Eine Ansprache von Hadhrat Mirza Masroor AhmadABA
Weltweites Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat
Am 14. Juni 2011 organisierte die Hamburger Fraktion „Die Grünen“ am historischen Hamburger Rathaus eine außerordentliche Veranstaltung unter dem Titel „Interreligiöser Dialog“ zu Ehren von Hadhrat Mirza Masroor Ahmad, dem fünften Nachfolger des Verheißenen Messias (Friede sei auf ihm) und Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat. Der Kalif wurde eingeladen, um die Hauptrede zu halten, wobei über fünfzig Personen, unter anderem Politiker, Professoren, Rechtsanwälte, religiöse Führer und Journalisten anwesend waren.
„Sehr geehrte Gäste, Assalamu Alaikum wa rahmatu llahi wa barakatuhu – Frieden und Segnungen Allahs seien mit ihnen allen,
Zuerst möchte ich mich bei allen und besonders bei der Hauptgastgeberin bedanken, dass Sie mich heute hier eingeladen haben, um einige Worte an Sie zu richten. Durch dieses Verhalten haben Sie Ihre Offenherzigkeit und aufgeschlossene Natur unter Beweis gestellt.
Diese Geste beweist, dass Sie, unabhängig von ihren Nationalitäten, Religionen und Standpunkten, an die Verbesserung menschlicher Werte für die gesamte Menschheit glauben. Darüber hinaus freut es mich, von verehrtem Prof. Wolfram Weiße zu hören, davon, dass Sie hier eine Akademie für Weltreligionen gegründet haben, um die unterschiedlichen Nationen und Religionen zusammen zu bringen. Ich bete dafür, dass Allah Ihnen Erfolg beschert.
Mir beliebt es zu erwähnen, dass die Welt heutzutage händeringend einen solch erleuchteten Ansatz benötigt. Auch wir, die Mitglieder der Ahmadiyya Muslim Jamaat, praktizieren und predigen einen solchen Ansatz, versuchen so weit es geht diese Grundsätze aufrechtzuerhalten und propagieren deswegen immer wieder unsere Devise „Liebe für alle, Hass für keinen“.
Als einen Grundsatz glauben wir, dass Meinungsverschiedenheiten und Religionsunterschiede sicherlich nicht schädlich sind. Bezogen auf die Religion selbst bin ich der Meinung, dass es eine ausgesprochen persönliche Angelegenheit für jedermann ist, die jeder eigenständig für sich selbst entscheiden sollte. Keiner hat das Recht, sich in diesem Prozess der Entscheidungsfindung einzumischen. Es ist das Recht eines jeden Menschen, seine Religion so auszuleben, wie er daran glaubt und so, wie er es will. Jeder sollte in der Lage sein, seinen religiösen Glauben und die dazugehörigen Rituale frei und offen auszuleben und ebenso sollte jeder dazu in der Lage sein dürfen, andere über seinen religiösen Glauben ohne Besorgnis zu informieren.
Islam bedeutet Liebe, Frieden und Sicherheit
Seit geraumer Zeit bekommen einige Menschen und bestimmte Gruppen, besonders im Westen, Angst, wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden, dass alle Menschen vollkommen frei ihre Religion praktizieren und predigen dürfen. Besonders, wenn die Religion „Islam“ diskutiert wird, steigen Angst und Panik dramatisch an.
Diese Angst basiert hauptsächlich auf der Annahme, dass, wenn die muslimische Bevölkerung sich weitgehend verbreiten würde, die westlichen Länder so in Chaos versinken würden wie die meisten muslimischen Länder derzeit. Bedenkt man, wie einige muslimische Extremisten den Islam zurzeit darstellen, so ist in manchen Fällen ohne Zweifel diese Besorgnis völlig gerechtfertigt und verständlich.
Die Geschichte aller Religionen jedoch beweist, dass der Gründer einer Religion nie seinen Nachfolgern lehrte, sich der Rechte anderer zu bemächtigen oder andere auf grausame Weise zu behandeln. Tatsache ist, dass es im Interesse aller Religionen gewesen ist, den Menschen näher zu Gott zu bringen und menschliche Werte zu etablieren.
Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick auf die Lehre des Islam werfen. Das Wort „Islam“ bedeutet „Frieden, Liebe und Sicherheit”. Wenn jetzt jemand den Islam als eine extremistische und gewalttätige Religion darstellt, dann ist eine solche Darstellung nicht richtig. Seite für Seite lehrt der Qur’an nur Liebe, Zuneigung, Frieden, Versöhnung und Opferbereitschaft.
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat propagiert diese Botschaft und vielleicht ist dies auch der Grund, weshalb unsere Gemeinde zur Zielscheibe von boshaften und grausamen Taten von Extremisten geworden ist.
Trotz der Verfolgung jedoch, nehmen die Ahmadis, egal in welchem Land sie leben, weder das Gesetz selbst in die Hand noch sorgen sie in irgendeiner Form für Unordnung.
Der Gründer der Ahmadiyya Muslim Jamaat, Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS, hat uns genau so ein Verhalten gelehrt, uns vermittelt, dass wir Gottes Rechte und die seiner Menschheit achten sollen. Uns wurde gelehrt, auf Grausamkeiten nie mit Rache oder gleichartiger Grausamkeit zu reagieren.
Natürlich obliegt es einer Person, die verfolgt wird, sich rechtlich zu behelfen, wo immer es auch möglich ist. In manchen Ländern ist jedoch das Recht selbst nicht gerecht gegenüber den Ahmadis. In manchen Ländern, wie zum Beispiel in Pakistan und Indonesien, sind die Gesetze so entworfen worden, dass sie eine Verfolgung von Ahmadis erlauben. In solchen Fällen lehren wir, sich zu gedulden und die Sache dem allmächtigen Gott zu überlassen. Der Grund liegt hauptsächlich in unserem Glauben an ein Leben nach dem Tod, in unserem Glauben daran, dass der allmächtige Gott dort das letzte Urteil fällen wird. Er wird festlegen, wer Recht hatte und wer nicht, und nur Er wird zwischen den Unterdrückern und den Unterdrückten richten.
Wir sind dankbar Deutschland gegenüber
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat ist immer dankbar gegenüber der deutschen Regierung und den deutschen Bürgern gewesen. Dies deswegen, weil Ahmadis dann, als sie, geflüchtet von der Verfolgung und Grausamkeit, in Deutschland Asyl suchten, hier Sicherheit erfuhren. Bis heute sind aber nur wenige Ahmadis von Pakistan ausgewandert, Millionen von Ahmadis leben noch immer in Pakistan und überstehen die Grausamkeiten mit Würde und Mut. Unter denen, die ausgewandert sind, waren einige selbst Opfer von Verfolgung, andere sind geflüchtet, weil sie dem psychischen Druck nicht mehr standhalten konnten.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Regierungen und Länder, die Ahmadis Schutz gewährten, sich auf die Seite der Unterdrückten gestellt haben. Sie haben dadurch bewiesen, dass auch heutzutage in dieser Welt menschliche Werte Bestand haben. Dafür bin ich Ihnen allen sehr dankbar.
Ich wurde darüber informiert, dass die Grünen des Öfteren unabhängig von Herkunft und Religion der Opfer ihr Mitgefühl bei solchen Ereignissen aussprechen. Genau das sind die Werte, die die Schönheit und Farbe menschlicher Werte hervorbringen. Das sind die Werte, die Licht in diese Welt bringen.
Ich habe außerdem erfahren, dass ihre Partei sich in einigen Bundesländern an der Regierung beteiligt und in den anderen eine starke Opposition bildet. Deswegen und hierauf bezogen möchte ich Sie bitten, sich in den großartigen Eigenschaften, die sie besitzen, zu verbessern, und sich als diejenige Partei auszeichnen, die Liebe, Gerechtigkeit und menschliche Werte verbreitet, weil es einen dringenden Bedarf dafür gibt.
Als Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat, einer rein religiösen und spirituellen Gemeinde, kann ich Ihnen versichern, dass die Ahmadiyya Muslim Jamaat danach bestrebt ist, weltweit menschliche Werte zu etablieren. Jeder Ahmadi in Deutschland wird mit jeder Person und jeder Gruppe kooperieren, die auch Anstrengungen unternimmt, um diese Werte zu festigen. Der wesentliche Grund hierfür liegt darin, dass der Heilige Qur’an uns lehrt, dass wir uns einander helfen sollten im Ausüben guter Taten, ja, das Leben des Gründers des Islam legt Zeugnis hierüber ab. Bevor der Heilige Prophet MuhammadSAW den Anspruch erhob, ein Prophet Gottes zu sein, war er Mitglied einer Vereinigung, die einzig deswegen gegründet wurde, um Personen zu unterstützen, die Unterdrückung erleiden mussten. Viele Jahre später sagte der Heilige ProphetSAW, dass seine Mitgliedschaft in dieser Vereinigung wertvoller gewesen ist als aller Wohlstand dieser Welt. Er fügte hinzu, dass selbst jetzt, nach der Berufung zu einem Propheten, er nicht zögert, wenn es darum geht, dieser Vereinigung in ihrer Arbeit zu helfen. Nun, Ahmadi-Muslime versuchen ihr Leben nach dem glänzenden Vorbild, das ihr Meister, der Heilige Prophet MuhammadSAW, gezeigt hat, zu leben.
Der Islam lehrt, die höchste Form der Gerechtigkeit zu etablieren
Diejenigen, die gegen den Islam opponieren, erheben zwar immer wieder ernste und auch schmerzhafte Vorwürfe gegen den Islam, doch sie machen dies, ohne je die tatsächlichen Lehren des Islam untersucht zu haben. Wenn sich einer nicht korrekt gemäß einer Lehre verhält, sich aber auf sie beruft, dann befindet sich die Person im Irrtum, nicht die Lehre. Das ist ein fundamentales Prinzip. Tatsache ist, dass der Islam uns lehrt, die höchstmögliche Form der Gerechtigkeit in der Welt zu fundieren. Um diesen Anspruch zu erfüllen, hat der Heilige Qur’an uns angewiesen, selbst der Nation gegenüber Gerechtigkeit walten zu lassen und als gleichberechtigt anzusehen, die uns verfolgt hat und uns mit Hass begegnet ist. Der Qur’an lehrt uns, dass wir Gerechtigkeit walten lassen müssen, weil es die wahre Rechtschaffenheit von uns verlangt.
Hinsichtlich der Rechtschaffenheit heißt es an diversen Stellen im Heiligen Qur’an, dass derjenige, der sich ihr nicht zu eigen macht, sich von Allah distanziert und deswegen sich auch von der Lehre des Islam entfernt. Und um sozialen Frieden zu etablieren und aufrechtzuerhalten, sagt der Heilige Qur’an:
„Gut und Böse sind nicht gleich. Wehre (das Böse) mit dem ab, was das Beste ist. Und siehe, wenn Feindschaft zwischen dir und einem anderen war, so wird der wie ein warmherziger Freund werden.“ (41:35)
Wie kann man nun, wenn man mit diesem Vers konfrontiert wird, behaupten oder glauben, dass diese Lehre eine Bedrohung darstellt? Wir Ahmadis versuchen in der Welt eine Atmosphäre zu schaffen, die mit dem obigen Vers übereinstimmt. Denn unzweifelhaft handelt es sich hierbei um eine goldene Regel, dessen Befolgung jeder Gesellschaft Frieden und Fortschritt bringen würde. Darüber hinaus ist es nicht nur ein Prinzip, um regionalen oder lokalen Frieden zu etablieren, sondern de facto auch die goldene Regel, worüber weltweit Frieden geschaffen werden könnte.
Hass und Ungerechtigkeit sind Probleme globalen Ausmaßes
Richten wir unseren Blick auf die heutige Zeit, so sind wir auf der einen Seite stolz darauf sagen zu können, dass die Welt näher zusammenrückt, ja, zu einem globalen Dorf geworden ist. Andererseits aber verbreitet sich der Hass zwischen den unterschiedlichen Nationen und Religionen immer weiter. Dabei beschränkt sich dieser Hass untereinander nicht auf einzelne Regionen, denn gerade weil die Welt kleiner geworden ist und Entfernungen keinen einschränkenden Faktor mehr darstellen, eskalieren diese Probleme in internationale Dimensionen.
Wenn wir die Situation der Welt heutzutage analysieren, so werden wir feststellen, dass diese Angelegenheiten sich zu Problemen internationaler Tragweite entwickelt haben. Die Tatsache, dass in Kriegen verwendetes Arsenal wie Nuklearwaffen und Langstreckenraketen ständig weiterentwickelt werden, ist ein Beweis dafür, dass dieser Hass sich auf globale Dimensionen ausgeweitet hat. Wenn nicht, was für einen Sinn hat es dann, Langstreckenraketen weiterzuentwickeln, deren wesentliche Funktion darin besteht, Ziele zu treffen, die sich so weit entfernt wie möglich befinden. Gott sei Dank, dass Deutschland befreit ist von so tödlichen wie destruktiven Waffen wie die Atombombe.
Hinsichtlich Kriegen sollte als erstes festgestellt werden, dass Nachbarstaaten sich nicht bekriegen sollten. Wenn aber doch Krieg zwischen Nachbarstaaten ausbricht, so sollte Sorge dafür getragen werden, dass sich der Konflikt auf die betroffene Region beschränkt. Wie auch immer, heutzutage sehen wir demgegenüber, dass Staaten tausende von Meilen überqueren, um Kriege zu führen, um willkürlich Bomben abzuwerfen und so jede Form von Leben zu zerstören. Weder menschliche Wesen noch irgendeine Art von vegetativem Leben werden in solchen Kriegen verschont. Im Zweiten Weltkrieg zum Beispiel wurden zwei Atombomben über Japan abgeworfen, was unglaubliche und furchterregende Zerstörung mit sich brachte. Um so etwas in Zukunft zu vermeiden, hat die Welt bestimmte Maßnahmen ergriffen, doch im Vergleich zur Anstrengung, die unternommen wurde, um zukünftigen Zerstörungen vorzubeugen, wurde mehr Arbeit darin investiert, Zerstörung und Unordnung zu verbreiten – es ist also genau umgekehrt gekommen.
Selbst in Ländern, in denen die Bevölkerung an Hunger leidet und wegen Armut stirbt, finden wir Herrscher vor, die danach bestrebt sind, ihre Macht und Überlegenheit zu demonstrieren, so dass selbst sie dabei sind, mit nuklearen Waffen zu experimentieren. Sind sie sich nicht dessen gewahr, was die weitreichenden Konsequenzen solcher Art von Handlungen sind? Die Herrscher dieser Länder sind erschöpft von Kriegen, die als Konsequenz ihres Egos und ihrer Eitelkeit vom Zaun gebrochen wurden. Solange die mächtigen Staaten dieser Welt sich nicht ernsthaft darum bemühen, solchen Kriegen vorzubeugen, werden die Grausamkeiten weiter zunehmen.
Wenn immer ich die Möglichkeit hatte, habe ich auf diesen Aspekt aufmerksam gemacht. Ich hatte in 2008 die Möglichkeit, zu britischen Politikern im Houses of Parliament zu sprechen, ja, wo immer ich auf der Welt zu den unterschiedlichsten Zuhörern sprach, habe ich diesen Aspekt erwähnt. Heute würde ich gerne in Demut diesen Aspekt wiederholen, dies, weil Deutschland eine Weltmacht darstellt und eine entwickelte Nation ist, und darüberhinaus weil die Partei – Die Grünen – , der sie angehören, eine aufstrebende Macht darstellt. Sie sollten deswegen über diesen Aspekt nachdenken und ganz besonders darin bestrebt sein, für die Etablierung von Frieden und Sicherheit in der Welt eine prominente Rolle zu spielen. Gleicherweise sollten die gebildeten und bekannten Persönlichkeiten, die an diesem Abend unter uns sitzen, sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Wenn Sie sich dieser Aufgabe verpflichteten, so würde dies einen großen Dienst an die Menschheit darstellen.
Ich möchte hier an dieser Stelle auch erwähnen, dass es der Vereinten Nationen zwar obliegt zu intervenieren, wenn eine Nation auf grausame und ungerechte Weise gegen eine angrenzende Nation agiert, die Intervention aber unbedingt auf gerechte Weise vonstatten gehen sollte. Werden in dieser Zeit, wo Interventionen stattfinden und Kriege durch dritte Parteien gestoppt werden, Konflikte auf gerechte Weise beendet? Es ist gewiss, dass diese Frage verneint werden muss.
Gegen die Doppelmoral
Ich erwähne dies, weil zu jeder Zeit Regierungen in ihrem Kampf gegen eine andere Regierung durch fremde Mächte unterstützt werden. Sie werden mit Waffen versorgt und manchmal werden sogar ausländische Truppen entsendet, um auf dem Schlachtfeld an ihrer Seite zu kämpfen. Nach einiger Zeit kommt es dann dazu, dass die „gastgebenden“ Herrscher nicht mehr den Interessen der fremden Regierung dienen oder die fremdländischen Regierungen von selbst ihr Interesse an dem Konflikt verlieren, weil sie alle ihre Interessen schon erreicht haben. Wie auch immer, sobald diese Situation eintritt, werden wir Zeuge davon, wie die herrschende Regierung, die zuvor noch den fremdländischen Interessen diente und assistierte, auf einmal zu Kriegsverbrechern erklärt werden und von den mächtigen Staaten vor das Internationale Strafgerichtshof gezerrt werden. Des Weiteren kommt es in manchen Fällen vor, dass die Bevölkerung in ihrem Protest gegen die in Ungnade gefallenen Herrscher unterstützt wird, was zu weiterer Grausamkeit und Unordnung führt. Das ist ein komplett falscher Ansatz.
Der Islam gibt uns die Erlaubnis, diejenigen zu bekämpfen, die Kriege anzetteln und grausam handeln. Darüberhinaus lehrt er, dass von dem Unterdrücker abzulassen ist, wenn er damit aufhört, grausam zu handeln und Unordnung zu stiften, denn Kriege sollten nur eingegangen werden, um Grausamkeiten zu unterbinden. Gestattet sind also nur Verteidigungskriege, Angriffskriege sind verboten. Das wird in Sure 2, Vers 192-194 des Heiligen Qur’ans erwähnt. Ich habe ihnen die Quintessenz dieser Verse dargelegt.
In einer wohlbekannten Überlieferung des Heiligen ProphetenSAW heißt es, dass er sagte, dass beiden zu helfen ist, sowohl den Unterdrückten als auch dem Unterdrücker. Als der Heilige ProphetSAW gefragt wurde, wie dem Unterdrücker zu helfen sei, so antwortete er, dass ihm dann geholfen wird, wenn seine Hand aufgehalten wird, was bedeutet, dass er davor bewahrt werden sollte, ungerecht und grausam zu handeln, so dass er vor Allahs Bestrafung geschützt bleibt.
Dieses Prinzip, wonach selbst dem Unterdrücker geholfen werden muss, entspringt aus dem Verlangen, Mitgefühl zu zeigen und basiert nicht auf persönlichem Interesse. Um diesen Aspekt zu betonen, weist der Heilige Qur’an uns an einer Stelle an, Gerechtigkeit und Gleichheit zu etablieren, wenn Aussöhnung und Frieden erfolgt sind (49:10).
Der Grundstein für einen neuen Weltkrieg ist schon gelegt worden
Wenn nach dem Zweiten Weltkrieg ein Weg der Gleichberechtigung gegangen worden wäre, der zu Gerechtigkeit führte, dann wären wir jetzt nicht Zeuge des gegenwärtigen Zustands der Welt, die wieder von Kriegen heimgesucht wird. Wenn in der Zeit der Interventionen gerecht gehandelt worden wäre, dann wären wir nicht Zeugen eines Rüstungswettlaufs geworden, Zeugen davon, wie in die Weiterentwicklung von Waffen und Soldaten investiert wurde, und Zeugen davon, wie die Streitkräfte der Welt kontinuierlich an Stärke zulegten. Wenn Gerechtigkeit etabliert worden wäre, dann wären wir weder Zeugen eines Rüstungswettlaufs um Atombomben und chemischen Waffen geworden noch davon, wie die Nationen dieser Welt mit dem Erlangen dieser irregeleiteten Ziele prahlten.
Analysieren wir mit Genauigkeit den gegenwärtigen Zustand dieser Welt, so muss mit Bedauern festgestellt werden, dass der Grundstein für einen weiteren Weltkrieg schon gelegt worden ist.
Jedes Land ist auf irgendeine Weise darin involviert, entweder einem anderen Land zu helfen oder zu schaden. Die Kriterien zur Etablierung von Gerechtigkeit werden nicht erfüllt. Täglich nehmen Konflikte zu. Es ist kein Geheimnis mehr, dass uns auf der Oberfläche eine Sicht der Dinge nahegebracht wird, hinter den Kulissen jedoch nach anderen Prioritäten und Politiken gehandelt wird. Man muss sich hier die Frage stellen, ob unter diesen Umständen, Frieden auf der Welt etabliert werden kann.
Dadurch, dass immer mehr Länder, ob klein oder groß, ein nukleares Arsenal aufbauen, steigen der Groll und die Feindseligkeit. Es ist Fakt, dass die Herzen der Menschen mit Boshaftigkeit erfüllt sind. Wir sehen, wie die Welt kopfüber in eine schreckliche Verwüstung stürzt.
Wichtiger, ja, essentieller als das Fokussieren auf das Wachstum dieser Welt, ist es, dass wir unsere Anstrengungen darin erhöhen, die Welt vor dieser Zerstörung zu bewahren.
Jede Organisation und jede Nation wird auf gefährliche Weise von ihrer Selbstsucht und Arroganz vereinnahmt und es erscheint schwierig für sie, sich von diesem Zustand zu befreien.
Deswegen bitte ich Sie – die einflussreichen Mitglieder dieses Landes – demütig, die Welt vor dem furchterregenden und gefährlichen Dilemma zu warnen, mit dem wir konfrontiert werden. Ansonsten heißt die Alternative, dass unsere nächsten Generationen nicht einer strahlenden Zukunft entgegenblicken, sondern de facto in eine düstere Ära der Weltverfinsterung eintreten.
Wer Ungerechtigkeit sät, wird Zerstörung ernten
Ausgehend von diesen Überlegungen sollten wir immer des Prinzips gewahr sein, dass man immer das erntet, was man sät. Es ist ein Naturgesetz, dass die Konsequenzen mit unseren Taten korrespondieren. Allah hat für Fortschritt und Wohlergehen des Menschen sowohl in diesem System als auch im Universum ein System etabliert, das ausbalanciert und gerecht ist. Wenn diese Balance gestört wird, dann wird die Welt zerstört. So wie wir im Heiligen Qur’an, Sure 55, Verse 8-14, lesen:
„Und den Himmel wölbte Er in der Höhe und bestimmte das Maß, dass ihr das Maß nicht überschreiten möget. So macht gerechtes Maß und kürzt das Maß nicht. Und Er hat die Erde für die Schöpfung gemacht; in ihr sind Früchte und Palmen mit Knospenbüscheln, und Korn in Hülsen und duftende Blumen. Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen?“
In diesen Versen wird das System des Universums erklärt, das in Struktur und Gang perfekt aufeinander abgestimmt ist und in makelloser Harmonie sich befindet. Der Heilige Qur’an erklärt, dass der Mensch dieses perfekte Beispiel an Balance und Harmonie übernehmen sollte. Aus diesem Grund heißt es auch im Qur’an, dass die Menschheit die Krone der Schöpfung darstellt. Wenn nun gegen dieses System rebelliert wird und das System der gerechten Balance gestört wird, wenn also nur nach persönlichen Wünschen getrachtet und dem selbstsüchtigen Ego gefolgt wird, dann muss der Mensch Unheil erleiden. Darin besteht kein Zweifel.
Deswegen gilt es, in den wechselseitigen Beziehungen eine perfekte Verbindung zu entwickeln, Harmonie zu fördern und ein gerechtes Miteinander zu etablieren. Das bestehende Maß darf nicht überschritten werden. Was immer Allah, der Allmächtige, geschaffen hat, sei es ein Lebewesen oder pflanzliches Leben, es sollte mit Gerechtigkeit und in Balance behandelt werden. Dann kann man den Lohn, den Allah gewährt, ernten.
Wir können feststellen, dass im Heiligen Qur’an selbst pflanzlichem Leben eine große Wichtigkeit beigemessen wird. Es wird beispielsweise gesondert erwähnt, dass es Bäume, Vegetation und Spreu gibt, die gebraucht werden, um Tiere zu ernähren. Hier muss erwähnt werden, dass es sehr schwierig ist, die tiefe Bedeutung eines arabischen Wortes in ein einziges Wort einer anderen Sprache zu übersetzen. Beispielsweise bezieht sich das hier als „Spreu“ übersetzte Wort aus dem Arabischen nicht nur auf trockenes Gras oder Heu, sondern vielmehr noch auf jede Art von Futter, mit dem Tiere ernährt werden, von denen wiederum der Mensch abhängig ist. Tiere unterstützen uns insofern, als wir sie als Ernährung konsumieren und für diverse andere Zwecke für unser Wohlergehen nutzen. Auf diese Weise also wurde uns gelehrt, diese Tiere auf gerechte und ausbalancierte Weise zu behandeln. Auch pflanzliches Leben ist essentiell für dieses System, es dient dem Menschen, aber auch dem Tier, von welchen der Mensch wiederum abhängig ist, zum Fortbestand. Beispielsweise nutzt der Mensch es heutzutage, um Brennstoff und Energie zu erzeugen. Deswegen sollte es klar sein, dass es dem Menschen nur Schaden kann, wenn er darin scheitert, dem naturgemäßen Equilibrium und der natürlichen Balance zu folgen.
Der oben zitierte Vers fährt fort, indem die Frage aufgeworfen wird, Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? Diejenigen, die Gottes Wohltaten leugnen, werden als beide bezeichnet. Wer sind diese beiden?
Dieses beide beinhaltet sowohl die Herrscher eines Landes als auch die Bevölkerung als Ganzes. Es beinhaltet beide, sowohl die Armen als auch die Reichen. Die westlichen Nationen, die stolz sind auf ihren Erfolg, und die weniger entwickelten Länder Afrikas und Asiens. Allah hat in aller Eindeutigkeit gesagt, dass das Übertreten der etablierten Maße der Gerechtigkeit und Balance zu vermeiden ist.
Der Gebrauch von Nuklear- und Feuerwaffen kann nur bedeuten, dass gegen Gott rebelliert wird, eine Rebellion stattfindet, die uns auf den Pfad der Zerstörung der Balance und des Equilibriums führt. Deswegen wurden wir daran erinnert, die Rechte gegenüber unseren Mitmenschen und Gott zu entrichten.
Im Heiligen Qur’an wird an einigen Stellen das Aufkommen von Atomwaffen angedeutet. Als Muslim, der an die absolute Wahrheit des Heiligen Qur’an glaubt, erinnere ich wiederholt die Welt daran, dass die extreme Feindseligkeit gegenüber anderen menschliche Werte komplett aufsaugt und so die Welt in die Zerstörung führt. Das muss vermieden werden.
Wir für unseren Teil haben das Gebet. Unablässig flehen wir Allah an, dass wir dieser Zerstörung der Welt ausweichen können.
Sie haben eine einflussreiche Stimme in dieser Welt, deswegen bitte ich Sie mit Nachdruck, ihr Volk und die Welt darüber zu informieren, dass man sich zügig Richtung Zerstörung der Welt bewegt, wenn der naturgemäßen Balance, die von Gott kreiert wurde, Hindernisse in den Weg gelegt werden. Diese Botschaft muss ferner, weiter und mit größerer Prominenz als jemals zuvor verbreitet werden.
Beschützen Sie sich und die Welt vor dieser Zerstörung.
Ich bete, mögen Sie unter denjenigen sein, die danach Streben, ohne persönliches Interesse und mit großer Anstrengung das Ziel zu verfolgen, die Schönheit der Natur aufrechtzuerhalten und eine Atmosphäre der Liebe und Zuneigung zu etablieren.
Möge Gott Sie dazu befähigen, in diesem noblen Unternehmen erfolgreich zu sein.
Zum Schluss möchte ich mich erneut dafür bedanken, dass Sie mir die Möglichkeit eingeräumt haben, zu ihnen zu reden, und dass Sie dem, was ich heute gesagt habe, zugehört haben.
Ich danke Ihnen.“
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