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Die Rolle der US-Politik bei der Gründung des Staates Israel und der Teilung Palästinas

Die Entstehung Israels und die Teilung Palästinas sind in erheblichem Maße mit der US-Politik verbunden

von Danyyal Azher Tariq

Dieser Israel-Palästina Konflikt hat tiefgreifende historische Wurzeln und politische Dimensionen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen. Um ein umfassendes Verständnis für die historischen Ursprünge und die (geo-)politischen-strategischen Aspekte dieses komplexen Konflikts zu erlangen, ist es entscheidend, sich eingehender mit der Rolle der USA und der UN auseinanderzusetzen.

In den 1920er Jahren übertraf die arabische Bevölkerung in Palästina bei weitem die der Christen und Juden. Kapitän Thomas E. Lawrence (auch bekannt als Lawrence von Arabien) berichtete von den Spannungen in der Region, da arabische Bauern nicht bereit waren, ihr Land an jüdische Siedler abzugeben. Ursprünglich beschränkte sich der Konflikt auf soziale Auseinandersetzungen zwischen den zionistischen Siedlern und den ansässigen arabischen Bauern. Dies drohte zu einem anhaltenden Konflikt zu führen. Lawrence von Arabien warnte davor, dass »der ganze Einfluss der Juden auf Europas Finanzen nicht ausreichen würde, um die Araber von ihrer ablehnenden Haltung abzubringen oder gar Schlimmeres zu vermeiden.«[1]

In den 1940er Jahren gab es Widerstand gegen die Gründung des Staates Israel von hochrangigen US-Beamten, darunter General George Marshall, der sich für die Schaffung eines einzigen Staates mit allgemeinen Wahlen einsetzte. General Marshall betonte, »Würden wir die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina unterstützen, so würden wir damit in Wirklichkeit die extremen Ziele des politischen Zionismus zum Nachteil der globalen Sicherheitsinteressen der USA unterstützen.«[2]

Auch Botschafter Loy Henderson, Abteilungsdirektor für den Nahen Osten im US-Außenministerium, sprach sich gegen die Aufteilung Palästinas zwischen Arabern und Juden aus. Er argumentierte, dass die Teilung den Selbstbestimmungs- und Mehrheitsgrundsatz missachten würde und »zukünftig zu unvorhersehbaren Problemen führen«[3] könnte. Henderson betonte, dass die USA »Prestigeeinbußen in der arabischen Welt erleiden«[4] würden, falls sie die Gründung eines jüdischen Staates befürworten.

Für die USA war die Entscheidung keineswegs leicht. Sie befanden sich in einer heiklen Lage, da sie ihre Beziehungen zu den arabischen Ländern wahren wollten, die geschlossen gegen die Teilung waren. Die US-Regierung war jedoch auf gute Beziehungen zu den Führern dieser Länder angewiesen, da sie wichtige Öllieferanten waren.[5]

Außen- und Verteidigungsministerium sprachen sich 1947 gegen die Teilung aus, da sie Bedenken wegen der Spannungen mit den arabischen Ländern hegten. Präsident Harry S. Truman zögerte und stellte die Teilung in Frage. Es gab erhebliche Unsicherheit in der US-Regierung über die zukünftige Politik in Palästina.[6]

Die Idee eines jüdischen Staates in Palästina fand indes nicht nur breite Zustimmung unter den amerikanischen Zionisten, sondern auch bei der Mehrheit der amerikanischen Juden. Sie erhielt ebenfalls erhebliche Unterstützung von der nicht-jüdischen Bevölkerung der USA und dem US-Kongress.[7]

Obwohl die USA ein Interesse an Palästina zeigten, beruhte Trumans Entscheidung zur Unterstützung der Teilung von Palästina und zur Gründung des Staates Israel nicht auf strategischen Überlegungen, sondern war primär von seinem Wahlkampf-Opportunismus geprägt. »In den USA standen die Präsidentschaftswahlen an, und Truman war auf Stimmensuche. In Illinois und New York hoffter er auf Mehrheit, dort lebten viele amerikanische Juden.«[8] Schließlich, unter politischem Druck und dem Blick auf die Wiederwahl und die Stimmen der jüdischen Gemeinschaft in den USA, stimmte Truman der Teilung Palästinas zu.[9]

Truman hatte einen erheblichen Einfluss auf die Entscheidung vieler UN-Mitglieder, die aus verschiedenen Gründen auch für die Teilung Palästinas stimmten. Einige Länder wie Frankreich, Polen und Brasilien, die hauptsächlich katholisch waren, sahen die Notwendigkeit einer internationalen Verwaltung Jerusalems, um den langfristigen Zugang zu heiligen Stätten wie der Grabeskirche, dem Ölberg und anderen Pilgerzielen für Christen zu sichern, ohne dabei von einem jüdischen oder muslimischen Staat abhängig zu sein.[10]

Am 29. November 1947 verabschiedete die UN-Vollversammlung unter der Leitung des brasilianischen Botschafters Oswaldo Aranha die Resolution Nr. 181 der Vereinten Nationen. Diese historische Resolution, auch als »1947 UN Partition Plan« bekannt, legte einen Plan zur Aufteilung des Gebiets Palästina fest. Sie sah vor, dass Palästina in drei separate Einheiten aufgeteilt werden sollte: einen jüdischen Staat, einen arabischen Staat und eine internationale Zone um Jerusalem.[11]

Das Abstimmungsergebnis gestaltete sich folgendermaßen: Zu den 33 Mitgliedsländern, die für die Teilung stimmten, zählten unter anderem Frankreich, die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten. Demgegenüber lehnten 13 Staaten, darunter die Nachbarländer Palästinas wie Ägypten, der Libanon und Syrien, ihre Zustimmung ab. Großbritannien, das zuvor die Herrschaft über das Gebiet hatte, enthielt sich der Abstimmung. An diesem entscheidenden Tag wurde die erforderliche Zweidrittelmehrheit erreicht.

Die UN-Generalversammlung legte fest, dass Jerusalem unter internationaler Verwaltung stehen sollte. Von dem verbleibenden Territorium erhielten die Palästinenser etwa 43 Prozent, während die jüdische Bevölkerung etwa 56 Prozent des Landes zugewiesen bekam.[12]

Abb. 2: Landkarte Israel/Palästina: Gebiete und Grenzen im Wandel der vergangenen 75 Jahre
Quelle: https://www.cjpme.org/history 

Am 14. Mai 1948 verkündete David Ben-Gurion die Gründung des Staates Israel.  Zur gleichen Zeit stimmte der sowjetische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Yakov A. Malik, für die Anerkennung Israels. Diese Geste drückte auch die Bestrebungen zur Versöhnung nach dem Holocaust aus, bei dem Millionen von Juden sowie andere Gruppen durch Gaskammern, Konzentrationslager und Hinrichtungen in verschiedenen europäischen Ländern ermordet wurden.[13]

Mohammed Hasan Scheich Yusef, gebürtiger Palästinenser, hörte es im Radio und las es in der Zeitung, wollte jedoch nicht wahrhaben, dass sein Wohnort nun Teil des neuen Staates Israel war: »Wir fühlten uns hoffnungslos. Wir konnten nichts machen. Es war ein schlimmes Gefühl der Erniedrigung. Ich weinte.«[14]

Kurz nach Israels Unabhängigkeitserklärung erfolgte die diplomatische Anerkennung durch die USA und die Sowjetunion. Die arabischen Staaten, darunter Ägypten, Jordanien, Syrien, der Libanon, der Irak und Saudi-Arabien, reagierten rasch und marschierten am 16. Mai 1948 in Israel ein.[15]

Dies war der Beginn einer neuen Ära im Nahen Osten, woran sich der nunmehr 75 Jahre anhaltende Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern entfachte. Der Palästinakonflikt bleibt ein zentrales Problem in der internationalen Politik und ist eine der drängendsten Herausforderungen für den Frieden in der Region und weltweit.


[1] Bandeira, Luiz: Der zweite Kalte Krieg – Zur Geopolitik und strategischen Dimension USA (2016).
[2] Ebd.
[3] Ebd.
[4] Ebd.
[5] Vgl. Schäuble, Martin: Die Geschichte der Israelis und Palästinenser (2007).
[6] Vgl. ebd.
[7] https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/29821/die-usa-israel-und-der-nahost-konflikt/
[8] Schäuble, Martin: Die Geschichte der Israelis und Palästinenser (2007).
[9] Vgl. Bandeira, Luiz: Der zweite Kalte Krieg – Zur Geopolitik und strategischen Dimension USA (2016).
[10] Vgl. Schäuble, Martin: Die Geschichte der Israelis und Palästinenser (2007).
[11] Vgl. Bandeira, Luiz: Der zweite Kalte Krieg – Zur Geopolitik und strategischen Dimension USA (2016).
[12] https://www.lpb-bw.de/geschichte-palaestinas
[13] Vgl. Bandeira, Luiz: Der zweite Kalte Krieg – Zur Geopolitik und strategischen Dimension USA (2016).
[14] Mohammed Hasan Scheich Yosef in Schäuble, Martin: Die Geschichte der Israelis und Palästinenser (2007).
[15] https://www.lpb-bw.de/geschichte-palaestinas


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