
Abschrift des ursprünglich auf Grenzgänger Studios veröffentlichen Videos. Mit freundlicher Genehmigung von Tahir Chaudry.
Tahir Chaudry: Vielen Dank, dass Sie uns in das Herz und die Hauptstadt des amerikanischen Imperiums eingeladen haben. Ich freue mich sehr über die Gelegenheit, Ihre journalistische Matrix mit der meinen zu vergleichen und von Ihren tiefgründigen Untersuchungen darüber zu lernen, wie die Welt funktioniert und worunter sie leidet. Woran leidet Ihrer Meinung nach die Welt?
Max Blumenthal: Ich meine, meine Welt ist der Westen, und das hier ist eine der Hauptstädte des kollektiven Westens, und der Westen leidet unter einer extremen Form des Kapitalismus und unter der Propaganda, die ihm in den Rachen geschoben wird. Sogar hier in diesem Café, das eine Art Stützpunkt der aktivistischen Linken in Washington ist, sind die Menschen Propaganda einer Art ›Verkaufsmodell der Diversität‹ ausgesetzt. Alle sind der Propaganda ausgesetzt, die Menschen sind polarisiert und die Menschen, die durchschnittlichen arbeitenden Menschen im ganzen Westen werden gegeneinander aufgebracht. Aber die Eliten sind extrem geeint und sie sind geeint im Verfechten einer sehr extremen Form des Kapitalismus, der ihnen uneingeschränkte Privilegien über den Rest der ganzen Welt gibt. Deshalb haben wir hier speziell im Westen eine Verpflichtung, uns dagegenzustellen.
Tahir Chaudry: Sie sprechen von den Eliten. Für viele Menschen gibt es nicht einmal Eliten, geschweige denn einen tiefen Staat, der diesen Eliten dient. Warum ist das so?
Max Blumenthal: Die Leute, die durchschnittliche obere Mittelschicht in Washington DC, sind gutherzig. Sie haben Schilder auf ihrem Rasen, die man in jedem dieser Viertel sieht, auf denen steht: “Liebe ist Liebe”, “Wir glauben, dass schwarzes Leben wichtig ist”, “Wir glauben an die Wissenschaft”, “Wir glauben an all diese aufklärerischen Werte”, und sie nehmen am politischen System teil, als ob es eine echte Demokratie wäre. Und alle vier Jahre im November ist für sie die wichtigste Zeit. In die Wahlkabine zu gehen, ist für sie fast wie eine religiöse Erfahrung. Und sie glauben, dass die Leute, die sie wählen, tatsächlich das Sagen haben.
Sie neigen nicht dazu, hinter die Kulissen derjenigen zu schauen, die diese Politiker kontrollieren. Und sie sehen sich die traditionellen Medien an, die Kabelmedien, und sie vertrauen auf die ›New York Times‹ und die ›Washington Post‹, sie bekommen da ja auch ein wenig kritische Berichterstattung. Jetzt fangen die etablierten Medien zum Beispiel an, kritisch über die Geschehnisse in Gaza zu berichten, oder es gibt eine gewisse Sympathie für die Studenten, die im ganzen Land rebellieren, weil es (das Sterben in Gaza) schon so lange andauert und die Reporter es nicht mehr ignorieren können. Aber im Großen und Ganzen glauben (die Leute) nicht, dass es einen tiefen Staat gibt. Es gibt auch keine klare Definition eines tiefen Staates, denn die Rechte definiert ihn auf eine Weise, die Linke definiert ihn – die systemkritische Linke – definiert ihn anders.
Aber im Allgemeinen glauben die Menschen in den Großstädten, wo sie vom Imperium profitieren, wo sie selbst etwas zu sagen haben, dass ihre repräsentative Demokratie real ist und dass es extreme Unterschiede zwischen den Parteien gibt, die sie nach kulturellen Gesichtspunkten wählen. Diese kulturellen Fragen sind es also, die dafür sorgen, dass die kosmopolitische städtische Mittelschicht und die Intelligenz dem tiefen Staat treu bleibt, der zwar an dieselben Werte glaubt, aber eine viel bösartigere Agenda verfolgt.
Tahir Chaudry: Können Sie mir ein Beispiel nennen, das Ihnen zeigt, dass der tiefe Staat existiert?
Max Blumenthal: Der Grund, warum ich kurz innegehalten habe, ist, dass es so viele Beispiele gibt, dass es schwer ist zu wissen, wo man anfangen soll. Der tiefe Staat ist zunächst einmal ein Netzwerk, das sich von einer permanenten Bürokratie aus erstreckt, die sich ideologisch einem bestimmten wirtschaftlichen und politischen System innerhalb der US-Regierung verschrieben hat. Im Justizministerium, das eine ihrer Machtbasen ist, ebenso wie das FBI, die CIA, das Verteidigungsministerium, das Außenministerium. Das sind ihre Haupteinflussbereiche.
Aber wenn man den Blick nach außen richten will, kann man sich die verschiedenen Einflussmöglichkeiten ansehen, die auf US-Politiker einwirken, auch auf lokale Politiker in Washington, D.C. Ich gebe Ihnen nur das einfachste Beispiel. Die Bürgermeisterin von Washington, D.C., eine der am längsten amtierenden Bürgermeisterinnen, hat alles beaufsichtigt, was wir von hier draußen gerade sehen. Es handelt sich um eine massive ethnische Säuberung, die die schwarze Arbeiterklasse immer weiter aus der Stadt verdrängt.
Ihr Mentor ist Michael Bloomberg, der einer der reichsten Männer Amerikas ist. Sie hat mehrere Reisen nach Israel unternommen, um Bereiche für die nachrichtendienstliche sowie forschungs- und entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit Washington, D.C. zu erkunden. Ihre frühere Polizeichefin, Kathy Lanier, wurde für das D.C. Metropolitan Police Department in Israel ausgebildet und hat Israel als das Harvard der Terrorismusbekämpfung bezeichnet. Ich denke, der Zionismus ist Teil des tiefen Staates, und wir können sehen, dass er nicht nur unsere Politiker, sondern auch unsere Universitäten beeinflusst.
Genauso die Ohio State University in Columbus, Ohio. Das ist eine Stadt, über die man nicht allzu viel nachdenkt, wenn man nicht aus den Vereinigten Staaten kommt. Sie war die erste Stadt, in der sich meine Familie niederließ, als wir aus Osteuropa in die Vereinigten Staaten zogen. Und diese Universität ist eine öffentliche Universität, die Ohio State. Die Studenten wurden sofort niedergeschlagen, als sie protestieren wollten. Es stellte sich heraus, dass diese Universität eigentlich Les Wexner gehört, vom ›Victoria’s Secret‹ Imperium. Er ist im Grunde der Flügelmann von Jeffrey Epstein. Er hat über 200 Millionen Dollar an diese Universität gespendet. Das überragt den Betrag, den der Steuerzahler an diese Universität zahlt, was ihm die vollständige Kontrolle über das Kuratorium der Ohio State University gibt.
Als Virginia Giuffre Vorwürfe wegen Sexhandels gegen ihn erhob, sagte das Kuratorium: ›Wir können nichts tun. Dieser Mann kontrolliert die gesamte Universität.‹ Er kontrolliert auch die gesamte Stadt Columbus. Die Innenstadt von Columbus wird gerade ›revitalisiert‹ und ethnisch gesäubert. Er bringt Investitionen von außen herein. Es ist alles sein Geld. Und so ist Les Wexner (beispielsweise) der tiefe Staat. Und wenn Sie ein Politiker in Ohio sind, müssen Sie sich mit ihm auseinandersetzen. Und was ist ein wichtiger Teil von Les Wexners Agenda? Die Unterstützung Israels. Er hat Harvard 2 Millionen Dollar entzogen, weil sie die ›Studenten für Gerechtigkeit in Palästina‹ nicht verbannt haben. Und er sponserte dort ein Pro-Israel-Stipendienprogramm. Ich kann Ihnen so viele Beispiele für das Pro-Israel-Thema nennen.
Aber dann haben wir auch die ganze Russiagate-Saga mit Donald Trump. Damals kam das Konzept des tiefen Staates ins öffentliche Bewusstsein. Es begann damit, dass das FBI den Trump Tower abhörte. Das FBI ist einer der Grundpfeiler des tiefen Staates. Und ich gebe Ihnen ein weiteres Beispiel für etwas, das das FBI getan hat. Sie haben ein Komplott zur Entführung der Gouverneurin von Michigan inszeniert. Können Sie das glauben? Ich meine, hört sich das nicht verrückt an? Das FBI hat ein Komplott inszeniert, um die Gouverneurin von Michigan zu entführen.
Ihr Name ist Gretchen Whitmer. Sie ist eine Demokratin. Sie ist eine mögliche Präsidentschaftskandidatin im Jahr 2028. Und sie schleusten vertrauliche Agenten in eine Gruppe halbverrückter Rechtsextremer ein, um sie davon zu überzeugen, dass dieses Komplott in die Tat umgesetzt werden sollte. Sie haben sich das Komplott ausgedacht. Sie bezahlten ihnen 100.000 Dollar oder mehr. Und das Komplott begann im April 2020, zu Beginn der COVID-Veranstaltung. Es gab viele Landbewohner in Michigan, deren Leben durch die von dieser Gouverneurin verhängten Massnahmen zerstört wurde. Sie gingen zum Capitol, um mit Waffen zu protestieren. Einige von ihnen waren Mitglieder dieser Gruppe, die das FBI infiltrieren und in dieses Komplott einbinden wollte. Das FBI informierte die Staatspolizei von Michigan – dies wird durch die Aussagen der FBI-Informanten bestätigt – sie sagten der Michigan State Police, sie solle sich zurückhalten und aus dem Weg gehen, damit diese bewaffneten Rechten in Tarnkleidung tatsächlich in das Michigan State Capitol gehen und eine Art Aufstand inszenieren und die Leute mit automatischen Waffen einschüchtern konnten. So etwas wäre in Deutschland einfach völlig undenkbar. Und das alles, um die Öffentlichkeit vor den Rechten zu erschrecken.
Der ganze Entführungsplan von Gretchen Whitmer wurde im Oktober 2020 aufgedeckt. Und warum? Das ist die Oktober-Überraschung: »Trump-Anhänger wollten die Gouverneurin entführen. « Es war also ein perfekter Weg für das FBI, nicht nur diejenigen zu untergraben, die gegen die COVID-Maßnahmen sind, sondern auch Donald Trump zu untergraben. Und das alles ist nun durch Gerichtsakten bestätigt.
Das ist es also, woran die Rechten denken, wenn sie an den tiefen Staat denken. Aber für mich geht es definitiv viel tiefer als das.
Tahir Chaudry: Hat der tiefe Staat widersprüchliche Interessen?
Max Blumenthal: Ja, auf jeden Fall. Sie haben gesehen, wie Elemente des tiefen Staates Hillary Clinton tatsächlich über den Tisch gezogen haben, indem sie enthüllten, dass gegen Anthony Weiner zwei Tage vor der Wahl 2016 wegen möglicher Sexualdelikte mit Kindern ermittelt wurde. Und es waren republikanische oder Trump-freundliche FBI-Mitarbeiter im New Yorker Büro, die das enthüllten.
Und das war zu einem Zeitpunkt, als die Hillary-Kampagne ihre große Bombe platzen ließ, dass es diese Tonaufnahme von Donald Trump gab, in der er damit prahlte, wie er Frauen an die Muschi fasst. Und damit war das Thema vom Tisch. Das nährte das öffentliche Misstrauen gegenüber Hillary.
Aber die Realität ist, dass es zwar konkurrierende Fraktionen im tiefen Staat gibt, aber die dominante oder hegemoniale Fraktion sich einer Art neoliberalem Modell verschrieben hat. Dieses basiert auf liberalen sozialen Werten und benutzt diese als Maske für eine tiefere, bösartigere Agenda.

Tahir Chaudry: Was ist die Agenda?
Max Blumenthal: Nun, die Agenda ist der neoliberale Kapitalismus, die Kontrolle über die Ressourcen und die westliche und insbesondere amerikanische Hegemonie. Ich meine, die westliche Hegemonie ist einfach Europa als Vasall der Vereinigten Staaten, um Europa und insbesondere Deutschland schwach zu halten. England, das Vereinigte Königreich als eine Art Verbindungsvektor für die transatlantischen Beziehungen und die Kontrolle der Elite über die Ressourcen des Globus. Und wirtschaftliche Transitrouten, was ein Grund für den schwelenden Konflikt mit China über die Straße von Taiwan und das Südchinesische Meer ist.
Die Agenda ist materiell, sie ist wirtschaftlich, aber sie nimmt jetzt zunehmend eine emotionalere Form an, da die transatlantische Elite das Gefühl hat, dass sie unter einem noch nie dagewesenen Druck steht. Sie hat das Gefühl, dass sie mit dem Rücken zur Wand steht.
Tahir Chaudry: Glauben Sie auch, dass es auch ein religiöses Element gibt, wenn man den Zionismus betrachtet?
Max Blumenthal: Ich denke, die hegemoniale Fraktion innerhalb des tiefen Staates oder des nationalen Sicherheitsstaates hat eine religiöse Hingabe an ihre eigenen Werte, und sie benutzen den Begriff Demokratie oder Demokratieförderung als eine Möglichkeit, ihre Werte zu vermarkten. Aber in der Praxis ist es für die Menschen, die die Demokratieförderung akzeptieren müssen, nicht sehr demokratisch, wie wir aus verschiedenen Putschen von den 1950er Jahren bis heute wissen.
Tahir Chaudry: Glauben Sie, dass Sie als Journalist unbewusst dem tiefen Staat gedient haben?
Max Blumenthal: Auf jeden Fall. Ich meine, ich habe verschiedene Phasen in meiner Entwicklung durchlaufen. Wissen Sie, ich habe mich einmal einem gewissen Modell der Parteipolitik verschrieben, und es brauchte eine Reihe von Ereignissen, um mich aufzuwecken.
Tahir Chaudry: Was waren das für Ereignisse?
Ich wurde 1977 geboren. Fast mein gesamtes Leben, in dem ich aufgewachsen bin, habe ich unter republikanischen Regierungen oder in den 1990er Jahren unter der Clinton-Regierung verbracht. Damals hatte ich das Gefühl, dass in den Vereinigten Staaten nichts passiert. Und in vielerlei Hinsicht war das dann wie eine Art gemäßigte republikanische Regierung unter Bill Clinton. Aber wir dachten: ›Oh, er ist ein Demokrat, er spielt Saxophon!‹ Dann kam George W. Bush, eine weitere, noch radikalere republikanische Regierung.
Dann kamen der 11. September, der Irak-Krieg. Das waren für mich Ereignisse, die mich in gewisser Weise radikalisierten und mich zu einem entschiedenen Kriegsgegner machten. Aber da war dieser republikanische Präsident, und die Neokonservativen kamen in dieser republikanischen Regierung zum Vorschein.
Also dachte ich, wenn ich mit Hunderttausenden von Menschen marschiere und viele von ihnen die Demokraten unterstützen, wenn wir einen Demokraten an die Macht bringen, werden sich die Dinge bessern, der Krieg wird enden. Und dann begann Obama für das Präsidentenamt zu kandidieren und mir wurde klar; das ist etwas, das in einer Art Labor gezüchtet wurde. Dieser Typ ist heftig, er täuscht alle. Und viele der Leute aus der linken Antikriegsszene in Washington hatten Obama-Aufkleber mit Friedenszeichen auf ihren Hybridautos. Sie glaubten an ihn. Und ich habe es sofort durchschaut.
Zur gleichen Zeit führte Israel seinen heftigsten Angriff auf den Gaza-Streifen durch. Die Operation ›Gegossenes Blei‹ startete im Dezember 2008. Das war, nachdem Obama gewählt worden war. Und ich erinnere mich, wie ich zu dieser riesigen Siegesfeier für Obama ging, das von diesen Unterhaltungsexperten in Washington organisiert worden war, und all diese demokratischen Senatoren und Popgruppen wie die Black Eyed Peas traten auf. Und ich war mit einem palästinensischen Freund dort und ich erinnere mich, dass ich am Rande saß und dachte: Das kann doch nicht wahr sein. Sie werden die Kriege fortsetzen mit der Zustimmung der Linken. Und das taten sie.
Sie vertieften die Kriege und weiteten sie aus. Sie führten die verheerendsten Regimewechsel-Operationen durch, die Teil des neokonservativen Drehbuchs waren, wie ich es damals verstand. Es war also die Wahl Obamas und die Operation ›Gegossenes Blei‹, die mir diesen psychologischen und politischen Wendepunkt verschafften. Ich brauchte jedoch mehrere Jahre, um mich zu dem zu entwickeln, was ich jetzt bin, um die Auswirkungen der Regimewechsel-Operationen speziell in Libyen und Syrien zu erkennen.
Tahir Chaudry: Ich war ziemlich überrascht, als ich die Clinton-E-Mails las und sah, dass Hillary Clinton ein Fan Ihrer Arbeit war oder ist. Können Sie mir das erklären?
Max Blumenthal: Hillary Clinton war kein Fan meiner Arbeit. Sie war ein langjährige Vertraute meines Vaters, Sidney (Blumenthal). Und er war ein Journalist, der sich auf die Clintons einließ, gegen Ende der ersten Clinton-Regierung diente und eine Art Rolle als externer Berater spielte.
Er schickte ihr meine Arbeiten, auch weil er im Stillen mit meinen Ansichten über Palästina sympathisierte. Und er war einfach stolz auf meine Arbeit. Er sagte also: ›Hey, seht euch an, was mein Sohn macht.‹
Und die Clintons sind sehr gut darin, sich ihr Netzwerk zu pflegen. Wenn Sie zum Beispiel ein Familienmitglied haben, das stirbt und Sie gehören ihrem Netzwerk an, dann rufen sie Sie sofort an. Das ist also die Natur ihrer Antworten. Und die Trump-Kampagne benutzte diese E-Mails dann, um mich als Hillary Clintons geheimen Nahost-Berater darzustellen, was absolut absurd ist. Und durch das Geld von Sheldon Adelson und Shmueli Boteach, diesem verrückten Likud-Rabbiner, schalteten sie eine ganzseitige Anzeige in der New York Times, in der sie mich beschuldigten, Hillary Clintons geheimer Berater für den Nahen Osten zu sein. Und diese enthielt Auszüge aus diesen E-Mails. Es ging nur darum, die Juden von Hillary Clinton abzubringen, die genauso pro-israelisch und zionistisch ist wie Donald Trump.
Tahir Chaudry: In diesen E-Mails wollte sie also nur nett sein, oder …?
Max Blumenthal: Ja.
Tahir Chaudry: Okay. Glauben Sie, dass eine Figur wie Clinton ein Lagerdenken hat?
Max Blumenthal: Sie ist eine rücksichtslose Partisanin, sie ist wie ein Tier, wie eine tollwütige Partisanin und sie wird alles tun, was nötig ist, um zu gewinnen. Aber 2016 wurden die Dinge komplizierter – wegen Bernie (Sanders). Wenn Sie zurückgehen, war Hillary Clinton sehr typisch für die Babyboomer ihrer Generation. Sie war an einer Art – ich würde sagen – Widerstand beteiligt, als sie auf dem College war. Sie war gegen den Vietnamkrieg, sie engagierte sich für die Bürgerrechte und den Feminismus. Aber dann wurden sie alle wütend auf die radikale Linke und sie wurden vehement antikommunistisch, vehement antilinks. Und sie dachten, dass sie die Linke in den 1990er Jahren besiegt hätten. Und dann kommt sie durch Bernie Sanders und seine Vorwahlen gegen Hillary im Jahr 2016 mit voller Wucht zurück.
So wird sie genauso vehement anti-links, gegen Kriegsgegner und gegen Sozialisten, wie sie gegen die Republikaner ist. Und als dann Trump gewinnt, haben wir eine politische Neuausrichtung, bei der diese Fraktion, die Hillary-Clinton-Fraktion, die Obama-Fraktion und die George-W.-Bush-Fraktion tatsächlich zusammenkommen, weil sie alle Trump so sehr hassen, weil sie die wahren Gesichter und Stimmen des tiefen Staates, des neoliberalen Programms sind.
Tahir Chaudry: Aber was ist Trump?
Was ist Trump? Ich meine, Trump weiß nicht, was Trump ist! Was ist Donald Trump oder was ist Trumpismus?
Tahir Chaudry: Donald Trump.
Donald Trump ist eine Art echter amerikanischer Geschäftsmann aus New York. Er wuchs auf Baustellen auf. Er hat gelernt, die Sprache des Arbeiters zu sprechen. Es ist wirklich unterhaltsam, ihm zuzusehen. Er ist authentisch. Die Leute können sich mit ihm identifizieren. In gewisser Weise kann auch ich mich mit den lustigen Sachen, die er sagt, mehr identifizieren als mit jedem anderen Kandidaten, der vom Teleprompter abliest.
Wenn man Obama den Teleprompter wegnehmen würde, könnte er kaum noch irgendetwas sagen. Trump hat also dieses authentische Charisma, mit dem sich die Menschen identifizieren können. Die meisten Leute, die für ihn gestimmt haben, taten dies, um dem Establishment den Mittelfinger zu zeigen.
Es war nicht unbedingt wichtig, wofür er stand. Aber Trump ist ein raffinierter politischer Akteur. Er hat verstanden, dass es da die Menschen gibt, die das Establishment hassen. Das ist seine Graswurzel-Basis. Aber er hat sie auch mit einem Teil der neoliberalen Elite zusammengebracht. Und deshalb hat er den Reichen eine Billionen-Dollar-Steuersenkung gewährt.
Er versteht es, sie auf seiner Seite zu halten. Und jetzt ist Trump zu weit gegangen, glaube ich. Er verliert die Ballance zwischen den Menschen, die von diesem neoliberalen System über den Tisch gezogen werden, deren Arbeitsplätze ausgelagert werden, und der Geberklasse. Denn er hat nun dieses 95 Milliarden Dollar schwere Hilfspaket für Israel und die Ukraine unterstützt.
Trump ist also jemand, der keinen klaren politischen oder ideologischen Kompass hat. Aber er ist jemand mit einer authentischen Verbindung zu diesen beiden Klassen, mehr als andere amerikanische Politiker. Was der Trumpismus ist, sollte eigentlich durch sein ›America First‹ Programm definiert werden. Aber das ist eindeutig so, dass die Widersprüche darin explodieren.

Tahir Chaudry: Sie haben geschrieben, dass der neokonservative Imperialismus einen Donald Trump hervorgebracht hat. Und Sie haben vorausgesagt, dass er die Situation im Nahen Osten verschlimmern wird. Glauben Sie, dass das, was wir jetzt sehen, wie es sich entfaltet, mit seiner Zeit als Präsident zusammenhängt?
Max Blumenthal: Auf jeden Fall. Ich meine, zunächst einmal hätte ich nicht gedacht, dass Trump die Lage im Nahen Osten so sehr verschlechtern würde, wie Hillary Clinton es getan hätte. Obwohl es darauf ankommt, über welches Land wir reden. Aber Donald Trump war die direkte Folge von 9/11. Ohne 9/11 hätte es keinen Donald Trump gegeben. Alles, was wir heute noch erleben, ist das Ergebnis des 11. Septembers.
Und ohne die Förderung der Dschihadisten durch die CIA, beginnend 1979, bis hin zu Libyen und Syrien, aber beginnend 1979, wäre der 11. September nicht passiert. Das war also die These meines Buches. Donald Trump hat die Voraussetzungen für die Vergeltung oder Abschreckung des Irans gegen Israel geschaffen, indem er dem Druck von Netanjahu und Mike Pompeo, der Netanjahus Aktivposten in der Trump-Administration ist, zustimmte oder nachgab, Qasem Soleimani zu ermorden.
Damit hat Donald Trump den unvermeidlichen Konflikt zwischen dem Iran und Israel und seinen Unterstützern beschleunigt. Das hat die Lage eindeutig verschlimmert, würde ich sagen. Donald Trump hat sich im Wahlkampf auch gegen ein militärisches Vorgehen gegen Syrien ausgesprochen, weil er offen gesagt hat: ›Wir unterstützen die Dschihadisten dort. Warum geben wir diesen Leuten Waffen?‹
Und ich war bei der Amtseinführung von Donald Trump dabei. Ich stand dort in der Parade und habe mit den Leuten gesprochen. Vor allem die jüngeren Trump-Anhänger haben verstanden, dass das Wahnsinn ist. Und das war einer der Gründe, warum sie für ihn gestimmt haben.
Hillary Clinton forderte indes eine Flugverbotszone. Sie rief praktisch zum Dritten Weltkrieg über Syrien auf. Ich denke also, dass Trump in gewisser Weise eine positive Rolle gespielt hat, als er versuchte, die USA aus Syrien abzuziehen. Er wurde durch den tiefen Staat sabotiert. Ein weiteres Beispiel für den tiefen Staat. Ich kann auch darüber sprechen, aber ich spüre, dass Sie weitermachen wollen.
Tahir Chaudry: Ja. Er war ja (auch) sehr pro-israelisch. Er hat auch die Botschaft verlegt. Sein Schwiegersohn, Jared Kushner, spielte eine Rolle bei den Abraham-Abkommen. Er wurde von Großspendern finanziert, die Zionisten sind, die pro-Israel sind. Was meinen Sie dazu? Wie sehr brauchte er das Geld und die Unterstützung von Leuten wie Ronald Lauder, Peter Thiel oder ähnlichen Leute?
Max Blumenthal: Nun, es war Sheldon Adelson. Donald Trumps Haupt-Geldgeber war Sheldon Adelson. Joe Bidens Haupt-Spender ist Haim Saban, der auch der wichtigste Spender von Barack Obama und Bill Clinton war.
Und Haim Saban und Sheldon Adelson arbeiteten über eine Organisation namens ›Israel-American Coalition‹ zusammen, um beide Parteien im Namen Israels zu kontrollieren. Und das einzige Thema, das die beiden neben ihrem Geld interessiert, ist Israel. Donald Trump brauchte also dieses Geld genauso wie Hillary Clinton oder Obama oder irgendjemand von ihnen.
Donald Trump sagte: ›Ich habe mein eigenes Geld. Ich bin ein Milliardär. Ich bin nicht käuflich.‹ Und das war für ihn ein echtes Argument, um sich bei den Leuten zu vermarkten. Aber letztendlich wollen diese Geschäftsleute, die in die Politik einsteigen, nicht ihr eigenes Geld in die Finanzierung eines Wahlkampfes stecken. Wissen Sie, wie viel solche Wahlkampfkampagnen in den USA kosten? Sie kosten eine halbe Milliarde Dollar, eine Milliarde Dollar oder mehr. Joe Biden hat allein im Januar 50 Millionen Dollar gesammelt. Sie brauchen also diese Leute. Also kam Sheldon Adelson und sagte: ›Schauen Sie, alles was Sie tun müssen, ist diese Botschaft zu verlegen und ein paar andere Dinge. Das jüdische Volk wird Sie lieben. Also worum sollten Sie sich Sorgen machen?‹ Und so tat er es.
Und wenn man sich die Zeremonie zur Verlegung der Botschaft anschaut, bei der Sheldon Adelson all die Lateinamerika-Ausverkauf Führer aus Guatemala in seinem Privatjet einfliegen ließ, um der Zeremonie ein internationales Flair zu verleihen. Dann flog er Candace Owens und die Einflussreichen Leute des rechten Flügels ein. Sheldon Adelson bezahlte den Bau der neuen Botschaft!
Tahir Chaudry: Gibt es eine Möglichkeit, dass ein Präsidentschaftskandidat in Amerika nicht so pro-israelisch ist?
Max Blumenthal: Nein. Nicht im Moment. Die einzige Präsidentschaftskandidatin, die nicht pro-israelisch ist und in über 40 Staaten auf dem Wahlzettel steht, ist Jill Stein von der Grünen Partei. Und sie wurde gestern Abend, an der Universität von Minnesota glaube ich, brutal verhaftet. Sie wurde von der Polizei brutal verhaftet, weil sie sich auf die Seite der Studenten stellte. So werden sie also behandelt. Ich meine, es war nicht so, dass man sagte: ›Oh, hier ist eine wichtige nationale Politikerin – und sie ist eine alte Frau – behandeln wir sie mit Respekt.‹ Sie haben ein Fahrrad auf sie geworfen und sie da rausgezerrt. Und darin steckt eine Botschaft.
Tahir Chaudry: Was ist mit Robert F. Kennedy?
Das beantworten, indem ich nur einen Punkt anspreche. Vor anderthalb Monaten gab RFK eine Benefizveranstaltung für Rabbi Shmuley Boteach – zusammen auf der Bühne mit der Witwe von Sheldon Adelson. Es ist also ziemlich klar, wer die Kontrolle über ihn erlangt hat.
Und man kann nicht, wie RFK es tut, behaupten, die Meinungsfreiheit zu unterstützen, gegen Zensur zu sein, gegen Krieg zu sein, gegen den tiefen Staat zu sein, und gleichzeitig so stark von der Israel-Lobby kontrolliert werden. Es ist eine Giftpille und er hat sie geschluckt.
Tahir Chaudry: Was denken Sie, wenn man Sie als antisemitisch bezeichnet?
Max Blumenthal: Nun, das sind Leute, die meinen, der israelische Innenminister dürfe definieren, was ein Jude ist. Und deshalb betrifft mich das nicht. Ich fühle keine Beziehung zu ihnen.
Tahir Chaudry: Fühlen Sie sich als Jude?
Max Blumenthal: Ja.
Und können Sie mir erklären, welche Rolle Israel in der US-Politik spielt? Dienen die USA Israel oder dient Israel den USA?
Max Blumenthal: Ich denke, es wird immer deutlicher, dass Israel die US-Regierung auf allen Ebenen stark kontrolliert. Israel durch seine Lobby und durch seine Fähigkeit, in einer strategisch wichtigen Region der Welt Chaos zu verursachen. Und viele Leute unter den Linken wollen das nicht akzeptieren.
Es gibt echte nationale Interessen der USA, die sich von denen Israels unterscheiden. Und Israel wird nicht zulassen, dass die USA diese nationalen Interessen verfolgen.
Tahir Chaudry: Wie ist das zustande gekommen, dass die beiden so eng zusammenarbeiten?
Max Blumenthal: Vieles davon hat mit der psychologischen Macht des Zionismus über das jüdische Leben in den USA und dem finanziellen und kulturellen Erfolg der Juden in den USA zu tun. Wir haben zum Beispiel über Les Wexner gesprochen. Stellen Sie sich vor, es hätte kein Israel gegeben, es gäbe keinen jüdischen Staat. Und wir sind hier als Juden in den USA und genießen dieses goldene Zeitalter. Wir haben es hier großartig. Les Wexner würde einfach ein bischöfliches Leben führen. Es würde keine Rolle spielen, dass er Jude ist. Aber dann wäre es für Les Wexner ein psychologisches Problem. Oder für viele dieser jüdischen Zionisten. Sie sind nicht wirklich so religiös. Sie gehen nicht in die Synagoge und studieren nicht jeden Tag die Thora wie die Ultra-Orthodoxen. Aber Sie brauchen etwas, damit Sie sich jüdisch fühlen. Und so gibt es Israel und den Holocaust. Das ist so ziemlich alles, was man hat.
Und Israel kann nicht in Frieden leben. Wenn Israel in Frieden lebt, nicht (das Land anderer) Menschen besetzt, keine Angriffe auf seine Bevölkerung verübt werden und es diese Kriege nicht führt, dann hat man nichts, wofür man spenden könnte. Man hat keine Aktivitäten, die einem das Gefühl geben, eine religiöse Identität zu haben, die einem hilft, mit dem Problem der eigenen Sterblichkeit umzugehen, die einem einen übergeordneten Sinn gibt.
Und das ist das Problem für die Juden in Amerika, dass sie sich nicht einfach damit abfinden können, dieses goldene Zeitalter hier in Amerika zu haben. Sie brauchen in vielerlei Hinsicht diejenigen, die sich für den Zionismus interessieren, sie brauchen auch den Antisemitismus. Sie brauchen den Antisemitismus, um selbst als Gemeinschaft zusammenzuhalten, um die Existenz Israels zu rechtfertigen, um all ihre Aktivitäten für Israel zu rechtfertigen. Sie brauchen zumindest das Gespenst des Antisemitismus. Und so bestreiten sie ihr Einkommen, wenn sie für eine Gruppe wie die Anti-Defamation League arbeiten, die sagt: ›Oh, es gibt einen 35 000 prozentigen Anstieg an Antisemitismus.‹ Frieden ist für sie inakzeptabel. Selbstverständlich gibt es daneben einen sehr großen Anteil an Juden, die stark darin engagiert sind, Frieden zu etablieren.
Tahir Chaudry: Drängen diese ›Entitäten‹ uns in Richtung eines globalen Krieges und wenn ja, warum?
Max Blumenthal: Sie drängen uns mit Sicherheit in Richtung eines regionalen Krieges. Wir befinden uns bereits in einem globalen Krieg und dies ist eine Front. Wir nennen uns (unser Magazin) ›The Grayzone‹ und eine Bedeutung von Grayzone ist eine Art von Krieg, der nicht das Level eines konventionellen Krieges erreicht, wie wir ihn zwischen Russland und der Ukraine sehen, wo sich Panzerkolonnen gegenüberstehen. Wir sind bereits in diesem Krieg. Es ist ein Wirtschaftskrieg, ein politischer Krieg, ein Medieninformationskrieg. Aber eine Front in diesem Krieg ist die gesamte Region, die wir grob den Nahen Osten nennen, und es gäbe keine Kriegsgefahr ohne den Zionismus. Solange der Zionismus besteht, wird es diese Krise geben.
Tahir Chaudry: Es gibt rechte israelische Gruppen und Tempelbewegungen, die planen, rote Kühe zu schlachten, damit man die Asche für die rituelle Reinigung verwenden kann und dann wollen sie den dritten Tempel bauen und sie sagen, dass sie die Bedingung für das Kommen des Moshiach (des Messias) schaffen müssen. Auf jedem Fall, ob (der Tempel) nun durch Gott oder durch Israel gebaut wird, sie müssen ihn an Stelle der Al-Aqsa Moschee errichten. Meine Frage ist, wie zentral ist dieses Ziel und wird es von einflussreichen Gruppen verfolgt oder ist es nur ein …?
Max Blumenthal: Die Tempelbewegung ist die Zukunft des Zionismus. Der Zionismus ist zunehmend religiös; er muss fanatischer werden, um seine Dynamik zu erhalten und um den Menschen, die daran glauben, eine Art Vision der Befreiung von diesem endlosen, zermürbenden Konflikt zu geben. Die Tempelbewegung zielt auch darauf ab, das traditionelle Judentum zu zerstören. Das ist der eigentliche Kern des Zionismus. Der Zionismus ist ein dämonischer Kult, der nicht nur Muslimen und Christen gegenüber feindlich gesinnt ist, sondern auch Juden gegenüber. Denn im traditionellen Judentum, dem orthodoxen Judentum, ist es Juden verboten, auf dem Tempelberg oder auf dem Al-Aqsa Gelände zu beten, es sei denn, sie besitzen so etwas, wie das Blut einer roten Kuh, das dann über die Tore gemalt wird und all diese Bedingungen erfüllt werden. Und das ist der Grund, warum sie das tun, aber sie untergraben dafür das traditionelle orthodoxe Rabbinertum, indem sie mit christlich-zionistischen apokalyptischen Elementen in Texas zusammenarbeiten, die diese roten Kühe züchten, die indes tatsächlich sehen wollen, wie Juden in einem ewig währenden Feuersee brennen, gemäß ihrer falschen Auslegung des Buchs der Offenbarung in Bezug auf die Erlösung.
Sie sind also eine Sekte und kontrollieren die israelische Regierung durch Itamar Ben Gvir. Wenn er die Koalition verlässt, bricht sie zusammen und Netanjahu wird wieder vor Gericht gestellt. Er (Ben Gvir) hat seine eigene persönliche Polizeieinheit, die vor zwei Tagen eine Frau verhaftet hat, die in Tel Aviv protestierte, weil sie Ben Gvir einen Verbrecher nannte. Sie sagte: ›Er ist ein Krimineller‹, und diese Polizisten schießen plötzlich hervor wie aus dem Nichts und verhaften sie. Er ist eine der fanatischsten Figuren, die Israel je hervorgebracht hat, aber er ist die Essenz dessen, was Zionismus ist und was Israels Regierung ist, und dorthin fließt unser Geld, die zehn Milliarden Dollar, die der Kongress gerade verabschiedet hat. Das wird diese Bewegung anstacheln, weil diese Bewegung immer populärer wird. Sie wird sogar unter einigen ehemaligen Linken in Tel Aviv populär. Und sie sind sehr raffiniert, also denke ich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir etwas Dramatisches auf dem Al-Aqsa Gelände passieren sehen. Das ist die jüdische Version von ISIS und es gibt mächtige Elemente, die sie unterstützen, wie die Falic Familie aus den Vereinigten Staaten, eine Milliardärsfamilie, die Millionen in diese Bewegung steckt.
Tahir Chaudry: Ich komme aus Deutschland, unsere Zuschauer sind aus Deutschland, also sind sie interessiert an der Rolle, die Deutschland spielt. Was stimmt nicht mit Deutschland?
Max Blumenthal: Nun, nur wenige Menschen, außer den zionistischen jüdischen Zionisten in Israel, unterstützen den Völkermord in Gaza mehr als die liberalen deutschen Nichtjuden. Das ist es, was mit Deutschland nicht stimmt; seine Liberalen sind die größten Nazis. Deutschland hat im Grunde einfach den Nazionalsozialismus genommen und ihn durch den Liberalismus und die transatlantischen Beziehungen neu verpackt. Und zur gleichen Zeit ist es dieses Element wie (namentlich) Annalena Baerbock, Robert Habeck – sie haben den transatlantischen Beziehungen zugestimmt, die Deutschlands Wirtschaft zerstören.
Damit haben sie den Bühne für den Triumph der rechten AfD bereitet. Leute, die ›ehrlicher‹ sind über das, was Deutschland tatsächlich ist – oder war – und die jeden ausschließen und zerstören wollen, der anderer Meinung ist. Es gibt meiner Erfahrung nach wirklich keinen Raum in Deutschland für abweichende Meinungen. Wir haben den ersten Verfassungszusatz hier in den USA. Es keinen gibt keinen vergleichbaren Fall in Deutschland, wo die Menschen vor den Reichstag treten können und sagen: ›Wir haben das Recht, uns frei zu versammeln.‹ Diese Rechte existieren nicht in der gleichen Weise wie hier. Also die Widersprüchlichkeit in Deutschland kommt nun zum Vorschein und ich denke, Deutschland ist einer der erschreckendsten Orte im Westen, blickt man in die Zukunft.
Wissen Sie, ich denke, dass wir in gewisser Weise unter der Kontrolle eines vierten Reiches stehen, das viel raffinierter ist. Ich meine, sogar im Zweiten Weltkrieg hat Deutschland versucht, seine Todeslager nach Polen auszulagern, wo die deutschen Bürger sie nicht sehen konnten. Aber das läuft nun alles viel raffinierter. Es hat ein liberalistisches Modell gewählt, es ist pluralistisch bis zu einem gewissen Punkt und man hat die beste Partykultur, tolle Drogen, man kann alle Arten von Spaß haben. Junge Leute werden ermutigt, abzuschalten. Das haben wir hier, aber dann haben wir unsere Stellvertreter in der Ukraine und in Israel, die wirklichen Faschisten, und wir lagern faschistische Gewalt an sie aus, um die Vorteile für uns zu ernten. So sehe ich Washington DC als eine Art liberalen imperialen Kern, aber es braucht die Ukraine und Israel, um sein Tausendjähriges Reich aufrechtzuerhalten, und dieses ist letztendlich faschistisch.
Tahir Chaudry: Meine letzte Frage: Gibt es Hoffnung?
Max Blumenthal: Ja, gibt es. Es gibt immer Hoffnung. Wir müssen die Hoffnung finden. Ansonsten sollten wir alle einfach tonnenweise Drogen nehmen und ein VR-Brille aufsetzen und den ganzen Tag Ego-Shooter Spiele und Pornos schauen und einfach aufgeben. Das ist es, was den jungen Leuten in diesem Land gegeben wird, vor allem den jungen Männern. Ich meine, wenn man in dieser Position ist, in der wir uns als unabhängige Journalisten befinden, dann muss man die heilige Mission auf sich nehmen, den Leuten nicht nur Hoffnung zu geben, sondern ihnen auch die Mittel an die Hand zu geben, um ihre Ziele zu erreichen. Und das bedeutet Wissen und kritisches Denken, das in unseren Schulen nicht gelehrt wird.
Wir können sehen, dass auf den Universitäten im ganzen Land die Hoffnung auf eine Art und Weise geweckt wird, wie ich es nie erwartet hätte. Und es ist diese Rebellion, die Menschen in Gaza, die unter den Drohnen und den Bombardierungen leiden, bei denen 5% der gesamten Bevölkerung getötet wurden, die sie die amerikanische Intifada nennen. Das gibt mir Hoffnung. Sehen Sie sich diese Studenten an, sie sind seltsam, sie tragen alle Masken, viele von ihnen sehen einfach seltsam aus, sie sagen Sachen, die der breiten Öffentlichkeit vielleicht nicht gefallen, aber sie haben Recht. Das ist alles was zählt sie haben Recht. Sie sagen die Wahrheit. Das ist etwas, was ich nicht erwartet habe, und das gibt mir etwas Hoffnung. Und was über Hoffnung hinausgeht – meine Philosophie ist – dass es hier vielleicht keine Revolution gibt. Dass wir vielleicht nicht alle unsere Ziele erreichen, aber ich stehe einfach jeden Tag auf und bin wütend über die Art und Weise, wie die Dinge sind. Und ich werde einfach der größte ›Bastard‹ (dagegen) sein, der ich sein kann, und das war’s,
Tahir Chaudry: Mr. Blumenthal, vielen Dank.
Max Blumenthal: Ich sage danke.

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