Islam

Hadsch – Im Lichte der Kalifen

Prayer at the Ka'bah

Persönliche Erfahrungsberichte vom ersten und zweiten Nachfolger des Verheißenen MessiasAS, Hadhrat Maulavi NooruddinRA und Hadhrat Mirza Bashiruddin Mahmud AhmadRA.

Zusammengestellt von Shahzad Ahmed und Ahmad Nooruddeen Jahangeer Khan

1866 begab sich Hadhrat Hakeem Maulavi NooruddinRA, der erste Nachfolger des Verheißenen MessiasAS, auf eine historische Reise, um die heilige Stadt seines geliebten Meisters, des Heiligen Propheten MuhammadSAW, zu besuchen. Auf der Suche nach religiösem und spirituellem Wissen verbrachte Hadhrat Hakeem Maulavi NooruddinRA mehrere Jahre in den heiligen Städten Mekka und Medina und hatte zweimal die gesegnete Gelegenheit, den Hadsch auszuführen. In einer seiner Biographien wird der Moment beschrieben, als er zum ersten Mal auf die Kaaba blickte:

Nach seiner Ankunft in Mekka traf er auf einen anderen frommen Mann, Muhammad Hussain Sindhi, der seinen Sohn sofort darum bat, Maulana Hakeem NooruddinRA bei der ersten Umrundung der Kaaba (dem Pilgerhaus), die als tawāf-e qudūm bekannt ist, zu begleiten, was unmittelbar nach der Ankunft in Mekka ausgeführt wird. Maulana Hakeem NooruddinRA hatte gehört, dass jedes Gebet, das bei der ersten Sichtung der Kaaba ausgesprochen wird, akzeptiert wird. Gemäß dieser Tradition betete Maulana Hakeem NooruddinRA: »O mein Herr, ich bin immer auf Deine Gnade und Segnungen angewiesen und ich habe eine Menge Gebete, so erfülle mir, mein Herr, den Wunsch, wenn ich bete und Dich um Deine Gnade und Segnungen bitte, dass Du mir diese Gunst gewährst.«

Maulana Hakeem NooruddinRA schreibt in seinem Buch »Mirqātu l-yaqīn«:

»Ich glaube an Gott und an seine große Barmherzigkeit, der mein Gebet erhörte. Wann immer ich in Debatten auf Atheisten, Nicht-Gläubige und Philosophen traf, triumphierte ich immer über sie aufgrund der Erhörung des Gebets, das ich bei der ersten Sichtung des Hauses Gottes gesprochen hatte.«[1]

Rückkehr von Medina nach Mekka

Nach seinem Aufenthalt in Medina kehrte er nach Mekka zurück. Als er 1868-69 von Medina nach Mekka reiste, ging ihm ein Gedanke durch den Kopf: Warum nicht über die Route, die einst der Heilige ProphetSAW eingeschlagen hatte, über Kadāʾ nach Mekka zu reisen? Pilger wählen nicht diese Route. Dieses Ereignis wird auf Seite 128 in Ḥayāt-e nūr erwähnt: »Ich stieg vom Kamel ab und betrat Mekka zu Fuß über Kadāʾ. Es ist traurig, dass nur noch wenige Menschen über diesen Weg nach Mekka gehen.« Er blieb eine Weile in Kadāʾ, und als alle Reisende weggefahren waren, stieg er von seinem Kamel ab und folgte den Fußspuren seines Meisters (des Heiligen ProphetenSAW) und betrat Mekka über Kadāʾ und verbrachte die Nacht mit einem Dorfältesten.[2]

Zweiter Hadsch

Nachdem über ein Jahr verstrichen war, während er in Medina und Mekka Wissen erwarb, näherte sich eine weitere Hadsch-Saison und er nutzte die Gelegenheit, erneut Hadsch auszuführen. Maulana Hakeem NooruddinRA schrieb darüber, was er durch den zweiten Hadsch erlangt hatte: »Ich habe etwas Interessantes gelernt. Es wurde mir klar, dass jedes Jahr Pilger kommen und gehen und dass sie nach wenigen Tagen wieder abreisen, und deshalb hat niemand jemals eine wirkliche Liebe und Zuneigung zu diesem Ort entwickeln können. Man ist geneigt, zu der Schlussfolgerung zu gelangen, dass man hier, in Mekka, immer von der Liebe und Hingabe an Gott ergriffen und umgeben ist, und das ist das wahre Ziel des Hadsch, sich selbst vollkommen in die Liebe und Hingabe an Gott zu vertiefen; andere Lieben hingegen sind vergänglich und nutzlos.«[3]

Eine Kamelkarawane, die zur jährlichen Pilgerfahrt um 1910 nach Mekka reiste.
G.Eric und Edith Matson Fotografie Sammlung | Wiki Commons

Der Hadsch von 1912 

Hadhrat Mirza Bashiruddin Mahmud AhmadRA hatte 1912 die Gelegenheit, den Hadsch zu vollziehen. Er beschrieb seine Erfahrung wie folgt: »Der Stellenwert des Hadsch und seine Erhabenheit können nicht verstanden werden, ohne ihn vollzogen zu haben. In der Tat sind die Gebete und die Aufmerksamkeit auf Gott, die ich während dieser Reise erlebt habe, noch nie zuvor erlebt worden. Als ich Menschen mit verschiedenen Sprachen zusammen an Bord eines Schiffes sah und hörte, wie sie ›labbayk labbayk [›Hier bin ich!‹ – dies ist Teil eines längeren Gebetes, das Pilger auf dem Weg zur Hadsch rezitieren], wurden solche Emotionen und Gefühle geweckt, dass man erstaunt war über die Vorzüge des Heiligen ProphetenSAW und darüber, wie dieses Licht, das einst von Mekka ausging, nun die Ecken der Welt erreicht hat. Was war schließlich jene quwwat-e qudsī [göttliche Kraft], die nicht Tausende, sondern Millionen aus der Irreführung herausholte und ihnen den Weg zeigte? Als ich von Rabigh an Bord des Schiffes ging und den Ruf labbayk labbayk [›Hier bin ich!‹] hörte, und als ich sah, wie die Türken ›labbaych labbaych‹ [Hier bin ich – aber in ihrem markanten Akzent] rezitierten, füllten sich meine Augen mit Tränen. Obwohl diese Leute die Worte nicht richtig aussprechen konnten, hatten die Gebete und das Weinen des Heiligen ProphetenSAW sie doch auf den Weg des Islam geführt. Es war in der Nähe von Rabigh, als der allmächtige Gott mein Herz mit Gebeten füllte und es mir ermöglichte, intensiv zu beten.«[4]

»Ich habe aus der allgemeinen Betrachtung dieser Ereignisse die Schlussfolgerung gezogen, dass es der göttliche Wille war, dass ich Hadsch vollziehen sollte und die Absicht nach Ägypten war hierfür ein Mittel gewesen. Ich bin bis zum Tode demütig über diese Gunst Allahs des Erhabenen. Welchen Stellenwert hatte ein sündiger Mensch wie ich, dass Er mich mit einem solchen Maß an Liebe und Mitgefühl anblickte und auf diese Weise dafür sorgte, dass ich diese heiligen Orte besuchte. Die Liebe Allahs des Erhabenen zu seinen Dienern ist jedoch nicht begreiflich. Er ist der Wohltäter, aber es mangelt unsererseits an Dankbarkeit. Ich suche Zuflucht bei Allah vor Satan, dem Verfluchten. Gestern habe ich ʿUmra [die Pilgerreise zu anderer als der für den Hadsch festgelegten Zeit] durchgeführt und Allah der Erhabene hat mir ermöglicht, über meine Erwartungen hinaus zu beten. Ich betete so viel wie möglich für Hudhur [Hadhrat Khalifatul Masih IRA], Hudhurs Familie, die gesamte Ahmadiyya Muslim Jamaat, den Islam und die Muslime, während ich baytullāh [Haus Allahs] besuchte und während des Saʿy [Lauf] zwischen Safā und Marwa [zwei Hügel neben dem Haus Allahs]. Ich betete besonders für den Fortschritt der Gemeinde und für die Einheit und Liebe untereinander. Und Allah erhört die Gebete.«[5]

Später schrieb er: »Am Hadsch-Tag hatte sich mein Gesundheitszustand so sehr verbessert, dass der Hadsch durch die Gnade Allahs erfolgreich abgeschlossen wurde und mir ein Gefühl des Wohlbefindens vermittelte. An vielen solchen Orten, an denen Gebete besonders akzeptiert werden, sah ich solche Segnungen Allahs des Erhabenen, die mich in Ehrfurcht versetzten. In ʿArafāt [etwa 20 Kilometer von Mekka entfernt, wo der Heilige ProphetSAW den Muslimen, die den Propheten zur Hadsch begleitet hatten, die Abschiedspredigt hielt] hatte ich die Gelegenheit, über vier Stunden lang zu beten und sah Zeichen der Barmherzigkeit Gottes, die es so aussehen ließen, als ob alle Gebete erhört wurden. Außerdem wurden mir von Gott selbst Gebete gelehrt, die mir bis dahin noch nie in den Sinn gekommen waren. Aller Preis gebührt Allah! Die Neigung zum Gebet, das Erlernen von Gebeten und die Zeichen der Barmherzigkeit Gottes, die ich besonders in Mekka und während der Hadsch-Tage erlebte, war für mich eine völlig neue Erfahrung. In meinem Herzen kam die Leidenschaft auf, dass ein Mensch, wenn er dazu in der Lage ist, wiederholt Hadsch durchführen sollte, da es eine Quelle vieler Segnungen ist.«[6]

»Wenn ein Mensch auf baytullāh [Haus Allahs – nämlich die Kaaba] schaut und seine Augen darauf fallen, gibt es ein besonderes Gefühl im Herzen und es gibt einen seltsamen Moment für die Erhörung des Gebets. Hadhrat Khalifatul Masih IRA [der Erste Kalif der Ahmadiyya Gemeinde] pflegte oft zu erzählen, dass er bei der Durchführung der Haddsch ein Hadith las, dass beim allerersten Anblick auf die Kaaba jedes Gebet, das zu jenem Zeitpunkt ausgesprochen wird, angenommen wird. Er sagte weiter, dass es zu jenem Zeitpunkt viele Gebete gab, die er sich im Herzen wünschte, aber plötzlich kam ihm der Gedanke, wenn er diese Gebete sprechen würde und sie angenommen werden sollten und er später auf ein anderes Bedürfnis stoßen würde, was würde er dann tun? Er wäre weder in der Lage, den Hadsch zu vollziehen noch die Kaaba zu sehen. Er sagte, dass er darüber nachdachte und sich schließlich entschied, das folgende Gebet zu sprechen: ›O Allah! Wofür auch immer ich bete, akzeptiere es.‹ Damit dieser Zustand auch in Zukunft so bleibt. Ich hatte dies vom ersten Kalifen gehört, und so erinnerte ich mich während der Haddsch daran. Deshalb hob mein Großvater [mütterlicherseits], sobald wir die Kaaba sahen, die Hände und sagte, wir sollten beten. Während er andere Gebete sprach, betete ich nur: ›O Allah! Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ich die Gelegenheit bekomme, diese Kaaba zu sehen. Heute habe ich das Glück, diese Kaaba zu Lebzeiten gesehen zu haben. Du hast Deinem GesandtenSAW versprochen, dass Du das Gebet dessen, der zum ersten Mal bei der Hadsch darauf [die Kaaba] blickt, erhören wirst, deshalb bete ich, dass meine Gebete für den Rest meines Lebens erhört werden mögen.‹«[7]

»Ich habe an bestimmten Orten besondere Erfahrungen mit dem Gebet gemacht. Erstens das Gebet, das bei der Betrachtung der Kaaba gesprochen wurde. In jenem Augenblick wurde ich Zeuge eines seltsamen Anblicks, bei dem Licht vom Himmel herabkam. Das war kein einfaches Gefühl, das aus dem Herzen kam, sondern es war etwas Reales und ich wurde Zeuge davon. Zweitens, als ich in ʿArafāt war – das ein zentraler Bestandteil des Hadsch ist -, kamen an diesem Ort auch Segnungen herab. Der dritte Ort war die Höhle von Ḥirāʾ [eine Höhle auf einem Berg namens Jabal an-nūr, etwa drei Kilometer von Mekka entfernt. Ḥirāʾ ist die Höhle, in der der Heilige ProphetSAW seine erste Offenbarung von Gott empfing]; im Herzen wird ein besonderes Gefühl erzeugt, während man dort betet. Einer der Gründe für dieses Gefühl ist, dass die Menschen dem [Gebet] nicht den Respekt entgegenbringen, den es wirklich verdient.«[8]

Referenzen:
[1] Syed Hasanat Ahmad, Hakeem Noor-ud-Deen (Khalifatul Masih I) The Way of the Righteous, (Tilford, Surrey: Islam International Publications Ltd, 2003), 24-25.
[2] Syed Hasanat Ahmad, Hakeem Noor-ud-Deen (Khalifatul Masih I) The Way of the Righteous, (Tilford, Surrey: Islam International Publications Ltd, 2003), 30-31.
[3] Syed Hasanat Ahmad, Hakeem Noor-ud-Deen (Khalifatul Masih I) The Way of the Righteous, (Tilford, Surrey: Islam International Publications Ltd, 2003), 31.
[4] »Mahmud’s Letter From the Land of the Dearest One [MuhammadSAW],« The Review of Religions, September 30, 2015. Accessed June 15, 2020.https://www.reviewofreligions.org/12204/mahmuds-letter-from-the-land-of-the-dearest-one-muhammadsa-2/.
[5] Ibid.
[6] Ibid.
[7] Ibid.
[8] Ibid.

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