von Shakeel Ahmad Umar, Imam und Theologe der AMJ in Deutschland
Inhalt der gleichnamigen Rede des Autors auf der jährlichen Versammlung (Jalsa Salana) der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland 2022.
Im Heiligen Qur’an beschreibt Gott ein Attribut des Heiligen Propheten MuhammadSAW mit folgenden Worten:
»Wir entsandten dich nicht anders als eine Barmherzigkeit für alle Welten.«
Wir haben im Westen eine gewisse Periode des Friedens genießen dürfen. Wenn es in diesen Zeiten Kriege gab, dann waren diese weit von uns entfernt. Mit dem Krieg in Europa sind die Auswirkungen des Krieges nun auch hierzulande zu spüren. Es ist aber auch festzuhalten, dass seit Anbeginn der Menschheit Streitereien, Auseinandersetzungen und Kriege jede Epoche überschattet haben. Als Worte nicht mehr reichten, wurden Grausamkeiten und übelste Kriegsverbrechen verübt. Wir dürfen die herzzerreißenden Erfahrungen der beiden Weltkriege des letzten Jahrhunderts niemals vergessen. Die dort verursachte Verwüstung war beispiellos. Allein durch konventionelle Waffen wurden reich bevölkerte und blühende Ortschaften und Städte vollkommen zerstört.
In den vergangenen Jahren sind wieder zahlreiche Konflikte entstanden, die leider in Kriege mündeten. Sie bringen wieder ein verheerendes Ausmaß an Folter und Misshandlungen mit sich und zwingen Millionen von Menschen zur Flucht. Die wachsenden Kriege sind eine Folge steigender egoistischer Interessen der Länder. Die Welt gerät aus den Fugen und kann nur Rechtleitung erlangen, wenn sie jenen Menschen kennenlernt, der ein Vorbild für alle Zeiten ist und als eine Barmherzigkeit von Allah entsandt wurde, nämlich den Heiligen Propheten MuhammadSAW.
Das Vorbild des Heiligen Propheten MuhammadSAW in Zeiten von Kriegen
Der Heilige ProphetSAW war ein Friedensstifter, wie ihn die Welt noch nie gesehen hatte. Seine hohen moralischen Eigenschaften kamen deutlicher und großartiger hervor als bei allen vergangenen Propheten. Allah, der Allmächtige, gewährte dem Heiligen ProphetenSAW große Schätze und er spendete all diese für die Sache Gottes. Er errichtete keine Gebäude und Herrschaftshäuser, sondern verbrachte sein ganzes Leben in einer kleinen Lehmhütte und schlief auf dem Boden, aß Gerstenbrot oder auch mal nichts. Er war lieber arm als reich und lieber demütig als mächtig. Er bewies bei Schlachten um Allahs Willen gegen Tausende von Feinden Mut – und als der Tod schon sicher schien, Treue und Standhaftigkeit!
Um zu verstehen, welche Umstände zu Zeiten des Heiligen Propheten MuhammadSAW vorherrschten und wodurch Kriege aufgezwungen wurden, ist es notwendig, auf die damalige Zeit zurückzublicken. Historiker beschreiben den Zustand jener Menschen auf der arabischen Halbinsel als ungebildet und barbarisch. Feindselige Streitigkeiten entstanden aus lächerlichen, kleinen Anlässen, wegen derer sie einander über Jahre hinweg umzubringen pflegten. Unter ihnen erblickte der Heilige Prophet MuhammadSAW das Licht der Welt und begann auf Gottes Geheiß im Alter von 40 Jahren seinen Weg als Prophet. Als er diesen Anspruch verkündete und die Araber zu dem Einen und Einzigen Gott einlud, nahmen einige wenige den Islam an, unter ihnen waren seine Familie, Weggefährten und Vertraute.
Innerhalb kürzerer Zeit bekam diese Bewegung jedoch immer mehr Zulauf. Unter denjenigen, die den Glauben des Islam annahmen, befanden sich auch viele Arme und Sklaven. Sie wurden durch die Gegner des Islam der Folter ausgesetzt, brandheiße Steine wurden auf ihre Brust gelegt. Männer wie Frauen wurden auf barbarische Weise getötet. Sie wurden ausgepeitscht; ihre Gliedmaßen wurden an Kamele gebunden und die Kamele wurden dann in gegensätzliche Richtungen getrieben, so dass ihre Körper zerrissen. Später wurden für ganze zweieinhalb Jahr gegen den ProphetenSAW und seine Anhänger Sanktionen und Embargos verhängt und sie mussten sich in ein Tal zurückziehen, wo sie oft tagelang Hunger zu erleiden hatten.
Später wanderten die Muslime nach Medina aus, doch auch hier ließen die Mekkaner sie nicht in Frieden. Sie marschierten gegen die Muslime auf, um sie auszulöschen. Es war in ebendieser Lage, worin Allah den Muslimen schließlich gebot, sich zu verteidigen, weil die Grausamkeit alle Grenzen überschritten hatte. Folgende Worte wurden zu der Zeit offenbart:
»Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah.« (Sure 22, Vers 40)
In solch schwierigen Zeiten offenbart sich der wahre Charakter und die Stärke einer Person. Die Geschichte der Menschheit zeigt, dass unter vergleichbaren Umständen Zurückhaltung nie die Vorgehensweise war; vielmehr wurden Vergeltungsschläge vollkommen ausgereizt, vor Gräueltaten nicht zurückgeschreckt und es wurde keine Möglichkeit ausgelassen, um dem Feind größtmöglichen Schaden zuzufügen und ihn zu vernichten. Betrachten wir dagegen einige Beispiele aus dem gesegneten Leben des Heiligen ProphetenSAW. Er zeigte, wie man selbst in der prekären Situation eines Krieges Liebe, Empathie, Geduld und auch Mitgefühl für den Feind empfinden kann.
Veranschaulichend ist beispielsweise das Ereignis der Schlacht von Badr; hier hatten die Muslime ihr Lager an einer Wasserquelle. Nach einer Weile kamen einige Söldner aus dem verfeindeten Lager der Quraish (mekkanischer Stamm), um gegen die Hitze Wasser aus der Quelle zu schöpfen. Die Gefährten des Heiligen ProphetenSAW versuchten, sie vom Wasser fernzuhalten. Der Heilige ProphetSAW jedoch wies seine Gefährten an, sie nicht aufzuhalten und gestattete den Feinden, freien Zugang zum Wasser. Der Heilige ProphetSAW wies seine Gefährten immer wieder an, Gottesfurcht walten zu lassen und ausschließlich um Allahs willen zu kämpfen. Dazu zählte auch, die eigenen Begierden und Befindlichkeiten zu bändigen.
Emeplarisch dafür steht eine Begebenheit von Hadhrat AliRA, dem Neffen und Schwiegersohn des Propheten MuhammadSAW: Während der Schlacht von Khaibar kämpfte Hadhrat AliRA gegen einen bedeutenden jüdischen Feldherrn. Da beide sehr geschickte Kämpfer waren, schien der Kampf endlos. Schließlich warf Hadhrat AliRA seinen Feind zu Boden und kniete sich auf seine Brust, um ihn mit einem letzten Hieb seines Schwertes zu töten. Doch im letzten Moment spuckte der Mann Hadhrat AliRA ins Gesicht, woraufhin er sofort von ihm zurückwich. Der Mann war überrascht von der Tatsache, dass Hadhrat AliRA ihn überwältigt hatte und ihn nun doch verschonte. So fragte er Hadhrat AliRA, warum er ihn nicht getötet habe, obwohl er die Möglichkeit dazu gehabt hatte.
Hadhrat AliRA antwortete: »Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich nur gegen dich gekämpft, um Allahs Wohlgefallen zu erlangen, aber als du mir ins Gesicht gespuckt hast, hätte ich dich aus egoistischem Grund getötet.«
Es gilt nicht nur seine eigenen Emotionen und Befindlichkeiten zu bändigen, der Islam hat vielmehr Regeln für den Krieg erlassen, wodurch ein allgemein hohes Maß an Tugend sichergestellt wird.
Wir sehen in Kriegen, dass nie vor Barbarei oder Zerstörung zurückgeschreckt wird, um den Feind zu vernichten. Dem hat der Heilige ProphetSAW folgende Regeln entgegengesetzt: Er gebot, keine Leichen zu schänden, weder Frauen, Kinder und Ältere anzugreifen noch Geistliche, religiöse Führer und Staatsvertreter, keine heiligen Stätten zu zerstören; die Infrastruktur, Ernten und Bäume nicht zu beschädigen, nicht zu betrügen, niemanden anzuzünden, keine Tiere zu töten und keinen Schrecken zu verbreiten. Dies sind einige der vorbildlichen Regeln, die der Gesandte AllahsSAW den Muslimen auferlegt hatte. Selbst bei übelster Anfeindung und Bekämpfung betete er für seine Feinde.
Während der Schlacht von Uhud zog der Heilige ProphetSAW sich starke Verletzungen zu, verlor einige Zähne und erlitt Schnittwunden im Gesicht. Das Blut aus dem Gesicht wegwischend, sprach der Heilige ProphetSAW: »Wie soll diese Nation erfolgreich werden, wenn sie dem Propheten Allahs Schmerz und Leid zufügt, und das nur, weil er zu Allah aufruft.« Dieser Anblick löste große Sorge bei den Gefährten aus. Daraufhin fragten sie den Heiligen ProphetenSAW: »Wieso beten Sie nicht für die Vernichtung der Feinde?« Der Heilige ProphetSAW antwortete: »Ich bin nicht gekommen, um die Menschen zu verdammen oder zu verfluchen, sondern Allah hat mich als Gesandten Gottes und als eine Barmherzigkeit für die Menschheit gesandt.« Daraufhin wandte sich der Heilige ProphetSAW an Gott und sprach: »Oh Allah, vergib meinem Volk, denn sie sind unwissend.«
Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS, der als der Verheißene Messias und Imam Mahdi von Gott entsandt worden ist, beschrieb genau diesen Punkt mit folgenden Worten: »Es waren die Gebete in dunklen Nächten jener Person, die sich selbst in Gott verloren hatte, welche die Welt in Bewegung versetzten.«
Bei Kriegshandlungen sieht man, dass selbst Kinder und Frauen sich nicht in Sicherheit wiegen können und auch getötet werden. Der Heilige Qur’an stellt grundsätzlich klar, dass eine Frau niemals grausam behandelt oder getötet werden darf. Auf einem Schlachtfeld sah der Heilige ProphetSAW einst den Leichnam einer Frau und sagte: »Dies ist wahrlich ein trauriger und schmerzvoller Anblick.« In welchem Ausmaß die Worte des ProphetenSAW von seinen Gefährten umgesetzt wurden, zeigt sich an folgendem Ereignis: In einer Schlacht übergab der ProphetSAW sein Schwert Abu DujanaRA. Dieser eilte mit erhobener Brust nach vorne, um gegen den Feind zu kämpfen. Als der ProphetSAW dies sah, sagte er: »Üblicherweise gefällt Allah diese Art des Auftretens nicht, aber in solcher Situation schon.«
Ein anderer Gefährte, Hadhrat ZubairRA, war gleichzeitig sehr betroffen, dass nicht ihm diese Ehre zuteilwurde und folgte Hadhrat Abu DujanaRA. Dabei sah er, wie Hadhrat Abu DujanaRA sein Schwert plötzlich vom Feind zurückhielt. Als Hadhrat ZubairRA ihn später fragte, wieso er dies getan habe, erwiderte Hadhrat Abu DajanaRA, dass es dem Schwert des ProphetenSAW nicht gebühren würde, eine Frau anzugreifen.
Der Verheißene MessiasAS schreibt an anderer Stelle: »Tausende von Segnungen mögen auf diesem makellosen Propheten sein, und Tausende von Gnaden mögen den Gefährten des edlen Propheten zuteilwerden, die diesen Garten mit ihrem Blut begossen haben.«
In Kriegszeiten kommt es auch nicht selten vor, dass Hunger und Leid ertragen werden müssen. Der Heilige ProphetSAW und seine Gefährten erduldeten dies mit solch einer Standhaftigkeit, dass sie selbst in diesen Zeiten darum bemüht waren, das Leid anderer zu lindern. Bei der Schlacht des Grabens stand ein Heer von mehr als 10.000 Soldaten den 3.000 Muslimen gegenüber. Gemäß dem Vorschlag von Hadhrat SalmanRA, dem Perser, gebot der Heilige Prophet MuhammadSAW, einen Graben um die Stadt Medina auszuheben und beteiligte sich auch selbst an der Aushebung des Grabens. Von Hunger geplagt, banden die Araber Steine um ihren Bauch, um den Hunger zu unterdrücken. Zwei Gefährten kamen mit einem Stein um den Bauch zum Heiligen ProphetenSAW, um von ihrer Situation zu berichten. Als sie jedoch beim Heiligen ProphetenSAW ankamen, stellten sie fest, dass er nicht einen, sondern zwei Steine um seinen Bauch gebunden hatte.
Als ein anderer Gefährte, der noch ein wenig an Vorräten hatte, davon erfuhr, lud er seinen geliebten ProphetenSAW auf möglichst diskrete Weise zum Essen ein. Der Heilige ProphetSAW jedoch nahm alle Gefährten mit, um gemeinsam zu essen. Der Gastgeber war besorgt wegen der geringe Menge an Speise, Allah aber segnete diese Mahlzeit so sehr, dass alle Gefährten reichlich davon aßen und am Ende immer noch etwas übrig war.
Wenn der Mensch in schwierigen Prüfungen standhaft und geduldig bleibt und Allah nicht loslässt, so kümmert sich Allah um die Bedürfnisse Seiner Diener und stärkt sie durch frohe Botschaften. So heißt es in einer Überlieferung, dass, als die Gefährten dabei waren, jenen Graben auszuheben, sie auf einen Felsen stießen, den sie nicht beseitigen konnten. Der ProphetSAW wurde darüber in Kenntnis gesetzt und ging zu dieser Stelle. Er schlug mit einer Spitzhacke auf den Felsen ein. Funken sprühten und der ProphetSAW rief laut »Allāhu akbar!«. Er schlug erneut zu und erneut sprühten Funken und wieder rief er aus: »Allāhu akbar!« Er schlug ein drittes Mal zu und der Felsen brach auseinander. Die Gefährten fragten den ProphetenSAW, warum er wieder und wieder »Allāhu akbar!« ausgerufen habe. Der Heilige ProphetSAW antwortete: »Ich schlug den Felsen dreimal mit dieser Spitzhacke und dreimal sah ich Szenen der zukünftigen Pracht des Islam. In den ersten Funken wurden mir die Schlüssel der syrischen Paläste und des römischen Reiches übergeben. Beim zweiten Schlag wurden mir die Schlüssel der erleuchteten persischen Paläste in Mada’in und des persischen Großreiches übergeben. Beim dritten Mal wurden mir die Schlüssel für das Königreich Jemen übergeben.«
Zu einer Zeit, in der die Muslime also in Elend lebten, zeigte Gott ihnen nicht nur, dass sie gegen ihren Feind obsiegen würden, sondern dass Allah sie zu Erben der Großmächte der damaligen Welt machen werde.
Bei kriegerischen Auseinandersetzung werden weiters Soldaten gefangen genommen. Wir sehen in der Geschichte, dass immer wieder Kriegsgefangene verschleppt, erniedrigt und versklavt wurden. Allah hat in der islamischen Lehre selbst die Rechte der Gefangenen gesichert und dem grundlosen Ergreifen ein Ende gesetzt. So sagt Allah im Heiligen Qur’an:
»Einem Propheten geziemt es nicht, Gefangene zu machen, ehe er sich auf kriegerischen Kampf einlassen muss im Land.« (8:68)
Der Heilige Prophet MuhammadSAW wies strengstens an, die Kriegsgefangenen so zu kleiden und so zu speisen, wie die Gefährten es selbst für sich zu tun pflegten. Er wies an, dass, wenn ein Gefangener den Analphabeten das Lesen und Schreiben lehrte, dieser dafür die Freiheit erhalten solle. Ein weiteres Beispiel der Barmherzigkeit des Heiligen ProphetenSAW wird auch durch folgendes Ereignis ersichtlich:
Die Gefährten des Heiligen ProphetenSAW fesselten den Feind Thumamah an eine Säule in der Moschee. Der Heilige ProphetSAW kam zu ihm und fragte: »Oh, Thumamah, was glaubst du, wird man mit dir machen?« Er antwortete: »Ich habe eine gute Erwartung. Wenn du mich tötest, so hast du einen Mörder getötet. Wenn du Güte zeigst, so wird diese von mir wertgeschätzt.« Der Heilige ProphetSAW stellte ihm diese Frage drei Tage lang und er antwortete stets dasselbe. Der Heilige ProphetSAW ordnete schließlich an, Thumamah freizulassen. Thumamah ging zu einem nahegelegenen Dattelgarten und nahm dort ein Bad. Danach betrat er erneut die Moschee, rezitierte die šahāda (das islamische Glaubensbekenntnis) und sprach: »O Muhammad, ich bezeuge, dass ich dein Gesicht am meisten verabscheute, nun aber ist dein Gesicht das von mir am meisten geliebte. Ich bezeuge, dass ich deinen Glauben am meisten ablehnte, doch nun liebe ich deinen Glauben am meisten.«
Wie wahr der Verheißene MessiasAS in seinem Gedicht doch sagte:
کہتے ہیں یورپ کے ناداں یہ نبی کامل نہیں
وحشیوں میں دیں کو پھیلانا یہ کیا مشکل تھا کار
پر بنانا آدمی وحشی کو ہے اِک معجزہ
معنیٔ رازِ نبوّت ہے اِسی سے آشکار
»Die Ignoranten Europas sagen: ›Dieser Prophet ist nicht vollkommen, was war schon schwer daran, den Glauben unter Barbaren zu verbreiten?‹
Jedoch, die Barbaren in noble Leute zu verwandeln, ist ein Wunder, welches das Geheimnis des Prophetentums offenbart.«
Der Heilige ProphetSAW legte sehr viel Wert auf Frieden. Im Friedensabkommen von Hudaibiya ging der Heilige ProphetSAW auf jede einzelne Forderung der Mekkaner ein, um Frieden unter den Stämmen zu etablieren. Danach schrieb der Heilige ProphetSAW Briefe an die Führer der Welt. Trotz der Anstrengungen, Frieden zu etablieren, begangen die Araber Vertragsbruch, und Kriege wurden wieder erzwungen. Die Geschichte zeigt, dass Könige und Eroberer im Krieg stets sehr grausam vorgingen und unter den Feinden viel Blut vergossen. Nach einer Eroberung nahmen die Krieger Siegesposen ein und hielten Festmahle ab.
Noch nie hat es in der Geschichte der Menschheit solch eine vergleichbar friedliche Eroberung gegeben, die ohne Blutvergießen stattfand, wie die Eroberung Mekkas. Der Heilige ProphetSAW vergab jedem einzelnen Mekkaner, darunter jenen, die verantwortlich dafür waren, dass Muslime erniedrigt, gefoltert und ermordet wurden. Der Heilige ProphetSAW vergab allen mit den folgenden Worten: »Es soll an diesem Tag keine Tat geahndet werden. Ich habe euch allen vergeben, denn ich bin ein Bote der Liebe und des Friedens. Ich habe das größte Wissen über Allahs Attribut ›die Quelle des Friedens‹ – Er ist Der, der Frieden gibt. Daher vergebe ich euch allen eure vergangenen Vergehen und ich gebe euch eine Garantie des Friedens und der Sicherheit. Euch steht es frei, in Mekka zu bleiben und eure Religion frei zu praktizieren. Niemand wird in irgendeiner Weise genötigt oder gezwungen.«
An diesem Tag zeichnete sich ein außergewöhnliches und einmaliges Bild für die Mekkaner ab. Am Tage seines größten Sieges sahen sie den Heiligen ProphetenSAW voller Demut und Dankbarkeit folgende Worte wiederholen:
Das Leben hier ist vergänglich, das wahre Leben ist das künftige Leben.
Wir sehen, wie Könige und Herrscher bei Eroberungen Reichtümer anhäufen und Feierlichkeiten veranstalten. Doch der Heilige ProphetSAW handelte auf eine andere Weise, ohne geschmückte Tische und ohne große Festmähler. Selbst am Abend dieses bedeutsamen Tages aß der Heilige ProphetSAW nur getrocknete Brotstücke, getaucht in Essig, verbunden mit dankenden Lobpreisungen Allahs. Diese Demut war nicht nur im Sieg zu erkennen, sondern auch im Umgang mit seinen Gefährten. Diese besondere Liebe des noblen Königs zu seinem Volk und die Liebe des Volkes zu seinem König sehen wir im folgenden Ereignis:
Der Heilige Prophet MuhammadSAW fragte einst seine Gefährten: »Wenn es jemanden gibt, dem ich Unrecht getan habe, so soll er sich erheben und Vergeltung an mir üben.« Ein Gefährte namens Ukasha stand auf und sprach: »Oh Prophet Allahs! … Einst in einer Schlacht traf Ihr Stock mich auf dem Rücken.« Der Heilige ProphetSAW sagte sofort: »Bei der Herrlichkeit Gottes! Der Prophet Allahs kann dich nicht absichtlich geschlagen haben.« Daraufhin ließ er den Stock bringen, um diesen UkashaRA zu übergeben. Die GefährtenRA sagten zu diesem, er solle seine Vergeltung lieber an ihnen üben. Der Heilige ProphetSAW hingegen forderte jeden auf, sich wieder hinzusetzen und wies UkashaRA an, zu beginnen. Doch UkahsaRA sagte: »Oh Prophet Allahs! Als Ihr mich traft, trug ich kein Gewand. Daraufhin hob der Heilige ProphetSAW das Gewand. Als Ukasha die Haut des ProphetenSAW erblickte, umklammerte er ihn, fing an, ihn zu küssen und sagte: »Oh Prophet Allahs! Wer wird es wohl vermögen, Vergeltung an euch zu üben?«
Auch in unserem Zeitalter hat Allah der Welt einen wahren Diener des Heiligen ProphetenSAW, den Verheißenen MessiasAS, geschenkt, um durch ihn die Welt aus der Dunkelheit wieder ans Licht zu führen. Der Verheißene MessiasAS sagte: »Es wäre mir nicht möglich gewesen, diese Gnade zu erhalten, wenn ich nicht in die Fußstapfen meines Herrn und Meisters, des Stolzes der Propheten und Besten der Menschheit, Hadhrat Muhammad MustafaSAW, getreten wäre. Insofern, was immer ich erlangt habe, habe ich erlangt, indem ich ihm gefolgt bin, und ich weiß mit wahrer und vollkommener Überzeugung, dass kein Mensch zu Gott gelangen kann, ohne jenem Propheten zu folgen.«
Heute hat Allah die Ahmadiyya Muslim Jamaat mit dem Kalifat gesegnet, der Nachfolgeschaft des Verheißenen MessiasAS. Dadurch wird die spirituelle Reform des Heiligen ProphetenSAW in die gesamte Welt getragen. Der Kalif der Zeit verkörpert die Vorzüge der vergangenen Propheten. Gott verleiht ihm das Wissen und die Weisheiten der Früheren. Gott, der die Quelle allen Wissens und aller Weisheit ist, unterstützt ihn und gibt ihm Rechtleitung. Durch die göttliche Hand kann der Kalif die Schöpfung aus der irdischen Dunkelheit in das himmlische Licht führen. So sind die Bemühungen des Imams der Ahmadiyya Muslim Jamaat, Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA, um die Welt aus der irdischen Dunkelheit herauszuführen, deutlich sichtbar. Sich an die Oberhäupter der Welt richtend, sagte Seine Heiligkeit, Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA:
»In diesem kritischen Moment der Geschichte glaube ich von ganzem Herzen, dass es nur einen Weg gibt, die großen Herausforderungen unserer Zeit meistern zu können. Es gibt nur einen Weg, der uns zum Heil führen und uns aus dieser Welt der Kriege und Konflikte befreien kann – und das ist der Weg des allmächtigen Gottes. Frieden liegt nicht in Macht oder Reichtum, sondern in der Wiege des allmächtigen Gottes. Daher ist es das Gebot der Stunde, dass die Menschheit ihren Schöpfer erkennt.«
Es steht außer Frage, dass mit jedem vergehenden Tag die Welt instabiler und gefährlicher wird. Die Corona Pandemie hat die Welt in Zaum gehalten und fast alle Nationen und Völker in Mitleidenschaft gezogen. Die Massenmigration führt dazu, dass es nun auch in der westlichen Gesellschaft zu Unruhen kommt. Ökonomische Instabilität und Finanzkrisen haben viele Teile der Welt getroffen. Große Regierungen und Konzerne sind mit Schulden belastet oder werden bereits davon erdrückt. International haben sich Blöcke gebildet, wobei Wirtschaftskriege die neue Norm sind. Der Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan ist eine permanente Quelle der Unruhe. Gleichermaßen stören Spannungen zwischen Israel und Palästina weiterhin den Frieden in der gesamten Region. Hier sind Zorn und Feindseligkeiten sehr gefährlich und können jederzeit überkochen und eskalieren. Wir sehen die ernste Lage in der Ukraine. Die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China steigen. Die daraus resultierende Inflation und steigenden Energiepreise treffen die Weltwirtschaft hart. Eine extreme und nun sehr greifbare Angst ist, dass das, was wir heute erleben, jeden Moment zu einer noch größeren globalen Katastrophe eskalieren könnte, deren Folgen jenseits unserer Vorstellungskraft liegen.
Bereits im Jahre 2012 schrieb Seine Heiligkeit, Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA, an den damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika: »Sollten in den kleineren Ländern die Konflikte nicht durch Politik und Diplomatie gelöst werden können, werden neue Blöcke und Lager auf der politischen Weltkarte entstehen. Dies wird letztendlich der Wegbereiter für den Ausbruch eines Dritten Weltkriegs werden. Infolgedessen bin ich davon überzeugt, dass es weitaus wichtiger, ja essentiell ist, unsere Bemühungen dringend zu intensivieren, um die Welt vor einer Zerstörung zu retten.«
Wir erleben turbulente Zeiten. Doch genau für diese Zeiten hat uns der Heilige ProphetSAW Folgendes mit auf den Weg gegeben. Er sagte: »Kriege werden ausbrechen und Irreleitung sich weit verbreiten. Falls du in dieser Zeit einen Kalifen findest, schließe dich ihm an und löse dich nicht von ihm, auch wenn dein Körper zerstückelt und dir dein ganzes Hab und Gut entrissen wird.«
Durch Allahs Gnade hat die Ahmadiyya Muslim Jamaat die Segnung des Kalifats erhalten, welche uns den Weg aus der Finsternis der Unruhe in das Licht des wahren Friedens aufzeigt.
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