Wissenschaft

Jenseits der Welt: Gott im Zeitalter der Wissenschaft

Weißt du, was das schönste Gespräch in der Geschichte der Menschheit gewesen ist? Es fand zwischen dem Heiligen Propheten MuhammadSAW und dem Mann statt, der später der erste Kalif der Muslime werden sollte: Hadhrat Abu BakrRA, der Wahrhaftige. Er war ein wohlhabender und angesehener Kaufmann, der weit weg von seiner Heimatstadt Mekka, tief in der […]

Weißt du, was das schönste Gespräch in der Geschichte der Menschheit gewesen ist? Es fand zwischen dem Heiligen Propheten MuhammadSAW und dem Mann statt, der später der erste Kalif der Muslime werden sollte: Hadhrat Abu BakrRA, der Wahrhaftige. Er war ein wohlhabender und angesehener Kaufmann, der weit weg von seiner Heimatstadt Mekka, tief in der arabischen Wüste, umhergereist war.

Bei seiner Rückkehr kamen ihm lachend die Oberhäupter seiner Stadt entgegen. Sie sagten, sein Freund MuhammadSAW hätte behauptet, Botschaften von Gott erhalten zu haben, die von Engeln übermittelt worden wären. Hadhrat Abu BakrRA verließ die arabischen Oberhäupter. Er eilte zum Heiligen ProphetenSAW und fragte ihn: »Haben Sie diesen Anspruch erhoben?« Der Heilige ProphetSAW gab ihm keine direkte Antwort. Denn er wollte ihm seinen Anspruch und die damit verbundenen Umstände erklären. Aber Hadhrat Abu BakrRA wollte nichts davon hören: »Haben Sie diesen Anspruch erhoben?« Wieder gab ihm der Heilige ProphetSAW keine konkrete Antwort. Hadhrat Abu BakrRA fragte noch einmal: »Haben Sie diesen Anspruch erhoben?« Schließlich lenkte der Heilige ProphetSAW ein und sagte: »Ja, ich habe diesen Anspruch erhoben.« Daraufhin erklärte Hadhrat Abu BakrRA: »Ich bezeuge, dass Sie ein Gesandter Gottes sind.« Er sagte, wenn er sich auf irgendein Argument eingelassen hätte, so hätte das die Qualität seines Glaubens beeinträchtigt.

Szientismus
Glaube. Heute ist es zu einem Schmutzwort geworden. Seine wahre Bedeutung ist unklar geworden, seine Assoziationen werden von einer intellektuellen Elite verspottet, die glaubt, dass die wissenschaftliche Methode der Schlüssel zur Erlösung der Menschheit sei. Ihr Standpunkt mag vielleicht eine gewisse Berechtigung haben. Der enorme materielle Fortschritt, den die wissenschaftliche Revolution in den letzten Jahrhunderten gebracht hat, ist für alle klar ersichtlich. Unser Fortschritt in der Medizin und Technologie ist das Ergebnis dieser wissenschaftlichen Untersuchung, bei der wir empirische Daten sammeln und unsere Hypothesen mit Experimenten testen. Ihre Früchte haben die Art, wie wir leben, radikal verändert. Aber heute wird Wissenschaft nicht nur als Instrument zur Verbesserung unserer Lebensqualität eingesetzt, sondern auch als Waffe, die direkt auf das Herz der Religion ausgerichtet ist. Die führenden Atheisten unserer Zeit, wie Richard Dawkins und Sam Harris, neigen dazu, etablierte Wissenschaftler zu sein. Sie und ihre Anhänger glauben, dass die Menschheit der Macht der modernen Wissenschaft nachgeben muss, um uns von den Fesseln des alten Aberglaubens zu befreien. Es wird bemerkt, dass ihr missionarischer Eifer die Wissenschaft als ihren neuen Gott anzusehen der religiösen Inbrunst in keiner Weise nachsteht. Der vorausdenkende Philosoph und Mathematiker David Berlinski kommentiert:

»Der Angriff auf das traditionelle religiöse Denken markiert die Konsolidierung der Wissenschaft in unserer Zeit als das einzige Glaubenssystem, in dem rationale Männer und Frauen ihren Glauben und wenn nicht ihren Glauben, dann sicherlich ihre Hingabe einsetzen können… Und wie jede andere militante Kirche stellt diese eine vertraute Forderung vor alle anderen: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.«1

Die Anhänger dieser Philosophie, die oft als »Neo-Atheisten« bekannt sind, glauben, dass es grundsätzlich irrational ist, an einen Gott zu glauben, dessen Existenz nicht durch empirische Beweise belegt ist. Sie stellen die wissenschaftliche Methode als das wichtigste Mittel dar, mit dem wir die Geheimnisse der Realität entdecken sollten. Für sie ist jede Wahrheit, die nicht durch wissenschaftlichen Einklang bestätigt wurde, überhaupt keine Wahrheit. Vielmehr ist es bestenfalls Wunschdenken und schlimmstenfalls Ignoranz.

Das häufigste Argument der Anhänger dieser Weltanschauung, die oft als »Szientismus« bezeichnet wird, ist, dass es einfach keinen Beweis für Gott gibt. Mit Beweismitteln meinen ihre Befürworter empirische Beweise – Daten, die als objektive Darstellung der physischen Realität um uns herum agieren. Die Existenz Gottes wird wie jede andere Hypothese behandelt, und daher wird von ihr ein gleichwertiger Nachweis verlangt. Schließlich argumentieren die Neo-Atheisten, wenn wir unser Leben damit verbringen sollen, ein Wesen anzubeten, zu lieben und zu fürchten, sollte seine tatsächliche Existenz mindestens so gut etabliert sein wie unsere wissenschaftlichen Theorien der Physik und Chemie. Subjektive persönliche Erfahrungen reichen dabei nicht aus. Was wir brauchen, ist ein handfester Beweis.

Die Torheit des Neo-Atheismus
Dabei ist der moderne Theist typischerweise einem Nachteil ausgesetzt. Kein Theist kann irgendwohin zeigen und sagen: »Schau mal, da ist Gott«, noch eine algebraische Gleichung schreiben, die als Lösung »Gott« ergeben würde. Während die Forderung nach Beweisen berechtigt ist, ist die Forderung nach der Art von Beweisen allerdings völlig unangemessen. Wenn die Neo-Atheisten empirische Beweise wollen – direkte physische Beweise für die Existenz Gottes – dann haben sie in ihrem blinden Eifer, den Namen der Wissenschaft zu wahren, deren Grundlage vergessen: nämlich die Untersuchungsmethode muss dem untersuchten Objekt entsprechen. Wenn wir eine falsche Untersuchungsmethode anwenden, werden wir unweigerlich die falschen Beweise erhalten und unsere Bemühungen werden umsonst sein. Um das Innenleben von Zellen zu beobachten, reicht ein Teleskop nicht aus. Zur Einschätzung der Erdbebenaktivität wird ein Geigerzähler wohl nicht ausreichen. Unser Ansatz muss also auf das untersuchte Objekt zugeschnitten sein.

Der Heilige Qur’an sagt deutlich, dass Gott das Licht der Himmel und der Erde ist, und dass Gott dem Menschen näher ist als seine Halsschlagader. Das bedeutet wiederum, dass Er keine physikalische Einheit ist. 
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Gott ist kein Gegenstand. Er ist kein physisches Objekt noch ist er eine Verbindung physikalischer Stoffe. Vielmehr wird er als Schöpfer und Erhalter aller physischen Dinge angesehen. Es ist offensichtlich, dass der Schöpfer des Universums nicht physisch das Universum sein kann, denn das Transzendente kann nicht im Immanenten gehalten werden – das, was seiner Natur nach jenseits von Materie, Energie, Raum und Zeit ist, kann nicht auf sie beschränkt werden. Für ein solches Wesen ist die Suche nach physischem, empirischem Beweismaterial völlig unangemessen und führt zwangsläufig zu Frustration und Verzweiflung.

Die Grenzen der empirischen Beweisführung
In dieser Hinsicht ist Gott nicht allein. Der allgemein befolgte wissenschaftliche Konsens bestätigt unwissentlich, dass das Fehlen direkter empirischer Beweisführung für etwas seine Existenz nicht in Frage stellt. Zum Beispiel glauben Physiker heute, dass etwa 95% des Universums für uns völlig verborgen ist. Es kann von keinem unserer empfindlichsten Instrumente erkannt werden. Alles, was wir sehen, fühlen und entdecken können, sind nur 5% des Universums. Der Rest ist dunkle Materie und dunkle Energie. Ihre Existenz wurde nur aus ihrer Wirkung auf das, was wir sehen und fühlen können, abgeleitet.

Die Daten, die von den Sternen gesammelt werden, sind das eine, aber die Erkenntnisse aus der Selbstbetrachtung das andere. Wir sind Lebewesen mit Bewusstsein – Bewusstsein ist die Essenz unserer Identitäten. Hat jemals ein Wissenschaftler einen Gedanken, ein Gefühl oder eine Erinnerung isoliert? Selbst bei geringster Überlegung wird sich zeigen, dass unsere Bewusstseinserfahrung von ganz anderer Natur ist als die Elektrizität, die von Gehirn-Scans aufgezeichnet wird. Eine, die von den einfachen Instrumenten der modernen Wissenschaft noch nicht verstanden wurde.

So sei es die dunkle Materie und die dunkle Energie da draußen oder die bewusste Realität hier drin, das wissenschaftliche Denken akzeptiert eine ganze Reihe wichtiger Dinge, für die es nicht einen Hauch von direkten empirischen Beweis gibt. Es scheint, dass je subtiler etwas ist, je feiner seine Substanz ist, desto weniger können wir uns auf unsere physischen Sinne und empirischen Beweise verlassen, um direkt darauf zugreifen zu können, und desto mehr müssen wir uns darauf verlassen, seine Wirkungen zu messen. Dies gibt uns wertvolle Hinweise auf unserer Suche nach Gott. Gott, wenn Er existiert, muss das Subtilste aller Dinge sein. Er ist die grundlegende Realität von allem anderen, die exklusive Essenz der Existenz. Wenn unsere beste Wissenschaft 95% des physikalischen Universums nicht entdecken kann, erwartet dann jemand wirklich, dass wir Gott nachweisen?

Der Heilige Qur’an fasst dies in einer einfachen Aussage zusammen:
»Blicke können Ihn nicht erreichen, Er aber erreicht die Blicke. Und Er ist der Subtilste, der Allkundige.«2

Unsere physischen Sinne können Ihn nicht erfassen, weil Er das Subtilste ist. Im Gegensatz zu physischen Raritäten wie dunkler Materie oder dunkler Energie ist Gott jedoch nicht auf unsere Bemühungen angewiesen. Wir brauchen uns nicht auf mutmaßliche und folgerichtige Beweise zu verlassen, um Seine Existenz zu bestimmen. Vielmehr erklärt der Heilige Qur’an, dass Gott sich unseres Bedürfnisses bewusst ist, Ihn direkt zu kennen. Demnach heißt »Er erreicht die Blicke«, dass Er sich aus eigener Initiative auf die für die Menschheit am besten geeignete Weise offenbart.

Donnerschlag, jetzt!
Was ist der richtige Weg? Selbst wenn Neo-Atheisten zugeben, dass Gott so beschaffen ist, dass sein »Wesen« jenseits körperlicher empirischer Verifikation liegen sollte, könnten sie argumentieren, dass Gott sich im Universum noch viel offensichtlicher manifestieren könnte, d. h. durch Manipulation physikalischer Mittel. Wenn Er denn wirklich allmächtig ist, warum zeigt Er sich uns dann nicht so, dass es gänzlich offensichtlich wird, dass Er existiert? Zum Beispiel könnte Gott jedes Mal, wenn ein Atheist seinen Unglauben beteuert, den Himmel dazu bringen, mit »Hast Du Zweifel?!« zu hallen. Wann immer ein Atheist höhnisch um einen Donnerschlag bitten würde, um ihn zu erschlagen, könnte Gott einwilligen. Wenn Gott es kann, fragen Atheisten, was hält ihn dann noch auf?

Um dies zu beantworten, müssen Atheisten über das logische Grundprinzip des von der Religion präsentierten göttlichen Systems nachdenken. Denn während es wahr ist, dass die Religion lehrt, dass Gott allmächtig ist, sagt sie auch, dass Er allweise ist. Er würde nur die Art der Übermittlung für Seine Botschaft wählen, die Seinem Zweck in der Schöpfung entsprechen würde.

Würde Gott sich auf die Weise offenbaren, die Atheisten fordern, so würde dies seinem Plan widersprechen. Seine Absicht uns zu erschaffen, ist nicht einfach, dass wir wissen, dass Er existiert, sondern dass wir uns dafür entscheiden, Ihn zu kennen und dadurch einer Beziehung würdig zu werden. Wäre Gottes Existenz so offensichtlich wie die der Sonne oder des Mondes, gäbe es keinerlei Grund nicht zu glauben. Der Glaube würde für jeden unerlässlich werden, und wir hätten keine Chance, anderen gegenüber Vertrauen, Verständnis und Geduld zu demonstrieren. Durch die Demonstration dieser Qualitäten erwerben wir Gottes Anerkennung und diese sind nur möglich, wenn der Wahrheitssuchende sich durch den Schleier durcharbeitet und so den wahren Geliebten erreicht.
»Warten sie denn auf anderes, als dass Allah zu ihnen komme im Schatten der Wolken mit Engeln und dass die Sache entschieden werde? Und zu Allah kehren alle Dinge heim.«3

Jede Hypothese außer Gott
Bedauerlicherweise ist die Erwähnung der Weisheit Gottes etwas, vor dem viele Atheisten ihre Ohren verschließen werden. Die Realität ist, dass zu viele sich fest dazu entschlossen haben, nicht zu glauben, und jeglichen Beweis für die Existenz Gottes einfach vom Tisch wischen würden, so wie sie den eben erwähnten Beweis weggewischt haben. Nehmen wir das oben genannte Beispiel: Gott verkündet Seine Existenz durch eine Stimme, die im Himmel widerhallt. Man könnte sich vorstellen, dass Atheisten das sicher nicht in Frage stellen würden? Traurigerweise würden sie das aber tun. Das Folgende stammt aus einem Gespräch mit dem führenden Atheisten Richard Dawkins:

Interviewer: »Was wäre nötig, damit Sie an Gott glauben?«

Dawkins: »Ich habe immer gesagt, dass es sehr einfach sein würde. Es wäre das Wiederkommen Jesu oder [die Wahrnehmung] einer gewaltigen, kräftigen, tief brüllenden Bassstimme, die sagt: ›Ich bin Gott‹. Aber ich wurde davon überzeugt, selbst wenn es diese dröhnende Stimme bei der Wiederkunft mit Ruhmeswolken gäbe, die wahrscheinlichste Erklärung dafür die sein dürfte, dass es sich um eine Halluzination oder einen Zaubertrick von David Copperfield handele…«

Interviewer: »Was würde Sie also überzeugen?«

Dawkins: »Nun, ich denke, dass mich nichts überzeugen würde, was in gewisser Weise der Ansicht widerspricht, die ich vehement vertreten habe, dass ein Wissenschaftler seine Meinung ändern sollte, wenn Beweise vorliegen.«4

Atheisten wie Richard Dawkins beharren darauf, dass das Konzept eines allmächtigen Schöpfers absurd sei. Als er gefragt wurde, was ihn denn überzeugen würde an Gott zu glauben, antwortete er: »Nun, ich denke nichts.«
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Dawkins hat in diesem atemberaubenden Moment der intellektuellen Schamlosigkeit die neo-atheistische Denkweise verkörpert – sie werden nicht an Gott glauben, weil Gott für sie nicht existieren kann. Ihre emotionale Ablehnung von Gott blendet sie gegenüber jeder Erwägung der Beweise. Wir sehen dies bereits bei den absurden Leugnungen des offensichtlichen göttlichen Designs in der Feinabstimmung des Universums und des Ursprungs des Lebens. Das atheistische wissenschaftliche Establishment ist von der Idee des bewussten Designs weggelaufen in Richtung absurder und unbegreiflicher multipler Theorien, weil sie, Hadhrat Mirza Tahir AhmadRH zufolge, »zuerst Atheisten und erst danach Wissenschaftler« sind.5 Sie haben einen unerschütterlichen Glauben an unbegründete materialistische Erklärungen und ignorieren gleichzeitig die offensichtliche Interpretation der ihnen vorliegenden Fakten. Der Heilige Qur’an bezieht sich auf diese Denkweise wie folgt:
»Und selbst wenn Wir ihnen ein Tor des Himmels öffneten und sie begännen dadurch hinaufzusteigen, sie würden gewisslich sprechen: ›Nur unsere Blicke sind benommen; fürwahr, wir sind ein behextes Volk.‹«6

Die Essenz der wissenschaftlichen Methode
Bisher haben wir untersucht, wie die Beschaffenheit Gottes die Existenz von physischen Beweisen für Ihn ausschließt. Wir haben auch gesehen, dass es im Widerspruch zu Gottes Absicht und Weisheit stehen würde, von Ihm grobe materielle Manifestationen zu erwarten. Das wirft eine Frage auf: welche Art von Beweisen sollten wir in Betracht ziehen?

Eine Antwort ist die Suche nach Beweisen für das göttliche Design im Universum um uns herum. Dies war die Hauptstütze der theistischen Verfechter der Neuzeit. Sie weisen geschickt darauf hin, dass die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft die Existenz eines immateriellen, zeitlosen und bewussten Designers des Universums erfordern. Diese Argumente sind valide und überzeugend. Und doch reicht es nicht aus, sich allein auf solche Argumente zu stützen. Wenn Gott uns erschaffen hat, dann hat Er sicherlich eine bessere Möglichkeit geschaffen, sich seiner Existenz sicher zu sein, als durch intellektuelle Auseinandersetzungen über die Wunder der Natur. Gibt es nichts Überzeugenderes, nichts Persönlicheres? Schlussfolgerungen aus der Natur dienen nur dazu, die Existenz Gottes wahrscheinlich zu machen, aber sie führen uns nicht zu Ihm. Wie Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS häufig geschrieben hat, führen sie zu der Annahme, dass Gott »existieren sollte« aber sie geben uns nicht die vollkommene Gewissheit, dass Gott »wirklich existiert«. Sie geben uns nicht die Zufriedenheit des Herzens, nach der wir uns sehnen, wenn es darum geht, Gott zu erkennen.

Wie kann man diese Gewissheit erlangen? Um dies zu erfahren, müssen wir uns an diejenigen wenden, die beansprucht haben, sie in der Vergangenheit erlangt zu haben. Dies entspricht schließlich der wissenschaftlichen Methode. Wenn wir in der Welt der Wissenschaft Beweise für ein bestimmtes Phänomen suchen, wenden wir uns an die Schriften derjenigen, die solche Beweise in der Vergangenheit gesehen haben, und replizieren dann ihre Methoden selbst, um ihre Ergebnisse zu verifizieren. Der erste Schritt muss dann darin bestehen, die Experten zu finden, die wir suchen.

Zu glauben bedeutet nicht, etwas blind zu folgen. Tatsächlich fordert der Heilige Qur’an die Leser auf, über die Zeichen Gottes nachzudenken, die in der ganzen Schöpfung sichtbar sind.
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Lernen Sie die Experten kennen
Die Geschichte zeichnet eine bestimmte Menschengruppe auf, die in fast jeder Hinsicht außergewöhnlich ist. Sie verkündeten, dass sie Kontakt mit dem göttlichen Geist hätten. Sie waren in ihrer Gesellschaft bekannt für ihre Weisheit und Scharfsinnigkeit. Sie setzten sich für die Sache der Armen und Bedürftigen ein und inspirierten die Reichen, ihren Reichtum an ihre unterdrückten Glaubensgeschwister abzugeben. Sie lehrten weltliche Abstinenz und moralische Zurückhaltung, und doch wurden sie und ihre Anhänger zu den Architekten und Erneuerern der größten Zivilisationen der Welt. Ihre Namen wurden unter ihrem Volk als heilig angesehen, seien es MuhammadSAW in Arabien, MosesAS und JesusAS unter dem jüdischen Volk, KonfuziusAS und seine Lehrmeister in China, KrishnaAS oder BuddhaAS in der indischen Geisteswissenschaft, SokratesAS in der griechischen westlichen Tradition oder unzählige andere auf der ganzen Welt – Friede sei auf ihnen allen – sie sind bis heute die berühmtesten Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte.

Die Botschaften dieser Männer sind in ihren ursprünglichen Texten auffallend ähnlich, wenn auch teilweise durch Interpretation und Interpolation Jahrhunderte später voneinander abweichend. Dennoch bleibt immer ein Kern erhalten – der Glaube an einen universellen Geist, mit dem der Mensch durch Gebet in Kontakt treten kann und dessen Liebe durch das Wasser der guten Taten bewässert wird. So findet man den Gottesbegriff mit überraschender Gleichmäßigkeit in Kulturen und Kontinenten wieder, die in Raum, Zeit und Sprache voneinander getrennt sind. Sei es der »Große Geist« unter den Ureinwohnern Amerikas, der »Hohe Gott« unter den Aborigines Australiens, der »Himmel« in der konfuzianischen Philosophie, »Jahwe« oder »Allah« in der jüdisch-islamischen Theologie, »Isana« im Buddhismus oder viele andere Namen, die zu zahlreich wären, um sie alle aufzuzählen, denn Gott ist überall in der Menschheitsgeschichte vorzufinden.

Der Heilige Qur’an erklärt, dass alle diese geistlichen Weisen Propheten waren, die von Gott gesandt wurden, um ihr eigenes Volk zu reformieren. In diesem Sinne ist der Islam die universellste aller großen Religionen, die zuvor getrennte Wasserströme zu einem mächtigen Wasserstrom der Geschichte vereint.
»Und in jedem Volke erweckten Wir einen Gesandten (der da predigte): ›Dienet Allah und meidet den Bösen.‹«7 

Welche Vorgehensweise wird allgemein von den großen Weltreligionen in Bezug auf die Beziehung mit dem Schöpfer gelehrt? Ist es, dass man hartnäckig Donnerschläge verlangt, um Gott zu prüfen? Ist es, nach dem Namen Gottes zu suchen, der in den Sternen geschrieben steht? Ist es, um darauf zu warten, dass Gott eine Menge zeitgenössisches wissenschaftliches Material herunterschickt? Nein. Es geht darum, mit Demut und Beständigkeit zu beten und anderen Gutes zu tun. Zu erwarten, dass sich die Erkenntnis Gottes entwickelt, ohne jegliche Anstrengungen zu unternehmen, würde der Unaufrichtigkeit bei der Suche nach dem Schöpfer gleichkommen, denn sie steht im Gegensatz zu denen, die diesen Weg vor uns beschritten haben.

Wenn man über die Schöpfung nachdenkt, kann man nur den Schluss ziehen, dass es einen Schöpfer geben sollte. Aber nur durch Offenbarung kann man die Gewissheit erlangen, dass es tatsächlich einen Schöpfer gibt.
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Vom Glauben zur Gewissheit
Der erste Schritt auf diesem erprobten Pfad ist der Glaube. Zu glauben bedeutet nicht, blinden Glauben an unlogische Lehren zu haben. Schließlich kann derselbe Gott, der uns den Verstand gegeben hat, uns keine religiösen Lehren gegeben haben, die die Gemüter als abscheulich empfinden. Vielmehr soll der Glaube gemäß islamischer Auffassung Vertrauen in die Gesandten und Weisen schaffen, die aufgrund ihres rechtschaffenen Charakters beanspruchen, göttliche Offenbarung von einem einzigen Gott zu empfangen. Es ist kein Zufall, dass Propheten zu ihrer Zeit als Vorbilder der Tugend bekannt waren, so sehr, dass ihre Namen zum Inbegriff für Ehrlichkeit und Integrität in ihrem Volk geworden sind. Laut Islam wählte Gott diese ehrlichen Männer aus, um Seine Botschaft zu verbreiten, damit urteilsfähige Wahrheitssuchende ihre Ansprüche nicht außer Acht lassen würden. Der Heilige Qur’an berichtet über die Propheten:
»Ich habe doch fürwahr ein Menschenalter unter euch gelebt vor diesem. Wollt ihr denn nicht begreifen?«8

Die Beweiskraft dieses Arguments wurde von Herakleios, dem römischen Kaiser in der Zeit des Heiligen Propheten MuhammadSAW, bestätigt. Der Heilige ProphetSAW hatte Herakleios einen Brief geschrieben, um ihn zum Islam einzuladen. Um mehr herauszufinden, rief Herakleios einen arabischen Stammesführer herbei, der sich in der Nähe befand. Der Stammesführer war ein entschiedener Feind des Islam, aber als er unmittelbar gefragt wurde, ob MuhammadSAW jemals dafür bekannt geworden wäre, vor diesem Anspruch eine Lüge erdichtet zu haben. Der Stammesführer bestätigte, dass er so etwas nicht getan hätte. Als das Gespräch zu Ende war, bestätigte Herakleios die Wahrheit des Heiligen ProphetenSAW und merkte verständnisvoll an: »Wer nicht die Menschen anlügt, wird auch nicht über Gott lügen.«9

Die Einladung, an einen bestimmten spirituellen Weg von jemandem zu glauben, der dafür bekannt ist, ehrlich und tugendhaft zu sein, wirkt als Schmelztiegel für unseren Charakter. Um an diese Propheten zu glauben und auf ihren rechtschaffenen Charakter zu vertrauen, bedarf es wahrer Demut und Offenheit. Nirgendwo wurde dies besser demonstriert als bei Hadhrat Abu BakrRA, der ohne ein Argument zu hören dem Heiligen Propheten MuhammadSAW Glauben schenkte. In Wirklichkeit brauchte er gar kein Argument, weil er bereits ein Argument hatte, nämlich die Wahrhaftigkeit dieses Mannes, dessen Integrität unter seinem Volk bereits bekannt war. Er nahm dies als Grundlage und akzeptierte mit größter Demut, dass sein begrenztes Wissen nicht allumfassend war; dass es durchaus etwas geben könnte, das derzeit jenseits der Reichweite seiner eigenen Erfahrung liegt. Von dieser Grundlage aus bestieg Hadhrat Abu BakrRA die Höhen der spirituellen Gewissheit und wurde der gottesfürchtigste unter den ersten Anhängern des Heiligen Propheten MuhammadSAW.

Sein Beispiel zeigt deutlich, dass Gott die aufrichtigen Anhänger eines Propheten nicht im Dunkeln lässt. Obwohl Gott sich selbst vor der physischen Wahrnehmung verhüllt, offenbart er sich der geistigen Wahrnehmung der Gläubigen. Während unsere physischen Sinneswahrnehmungen von Illusionisten und Scharlatanen getäuscht werden können, liegen unsere spirituellen Sinne ein Leben lang in uns verborgen. Wenn die göttliche Flamme den Docht unserer geistigen Sinne entzündet, ist die Echtheit der Erfahrungen, die sie hervorbringen, nicht zu unterschätzen, denn sie sind völlig neuartig. Spirituelle Kontaktaufnahme ist daher der angemessene und weise Weg für Gott, uns zu begegnen, und nicht durch triviale physikalische Phänomene, die als Tricks und Illusionen weitergegeben werden können. Wenn zum Beispiel Gläubige beginnen, wahre Träume, Visionen und Offenbarungen zu haben, ist ihre eindeutige Charakterbeschaffenheit so, dass sie nicht als das bloße Geflüster einer hoffnungsvollen Psyche abgetan werden können. Dann beginnen ihre Gebete mit solcher Regelmäßigkeit und Intensität erhört zu werden, dass sie zu einem verlässlichen Merkmal ihres Lebens werden und die Schwelle des Zufalls weit überschreiten.

Dieser Prozess der geistigen Nähe zu Gott ist ein allmählicher Prozess und entwickelt sich mit zunehmender Hingabe. Aber indem wir den Weg der Propheten beschreiten, kann jeder von uns von der anfänglichen Grundlage des Glaubens bis zur sicheren Plattform der Gewissheit voranschreiten.

In der Tat geht eine solche Gewissheit weit über die Gewissheit hinaus, die wir in Bezug auf unsere wissenschaftlichen Theorien haben, denn sie bringen uns eine direkte persönliche Erfahrung mit dem Gegenstand unserer Recherche. In diesem Sinne stimmt die spirituelle Forschung nicht nur überein, sondern geht auch weit über die wissenschaftliche Forschung hinaus, was die Qualität der Beweisführung betrifft. Und im Gegensatz zur wissenschaftlichen Erforschung geben uns ihre Früchte dauerhafte spirituelle Zufriedenheit, sowohl in diesem als auch im nächsten Leben.

Obwohl der allmächtige Gott vor dem physischen Anblick verborgen ist, lässt Er seine Anhänger nie im Stich, solange sie nach Ihm suchen. Im Heiligen Qur’an sagt Gott: »Und wenn Meine Diener dich nach Mir fragen (sprich): ›Ich bin nahe. Ich antworte dem Gebet des Bittenden, wenn er zu Mir betet.‹«10
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Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS, der Verheißene Messias und Gründer der Ahmadiyya Muslim Jamaat sagt:
»Das Wort Gottes weist uns zurecht: Hab Glauben und du wirst erlöst werden. Es sagt uns nicht: Fordert philosophische Gründe und schlüssige Beweise zur Begründung der Lehren ein, die der Heilige ProphetSAW euch dargelegt hat, und akzeptiert sie nicht, bis sie wie mathematische Formeln formuliert sind. Es ist offensichtlich, wenn die Lehre eines Propheten erst dann anerkannt wird, wenn sie durch die Regeln des gegenwärtigen Wissensstands geprüft wird, dann wäre das kein Glaube an den Propheten; denn jede Wahrheit, wenn sie klar feststeht, ob sie nun von einem Propheten oder von einem anderen dargelegt wird, wird verbindlich. Auch wenn sie von einer bösartigen Person ausgesprochen wird, muss sie akzeptiert werden. Das, was wir akzeptieren würden, während wir auf einen Propheten vertrauen und seine Rechtschaffenheit bekräftigen, muss von einer Beschaffenheit sein, die eine Wahrscheinlichkeit der Wahrheit in der Beurteilung der Vernunft besitzt und dennoch Raum für eine törichte Person lässt, sich zu ihrer Ablehnung als falsch zu neigen; so dass wir, indem wir uns auf die Seite der Wahrheit stellen und die Rechtschaffenheit eines Propheten bekräftigen, für unser wohlüberlegtes, tiefgründiges Wissen, Respekt und Glauben belohnt werden können. Das ist der Sinn der Lehre des Heiligen Qur’an, die wir dargelegt haben.

Aber Denker und Philosophen sind diesem Weg nie gefolgt und haben dem Glauben stets keine Beachtung geschenkt. Sie waren immer auf der Suche nach einer Wissensform, die sich ihnen als unmittelbar, unbestreitbar und sicher erweist.

Es sollte daran erinnert werden, dass der allmächtige Gott, indem er den Glauben an das Verborgene einfordert, den Gläubigen nicht die Gewissheit nehmen will, das Göttliche zu verstehen. Tatsächlich ist der Glaube eine Leiter, um zu dieser Gewissheit der Erkenntnis zu gelangen, ohne die es vergeblich ist, die wahre Erkenntnis zu erstreben. Diejenigen, die diese Leiter hinaufsteigen, erleben sicherlich selbst die reinen und unverfälschten geistigen Wahrheiten. Wenn ein aufrichtiger Gläubiger göttliche Gebote und Anweisungen aus dem einzigen Grund akzeptiert, dass Gott der Allmächtige sie ihm durch einen rechtschaffenen Überbringer zuteilwerden ließ, macht er sich an der Gnade der Erkenntnis verdient. Deshalb hat Gott, der Allmächtige, für Seine Diener das Gesetz beschlossen, dass sie Ihn zuerst durch den Glauben an das Verborgene anerkennen sollten, damit alle Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, durch die Gnade der wahren Erkenntnis gelöst werden können. Aber es ist schade, dass ein hastiger Mensch diese Wege nicht beschreitet. 

Der Heilige Qur’an enthält die Verheißung des allmächtigen Gottes, dass, wenn eine Person, die den Ruf des Heiligen ProphetenSAW (Friede und Segen Allahs sei mit ihm) auf der Grundlage des Glaubens folgt und versucht, seine Wirklichkeit zu verstehen und nach einem solchen Verständnis strebt, so wird ihm die Wirklichkeit durch Visionen und Offenbarungen enthüllt und sein Glaube wird auf die Stufe der Erkenntnis gehoben.«11

Gott ist keine physische Größe, noch kann Er durch Raum, Zeit oder Materie begrenzt werden. Daher ist die wissenschaftliche Methode ein unzureichendes Mittel, um die Existenz oder Nichtexistenz Gottes zu beweisen. 
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Über den Autor: Umar Nasser ist Assistenzarzt und arbeitet in West Midlands in Großbritannien. Derzeit ist er im National Outreach Department der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Großbritannien tätig und koordiniert insbesondere die Bemühungen, auf atheistische Religionskritiken zu reagieren. Er ist Mitbegründer der Website www.RationalReligion.co.uk und des dazugehörigen YouTube-Kanals, auf dem er regelmäßig eine Talkshow über die Existenz Gottes moderiert.

Referenzen:
1. David Berlinksi, The Devil’s Delusion (2010)
2. Der Heilige Qur’an, 6:104
3. Der Heilige Qur’an, 2:211
4. »Richard Dawkins im Gespräch mit Peter Boghossian«, 11. Oktober, YouTube-Video, 53:12, gepostet in Oktober 2013, https://www.youtube.com/watch?v=qNcC866sm7s&feature=youtu.be&t=751
5. Hadhrat Mirza Tahir AhmadRH: Offenbarung, Vernunft, Wissen und Wahrheit
6. Der Heilige Qur’an, 15:15-16
7. Der Heilige Qur’an, 16:37
8. Der Heilige Qur’an, 10:17
9. Ṣaḥīḥu l-buḫārī, Bd. 1, Buch 1, Hadith 6
10. Der Heilige Qur’an, 2:187
11. Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS, The Essence of Islam, Bd. 3, S. 48-50

3 Kommentare

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  • Einstein sagte einst:
    Der Mensch findet Gott hinter jeder Tür, die die Wissenschaft öffnet.

    Gott ist kein ist kein physisches Objekt noch ist er eine Verbindung physikalischer Stoffe. Vielmehr wird er als Schöpfer und Erhalter aller physischen Dinge angesehen.
    Er selbst bezeichnet sich als das Licht der Himmel und der Erde Sura Al-Nur, Vers 36, der dem Menschen näher ist als seine Halsschlagader. Sura Qaf, Vers 17

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