Wissenschaft

Mutationen von Viren: ein großartiges Design eines Meister-Designers

Oder die Frage: Was haben Viren mit Engeln zu tun?

von Professor Amtul Razzaq Carmichael, Großbritannien

»Aussterben ist die Regel, Überleben die Ausnahme.«
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Während eines Kurses der Homöopathie am 20. Juni 1994 diskutierte der Vierte Khalif, Hadhrat Mirza Tahir Ahmad (rh), über Viren und deren Mutationen. Er nannte verschiedene Gründe und Erklärungen dafür, warum Viren in der Lage sind, zu mutieren und verschiedene Formen anzunehmen, einschließlich der Erklärungen aus religiöser Sicht. Er erklärte, dass die Mutationen von Viren in der Tat nicht als zufällig angesehen werden können, sondern dass es bestimmte Engel gibt, die speziell beauftragt sind, das Überleben aller Lebensformen zu sichern. Wenn dieses Leben bedroht ist, setzen diese Engel verschiedene Mittel ein, um den Erhalt des Lebens zu sichern.

In diesem Zusammenhang wirft Prof. Amtul Razzaq Carmichael einen Blick auf die Mutation von Viren.

Viren sind eine rudimentäre Form des Lebens, die aus dem extrem einfachen genetischen Material bestehen. Es gibt zwei Haupttypen von Viren: DNA- und RNA-Viren, basierend auf ihren genetischen Komponenten. Um zu überleben, suchen sich Viren eine Wirtszelle und nutzen die Wirtszellen, um Millionen von Kopien des Virus herzustellen; Wissenschaftler nennen dies Replikation. Viren können sich nicht von selbst teilen. Das Studium von Viren bietet einen hervorragenden Einblick in die Evolutionsbiologie, da Viren eine kurze Generationszeit, eine hohe Anzahl von Nachkommen (Kopien ihres Erbguts) und eine einfache Struktur haben.

Was ist eine Virusmutation?

Viren passen sich ständig an die Bedingungen ihres Wirts oder ihrer Wirtspopulationen an, ein Prozess, der allgemein als Mutation verstanden wird. Dieser kann als Fehler beschrieben werden, die während des Prozesses der Replikation (Teilung des viralen genetischen Materials) auftreten. Wie schnell und wie stark Viren mutieren, wird an der Mutations- und der Substitutionsrate gemessen.[1]

Die Mutationsrate ist die Geschwindigkeit, mit der bei der Teilung des viralen Erbguts Fehler entstehen. Wenn sich Viren entwickeln und mutieren, sind diese Mutationen zunächst temporär und auf einen kleinen Prozentsatz der Viren beschränkt. Mit der Zeit werden diese Mutationen permanent oder fest oder sind in allen Einzelviren der Virusart vorhanden, was als Substitutionsrate bezeichnet wird.

RNA-Viren neigen dazu, höhere Mutationsraten zu haben, wahrscheinlich aufgrund ihres genetischen Aufbaus. Diese Viren verfügen über ein Enzym namens RNA-abhängige RNA-Polymerasen (RdRp), das es dem viralen genetischen Material ermöglicht, sich zu teilen und zu vermehren (Replikation). Bei einigen Viren hat dieses Enzym auch Korrekturlesefähigkeiten und kann Fehler, die während des Replikationsprozesses gemacht werden, korrigieren. Dies ermöglicht es den Viren, eine größere genetische Struktur zu haben. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Coronaviren dieses Korrekturlese-Enzym besitzen und somit die Mutationsrate in Grenzen halten. 

Wie mutieren Viren?

Viren passen sich an ihren Wirt an, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen; man geht davon aus, dass sich im Idealfall eine problemlose Koexistenz zwischen Wirt und Virus entwickelt. Viren versuchen, diese Rolle durch eine Vielzahl komplexer und schnell ablaufender Mechanismen zu erreichen; einige davon werden im Folgenden aufgeführt:

1. Veränderung der Marker, woran die Wirtsabwehr Viren erkennen kann, um so unentdeckt zu bleiben (die antigene Vielfalt).

2. Veränderung, um weniger schädlich zu werden (eine Minimierung der Virulenz), sodass das Virus in seinem Wirt leben kann, ohne Krankheiten zu verursachen. Ein Beispiel dafür ist das GB-Virus C, das ursprünglich aus Patienten mit Leberentzündung isoliert wurde und in vielen Menschen zu überleben scheint, ohne Krankheiten zu verursachen.

3. Resistenzentwicklung gegen die antiviralen Medikamente.

4. Entwicklung von Mechanismen, um Abwehrmechanismen des Wirts, wie z. B. Antikörper, zu umgehen. Zum Beispiel kann ein Virus die Form des Markers ändern, an den sich Antikörper anlagern.

5. Entwicklung der Fähigkeit, von einem Wirt zum anderen zu wandern, wie wir es beim Coronavirus sehen.

6. Erhöhung der Fähigkeit, in einem Wirt zu überleben; ein gutes Beispiel dafür ist heutzutage zu sehen. SARS-CoV-2 ist mutiert, um seine Fähigkeit zu erweitern, mit noch größerer Effizienz zwischen menschlichen Wirten zu wandern.

Dies zeigt, dass Viren als primitive Lebensform ohne denkbares Bewusstsein die Fähigkeit aufweisen, auf ein bestimmtes Ergebnis hin zu mutieren. Viren erreichen dies auf eine kohärente Weise, indem sie zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Veränderungen in ihrer Struktur und ihrem Verhalten herbeiführen.

Es stellt sich also die Frage, was Viren befähigt, diese effektiven Mittel zu besitzen, um ihr Überleben zu sichern. 

Ist »Natürliche Selektion« und »Survival of the Fittest« alles, was zählt?

Viren zeigen die Fähigkeit, ihre Wachstumsrate, Leistungs- und Anpassungsfähigkeit zu maximieren. Mit präzisen, ausgeklügelten, koordinierten, organisierten und rechtzeitigen Mutationen zeigen Viren die Fähigkeit, den Verteidigungsmechanismen ihres Wirtsorganismus zu entkommen und andere Viren derselben (gleiche Art von Lebewesen) zu übertreffen; Wissenschaftler nennen dies einen Prozess der natürlichen Selektion. Dies hilft den Viren, sich an ihre Wirtsumgebung und Spezies anzupassen und ihre Überlebenschancen zu maximieren.

Die Konzepte der »natürlichen Auslese« und des »Überlebens des Stärkeren« würden suggerieren, dass der Prozess der Mutation zu einem Ende kommen oder sich verlangsamen sollte, wenn eine Viruspopulation an die Umgebung ihres Wirts angepasst ist. Dies ist jedoch nicht der Fall.[2] Die Wissenschaft zeigt eindeutig, dass sich Viren permanent weiterentwickeln.[3] Viren mutieren weiter und entwickeln Mutationen, die für sie selbst schädlich sind (schädliche Mutation), so dass Viren mit einer niedrigeren Mutationsrate die Oberhand gewinnen. Evolutionsbiologen beschäftigen sich seit langem mit der Frage, warum sich angesichts der schädlichen Wirkung der Mutationslast die Mutationsrate nicht auf Null zurückgeht. Die fortlaufende Evolution stimmt nicht ganz mit dem Konzept der natürlichen Selektion überein. Wenn die natürliche Auslese den Stärksten zum Überleben begünstigt, warum sollte dann eine perfekt angepasste Form des Virus weiterhin zu einer minderwertigen Lebensform mutieren? Die Wissenschaft kann diese Tatsache der Evolutionsbiologie noch nicht erklären.

Die Komplexität der Evolutionsbiologie ist verblüffend. Es ist schwer zu verstehen, warum und wie so viele Arten angesichts potenziell widriger Überlebensbedingungen weiterhin überleben, wie Carl Sagan bekanntermaßen sagte: »Aussterben ist die Regel, Überleben die Ausnahme.« Dies scheint durch die Statistik gestützt zu werden, dass über 99 % aller Arten, die jemals gelebt haben, heute ausgestorben sind. Es kann jedoch argumentiert werden, dass keine Art jemals ausgestorben ist, die nicht zuerst überlebt hat.[4] Die wahre Ausnahme ist nicht das Überleben, sondern das fortwährende Überleben!

Das Überleben eines einfachen Organismus, wie z. B. eines Virus, dem die Vorgänge einer unabhängigen Existenz fehlen, ist ein außerordentlich komplexer, strukturierter und regulierter Prozess. Damit dieser Prozess funktioniert, bedarf es zahlreicher präziser Faktoren, die synchron in einer hochkoordinierten Weise zur richtigen Zeit wirken. Im Heiligen Qur’an heißt es: »und nachsinnen über die Schöpfung der Himmel und der Erde: ›Unser Herr, Du hast dies nicht umsonst erschaffen; heilig bist Du.‹«[5] Die Beobachtung des Lebensprozesses der fortlaufenden Evolution durch die Beobachtung der Mutationen von Covid-19 ist eine Gelegenheit für uns, darüber nachzudenken und uns zu fragen, was Viren befähigt, solch komplexe, gut strukturierte, stromlinienförmige und hochgradig verarbeitete evolutionäre Mutationsprozesse zu durchlaufen? Wer ist dafür verantwortlich, das weitere Überleben zu sichern?

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Die islamische Sichtweise

Der Heilige Qur’an löst dieses Rätsel auf eine eloquente Weise. Es heißt: »Sind sie wohl für nichts erschaffen worden, oder sind sie gar selbst die Schöpfer?« [6] Der Heilige Qur’an erklärt, dass die Zeitmäßigkeit und Koordination des Schöpfungs- und Überlebensprozesses zu optimiert, zu definiert und zu gut koordiniert ist, um dem »Zufall« oder »Würfeln« zugeschrieben zu werden. Der Heilige Qur’an stellt die Weisheit in Frage, die Fähigkeiten der Absicht, des Entwurfs, der Planung und des gut ausgeführten Überlebens »dem Geschaffenen« und nicht »dem Schöpfer« zuzuordnen.

Um etwas zu erschaffen, wie klein auch immer, muss der Schöpfer eine Absicht, Ressourcen, Planung, Fähigkeiten und die Macht haben, die Dinge geschehen zu lassen. Im Zusammenhang mit der Mutation von Viren wird in diesem Vers hinterfragt, ob ein Virus, der aus einfachstem genetischen Material besteht und kein Bewusstsein besitzt, seine eigene Mutation und sein Überleben steuern kann? Kann ein Virus über das Know-how all der ausgeklügelten, komplexen und hochpräzisen Prozesse verfügen, die erforderlich sind, um für sein weiteres Überleben zu mutieren und neue Viren zu schaffen? Der Heilige Koran sagt, dass das Leben zielgerichtet entworfen und erschaffen wurde; für sein Überleben hat der Designer und Schöpfer des Lebens Systeme eingerichtet, um die richtige Option zur richtigen Zeit zu wählen. Die Feinheiten, die Raffinesse und die Komplexität dieser biologischen Systeme, ihre immense wissenschaftliche Weisheit und ihr technisches Know-how liegen weit über den Möglichkeiten und Fähigkeiten der erschaffenen Lebensformen. Es ist Gott, der Stufe um Stufe Entscheidungen trifft, um das Überleben mit Sinn, Design und Ausrichtung sicherzustellen. 

Im Heiligen Qur’an sagt Gott zu den Menschen: »Schafft ihr es oder sind Wir die Schöpfer?«[7] Der Heilige Qur’an fordert heraus, indem er daran erinnert, dass das Leben, selbst auf seiner rudimentärsten Ebene, ständig geschützt werden muss. Die Fähigkeit zu überleben ist lebenden Organismen inhärent; zum Beispiel ist die Seele dem Spermium inhärent. Jedes Gesetz ist geschaffen, jeder Prozess ist darauf ausgelegt, das Leben auf die eine oder andere Weise zu erhalten. Der Heilige Qur’an betont diesen Punkt, dass nichts ohne einen Schöpfer erschaffen werden kann; keine Lebensform kann sich selbst aus dem Nichts erschaffen, da die Erschaffung Absicht, Design, Ressourcen und Ausführung erfordert. Es gibt einen Designer des großen Systems und jede Handlung, jedes Ereignis oder jede physikalische Sache geschieht aus einem Grund.

Nach der Erschaffung unterstützt der Heilige Qur’an die Idee der Evolution des Lebens in fortgeschrittenere Formen mit höheren Fähigkeiten und größeren Sinnen. Die Demonstration der kontinuierlichen Evolution ist eines der größten Attribute der Weisheit und des Wissens Gottes, der die Macht hat, die Prozesse zum Schutz des Lebens genau zu lenken. Aber dies ist keine blinde Evolution, die auf zufälligen Ereignissen beruht, sondern ein zielgerichteter Plan zur Erhaltung des Lebens. Ein Erhabener, Allwissender Schöpfer lenkt alles in Übereinstimmung mit Seinem göttlichen Plan. Der Heilige Qur’an sagt: »Dein Herr erschafft und erwählt, was Ihm gefällt. Nicht ihnen steht die Wahl zu.«[8] Die Hauptaussage dieses Verses ist, dass die Aufgabe der Selektion in erster Linie das Vorrecht des Schöpfers ist und die beiden nicht voneinander getrennt werden können. Gott hat sich selbst als den Schöpfer proklamiert, der aus seiner eigenen Schöpfung auswählt. Der Heilige Qur’an lehrt uns, dass weder der Tod noch das Leben zufällig sind. Sie gehen Seite an Seite wie Tag und Nacht, um das Garn der bewussten Existenz zu weben. 

Die Mutation von SARS-CoV-2 in den letzten Monaten ist ein lebendiger Beweis für die inhärenten Prozesse und Systeme, die Gott zum Schutz aller Lebensformen als Teil seines großen Plans eingerichtet hat. Ein besseres Verständnis des Mutationsprozesses, der von dieser primitiven, aber tödlichen Lebensform demonstriert wurde, gibt einen Einblick in die immense Macht des Schöpfers und seine Fähigkeit, meisterhafte biologische Prozesse in Lebewesen einzuflößen. Diesen primitiven Lebensformen sind komplexe biologische Prozesse inhärent, die auf Bedrohungen reagieren und das Überleben sichern. Diese schützenden Prozesse erstrecken sich über die gesamte Spanne des Lebens und bieten Fortschritt und Schutz im Laufe der Evolution. Dies wird als ein alles durchdringendes Gesetz beschrieben, das das gesamte System der Dinge umfasst. Dies ist in der Tat der große Entwurf eines meisterhaften Designers, eines bewussten, weisen Schöpfers, der auch der Ausleser ist.


Über die Autorin:
Professor Amtul Razzaq Carmichael MD, M Ed, FRCS (Gen Surg), MBBS, ist eine Fachärztin. Sie qualifizierte sich 1987 mit einer Goldmedaille für akademische Exzellenz und absolvierte ihre chirurgische Ausbildung an renommierten Lehrkrankenhäusern in London, Edinburgh und Philadelphia. Sie ist Autorin zahlreicher Artikel für bedeutende wissenschaftliche Fachzeitschriften. Sie ist Senior-Mitglied des Redaktionsausschusses des Magazins The Review of Religions sowie Assistant Manager.

Referenzen
1. https://jvi.asm.org/content/jvi/92/14/e01031-17.full.pdf
2. https://jvi.asm.org/content/jvi/92/14/e01031-17.full.pdf
3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7123911/pdf/978-3-642-20718-1_Chapter_12.pdf
4. https://esajournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/fee.1440
5. Der Heilige Qur’an 3:192.
6. Der Heilige Qur’an 52:36.
7. Der Heilige Qur’an 56:60.
8. Der Heilige Qur’an 28:69.
9. https://www.alislam.org/library/books/revelation/part_5_section_5.html Page 408.

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