Reflexionen

Genügen meine Bemühungen?

Bedenken eines Muslims.

Amtul-Wakiel Ahmad, Deutschland

Den Weg zum Schöpfer beschreitend, begegnet ein Diener Allahs vielen Herausforderungen. Dabei kommen ihm immer wieder Fragen und Bedenken auf. Es äußert sich ein Wunsch auf Verbesserung und Zufriedenheit. Er stellt sich die Frage, ob er den richtigen Weg für sein Ziel eingeschlagen hat. Reichen seine Fähigkeiten und Bemühungen aus, um das Ziel zu erreichen? Gibt es überhaupt einen Punkt, wo es kein Weiter mehr gibt?

Dieser Prozess ist vergleichbar mit einem Schüler, der für eine große Prüfung lernt, wobei er weder das Datum der Prüfung kennt, noch kann er mit Gewissheit die Schwierigkeit dieser bevorstehenden Prüfung deuten. Auf den ersten Blick erscheint ihm die Vorbereitung auf diese Prüfung unmöglich, jedoch steht ihm ein Leitfaden zur Verfügung, an den er sich halten kann. 

Auf ähnliche Weise bereitet sich ein Muslim auf das Leben nach dem Tod vor. Er weiß nicht, wann sein Tod eintreffen wird. Doch der Heilige Qur’an – die Richtschnur für die Rechtschaffenen – zeigt ihm den Weg zu seinem Ziel und nennt einige wichtige Eigenschaften und Attribute des allmächtigen Prüfers. Abgesehen davon hört und sieht der Allmächtige alle Taten und antwortet Selbst auf die Fragen und Bedenken Seiner Diener und beschenkt sie aus Seinen unerschöpflichen Segnungen und ebnet den Weg zum Ziel.

Kein Platz für Pessimismus im Islam

In jedem Gebet und vor jeder Unternehmung rezitieren Muslime diese kraftvollen und trostspendenden Worte: 

»Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.« (Der Heilige Qur’an 1:1)

Unser Herr ist ein sehr wohlwollender und barmherziger Gott. Auch in Sure Az-Zumar sagt Allah, der Erhabene:

»O Meine Diener, die ihr euch gegen eure eigenen Seelen vergangen habt, verzweifelt nicht an Allahs Barmherzigkeit, denn Allah vergibt alle Sünden; Er ist der Allverzeihende, der Barmherzige.« (Der Heilige Qur’an 39:54)

Der Gläubige wird ganz klar vor Pessimismus gewarnt und ihm gleichzeitig zur Bitte um Vergebung (istiġfār) geraten. Denn Allah vergibt alle Sünden – außer den Götzendienst (širk). Im Islam gibt es dementsprechend keinen Grund für Hoffnungslosigkeit. 

Auf der anderen Seite jedoch heißt es, dass »Allah streng im Strafen« ist (Der Heilige Qur’an 8:26). Auch die Attribute Al-Muntaqim (der Vergeltende) und Aḍ-Ḍārr (der Schadende) lassen auf den ersten Blick einen strengen und furchtbaren Gott erkennen. 

Man überlege sich jedoch, was wäre, wenn Allah nicht die strafende Eigenschaft hätte und die Menschen sich nicht vor der Strafe fürchten würden. Die Gebete würden ihren Sinn verlieren und das Begehen von Sünden wäre kein Grund zur Sorge. Umgekehrt verhält es sich bei der Barmherzigkeit. Wenn sich diese Eigenschaft von einem wohlwollenden Gott nicht offenbaren würde, wäre die Menschheit gefangen in einer Hoffnungslosigkeit und das Flehen in den Niederwerfungen und das Zeigen von Reue würden sinnlos. 

Auf dem Weg eines Dieners wird es immer Höhen und Tiefen geben und diese sind ein Teil der Prüfung. 

»Und unter den Menschen ist manch einer, der Allah halbherzig dient. Wenn ihn Gutes trifft, so ist er damit zufrieden; trifft ihn aber eine Prüfung, dann kehrt er zu seinem (früheren) Weg zurück. Er verliert diese Welt so gut wie die künftige. Das ist ein offenbarer Verlust.« (Der Heilige Qur’an 22:12)

Sowohl am Hoch- als auch am Tiefpunkt sind das Eigenverhalten und die Beziehung zu Allah, dem Erhabenen, außerordentlich bedeutend für den weiteren Weg. Wahre Gottesfürchtige (muttaqīn) sind jene, die in allen Phasen des Lebens sagen رَبُّنَا اللہُ »Unser Herr ist Allah« (Der Heilige Qur’an 41:31) und ihr ganzes Vertrauen nur auf Allah setzen und Geduld zeigen.

Das Streben nach Verbesserung

Die Aufgabe eines jeden Muslims ist es, die Rechte und Pflichten sowohl der Mitmenschen als auch von Allah zu erfüllen. Weltliche Ehre und Ruhm sind nicht Ziel dieser Sache. Es geht allein um das Wohlgefallen Allahs. 

In der heutigen Gesellschaft werden Reichtum, hohe Karrierepositionen und weltliche Urkunden und Auszeichnungen als Maßstab für die Erlangung von Ehre und Respekt gesetzt. Wohingegen Allah in Sure Yunus, Vers 66 sagt:

»Und lass dich durch ihre Rede nicht betrüben. Alle Ehre liegt allein bei Allah. Er ist der Allhörende, der Allwissende.« (Der Heilige Qur’an 10:66)

Es ist einzig und allein Allah, der die Menschen in ihrer Ehre erhöhen oder erniedrigen kann. Die von Menschen erdachte Achtung und Anerkennung hat keinen Wert vor Ihm.
Doch es liegt in der Natur des Menschen, sich mit seinen Mitmenschen zu messen. Es ist ein natürlicher Instinkt, welches sich schon bei Kindern feststellen lässt. Der Mensch sehnt sich nach Anerkennung und Lob. Doch was ist besser, als von Allah selbst diese Anerkennung zu erhalten? 

Wahrer Frieden und wahre Zufriedenheit können nur durch Allah erlangt werden und dies erhält nur jener, der diesem Lohn gerecht wird. Dieser Lohn ist nur für die Geduldigen und Standhaften. Was es braucht, ist eine Gewissheit im Herzen, dass die Bemühungen nicht unbelohnt bleiben und dass Allah jeden gerecht behandelt. Auch wenn keine menschliche Seele im Diesseits die Belohnungen für die Anstrengungen und Bemühungen eines Gläubigen zu verstehen weiß, gibt es einen Allsehenden, den Genügenden, der die Ränge Seiner Diener im Himmel erhöht. 

Der Verheißene MessiasAS schreibt in einem seiner Werke das folgende Gebet für die Gottessuche:

»O mein allmächtiger Gott, mein geliebter Führer. Zeige Du uns den Weg, auf dem Dich die Wahrhaftigen und Reinen erlangen; und bewahre uns vor jenen Pfaden, deren Ziel nur Begierde, Groll, Argwohn oder die Gier nach weltlichen Dingen ist. Amin« (Botschaft der Versöhnung, Seite 15, 2014, Verlag Der Islam)

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