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Religion in der Psychologie: Eine Ressource oder kollektive Zwangsneurose?

Psychischen Erkrankungen fordern die Gesellschaft nicht erst seit der Corona-Krise. Hilft eine Therapie? Und welche Rolle kann Religion spielen, um den Herausforderungen der Zeit mental standzuhalten?

Ist Religion selbst eine kollektive Zwangsneurose, wie es der Psychoanalytiker Sigmund Freud behauptete, oder stellt sie vielmehr eine wertvolle Ressource dar, die uns hilft, mental und psychisch gesund zu bleiben? Diese Fragestellung wurde in der aktuellen Episode des Podcasts »Schon gehört« mit Dr. Meliha Malik, einer muslimischen Oberärztin in einer psychiatrischen Klinik, erörtert.

Jeder vierte Erwachsene in Deutschland habe im Laufe eines Jahres psychische Probleme, so Dr. Malik. Diese alarmierende Zahl wirft die Frage auf, ob es in der Gesellschaft eine Zunahme psychischer Erkrankungen gibt oder ob es vielleicht an einer Tendenz zur Psychiatrisation liegt? Dr Malik:
»Ich habe manchmal das Gefühl, in dieser Gesellschaft ist man es so gewöhnt: alles läuft gut, alles ist erfolgreich; und man vergisst dabei, dass eben Tod und Schicksalsschläge und auch Verluste zum Leben dazugehören«

Religion könne in Krisenzeiten durchaus als eine Art Halt dienen. Die Psychiaterin verweist auf viele Studien, die zeigen würden, dass religiöse Menschen tendenziell eine geringere Wahrscheinlichkeit haben, suizidal zu sein. »Religion ist tatsächlich wohltuend für viele Menschen; sie gibt vielen Orientierung, gibt vielen Hoffnung«, sagt sie. Diese Perspektive könnte die Kritik an der Religion, wie sie Freud vor über 100 Jahren formulierte, wieder in ein anderes Licht rücken.

Die Oberärztin warnt: »Es gibt eine Epidemie der Einsamkeit.« Diese Einsamkeit könne besonders unter Migranten verstärkt auftreten, die oft mit einer verhältnismäßig höheren Zahl an Herausforderungen konfrontiert sind, wie eben Sprachbarrieren und dem Mangel an sozialen Netzwerken. Im Kontext der Religion könnte beispielsweise das soziale Gefüge, das viele Glaubensgemeinschaften bieten, einen entscheidenden Rückhalt darstellen.

Während Freud eine kritische Haltung gegenüber der Religion einnahm, würden aktuelle Diskussionen und Forschungen zeigen, dass Religion auch eine andere positive Rolle im psychischen Wohlbefinden spielen kann. Die Erkenntnis, dass »Gott so barmherzig ist, dass er einem trotz allem einen Weg zeigen kann«, könnte für viele Menschen eine entscheidende Quelle der Hoffnung und Stärke sein. Schauen Sie rein!

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