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Die drei wichtigsten Dinge über den Islam, die ich wissen sollte? (Teil 2/2)

Wenn eine neugierige Europäerin über den Tellerrand der Religionen schaut.
Fronteiras do Pensamento/wikimedia commons

Karen Armstrong, britische Religionswissenschaftlerin und Bestseller-Autorin, war als ‘Sister Martha’ von 1962 bis 1969 sieben Jahre lang katholische Ordensschwester, bevor sie ihren Orden verließ und an die Universität Oxford ging. In einem kürzlichen ausgestrahlten Interview auf „Al-Jazeera Centre Stage“ beantwortet sie trotz ihrer 79 Jahre in gewohnt erfrischender und ehrlicher Weise die Frage: Was sind die drei wichtigsten Dinge über den Islam, die ich als Nicht-Muslim wissen sollte? zu Teil 1/2

Antwort 2&3:
“[Die zweite Sache ist] die außergewöhnliche Schönheit des Qur’ans selbst. Ich konnte kein Arabisch, entdeckte dies jedoch ganz am Anfang meiner Karriere als Religionshistorikerin, als ich an einer Fernsehproduktion in Israel-Palästina arbeitete. Gleich am Anfang dachten die Israelis der israelischen Filmgesellschaft, ich sei nur eine langweilige Ex-Nonne. Aber die Palästinenser nahmen mich auf und ich erinnere mich an eine Nacht; wir waren alle in einem vollgestopften Auto und dies waren keine sehr frommen Muslime. Einige von ihnen tranken Bier und alles war, sagen wir, sehr wild. Und das Radio war an. Und dann kam der Qur’an im Radio, und auf einen Schlag wurden diese jungen Männer still. Und sie waren sehr besorgt, dass ich verstehen sollte, wie schön das war. 
Sie sagten: „Oh, Karen, ich wünschte, du könntest das hören.“ Sie sagten: „Das bedeutet dies und dies“, und sie sagten: “Ja, aber es bedeutet auch das.“ Und das war, glaube ich, der Beginn meines Interesses am Islam.

[Die dritte] Sache war die: Ich war ja eine Nonne gewesen und als ich mein Kloster verließ dachte ich, ich würde nie, nie wieder etwas mit Religion zu tun haben wollen. Ich hatte genug davon gehabt. Aber es war durch Begegnungen mit anderen religiösen Traditionen, dass ich anfing zu erkennen, was meine eigene katholische Tradition nach besten Möglichkeiten versucht hatte mir zu vermitteln. Auf jeden Fall erinnere ich mich, wie ich einmal auf ein Zitat von Ibn Arabi gestoßen bin und absolut beeindruckt davon war. Und ich übertrug es auf eine kleine Karte und pinnte sie an meine Pinnwand neben meinem Schreibtisch. Und er sagt Folgendes: 

»Preise nicht derart ausschließlich deinen eigenen Glauben, dass du alles andere verleugnest. Wenn du das tust, wird dir viel Gutes entgehen. Nein, du wirst die eigentliche Wahrheit verkennen. Gott, der Allmächtige und Allwissende, kann nicht auf ein einziges Glaubensbekenntnis beschränkt werden, denn Er sagt im Qur’an: ‚Wohin ihr euch auch wendet, da ist das Antlitz Allahs.‘ Jeder lobpreist, was er weiß, sein Gott ist sein eigenes Geschöpf und indem er ihn lobt, lobt er sich selbst. Folglich tadelt er den Glauben der anderen, was er nicht tun würde, wäre er gerecht. Aber seine Abneigung beruht auf Unwissenheit.«”

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