»Es ist leicht für eine Person, sich der gröberen Sünden zu entledigen, aber einige Laster sind so subtil und versteckt, dass man sich ihrer normalerweise nicht bewusst ist. Und selbst wenn man sich ihrer bewusst wird, ist es schwierig, sie zu verwerfen.
Zum Beispiel kann Typhus, was eine schwere Krankheit und ein hohes Fieber ist, sofort mit geeigneten Mitteln behandelt werden. Aber Tuberkulose, die ihr Unheil im Verborgenen entfaltet, ist sehr schwierig zu behandeln. Solcherart sind diese subtilen und versteckten Laster, die eine Person davon abhalten, erhabene Ränge zu erreichen. Sie sind moralische Laster, die im gesellschaftlichen Leben Störungen verursachen. Leichte Differenzen erzeugen Groll, Hass, Eifersucht, Heuchelei und Arroganz und ein Bruder beginnt, auf den anderen Bruder herabzuschauen.
Wenn jemand für ein paar Tage lang das Gebet richtig verrichtet und die Leute ihn loben, wird er Opfer der Zurschaustellung, des Stolzes und der Selbsterhöhung und verliert jene Aufrichtigkeit, die der wahre Zweck der Anbetung ist. Wenn Allah, der Glorreiche, einer Person Reichtum, Wissen, hohen Familienstand oder Ehre verleiht, beginnt sie, auf einen Bruder herabzuschauen, der diese Vorzüge nicht genießt. Wenn durch Sturheit oder Feindseligkeit die Beziehungen von jemandem zu einem Bruder verbittert sind, widmet man sich Tag und Nacht der Suche nach Fehlern bei seinem Bruder oder deponiert Geschichten gegen ihn bei einer Autoritätsperson, damit man, indem man die Gunst der letzteren gewinnt, seinen Bruder in einem von ihm gehaltenen Amt ersetzen könnte, während man eigentlich selbst unter all diesen Fehlern leidet.
Das sind die subtilen Laster, die schwer zu verwerfen sind. Arroganz ist eines davon und manifestiert sich in verschiedenen Formen. Die Geistlichen leiden darunter in Bezug auf ihr Wissen. Sie sind die ganze Zeit damit beschäftigt, auf intellektueller Ebene Fehler zu finden, um sich gegenseitig zu demütigen und sich gegenseitig in Verachtung zu bringen. Es ist sehr schwierig, solche subtilen Laster loszuwerden, aber sie sind dem göttlichem Gesetz nach intolerabel. Es sind also nicht nur die einfachen Menschen, die von ihnen betroffen sind, sondern auch diejenigen, welche die bekannten Laster meiden und als Heilige und Gelehrte und Menschen von hohem Stand geschätzt werden.
Die Befreiung von diesen subtilen Lastern ist wie eine Art Tod. Solange eine Person aus der Dunkelheit solcher Laster nicht befreit wird, kann sie keine vollständige Reinheit der Seele erreichen und kann nicht jener Huld und Exzellenz würdig werden, die der allmächtige Gott der Reinigung der Seele verleiht.
Einige Menschen betrachten sich als von solchen moralischen Lastern befreit, aber wenn sie mit einer anderen Person konfrontiert werden, werden sie sehr aufgeregt und sind nicht in der Lage, die hohe Einschätzung ihres Selbstwerts und ihre Arroganz zu unterdrücken und sie zeigen ein derart niedriges Niveau an Moral, wovon sie selbst keine Vorstellung hatten.
In solchen Zeiten offenbart sich, dass sie keine Befreiung von solchen Lastern gefunden und bisher nichts Gutes erreicht haben und dass sie immer noch weit hinter dieser Reinigung der Seele zurückbleiben, die ein Merkmal der Rechtschaffenen ist und ein Zeichen für wahre Auszeichnung.
Dies zeigt, dass die moralische Reinigung sehr schwierig ist und nicht ohne die Gnade Allahs, des Glorreichen, erreicht werden kann. Eine solche Gnade wird auch durch die drei zuvor erwähnten Mittel erreicht, nämlich erstens Streben und Planung; zweitens Flehen im Gebet; und drittens, sich mit den Rechtschaffenen zu umgeben.«
Referenz: Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS, Essence of Islam, Bd.2, S.357f.
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