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Was Südafrika im Israel-Hamas Konflikt vor dem IGH richtig gemacht hat

"Wir sind Teil einer einzigen Menschheit" (Nelson Mandela)

von Umar Gyasi Agyemang, Ghana

Während im anhaltenden Konflikt zwischen Israel und der Hamas unschuldige Menschen ums Leben kommen, zeigt sich, dass die führenden Politiker der Welt es verabsäumen, das Leben Unschuldiger zu schützen. Ein afrikanisches Land hat einen mutigen Schritt unternommen und für das palästinensische Volk gekämpft, um unschuldige Leben zu schützen und zu erhalten.

Der aktuelle Konflikt hat dazu geführt, dass im Gazastreifen mehr als 25 000 Menschen getötet wurden, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Nach verschiedenen Angaben von Medienbüros sind indes 30-70 % der Häuser im Gazastreifen zerstört und weit über 50 000 Menschen wurden bisher verletzt. Gesundheitsversorgung, Wasser, Lebensmittel und andere Grundbedürfnisse sind nun unverfügbar geworden.

Angesichts dieser bedauerlichen Ereignisse haben die Parlamente in aller Welt Debatten geführt, in denen ein vollständiger Waffenstillstand gefordert wurde, und überall gab es Pro-Palästina-Proteste. Die Führer der Welt haben diesen Aufrufen keine Beachtung geschenkt und das Morden geht weiter. Das Schweigen der meisten Politiker und Medien zum Verlust unschuldiger Menschenleben in Palästina führte dazu, dass Südafrika die Sache selbst in die Hand nahm und den Staats- und Regierungschefs der Welt ein Beispiel dafür gab, wie mit diesem jahrzehntealten Konflikt zwischen Israel und der Hamas umzugehen ist.

Südafrika hat in den vergangenen Monaten drastische Maßnahmen ergriffen, um gegen den anhaltenden Massenmord in Palästina zu protestieren und hat beim Internationalen Gerichtshof (IGH) Klage gegen Israel eingereicht, in der es das Vorgehen Israels als “Völkermord” bezeichnet. Berichten zufolge wurde die Klage gegen Israel am 29. Dezember 2023 eingereicht und die Anhörung vor dem IGH begann am 11. Januar 2024. Zu Beginn der Anhörung zitierte ein südafrikanischer Beamter Nelson Mandela, die Anti-Apartheid-Ikone und Gründungspräsident des Landes:

“Wir sind Teil einer einzigen Menschheit” (Nelson Mandela)

sagte Ronald Lamola, Südafrikas Justizminister. “In diesem Geist gehen wir an dieses Gericht heran”, fügte er hinzu. “Dies ist unsere Verpflichtung gegenüber dem palästinensischen Volk und den Israelis gleichermaßen.”

Während viele das aktuelle Beispiel als einmalig ansehen und ihre volle Unterstützung bekunden, haben andere Länder den Kurs völlig in den Wind geschlagen. Die Regierung Biden bezeichnete den Schritt Südafrikas als “unnötig”. Netanjahu veröffentlichte am Vorabend der Gerichtsverhandlung ein Video, in dem er vorbeugend erklärte, dass “Israel nicht die Absicht hat, den Gazastreifen dauerhaft zu besetzen” und dass es “gegen Hamas-Terroristen kämpft, nicht gegen die palästinensische Bevölkerung”. Auch andere Länder sehen keinen Nutzen in dem Vorhaben Südafrikas, allen voran Deutschland.

Inmitten all dieses Chaos stellt sich die Frage: Wo sind die muslimischen Nationen?
Der Fünfte Kalif und das weltweite Oberhaupt der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinschaft, Hazrat Mirza Masroor Ahmad (aba), hat die derzeitige Lage der Muslime so beschrieben:

“Die Situation ist so, dass mir jemand erzählt hat, dass Menschen, die eine Umrah [Pilgerfahrt] machen wollen, gesagt wird, dass sie dort nichts über den Konflikt zwischen Israel und Palästina sagen dürfen. Dies sind die Anweisungen, die die Regierung bei der Ausstellung von Visa erteilt. Wenn dies tatsächlich stimmt, dann ist es ein Ausdruck großer Feigheit seitens der muslimischen Regierung. In jedem Fall sollte man die Rechte erfüllen, die einem bei der Durchführung der Umrah zustehen. Während der Umrah kann man sich nicht an solchen Gesprächen beteiligen, aber man sollte auf jeden Fall für die Palästinenser beten, die unterdrückt werden. Mögen alle, die [zur Umrah] reisen, daran denken, für sie zu beten.

Heutzutage erheben die muslimischen Nationen zwar ihre Stimme, aber es ist eine sehr schwache Stimme. Zwar haben einige ihre Stimme erhoben, doch die Stimmen der Nicht-Muslime und ihrer Politiker und Regierungen waren stärker. Möge Allah, der Allmächtige, unter den Muslimen Mut und Weisheit entwickeln.”[1]

Seine Heiligkeit (aba) präsentierte die vom zweiten Kalifen der Ahmadiyya Muslim Gemeinschaft, Hazrat Mirza Bashiruddin Mahmud Ahmad (ra), angebotene Lösung mit den folgenden Worten:

“Vor etwa 72 oder 73 Jahren mahnte Hazrat Musleh Maud (ra), dass die Muslime sich vereinen müssen. Sie sollten sich entscheiden, ob sie einzeln und allein aussterben wollen (wenn sie sich nicht vereinigen), oder ob sie ihre Existenz als eine einzige Einheit aufrechterhalten wollen. Wenn diese Menschen dies nur heute begreifen und sich zusammenschließen würden.”

Afrika ist stolz auf den unerschütterlichen Mut Südafrikas, sich für eine gute Sache einzusetzen, sich zu profilieren anstatt heuchlerisch zu handeln. Es ist ein perfektes Beispiel für die ganze Welt für das, was manche als den neuen Aufbruch bezeichnen. Und Afrika könnte noch mehr erreichen, wenn es sein Potenzial ausschöpft. Über das Potenzial Afrikas sagte Seine Heiligkeit Hazrat Mirza Masroor Ahmad (aba) zu den afrikanischen Völkern:

“Afrika hat mit der Gnade Allahs die Fähigkeit, die Welt zu führen und zu leiten. Aber ihr müsst hart arbeiten und geeint bleiben, um dieses Potenzial zu verwirklichen, damit ihr nicht der Versklavung erliegt, sondern an der Spitze der Welt steht. Denkt immer daran, dass das Feiern des Jahrestages eurer Unabhängigkeit oder das Gedenken an Jubiläen nur dann von Nutzen sein wird, wenn ihr mit der richtigen Einstellung und dem richtigen Geist voranschreitet … Allah hat fast alle afrikanischen Nationen mit natürlichen Ressourcen ausgestattet, und Er hat ihren Menschen einen klugen und fruchtbaren Geist gegeben.”

Wird ein afrikanisches Land, das die Fackel im Kampf für Gerechtigkeit in dem anhaltenden Konflikt trägt, Gehör finden? Und werden andere Länder mutig genug sein, es ihm gleichzutun, damit wir den Stimmlosen eine Stimme geben und das Leben unschuldiger Menschen schützen?

Die richtigen Antworten werden für eine drastische Wende der Ereignisse zum Besseren sorgen, so Gott will.

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Über den Autor: Umar Gyasi Agyemang hat sein Studium an der Theologischen Hochschule (Jamia Ahmadiyya International) in Ghana abgeschlossen. Zurzeit ist er Missionar der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Ghana und Nationaler Koordinator für The Review of Religions in Ghana.

Referenz:
[1] https://www.youtube.com/watch?v=PHx9uLZiacc

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