste wie Weihnachten nicht mit den biblischen Überlieferungen übereinstimmen und nicht als Wahrheit angenommen werden können.

Ungeachtet der Beliebtheit von Weihnachten und der Feierlichkeiten am 25. Dezember besteht das Dilemma darin, dass es in keinem biblischen antiken Dokument oder einer heiligen Schrift theologische Beweise gibt, die einen Zusammenhang zwischen Weihnachten und JesusAS belegen. Weder hat JesusAS Weihnachten gefeiert noch hat er anderen gelehrt, dies zu tun.

JesusAS wurde definitiv seiner frommen Mutter Maria durch eine wundersame Jungferngeburt geboren und kam für einen bestimmten Zweck auf die Welt. Wenn wir über den Zweck der Ankunft JesuAS auf Erden und seine Mission nachdenken, lernen wir aus dem Neuen Testament, dass JesusAS ein frommer Anhänger des Alten Testaments war, der gegen die Götzenverehrung lehrte. Daher scheint es höchst unwahrscheinlich, dass JesusAS sich jemals wünschen würde, dass seine Anhänger ihn nach seinem Tod als Götzen verehren würden.
»Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.«10

Dieser Vers aus dem Matthäusevangelium zeigt uns, dass JesusAS ein frommer Anhänger des Alten Testaments war, das davor warnte, heidnische Anbetungs-bräuche anzunehmen, um ihn zu ehren.11 

In manchen Teilen der Welt wird Weihnachten mit ausschweifenden Partys und übermäßigen Vergnügungen gefeiert, was JesusAS keinesfalls seinen Anhängern angewiesen haben könnte. Weihnachten wird wahrscheinlich weiterhin gefeiert, ohne auch nur einen Moment lang über den Ursprung und die wahre Bedeutung nachzudenken. Es gibt jedoch gute Dinge, die während der Weihnachtszeit in vielen Ländern geschehen, wie z. B. die karitativen Unterstützung von Obdachlosen und die Nächstenliebe, die JesusAS demütig lehrte.

Die Weihnachtszeit ist eine gute Zeit, um über das Leben und die Mission von JesusAS nachzudenken, die darin bestand, das mosaische Gesetz zu erfüllen und die Menschen dazu zu leiten, dieses zu befolgen und die verlorenen Schafe Israels zu sammeln. Gleichzeitig setzte JesusAS die Menschen von den Prophezeiungen über die Zukunft in Kenntnis, vor allem jene, die seine Wiederkunft betrafen.

Abgesehen vom Mysterium um die Geburt JesuAS war seine Mission klar: die verlorenen Stämme zu sammeln, die aus Jerusalem vertrieben worden waren, zuerst von den Assyrern und dann von den Babyloniern. Wie der Verheißene MessiasAS dargelegt hat, reisten sie entlang der Seidenstraße. Einige ließen sich in Afghanistan nieder und andere in Kaschmir.
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Als Anhänger des wahren Verheißenen MessiasAS fühlen wir uns verpflichtet, die Botschaft zu verbreiten, dass der Verheißene MessiasAS gekommen ist. Der Verheißene MessiasAS sagt:

»Ich sage euch wahrhaftig, dass diejenigen, die durch den MessiasAS [Jesus] wiederbelebt wurden, tot sind, aber derjenige, der aus dem Kelch trinken wird, der mir zuteil wurde, wird nie sterben. Sollte es irgendjemanden geben, der die lebensspendenden Worte äußern kann, die ich spreche und solche Weisheit verkünden kann, wie ich es tue, so steht es euch frei zu schlussfolgern, dass ich nicht von Gott, dem Allmächtigen, gesandt wurde. Sollte jedoch die Weisheit und das Verständnis, das als Lebenswasser für diejenigen dient, deren Herzen tot sind, von keiner anderen Quelle erlangt werden können, so habt ihr keine Entschuldigung für das Verbrechen, die Quelle abgelehnt zu haben, die vom Himmel geöffnet wurde. Niemand auf der Welt kann sie aufhalten.«12

Über die Autorin: 
Navida Sayed ist ein langjähriges Mitglied des Redaktionsausschusses von »The Review of Religions« und ist derzeit Redaktionsleiterin der Rubrik Christentum. Sie ist seit 1992 Koordinatorin des Forschungsteams der Frauen der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Großbritannien. Ihre Arbeit konzentriert sich hauptsächlich auf die Bibelforschung.

Referenzen:
1. Pollak, S. (2017). Papst Benedikt bestreitet das Geburtsdatum von Jesus | TIME.com. http://newsfeed.time.com/2012/11/22/pope-benedict-disputes-jesus-date-of-birth/
2. Die Bibel, Lukas 2,8 (Einheitsübersetzung 2016)
3. Barnes, Albert. »Commentary on Luke 2,8«. »Barnes’ Notes on the New Testament«. https://www.studylight.org/commentaries/bnb/luke-2.html. 1870.
4. Der Heilige Qur’an, 19:25-27.
5. POSS, J. (2017). Articles by Subject. [online] Graceandtruthministries.org. https://graceandtruthministries.org/why_december_25th.html
6. Ingraham, D. (2000). Pagan traditions of the holidays. Oklahoma City, Okla.: Hearthstone Pub. S. 102
7. The New Catholic Encyclopedia, Bd. 3 (New York: McGraw Hill, 1967), 656.
8. Rätsch, C. and Müller-Ebeling, C. (2006). Pagan Christmas. Rochester, Vt.: Inner Traditions.
9. Boyle, Christopher & McKay, Kathy. (2016). A wonderful lie. The Lancet Psychiatry. 3. 1110-1111. 10.1016/S2215-0366(16)30363-7.
10. Die Bibel, Matthäus 5,17.
11. Die Bibel, Deuteronomium 12,29-32.
12. Izāla auhām, Rūḥānī ḫazāʾin, Bd. 3, S. 104

1 Kommentar

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  • Ein sehr lesenswerter Artikel, zumal die Weihnachtstage eines der Hauptattraktionen des Jahres sind. Das Weihnachten und Jesus AS keinen Zusammenhang zueinander haben, hört man hier und wieder in der Öffentlichkeit und auch im Fernseher.
    Der Artikel wiederum erläutert sehr detailliert wie es zu diesem Missverständnis kam und welche Rolle vor allem die Kirche und ihre Gelehrten spielten. Auch die Aussagen gegenwärtiger Päpste und Theologen hierzu ist sehr interessant.

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