von Musa Sattar, MSc
Der Ramadan ist für Muslime auf der ganzen Welt ein Monat der Besinnung, der Gebete und des Fastens. Vor Kurzem fragte mich mein Sohn, ob das Fasten im Ramadan neben den spirituellen Vorteilen auch gesundheitliche Vorteile mit sich bringe. Von seiner Frage fasziniert, suchte ich nach wissenschaftlichen Belegen für diese Feststellung. Zu meinem Erstaunen entdeckte ich, dass es eine wachsende Zahl von Forschungsergebnissen über die gesundheitlichen Vorteile des Fastens jenseits der religiösen Praxis gibt.
In diesem Artikel werde ich wissenschaftliche Studien vorstellen, die den Nutzen des Fastens für die Gesundheit belegen, und erörtern, wie man diese Erkenntnisse über den Monat Ramadan hinaus zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens nutzen kann.
Ob Sie nun ein Muslim sind, der den Ramadan einhält, oder jemand, der sich für die Vorteile des Fastens interessiert, erfahren Sie im Folgenden mehr über die erstaunlichen gesundheitlichen Vorteile, die das Fasten bietet.
Gewichtsabnahme und Verbesserung des Stoffwechsels
Mehrere Studien haben gezeigt, dass Fasten zu einer Gewichtsreduzierung führen und den Stoffwechsel verbessern kann. Eine von Krista A. Varady et al. durchgeführte randomisierte kontrollierte Studie ergab, dass alternierendes Fasten (Alternate-Day-Fasting, ADF) bei nicht fettleibigen Erwachsenen zu einer signifikanten Gewichtsabnahme und verbesserten Stoffwechselwerten führte. Ein Beitrag von Rafael de Cabo und Mark P. Mattson, Neurowissenschaftler am National Institute on Aging und der Johns Hopkins University School of Medicine, fasst die Belege für die gesundheitlichen Vorteile des intermittierenden Fastens zusammen, darunter eine verbesserte Glukoseregulierung und geringere Entzündungen.
In ähnlicher Weise untersuchte eine vom Imperial College London Diabetes Center (ICLDC) durchgeführte und in der Zeitschrift Nutrients veröffentlichte Studie die Auswirkungen des Fastens im Ramadan auf den Energiestoffwechsel und die allgemeine Gesundheit. Die Studie deutet darauf hin, dass eine zeitlich begrenzte Ernährung während des Ramadan, wenn sie achtsam durchgeführt wird und auf die Art der Lebensmittel, die Menge und das Maß an körperlicher Aktivität geachtet wird, potenzielle gesundheitliche Vorteile wie eine Gewichtsabnahme bieten kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fasten in verschiedenen Formen das Potenzial hat, das Körpergewicht (durchschnittlich 3-7 %), das Körperfett (durchschnittlich 3-5,5 kg), den Gesamtcholesterinspiegel (10-21 %) und die Triglyceride (14-42 %) bei Personen verschiedener Gewichtsklassen, einschließlich normalgewichtiger, übergewichtiger und fettleibiger Personen, zu senken.
Schutz vor altersbedingten Krankheiten
Fasten schützt nachweislich auch vor altersbedingten Krankheiten. In einer von Sebastian Brandhorst et al. durchgeführten Studie verbesserte das Scheinfasten (Fasting Mimicking Diet oder FMD) die Parameter für Alterung, Diabetes, Krebs und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei gesunden Menschen. Die in der Zeitschrift Nature Aging veröffentlichte Studie von Longo et al. fasst die Belege für die schützende Wirkung des intermittierenden Fastens gegen altersbedingte Krankheiten zusammen. Eine kleinere Studie legt nahe, dass längeres Fasten dazu beitragen kann, einige der negativen Auswirkungen einer Chemotherapie auf den menschlichen Körper zu verringern.
Verbesserte Blutzuckerwerte
Ebenso nachweislich verbessert Fasten die Blutzuckerwerte von Menschen mit Diabetes. In einer in der Zeitschrift Cell veröffentlichten Forschungsarbeit wurde festgestellt, dass das Scheinfasten Mäusen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes half, mehr Insulin zu produzieren. Dies führte zu einer besseren Regulierung ihres Blutzuckerspiegels. Regelmäßiges Fasten kann Menschen mit metabolischem Syndrom helfen, indem es ihre Blutzucker- und Fettwerte verbessert. Dies trägt auch zur Verringerung der Insulinresistenz bei, wie eine kürzlich im International Journal of Endocrinology veröffentlichte Studie zeigt.
Geringere Entzündungen
Auch Entzündungen im Körper werden durch Fasten nachweislich reduziert. Mark P. Mattson und sein Kollege erörterten in der Zeitschrift Cell Metabolism die molekularen und zellulären Mechanismen, die den gesundheitlichen Vorteilen des Fastens zugrunde liegen, wie etwa die Verringerung von oxidativem Stress und Entzündungen. Längeres Fasten kann sich positiv auf die Zusammensetzung der Darmmikrobiota und die Immunfunktion auswirken. Die im American Journal of Physiology veröffentlichte Studie legt nahe, dass eine drastische Reduzierung der Nährstoffmenge in regelmäßigen Abständen das Wachstum nützlicher Bakterien fördern, die Produktion nützlicher Substanzen anregen und physische Veränderungen im Darmmikrobiom bewirken kann.
Verbesserte Gehirnfunktion
Fasten verbessert nachweislich auch die Gehirnfunktion. Eine Studie über intermittierendes Fasten (IF) hat in Tierversuchen gezeigt, dass es positive Auswirkungen auf gehirnbezogene Krankheiten hat. Obwohl die klinischen Studien noch in den Anfängen stecken, hat es den Anschein, dass das Intervallfasten bei gesunden Menschen keine kurzfristigen kognitiven Vorteile hat. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass IF zum Schutz vor der Entwicklung neurologischer Störungen beitragen kann. In ähnlicher Weise fanden Valter D. Longo und Mark P. Mattson in ihrer Forschung heraus, dass Scheinfasten die Werte der Gehirnfunktion bei Mäusen verbesserte.
Die Vorteile des Fastens über den Ramadan hinaus nutzen
Der Ramadan ist zwar eine religiöse Fastenzeit, aber die Vorteile des Fastens können auch über diesen Monat hinaus genutzt werden, um Gesundheit und Wohlbefinden zu verbessern. Im Folgenden werden einige Möglichkeiten vorgestellt, wie Sie die Vorteile des Fastens in Ihrem täglichen Leben nutzen können:
Intermittierendes Fasten oder Intervallfasten: Beim intermittierenden Fasten wechseln sich Fasten- und Essensphasen ab. Es gibt mehrere Möglichkeiten, intermittierendes Fasten zu praktizieren, darunter die 16/8-Methode (16 Stunden fasten und in einem 8-Stunden-Fenster essen) oder die 5:2-Methode (5 Tage lang normal essen und an 2 nicht aufeinander folgenden Tagen die Kalorienzufuhr auf 500-600 Kalorien beschränken). Lassen Sie sich von einem Arzt beraten, bevor Sie eine neue Diät beginnen.
Zeitlich begrenztes Essen: Bei der zeitlich begrenzten Ernährung wird die Nahrungsaufnahme auf ein bestimmtes Zeitfenster am Tag beschränkt, z. B. auf 12 Stunden oder weniger. Dies kann sich positiv auf die Gesundheit auswirken, unter anderem durch eine Verbesserung des Stoffwechsels und eine Gewichtsabnahme.
Fasting Mimicking Diet oder Scheinfasten: Beim Scheinfasten wird über einen Zeitraum von 3 bis 5 Tagen eine kalorienarme Diät durchgeführt. Diese Diät hat nachweislich ähnliche gesundheitliche Vorteile wie reines Wasserfasten, z. B. eine Verbesserung des Stoffwechsels und eine Verringerung von Entzündungen. Lassen Sie sich von einem Arzt beraten, bevor Sie mit dem Scheinfasten beginnen.
Achtsames Essen: Achtsames Essen bedeutet, beim Essen auf den gegenwärtigen Moment zu achten und sich der Hunger- und Sättigungssignale bewusst zu sein. Dies kann dazu beitragen, übermäßiges Essen zu vermeiden und die allgemeinen Ernährungsgewohnheiten zu verbessern. Die Einbeziehung von Achtsamkeitspraktiken in den Alltag, wie Meditation oder Yoga, kann sich ebenfalls positiv auf die geistige und körperliche Gesundheit auswirken.
Es gibt immer mehr Belege aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen, die zeigen, dass Fasten viele Vorteile für die körperliche Gesundheit hat, und zwar für verschiedene Körperfunktionen. Obwohl der Heilige Qur’an die Vorteile des Fastens anerkennt, ist das wissenschaftliche Verständnis der Auswirkungen des Fastens auf den Körper noch nicht vollständig. Es ist unbestreitbar, dass das Fasten im Ramadan, wie es im Heiligen Qur’an und in den Lehren des Heiligen Propheten (saw) empfohlen wird, bedeutende spirituelle und mentale Vorteile bietet. Diese Praxis bietet eine einzigartige Gelegenheit, unseren Geist zu erfrischen und unsere Spiritualität zu beleben.
Über den Autor: Musa Sattar hat einen MSc in Pharmaceutical Analysis von der Kingston University und ist außerdem Assistant Manager von The Review of Religions und stellvertretender Redakteur der Rubrik Wissenschaft und Religion.
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