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Jüdischer Rabbi: »Zionismus Rebellion gegen Gott«

Wenn religiöse Juden nicht hinter Israels Räson stehen.

Hier ein Auszug aus dem aktuellen englischsprachigen Video-Podcast von The Review of Religions, Episode 2 mit den  Einschätzungen des jüdischen Rabbis Dovid Yisroel Weiss. Während viele religiöse jüdische Gemeinden der Schaffung des israelischen Nationalstaats zumindest skeptisch gegenüber stehen, spricht sich die Bewewegung des Rabbis namens Neturei Karta dezitiert auch dagegen aus.

RdR: Also Rabbi, viele Menschen sind damit nicht vertraut oder sich dessen nicht bewusst. Woher kommt die (Idee der) Schaffung einer Heimat für das jüdische Volk oder eines Staates? Können Sie das etwas ausführlicher erklären? 

DW: Seit 2.000 Jahren sind wir nicht mehr im Land, und wir haben verstanden, dass das daran liegt, dass wir nicht jene hohe Stufe der Reinheit erreicht haben, die von uns erwartet wurde. Als Volk sind wir also unter den Völkern der Welt verstreut. Und um loyale Bürger zu sein, wird von uns verlangt, dass wir keinen Versuch der Rückkehr unternehmen. Der Zionismus begann vor 150 Jahren, als eine Gruppe von Menschen, die sich von der Religion entfremdet hatten, sich völlig von der Frömmigkeit, von der Religion entfernten und beschlossen, ein Judentum zu schaffen, das eine Umwandlung in einen Nationalismus darstellt. […] Diese zionistische Bewegung ist also eine direkte Rebellion gegen Gott, denn anstatt zu sagen, dass Jude zu sein bedeutet, dass es eine Religion ist, die sich Gott ergibt, die die Gesetze der Thora einhält: nicht töten, nicht stehlen, freundlich zu allen sein, Gott nacheifern – riefen sie uns immer wieder zu, dass wir eine nationale Heimat schaffen werden. Sie wurden so nur noch zu einer materialistischen Nation, einer Hülle dessen, was das Judentum ist. […]

RdR: Rabbi, nach der interessanten Geschichte, die Sie uns über das Exil der Juden erzählt haben und Ihren kritischen Anmerkungen zum Zionismus ergibt sich eine logische Folgefrage. Würden Sie – da Sie offensichtlich jüdischen Glaubens sind – nicht auch irgendwann in das Gelobte Land, das Heilige Land, zurückkehren wollen, denn die ganze Diskussion dreht sich ja darum?

DW: Ja, wir wollen in das Heilige Land zurückkehren. Sicherlich, wir alle, ich flehe und bete jeden Tag darum. Aber unsere Sehnsucht, ins Heilige Land zurückzukehren, besteht darin, dass der Allmächtige selbst einen metaphysischen Wandel in der Welt herbeiführen wird, bei dem die gesamte Menschheit den einen Gott anerkennen und aufhören wird, Atheisten zu sein. Dann werden alle Völker zusammenkommen, sich die Hände reichen und Gott dienen. Und Gott wird den Tempel wieder aufbauen. Der jüdische Glaube an das Ende der Tage besteht also nicht darin, dass wir uns einen Gott nehmen und uns aus dem Exil befreien. Im Gegenteil, es ist eine metaphysische Veränderung, ein wundersames Ereignis, bei dem die ganze Menschheit nicht zu Juden wird – aber die ganze Menschheit wird an einen Gott glauben. Alle werden Gott dienen und Gott wird den Tempel bauen. […]

Bis dieser Tag kommt, ist es uns also ausdrücklich verboten, gegen Gott zu rebellieren und zu versuchen, diesem Ende des Exils zuvorzukommen. Wir müssen dies akzeptieren, ein göttlich erklärtes Exil – nicht weil wir physisch schwach wären, sondern weil wir wegen unserer spirituellen Schwäche unter die Völker zerstreut sind. Das ist das reine Judentum. Es gibt keine zweite Ansicht darüber, was Judentum ist. 

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