Von Fazal Ahmad, Großbritannien
Samstag, der 20. Juni 2020 markiert die alljährliche Sommersonnenwende oder den Hochsommer, den längsten Tag im Jahr, wenn die Sonne ihren Höchststand erreicht. Nach diesem Tag beginnen die Tage wieder kürzer zu werden. Viele Heiden zelebrieren diesen Anlass mit Ritualen und Festen an Orten wie die Stonehenge, wo seit Tausenden von Jahren die Menschen der Antike die Position der Sonne an diesem Punkt mit Steinen und anderen Merkmalen als Schlüsseldatum in ihrem Kalender im Zusammenhang mit der Landwirtschaft und anderen Funktionen markierten.
Feierlichkeiten auf der ganzen Welt
Die Sommersonnenwende wird auf der ganzen Welt auf unterschiedliche Weise gefeiert. Im Iran wird das „Tirgãn“ durch Tanzen, Vortragen von Lyrik und Servieren von traditionellen Speisen gefeiert. In China findet ein Drachenbootfest statt und in ganz Europa finden ähnliche Erinnerungen wie in Stonehenge, wo an diesem Tag die Sonne über dem Fersenstein aufzugehen scheint. Das Ereignis selbst kann vom Zentrum des Geländes aus betrachtet werden.
Bedeutung der astronomischen Ereignisse
Diese verschiedenen astronomischen Ereignisse wie die Sommersonnenwende oder die Verfinsterungen erinnern uns daran, wie unbedeutend wir sind und dass im Universum eine Vielzahl von Kräften am Werk ist, die außerhalb unserer Reichweite oder Vorstellungskraft liegen. Sie veranlassen gläubige Menschen auch dazu, ihren Schöpfer anzuerkennen, der die Planeten in eine Umlaufbahn gebracht, die Erde in Rotation um die Sonne versetzt und die verschiedenen Gravitations- und anderen Kräfte, die wir hier auf der Erde spüren, in Gang gesetzt hat.
Die islamische Praxis
In der islamischen Praxis stehen diese Himmelskörper jedoch nicht im Mittelpunkt des Gottesdienstes, sondern sind lediglich Marker für Schlüsselereignisse. Der Islam verwendet den Mondkalender, d.h. solche Ereignisse sind nicht an bestimmte Daten im Jahr gebunden, sondern rotieren um das Jahr herum. Für Muslime liegt der Schwerpunkt dann eher auf der schöpferischen Kraft und unserem bescheidenen Platz im Universum, als auf der Ablenkung durch die Himmelsobjekte und die Jahreszeit selbst.
Die Sommersonnenwende in Deutschland
Dem Vorbild vieler skandinavischen Ländern folgend haben sich in Deutschland an vielerlei Ort einige feststehende Traditionen entwickelt, die mit der alljährlichen Sommersonnenwende einhergehen. Neben den bereits erwähnten Traditionen hat nach der Christianisierung Deutschlands eine Symbiose vieler heidnischer Bräuche mit dem kirchlichen Gedenktag an Johannes den Täufer stattgefunden. Am 24. Tag des Monats Juni findet die Johannisnacht statt, in der ein Johannisfeuer gezündet wird, welches zum Gedenken an den Täufer Johannes dient. Das Feuer symbolisiert nach kirchlicher Auffassung Jesus ChristusAS.
Über den Autor:
Fazal Ahmad ist Herausgeber der Rubrik Vergleichende Religionen von The Review of Religions. Seit 1993 ist er Mitglied des Redaktionskomitees. Seine besonderen Interessengebiete sind vergleichende Religionswissenschaften, Christentum und Archäologie.
Kommentar hinzufügen