Gesundheit

Der Reishi Pilz: Eine uralte Arznei zur rechten Zeit?

Muhammad (saw)verkündete: »Gott hat keine Krankheit erschaffen, für deren Heilmittel Er nicht auch gesorgt hat.«* Beschäftigt man sich mit diesem Heilpilz, neigt man zu denken, dass es keine Krankheit gibt, die diesem widersteht.
Wendell Smith/flickr

von Yunus Mairhofer

Während der weltweite Markt zunehmend von synthetischen Medikamenten und chemischen Behandlungsmethoden dominiert wird, besinnen sich nicht wenige Menschen wieder auf die Kraft der Natur. Ein buchstäblich glänzendes Beispiel für solch ein natürliches Heilmittel ist der Reishi Pilz, auch bekannt als „Ling Zhi“ oder eben zu Deutsch „Glänzender Lackporling“. Dieser Pilz, der in der traditionellen chinesischen Medizin seit Jahrtausenden eine zentrale Rolle spielt, erfreut sich heutzutage auch in westlichen Ländern wachsender Beliebtheit. Was macht den Schwamm so besonders und welche Anwendungen findet er bereits in der modernen Gesundheitsvorsorge?

Geschichtliche Verwendungen

Der Reishi Pilz hat eine lange und ehrwürdige Geschichte. Bereits vor über 2000 Jahren wurde er in den ältesten chinesischen Kräuterbüchern wie dem „Shennong Ben Cao Jing“ erwähnt. In der alten chinesischen Medizin galt er als Symbol für Gesundheit, Langlebigkeit, spirituelles Erwachen oder gar ›Unsterblichkeit‹. Der Pilz wurde von Kaisern und Adligen wegen seiner wertvollen gesundheitlichen Vorteile geschätzt und war aufgrund seiner Seltenheit oft diesen vorbehalten. Es wurde geglaubt, dass der regelmäßige Konsum von Reishi den Körper ins Gleichgewicht bringt und die Lebensenergie „Qi“ stärkt.

In Japan wurde der Reishi unter dem Namen „Mannentake“ verehrt, was so viel wie „10.000 Jahre Pilz“ bedeutet. Er war ein fester Bestandteil der traditionellen japanischen Medizin, Kampo genannt. Die Samurai sollen den Pilz konsumiert haben, um ihre Ausdauer und Widerstandsfähigkeit zu steigern.

Auch in Europa fand der Pilz, der auch hier heimisch ist und gar nicht so selten vorkommt, im Laufe der Geschichte Beachtung, wenn auch nicht in dem Maße wie in Asien. Der deutsche Arzt und Botaniker Johann Peter Frank (1745–1821) zum Beispiel dokumentierte in seinen Schriften die gesundheitlichen Vorteile des „Glänzenden Lackporlings”. Er wurde hauptsächlich in Mitteleuropa gefunden und als Tee oder Pulver konsumiert. Während des 19. Jahrhunderts geriet er jedoch aufgrund der zunehmenden Popularität synthetischer Arzneimittel in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahrzehnten, durch den wachsenden Trend zur Naturheilkunde, rückt der Reishi Pilz wieder in den Fokus des Interesses. Ganz aktuell findet sich der Pilz als Nahrungsergänzungsmittel oft auch in ›Hitlisten‹ der sogenannten Superfoods wieder.

Wirkung und Einsatzgebiet

Der Reishi Pilz ist reich an bioaktiven Verbindungen, die seine gesundheitlichen Vorteile ausmachen. Zu seinen wichtigsten Inhaltsstoffen gehören:

  • Polysaccharide: Diese komplexen Kohlenhydrate haben starke immunmodulierende und antioxidative Eigenschaften. Sie fördern die Aktivität der weißen Blutkörperchen und unterstützen so das Immunsystem. Ein spezifisches Polysaccharid, Beta-D-Glucan, hat sich als besonders wirksam erwiesen, um die körpereigenen Abwehrkräfte zu stärken und Entzündungen zu reduzieren.
  • Triterpene: Diese Verbindungen tragen zur Lebergesundheit bei, haben entzündungshemmende Wirkungen und können helfen, den Blutdruck zu regulieren. Insbesondere die ganoderischen Säuren, eine Untergruppe der Triterpene, haben sich in Studien als wirksam gegen Allergien und als Hemmstoffe für Tumorwachstum erwiesen.
  • Ganoderische Säuren: Diese spezifischen Triterpene sind für ihre antiallergischen und tumorhemmenden Eigenschaften bekannt. In Untersuchungen an Krebszellen konnte gezeigt werden, dass ganoderische Säuren die Zellproliferation hemmen und den programmierten Zelltod (Apoptose) in bösartigen Zellen auslösen können.

Diese und zahlreiche andere Inhaltsstoffen macht den Reishi Pilz zu einer vielseitigen Arznei. Es lohnt sich für jeden Gesundheitsbewussten, in die üppig vorhandene Literatur dazu einzutauchen. Hier eine kurze Auswahl an möglichen Anwendungsgebieten:

  1. Stärkung des Immunsystems: Reishi wird oft als Immunmodulator eingesetzt. Er kann sowohl die Abwehrkräfte stärken als auch überaktive Immunreaktionen, wie sie bei Allergien und Autoimmunerkrankungen vorkommen, dämpfen. Studien haben gezeigt, dass regelmäßige Einnahme von Reishi das Auftreten von Erkältungen und anderen Infektionen reduzieren kann. Ein Beispiel ist eine Studie, in der Patienten mit chronischer Bronchitis nach der Einnahme von Reishi eine signifikante Verbesserung ihrer Symptome zeigten.
  2. Stressreduktion und Schlafqualität: Reishi ist bekannt für seine adaptogenen Eigenschaften, was bedeutet, dass er dem Körper hilft, sich besser an Stress anzupassen. Viele Anwender berichten von einer verbesserten Schlafqualität und einer Reduktion von Angstzuständen durch die regelmäßige Einnahme des Pilzes. Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigte, dass Patienten mit Neurasthenie, die Reishi einnahmen, weniger Müdigkeit und Reizbarkeit sowie eine bessere Stimmung berichteten.
  3. Unterstützung der Leberfunktion: Die entgiftenden Eigenschaften des Reishi Pilzes machen ihn zu einem wertvollen Mittel zur Unterstützung der Leber. Er hilft bei der Regeneration von Leberzellen und kann die Leberfunktion verbessern. In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass Reishi die Leberenzyme reguliert und die Leberschädigung durch toxische Substanzen verringert.
  4. Kardiovaskuläre Gesundheit: Reishi kann zur Senkung des Blutdrucks beitragen und die Blutfettwerte regulieren. Dies macht ihn zu einem nützlichen Mittel zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In einer klinischen Studie wurde festgestellt, dass Reishi-Extrakt den systolischen und diastolischen Blutdruck bei hypertensiven Patienten signifikant senkte.
  5. Anti-Krebs-Eigenschaften: Einige Studien deuten darauf hin, dass die Inhaltsstoffe des Reishi Pilzes das Wachstum von Tumorzellen hemmen können. Während die Forschung in diesem Bereich noch nicht abgeschlossen ist, gibt es vielversprechende Hinweise auf das Potenzial des Pilzes in der Krebsprävention und -therapie. Zum Beispiel zeigte eine Studie aus dem Jahr 2016, dass Reishi-Extrakte das Wachstum von Prostatakrebszellen in vitro hemmen konnten.
  6. Anti-Aging und Hautgesundheit: Aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften wird Reishi auch oft in Hautpflegeprodukten verwendet. Er kann dazu beitragen, die Haut vor Schäden durch freie Radikale zu schützen und das Auftreten von Falten zu reduzieren. Eine Untersuchung ergab, dass Reishi-Extrakt die Hautfeuchtigkeit und Elastizität bei Frauen mittleren Alters signifikant verbesserte.

Need of the time

Dies sind wie gesagt nur einige wenige Beispiele für die potentiellen Heilungskräfte dieses Pilzes, der heute bei weitem nicht mehr so schwer zu bekommen ist, wie zu Kaisers Zeiten. Bei den bekannten Online-Händlern gibt es genügend erschwingliche Angebote. Bemerkenswerterweise scheinen viele der typischen Leiden der modernen Gesellschaften exakt zu den Wirkeigenschaften dieses wiederentdeckten Heilmittels zu passen, als scheine es ein solches Naturgesetz zu geben – dass nämlich nicht nur gegen jedes Leiden ein Kraut gewachsen ist, sondern dass unser Schöpfer auch immer dafür sorgt, dass der jeweilige Bedarf der Zeit gedeckt ist.

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*Sahih Muslim, Buch 26, Hadith 5454 bzw. Sahih Bukhari, Band 7, Buch 71, Hadith 582

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