Gesellschaft

»Mehr kann man als Gemeinde kaum tun« – Neujahrsempfang der Ahmadiyya Gemeinde in Rodgau

»Was mir heute besonders aufgefallen ist, ist diese Innigkeit der Gemeinde. Es wirkt nicht aufgesetzt, sondern kommt wirklich von innen heraus. Das schafft eine sehr wohltuende und angenehme Atmosphäre – man fühlt sich einfach wohl hier bei Ihnen.«

Am 2. Februar 2025 lud die Ahmadiyya Muslim Gemeinde Rodgau zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang ein. Zahlreiche Gäste aus Politik, Gesellschaft, Religionen, Vereinen und sozialen Organisationen folgten der Einladung, um gemeinsam auf das vergangene Jahr zurückzublicken und den interkulturellen Austausch zu pflegen.

Neujahrsempfang im Bürgerhaus Weiskirchen

Einblicke in die Vorbereitung und Organisation

Die Vorbereitungen für den Empfang begannen bereits im August 2024. Ein eigens gebildetes Organisationskomitee traf sich wöchentlich, um alle Details zu planen. Der örtliche Imam der Rodgauer Gemeinde, Wajahat Ahmad, erläuterte, dass insbesondere persönliche Kontakte eine große Rolle spielten. Der Erfolg gab ihnen Recht: Rund 140 Gäste hatten sich für die Veranstaltung angemeldet.

Diese wurden herzlich empfangen und nahmen an einem vielseitigen Programm teil, das aus Grußworten, einem Jahresrückblick in Form eines Filmbeitrags und nicht zuletzt aus intensiven Gesprächen bestand. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde den Gästen ein gemeinsames Essen serviert.

Ein weiterer Bestandteil war die begleitende Islam-Ausstellung, die in diesem Jahr um das Thema »Jesus im Islam« erweitert wurde. Hervorzuheben war auch die aktive Beteiligung der Frauenorganisation Lajna Imaillah der Rodgauer Ahmadiyya Gemeinde, die mit einer eigenen Ausstellung präsent war und speziell auf die Fragen und Anliegen weiblicher Gäste einging. 

Seit 1985 aktiv, ist die AMJ Rodgau mit ihrer Anwar-Moschee (seit 2008) ein fester Bestandteil der Stadt. Mit 535 Mitgliedern organisiert sie jährlich über 200 interne und externe Veranstaltungen zur spirituellen Förderung, zum interreligiösen Dialog und zur gesellschaftlichen Aufklärung.

Durch Vorträge, Ausstellungen und Dialogstände stärkt sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt und baut Vorurteile ab. Soziale Projekte wie der Charity Walk, der bereits erhebliche Spendensummen für lokale Vereine gesammelt hat, und Hilfsaktionen für Obdachlose unterstreichen ihr Engagement für die Gemeinschaft.

Max Breitenbach, Bürgermeister von Rodgau

Stimmen der Gäste

Die Veranstaltung bot reichlich Raum für Dialog und Austausch. Ulrike Wanner vom Förderverein der Heinrich-Böll-Schule Rodgau zeigte sich begeistert: »Ich war beeindruckt von der tollen Aufmachung, der schönen Atmosphäre und der Professionalität. Die Rede eures Bundesvorsitzenden war sehr angenehm.«

Bürgermeister Max Breitenbach (CDU) lobte das Engagement der Gemeinde: »Ich finde es toll, wie sich die Ahmadiyya Gemeinde hier aktiv zeigt, zum Beispiel durch ihre Präsenz auf den Märkten, um ins Gespräch zu kommen. Das fördert das gegenseitige Verständnis.« Er hob zudem die Spendensumme von 67.000 Euro durch den Charity Walk hervor und dankte für das soziale Engagement der Gemeinde.

Dr. Jens Zimmermann (SPD, Bundestagsabgeordneter) betonte den langjährigen Austausch: »Ich freue mich über den offenen Dialog mit der Gemeinde. Sie ist ein fester Bestandteil Rodgaus, und das ist genau so, wie es sein soll.«

Auch Theresa Hannig vom Büro Vielfalt und Bildung der Stadt Rodgau äußerte sich positiv: »Mir hat sehr gefallen, dass hier alle so offen sind und dass man herzlich willkommen ist. Man hat sehr viel Input bekommen und viele Informationen erhalten, die mir bisher unbekannt waren. Ich würde mich freuen, wenn ich mal in die Moschee kommen und sie mir anschauen darf, denn ich war selbst noch nie in der Moschee.« Besonders hob sie das ehrenamtliche Engagement der jungen Gemeindemitglieder hervor: »Das ist auch ein Alleinstellungsmerkmal.« 

Janika Martin (SPD, Erste Stadträtin) lobte die Veranstaltung als »rundum gelungen« und stellte fest, dass man bemerken konnte, wie die Menschen in Rodgau die Arbeit der Gemeinde schätzten. Bernhard von der Au, stellvertretender Vorsitzender der CDU Rodgau, freute sich über die Vielfalt der Gäste: »Es war ein Querschnitt der Gesellschaft anwesend – aus Politik, Sport, Feuerwehr und Polizei«. Außerdem zeigte er sich beeindruckt vom Wachstum der Gemeinde: »Der Gemeinde ist es gelungen, als Glaubensgemeinschaft in Rodgau zu wachsen. Die Gemeinde wurde erst 1985 gegründet, was im Vergleich zu anderen Kirchen sehr jung ist. Das hat mich besonders gefreut!« Er äußerte seine Wünsche für die Zukunft: »Ich wünsche der Gemeinde weiterhin viel Erfolg bei ihren Aktivitäten. Mein größter Wunsch ist, dass sich alle – egal ob einheimische oder zugezogene Rodgauer, unabhängig von ihrer Glaubensrichtung – hier gut integrieren und zufrieden leben können.« 

Boris Wilfert, Direktkandidat für die Bundestagswahl 2025 für die Grünen, zeigte sich beeindruckt: »Die Aktivitäten der Gemeinde sind doch deutlich mehr, als ich wusste. Ich muss ehrlich sagen: Das ist genau das, was unsere Gesellschaft tatsächlich zusammenhält. Mehr kann man als Gemeinde kaum tun. Die Arbeit, die hier geleistet wird, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden! Ich mag den Austausch mit der Ahmadiyya Gemeinde und werde auf jeden Fall wiederkommen.«

Thomas Windmeier teilte seine persönlichen Eindrücke: »Was mir heute besonders aufgefallen ist, ist diese Innigkeit der Gemeinde. Es wirkt nicht aufgesetzt, sondern kommt wirklich von innen heraus. Das schafft eine sehr wohltuende und angenehme Atmosphäre – man fühlt sich einfach wohl hier bei Ihnen.« Er betonte, dass der heutige Kontakt ihm geholfen habe, den Glauben der Gemeinde besser zu verstehen: »Ich habe das Gefühl, was das Verständnis betrifft, Ihrem Glauben ein Stück näher gekommen zu sein.«

Mehmood Hadji vom Ausländerbeirat wünschte »ein Jahr voller Frieden und Zusammenhalt«. Philipp Holzträger, der erstmals an der Veranstaltung teilnahm, zeigte sich beeindruckt von den sozialen Projekten der Gemeinde: »Die Obdachlosen-Speisungen und Benefizläufe sind wirklich bemerkenswert.«

Dagmar Gendera vom Evangelischen Dekanat betonte, wie wichtig es sei, Vorurteile abzubauen: »Muslime werden oft pauschal verurteilt. Durch unseren Dialog können wir differenzierter darauf blicken und die Menschen dahinter sehen, die für ihre Werte und Menschenrechte einstehen.« Sie sprach sich zudem für eine stärkere Vernetzung mit jüdischen Gemeinden aus.

Gabriel Palzer fand die Weltoffenheit der Gemeinde bemerkenswert: »Der Islam hat viele Aspekte, und dieser liberale, weltoffene Aspekt war mir neu.«

Dr. Rudolf Ostermann, Vorsitzender des Vereins munaVeRo, zeigte sich beeindruckt von der friedlichen Atmosphäre der Veranstaltung und lobte die Rede des Bundesvorsitzenden der Gemeinde. Er räumte ein, dass es kulturelle Unterschiede gebe, die zunächst überraschen könnten: »Am Tisch haben wir zum Beispiel gemerkt, dass einige Frauen verwundert waren, warum nicht auch Frauen mit am Tisch saßen. Solche Unterschiede muss man erst verstehen und sich daran gewöhnen. Aber letztendlich funktioniert [das Miteinander] schon.«

Abdullah Uwe Wagishauser, Bundesvorsitzender der Ahmadiyya Muslim Gemeinde

Abdullah Wagishauser, Bundesvorsitzender der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland, resümierte: »Man merkt schon, dass die Leute gerne hierherkommen. Mittlerweile sind wir in der Gesellschaft so gut angekommen, dass die Menschen auf uns hören. Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde bietet Lösungen an, und darüber wird langsam gesprochen.«

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